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2017 | Buch

Die Eurokrise

Analyse der europäischen Strukturkrise

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Über dieses Buch

Das Buch analysiert vor dem Hintergrund der aktuellen ökonomischen Verwerfungen die politischen Anstrengungen in der Eurokrise. In den Mittelpunkt rücken nicht nur Machtfragen und der Verlust staatlicher Souveränität. Darüber hinaus werden die wirtschaftspolitischen Strategien des Nordens und des Südens der Kritik unterzogen und die Konsequenzen des Krisenmanagements für Staaten, Regierungen und Parlamente untersucht. Die aktualisierte und erweiterte Neuauflage beleuchtet die Ursachen der europäischen Strukturkrise, gibt einen chronologischen Überblick über die bisherige Entwicklung und diskutiert den Wandel und die zukünftigen Probleme der Europäischen Union. Anhand der Ereignisse vom Beginn der Eurokrise bis zur Bewilligung des drittens Hilfspakets für Griechenland lassen sich die tektonischen Machtverschiebungen und der institutionelle Umbau in der EU verdeutlichen, die in der Bankenunion, dem Stabilitätsmechanismus und dem OMT-Programm ihren Ausdruck finden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Einleitung
Zusammenfassung
Mit Alexis Tsipras‘ Amtsantritt zu Beginn des Jahres 2015 kam es zu einer Renaissance der überwunden geglaubten Eurokrise. Trotz zahlreicher Reformpakte, die die EU gegen die Krisensymptome wappnen sollte, war die Eurozone noch immer verwundbar. Nach dem vorläufigen Höhepunkt der Eurokrise im August 2012 ergriffen die Staats- und Regierungschefs in Europa zahlreiche Maßnahmen, mit denen sie die institutionelle Architektur der Eurozone stärkten.
Falk Illing

Ursachen der Eurokrise

Frontmatter
Chapter 2. Die Wirtschaftspolitik des „artificial spending“
Zusammenfassung
Die Eurokrise resultiert aus ökonomischen und politischen Strukturproblemen, die miteinander verschmelzen und Komplikationen der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik aufdecken. Die Eurokrise ist ebenso eine Krise der Wirtschaft wie eine Krise der Politik. Die derzeitigen Verwerfungen wären aber ohne den Staat nicht aufgetreten. Der Staat ist eine treibende Kraft in dieser Krise und er hat die Wirtschaft in Mithaftung genommen.
Falk Illing
Chapter 3. Ungleichgewichte aufgrund von Wettbewerbsunterschieden
Zusammenfassung
Eine zweite Ursache der Eurokrise findet sich in den unterschiedlichen Wettbewerbspotenzialen der europäischen Staaten, die seit der Währungsunion durch eine gemeinsame Währung monetär miteinander verbunden sind. Die leistungsfähigeren Volkswirtschaften der nordeuropäischen Überschussländer und die minder wettbewerbsfähigen Ökonomien der südeuropäischen Defizitstaaten sind in dieser Theorie die Ursache der Eurokrise.
Falk Illing
Chapter 4. Staatsschulden und Finanzmärkte
Zusammenfassung
Bei einer hinreichenden Abstrahierung des Schuldenproblems der Euro-Staaten tritt folgender Widerspruch zu Tage: Es ist nicht der Staat, der über die Modalitäten seiner Finanzen und die Rückzahlung seiner Schulden verantwortlich zeichnet. Unabhängig von jeglichen Konsolidierungsanstrengungen ist die Finanzhoheit des Staates auf den Finanzmarkt übergegangen und unabhängig von Wirtschaftskraft oder Haushaltsdefizit bestimmt das Finanzmarktrating die Solvenz des Staates. Diese Differenzierung ist für die Staaten der Eurozone von großer Bedeutung.
Falk Illing
Chapter 5. Institutionelle Hemmnisse auf europäischer Ebene
Zusammenfassung
Die volkswirtschaftlichen und fiskalischen Ungleichgewichte stellen Strukturprobleme der europäischen Wirtschafts- und Fiskalarchitektur dar, welche durch fehlende institutionelle Verschränkungen in der EU befördert wurden. Komplikationen erwachsen aus der vorangeschrittenen Verflechtung im monetären Sektor, welche nicht durch entsprechende Kooperation in den anderen Teilbereichen flankiert wird.
Falk Illing
Chapter 6. Griechenland als Sonderfall und Katalysator
Zusammenfassung
Mit Blick auf die strukturellen Fliehkräfte in der Euro-Zone fällt der besondere Status Griechenlands ins Auge. Nicht nur der außergewöhnlich hohe Schuldenstand Hellas, sondern ebenso die schwache Ökonomie und die provinziell anmutenden Staatsstrukturen machen das Land zu einer Ausnahme in der Euro-Zone. Aufgrund dieser Parameter und besonderer Ausgangsbedingungen stiegen die Zinsen für das Land im Zuge der Finanzkrise abrupt an und erschwerten die Refinanzierung des defizitären Staates.
Falk Illing
Chapter 7. Finanzverflechtungen Banken – Staat
Zusammenfassung
Zwischen dem Finanzsystem und den Staaten besteht, wie bereits in den Ausführungen zum artificial spending dargelegt, eine enge Verbindung. Die Banken stellen die Schnittstelle beider Systeme dar. Aufgrund der Finanzverflechtungen der Banken und den Staaten besteht eine wechselseitige Abhängigkeit, wodurch Probleme der einen Sphäre zu Komplikationen in der anderen führen können.
Falk Illing
Chapter 8. Zwischenfazit: Die Eurokrise als Strukturkrise des Staates
Zusammenfassung
In der Eurokrise vereinen sich nationale und supranationale sowie politische und ökonomische Elemente miteinander. Die strukturellen Probleme finden sich auf der Ebene der Staaten und auf der Makro-Ebene der EU. Neben die fehlende Wettbewerbsfähigkeit und überschuldeten Staatshaushalte einzelner Länder treten institutionelle Hemmnisse, die einer Konsolidierung entgegenstehen.
Falk Illing

