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2014 | Buch

Die eindimensionale Organisation

Gelebte Praxis in der Arbeitsverwaltung als Perspektive der Personalentwicklung

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Über dieses Buch

​Vor dem Hintergrund organisationaler Veränderungen fragt die Fallstudie - in der Perspektive einer ethnographischen Analyse - nach der Herausbildung einer (neuen) Organisation durch soziale Praxis. Navina Roman richtet den Blick dabei exemplarisch auf ein ‚Jobcenter‘, mit dem Ziel, aus der Perspektive der Akteure die Gestaltung der Organisation Arbeitsverwaltung als ‚gelebte‘ Praxis zu untersuchen. Darüber hinaus werden mögliche Schlussfolgerungen für die Personal- und Organisationsentwicklung herausgearbeitet. Das Ergebnis macht deutlich: Entgegen der Erwartung, dass sich die Hybridität im Sinne der unterschiedlichen (organisationalen) Kulturen sowie der historischen Ablagerungen in den organisationalen Prozessen charakterisiert, führen die organisationalen Lernprozesse nicht zu dynamischen Entwicklungen, sondern sind vielmehr als Prozesse der Selbstentmachtung der Lernenden zu bezeichnen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
‚Die eindimensionale Organisation‘ lautet der Titel dieser Arbeit. Um es vorweg zu nehmen: Diese Überschrift ist im weitesten Sinne inspiriert von Marcuses 1964 erschienenem Werk ‚Der Eindimensionale Mensch – Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft‘. Der Autor konstatierte damals sowohl für die Wissenschaft als auch für den öffentlichen Diskurs ein ‚eindimensional‘ ausgerichtetes Denken, das im Rahmen einer technokratischen Herrschaftswissenschaft in Empirie und quantitatives Denken mündet. So zeichnet sich ein pessimistisches Bild einer Gesellschaft, die als Ganzes irrational ist und in der ein kritisches, mehrdimensional ausgerichtetes Denken und Handeln praktisch eingedämmt sind.
Navina Roman
2. Kontext der Untersuchung
Zusammenfassung
Selten zuvor wurde ein arbeitsmarktpolitisches Reformkonzept so umfassend angelegt und vor allem so zügig auf den Weg gebracht wie die Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt. Dabei gilt die Neuorganisation der Arbeitsverwaltung als zentraler Bestandteil der sogenannten Hartz-Reformen. So wurden die entsprechenden Neuerungen nicht zuletzt im Rekurs auf Osiander/Steinke vor der Szenerie einer Ausdifferenzierung der Arbeitsverwaltung durchgeführt. Grundlegend sind die Bundesagentur für Arbeit bzw.
Navina Roman
3. Strukturationstheoretisches Organisationsverständnis
Zusammenfassung
Während die Reformen am Arbeitsmarkt besonders die makro- und auch die mesopolitische Perspektive in den Fokus stellten, soll in der vorliegenden Analyse eine mikropolitische Sichtweise u.a. der sozialen Strukturen in der Arbeitsverwaltung eine tragende Rolle spielen. Dabei sind soziale Strukturen als Produkte des handelnden Zusammenwirkens einer Mehrzahl von Akteuren und Akteurinnen (Individuen oder auch Organisationen) zu verstehen. Doch auch die soziale Handlungspraxis wird durch soziale Strukturen geprägt, wie z. B. institutionelle Ordnungen, Regeln und Normen. Wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit vom sozialen Handeln/sozialer Praxis in Organisationen gesprochen, bleibt es nicht aus, sich theoretisch mit dem Gegenstand der Organisation zu befassen.
Navina Roman
4. Organisations- und Personalentwicklung
Zusammenfassung
In vorliegender Studie interessiert die Frage, warum die Sichtweise von Organisationen als sozialen Konstruktionen mitsamt ihrer Herausbildung von Organisations- und Verfahrensweisen Ansatzpunkte für eine Personal- und Organisationsentwicklung bieten kann. Entlang der Argumentationslinie wurde bereits festgehalten, dass es aus der für diese Arbeit elementaren Sichtweise der Dualität von Strukturen nicht ausreicht, eine Organisation auf ihre (schriftlich) fixierten Regeln bzw. auf ihre organisationalen Entscheidungen herunter zu brechen. Vielmehr werden Strukturen erst durch die Handlungspraxis der Organisationsmitglieder beschrieben und inhaltlich gefüllt. Die Ergründung von Handeln bzw. sozialer Praxis wird daher in diesem Forschungsansatz als ein Weg zur Entdeckung von Struktur gesehen. Mikropolitik soll dabei das Verständnis für die wechselseitige Konstitution von organisationalem Handeln und Strukturen generieren.
