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2022 | Buch

Die Einsamkeiten der Moderne

Eine Theorie der Modernisierung als Zeitalter der Vereinsamung

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Über dieses Buch

Die Moderne zeigt sich als ein Zeitalter zunehmender sozialer Desintegration: Säkularisierung und Rationalisierung, Urbanisierung und Globalisierung, Individualisierung und Digitalisierung machen es Gemeinschaften heute schwer. Die Moderne kommt mit erstrebenswerten Verheißungen, die sie attraktiv werden lassen, doch es gibt sie nicht kostenlos: Ihr Preis sind die eskalierenden modernen Einsamkeiten. Denis Newiak erzählt eine Kulturgeschichte der Modernisierung, die von der Industrialisierung bis zur spätmodernen Netzwerkgesellschaft immer neue und härtere Einsamkeitserfahrungen hervorbringt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Die Gemeinschaften der Vormoderne
Zusammenfassung
Wenn die Moderne als Zeitalter der Einsamkeiten verstanden werden soll, stellt sich die Frage nach den Gemeinschaften, die zu Zeiten vor Beginn der Moderne existiert haben müssten. Wie lassen sich die Erfahrungen von Gemeinschaft in Abgrenzung zu den modernen Einsamkeiten beschreiben? Und was tritt im Zuge der Modernisierung – also beim Übergangsprozess von einer der Moderne vorausgehenden Epoche (Vormoderne) zur Moderne selbst – an die Stelle des Vormodernen?.
Denis Newiak
Kapitel 2. Das Einsetzen der Modernisierung
Zusammenfassung
Warum setzt die Modernisierung ein und wodurch ist sie in ihrer Frühphase gekennzeichnet? In diesem Kapitel wird anhand kommunikationswissenschaftlicher, wissenssoziologischer und philosophischer Konzepte nachgezeichnet, wie aufgrund der im 19. Jahrhundert einsetzenden Modernisierungseffekte die vormoderne symbolische Ordnung an Bedeutung verliert und damit zu einer Krise der Gemeinschaft führen.
Denis Newiak
Kapitel 3. Orientierungslosigkeit und Verlassenheit: Die Frühmoderne
Zusammenfassung
Mit seiner Lesart einer Moderne, die sich auf das mit dem Zusammenbruch der christlichen Moralgemeinschaft einhergehenden Sinndefizit gründet, etabliert Nietzsche ein neues, von der vormodernen Deutung abweichendes Einsamkeitskonzept: In der Moderne zu leben bedeutet, den Nihilismus durchzustehen und die Krise der vormodernen Gemeinschaften zu überwinden.. Damit wird er zum Verkünder der modernen Einsamkeiten, die sich ab der Frühmoderne allmählich aufbauen. Wie werden in der Frühphase der Modernisierung diese Entwicklungen beschrieben und verstanden? Woher rühren diese spezifisch modernen Erfahrungen der Verlassenheit, die einschlägigen bis dahin unerreichten Einsamkeiten, die erst aus der modernen Lebensweise erwachsen? Wie lässt sich das Moderne anhand dieser Prozesse und anhand der aus ihr erwachsenden Einsamkeiten beschreiben? Und welche Begriffe und Konzepte findet der Modernitätsdiskurs für diese Entwicklungen?
Denis Newiak
Kapitel 4. Einsame Zeitdiagnosen der industriellen Hochmoderne
Zusammenfassung
Nach der Erfahrung der Fragilität des Kapitalismus am Schwarzen Freitag und der folgenden fatalen Weltwirtschaftskrise, der menschlichen und materiellen Verluste des globalen industrialisierten Kriegs, des Zivilisationsbruchs in den Konzentrationslagern und durch den Einsatz von Massenvernichtungswaffen, der letztlichen Disqualifikation der nationalistisch-faschistischen wie der pseudo-kommunistischen Ideologien und der sich anschließenden fragilen Neuordnung der Welt tritt die an ihre Belastungsgrenzen geratene Moderne mit der historischen Zäsur von 1945 in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einen neuen Aggregatzustand: Die hitzige Frühmoderne endet und die erkaltete Hochmoderne beginnt. Kennzeichnet