Schlüsselereignisse fesseln die Aufmerksamkeit von Medien und Bevölkerung. Studien haben bereits gezeigt, dass nicht nur über das Schlüsselereignis selbst häufig und detailliert berichtet wird, sondern auch vermehrt über ähnliche Ereignisse, die auf irgendeine Weise mit dem Schlüsselereignis in Verbindung stehen. Wir untersuchten, ob das Schlüsselereignis „Silvesternacht in Köln“ eine substantielle Auswirkung auf die Kriminalitätsberichterstattung der folgenden Monate hatte. Wir vermuteten, dass spezifische Attribute (Ausländer, Migrationshintergrund, Nordafrikaner oder Asylbewerber) in der Kriminalitätsberichterstattung nach „Köln“ häufiger vorkamen. Durch veränderte journalistische Selektionsentscheidungen könnten einerseits mehr Ereignisse mit Tätern dieser Attributkategorien in die Berichterstattung aufgenommen worden sein (Selektion von Ereignissen). Zusätzlich könnte das Schlüsselereignis Selektionsentscheidungen beeinflusst haben, die die Nennung von ausländerspezifischen Attributen begünstigten (Selektion von Ereignismerkmalen). Eine quantitative Inhaltsanalyse der Kriminalitätsberichterstattung konnte eine Zunahme ausländerspezifischer Attribute nachweisen. Die Befunde haben unter anderem im Kontext einer aktuellen, gesellschaftlichen Debatte Bedeutung: Der deutsche Presserat empfiehlt, dass in der Kriminalitätsberichterstattung nur dann die Nationalität der Täter vorkommen sollte, wenn es einen „begründeten Sachbezug“ zur Tat gibt. Die Präsenz ausländerspezifischer Attribute ist bedeutsam, da die wiederholte Rezeption Vorstellungen und Einstellungen von Rezipienten über Ausländer und Asylbewerber und nachfolgend die gesellschaftliche Debatte beeinflussen kann.
Die Zeitschrift enthält in der Regel vier größere Aufsätze (Forschungsberichte), dazu Personalien (Laudationes bei Geburtstagen von Fachvertretern, Berufungen, Habilitationen sowie Nachrufe) und Buchbesprechungen. Gelegentlich ist dem Heft auch eine Kolumne/Gastessay vorangestellt.
Wenn der Text von einer Täter- oder Opfergruppe handelte, dann wurden die Merkmalsausprägungen für denjenigen erhoben, der den Text dominierte. Falls alle eine gleich wichtige Rolle spielten, wurde die Erhebung auf die erste im Text vorkommende Person beschränkt.
Wir überprüften zusätzlich explorativ, ob sich die in den Hypothesen spezifizierten Effekte zwischen den drei Tageszeitungen (überregionale Qualitätszeitung, überregionale Boulevardzeitung, Zeitung aus der Region des Schlüsselereignisses) unterschiedlich stark zeigten. Um dies zu testen, berechneten wir Kreuztabellen (wie bereits in Tab. 1 beschrieben), allerdings für jede Tageszeitung separat. Leider verringerte die separate Betrachtung die Fallzahlen einer jeden Kreuztabelle erheblich. Die deskriptiven Kennwerte weisen jedoch darauf hin, dass sich ein Anstieg der relativen Häufigkeiten bei allen drei Tageszeitungen zeigte. Obwohl etwa die Süddeutsche Zeitung in absoluten Zahlen weniger häufig über „nicht-deutsche Kriminalität“ berichtete, so zeigte sich auch bei dieser Tageszeitung ein ähnlicher Anstieg der relativen Häufigkeiten. Diese zusätzlichen Analysen sollen nur als Trendbefunde interpretiert werden und können beim korrespondierenden Autor angefragt werden.
In einem weiteren Bericht über durch Zuwanderer begangene Straftaten wurde ebenfalls festgehalten, dass der Anteil von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung für das gesamte Jahr 2015 unter einem Prozent lag (vgl. Bundeskriminalamt 2016b). In den inhaltsanalytischen Daten zeigte sich hingegen sowohl im Januar als auch im Februar ein prozentueller Anteil der „Sextaten“ von 14 %.