Navina Roman
5. Methodologisch-methodischer Hintergrund
Zusammenfassung
Bevor im weiteren Verlauf des vorliegenden Kapitels das Forschungsdesign detailliert erläutert wird, sollen einige Gedanken zur systematischen Datenerhebung den Weg zur empirischen Untersuchung ebnen. Zugrundegelegt wurde im theoretischen Teil der spezifische Blickwinkel der Untersuchung, gemeinsam mit seinem theoretischen Fundament – basierend auf Strukturationstheorie und Mikropolitik. Wird dieser (in Gedanken) in den Hintergrund gerückt, bleibt das ‚Gerüst‘ der Organisation Arbeitsverwaltung als solches. Anders formuliert: Begründet diese Arbeit ihren Ansatzpunkt in der Arbeitsmarktreform, findet sie bereits eine gewisse Rahmung in den Arbeitsmarktnahmen sozialen Dienstleistungen mitsamt ihren Regelungen des SGB II zur Grundsicherung für Arbeitssuchende. So liegt auch die Vorstellung nahe, auf der Ebene des Gesetzgebers nach Hinweisen auf die Organisations- und Verfahrensweisen in Arbeitsverwaltungen zu suchen, um anhand eines möglicherweise als allgemeingültig deklarierten Modells die tatsächliche und somit die ‚gelebte soziale Praxis‘ zu rekonstruieren und abzugleichen.
Navina Roman
6. Fallstudie – Träger der Grundsicherung
Zusammenfassung
Die Aussage Küppers und Ortmanns bildet treffend ab, was die grundlegende Intention dieser Forschungsarbeit ist, denn dieses Zitat lässt sich auf die Weise interpretieren, dass eine Organisation von den Akteuren mitsamt ihren Handlungen her verstanden werden sollte, sind doch Organisationen erst durch ihre Akteure und in einem weiten Rekurs auf Weick:
  • „…trotz ihrer scheinbaren Inanspruchnahme durch Fakten, Zahlen, Objektivität, Korrektheit, Verantwortlichkeit in Wahrheit voll von Subjektivität, Abstraktion, Rätseln, Erfindung und Willkür“ (Weick 1985, S. 15).
Navina Roman
7. Quantitative Befragung
Zusammenfassung
Insgesamt musste die Entwicklung des Befragungsinstruments zwei Zielen gerecht werden: Zum einen soll der Fragebogen der dieser Studie zugrundeliegenden komplexen Forschungsfrage entsprechen, zum anderen diente er im Rahmen des Projekts zur wissenschaftlichen Begleitung – insbesondere dem Steuerungskreis – dazu, anhand der deskriptiven Abbildung des ‚Status quo‘, aus der Sichtweise der Mitarbeiter die Transfer- und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren. Dabei unterliegt die Entwicklung des speziell für die ausgewählte Arbeitsverwaltung konzipierten Fragebogens den gleichen Regeln und Vorgaben, die unter anderem nach Diekmann (2007), Mummendey/Grau (2008) sowie Schnell/Hill/Esser (2005) allgemein und übergreifend Gültigkeit beanspruchen. Ausgangspunkt der Fragebogenentwicklung ist demnach die Konzeptspezifikation, denn bereits in dieser Phase müssen die Konzepte in einer Art und Weise spezifiziert und definiert werden, die sie einer Operationalisierung zugänglich machen.
Navina Roman
8. Präsentation der Ergebnisse – Deskription der Stichprobe
Zusammenfassung
Die folgenden Auswertungsschritte sollen einen ersten Überblick über die vorliegende Stichprobe sowie deren Merkmalsausprägungen verschaffen. Dabei ist von vorneherein anzumerken, dass es sich bei der erhobenen Stichprobe um einen (für quantitative Studien) äußerst kleinen Stichprobenumfang handelt. Diese wurde zudem im Vorfeld sorgfältig selektiert, um – im Zusammenhang mit dem zugrundegelegten Mixed-methods-Ansatz – einen intensiven Einblick in die ausgewählte Organisation Arbeitsverwaltung aus der Perspektive ihrer Akteure zu ermöglichen. Um nun auf der Folie der quantitativen Daten eine Darstellung der Ergebnisse zu ermöglichen und diese insbesondere auch vor dem Hintergrund der bereits in den Ausführungen zur Fallstudie dargestellten organisationalen Rahmenbedingungen zu betrachten und zu interpretieren, werden einleitend die Rücklaufwerte der quantitativen Befragung transparent gemacht.