die Frühmoderne eine dynamische Industrialisierung, die immense Produktivitäts- wie Vernichtungspotentiale freisetzt, ist die Hochmoderne in der abendländischen Hemisphäre zunächst von einer Phase exzessiver materieller Wohlstandsgewinne geprägt, in der sich die Versprechen der Moderne eines enttäuschungs- und sorgenfreien Lebens (insbesondere durch das Aufkommen der Büro- und Dienstleistungsgesellschaft) anfänglich zu bewahrheiten scheinen – und wird zugleich schrittweise die Wiege einer Vielzahl neuer moderner Einsamkeiten, die den so liebgewonnenen modernen Lebensstandard immer stärker überschatten, jedoch direkt aus ihm erwachsen. Die Reichtümer der Hochmoderne haben ihren Preis: die zunehmend belastende Erfahrung immer neuer Einsamkeiten, die sich ständig gegenseitig überholen und übertrumpfen.
Denis Newiak
Kapitel 5. Die Einsamkeiten der Spätmoderne
Zusammenfassung
Die beobachtbaren Zunahmen der modernen Einsamkeiten, wie sie im Verlaufe der Hochmoderne immer deutlicher hervortreten, provozieren mit fortschreitender Modernisierung eine Krise der modernen Gesellschaften, die an den sie zersetzenden Kräften zu zerbrechen drohen: Die von der Moderne produzierten Einsamkeiten drohen die Erfolge der Modernisierung zu überragen und damit das Projekt der Moderne als Ganzes zu gefährden. Das Zeitalter dieser verschärften Krise der Moderne soll daher im Folgenden Spätmoderne heißen. Durch die in ihr eskalierenden Einsamkeiten wird die Spätmoderne zum Endspiel der Modernisierung mit ungewissem Ausgang. Welche neuen Einsamkeiten hält die Spätmoderne bereit?
Denis Newiak
Kapitel 6. Leben in der Netzwerkgesellschaft und die Eskalation der spätmodernen Einsamkeiten
Zusammenfassung
Längst ist das Problem der Einsamkeiten in den spätmodernen Gegenwartsgesellschaften auch in der täglichen Berichterstattung, der Populärliteratur und im politischen Diskurs angekommen und dominiert zunehmend die Wahrnehmung der westlichen Sozialwesen vor dem Hintergrund der vielfältigen Formen sozialer Desintegration. Sozialtheoretiker und Zeitdiagnostiker charakterisieren unsere Gegenwart als ein Zeitalter, in der die Gesellschaft zu einem Netzwerk, einem komplexen Gebilde sich gleichgültig gegenüberstehender Knotenpunkte, zu verkommen droht. Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Internets ist diese Deutung der Gegenwartsgesellschaft populärer denn je. Welche Konsequenzen hat das für das Erleben moderner Einsamkeiten? Und lassen sie sich, etwa durch das bewusste Alleinsein, noch aufhalten?
Denis Newiak
Kapitel 7. Hat die Nachmoderne schon begonnen?
Zusammenfassung
Der Ausbruch von Covid-19 im Januar 2020 hat die spätmodernen Lebensnormalitäten relativ überraschend außer Kraft gesetzt und der Modernisierung einen Dämpfer verpasst. Ist mit der Corona-Krise vielleicht die Moderne an ihr Ende gekommen und schließt sich an sie nun ein neues Zeitalter an, das nach der Moderne liegt? Oder handelt es sich bei der Covid-19-Pandemie nicht viel mehr um eine (wenn auch singularäre) für die Moderne an sich typische Erscheinung, die nur innerhalb der Logik der Modernisierung zu verstehen ist und dann auch zu einer weiteren Verschärfung der Moderne führen wird? Hat die Postmoderne schon begonnen, oder leben wir weiter in einer grundsätzlich modernen Gesellschaft, auch wenn sie erneut ihre Gestalt verändert? Und was heißt das für die Einsamkeiten, die sich im Laufe der Modernisierung immer weiter verschärfen?
Denis Newiak
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Einsamkeiten der Moderne
verfasst von
Denis Newiak
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-35811-2
Print ISBN
978-3-658-35810-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35811-2