Navina Roman
9. Ergebnispräsentation zu den drei Dimensionen
Zusammenfassung
Berekoven bezeichnet die Bereitstellung objektiver, valider und reliabler Daten als allgemeingültiges und übergreifendes Ziel aller empirischen Erhebungen (vgl. Berekoven et al. 2006, S. 87ff). Auch vor dem Hintergrund des hier neu konzipierten Befragungsinstruments, vereint mit der spezifischen – und eigens für die ausgewählte Organisation Arbeitsverwaltung – Konstruktion der Items stellt sich in einem ersten Auswertungsschritt die Frage nach der Reliabilität der in der vorliegenden Untersuchung verwendeten Skalen. Gerade für skalierte Variablen eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten der Berechnung bzw.
Navina Roman
10. Leitfadengestützte Experteninterviews mit Teamleitungen
Zusammenfassung
Wie bereits erläutert, wäre es eine drastisch verkürzte Vorstellung, die Organisation der Organisation Arbeitsverwaltung allein durch die Anzahl und Ausgestaltung der rechtlichen Normen und Artefakte als gänzlich bestimmt anzusehen. Vielmehr ist diese in Analogie zu dem Paradigma der Strukturation in enger Relation zu den unsichtbaren (verschleierten) und interpretationsbedürftigen Orientierungsmustern der Akteure zu sehen. Nach dieser Lesart beziehen sich die Organisationen und die in ihrem Kontext agierenden Akteure auf gesellschaftsweite Deutungsmuster, Regeln, Rollen und Selbstverständlichkeiten, die von den Akteuren oftmals unbewusst übernommen werden (vgl. Senge/Hellmann 2006, S. 13f). Insbesondere Ortmann et al. formulieren darüber hinaus, dass Macht auch über Normen und Deutungsschemata stattfinden kann (vgl. Ortmann et al. 1988; 1997; 1998).
Navina Roman
11. Muster gelebter organisationaler Praxis
Zusammenfassung
Der vorliegende Abschnitt kann gewissermaßen als Rahmung für die noch folgenden Kapitel dieser qualitativen Untersuchung betrachtet werden, spiegelt er doch in offenkundiger Form bereits eine Machtdimension der ‚gelebten Organisation Arbeitsverwaltung‘ wider, indem er die zentralen Punkte aufgreift, die sich anhand der Auswertung der leitfadenstrukturierten Gespräche ergeben haben. Wenngleich auch die gesamte Untersuchung konzeptionell darauf ausgelegt ist, ihre zentralen Ergebnisse auf einer mikropolitischen Folie zu betrachten, so ist sie in ihrem interpretativen Vorgehen und Deutungsschema stark durch die spezifische Mikropolitik gedacht.
Navina Roman
12. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
Bevor in diesem Teil der Untersuchung abschließend das Fazit erläutert sowie noch einmal auf die zentralen Befunde der qualitativen und quantitativen Erhebung rekurriert wird, soll einleitend eine stark verkürzte Nachzeichnung des hier verfolgten empirischen Weges mitsamt seiner verwendeten Materialsorten stattfinden. So war es das Ziel dieser Studie, empirisch anhand der alltäglichen Handlungsund Organisationsstrukturen einer exemplarischen Arbeitsverwaltung aus der ‚gelebten Praxis‘ der ‚Organisation Arbeitsverwaltung‘ sozialer Praxis bewertet werden kann. Wenngleich auch die gesamte Untersuchung konzeptionell darauf ausgerichtet war, ihre zentralen Ergebnisse auf einer mikropolitischen Folie zu betrachten, so war sie doch in ihrem interpretativen Vorgehen und Deutungsschema stark durch eine spezifische Berücksichtigung von Sozialstrukturen – die in Anlehnung an Friedberg als Machtstrukturen verstanden wurden – gekennzeichnet (vgl. Friedberg 2003, S. 97).
Navina Roman
Backmatter
Metadaten
Titel
Die eindimensionale Organisation
verfasst von
Navina Roman
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-06261-3
Print ISBN
978-3-658-06260-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-06261-3