Die Entwicklung der Euro-Krise seit 2009

Frontmatter
Chapter 9. Ausbruch der Eurokrise 2009-2010
Zusammenfassung
Der 9. Dezember 2009 markiert den Beginn der Eurokrise. Wenige Monate nach dem Ausklingen der letzten weltwirtschaftlichen Rezession, die an die Bankenkrise von 2007 anschloss, entwickelte sich in Europa durch die bevorstehende Zahlungsunfähigkeit der Hellenen die nächste Krise. Griechenland hatte sich in den Jahren seit der Aufnahme in die EU sukzessive verschuldet und einen Schuldenstand von 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angehäuft.
Falk Illing
Chapter 10. Vertiefung der Eurokrise 2010-2011
Zusammenfassung
Die finanziellen Komplikationen der Eurostaaten – allen voran der späteren Kreditnehmer Irlands und Portugals – forderten die Einführung eines institutionellen Rettungsmechanismus. Bilaterale Kreditzusagen wie im Falle Griechenlands erachteten die Staats- und Regierungschefs langfristig als nicht tragfähig, weshalb sie mit dem provisorischen Stabilitätsmechanismus und der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) ein gemeinsames gesamteuropäisches Finanzierungssystem etablierten.
Falk Illing
Chapter 11. Voranschreitende Destabilisierung der Union 2011-2012
Zusammenfassung
Um den Krisenursachen zu begegnen und die makroökonomischen Ungleichgewichten abzubauen, ersann die Europäische Kommission bereits im September 2010 eine Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Die Bezeichnung „Six Pack“ bezieht sich auf die insgesamt sechs Gesetzentwürfe der Kommission, die schließlich am 13. Dezember 2011 in Kraft traten.
Falk Illing
Chapter 12. Der Höhepunkt der Eurokrise im August 2012
Zusammenfassung
Griechenland stand im August 2012 erneut vor der Insolvenz. Es schien, als ob alle Anstrengungen der Euro-Länder und des IWF vergebens gewesen wären. Nicht nur Hellas, sondern auch weitere Länder wie Italien und Spanien wurden in den Strudel der Eurokrise gezogen. Der August des Jahres 2012 entwickelte sich zum Höhepunkt der europäischen Strukturkrise und barg genügend Potenzial, um die Eurozone nicht nur in ihren Grundzügen zu erschüttern, sondern auseinanderbrechen zu lassen.
Falk Illing
Chapter 13. Stabilisierung und Normalisierung ab September 2012
Zusammenfassung
Als Ursache der Eurokrise führten institutionelle Hemmnisse des EU-Regelwerks zu fehlender fiskalpolitischer Koordination zwischen den Mitgliedsstaaten und budgetären Ungleichgewichten. Obwohl die Konvergenzkriterien von den Regierungen eine strenge Haushaltspolitik verlangen, gelang es nicht, die Staatsausgaben auf das in den Maastricht-Kriterien definierte Maß zu beschränken.
Falk Illing
Chapter 14. Schritte zur Bankenunion ab 2013
Zusammenfassung
Ein wiederkehrendes Krisenelement der Verwerfungen im Euroraum findet sich in der wechselseitigen finanziellen Verflechtung zwischen den Banken und den Staaten: In der Eurokrise sitzen beide in einem Boot. Der Wertverlust der Staatsanleihen führt zu bilanziellen Wertverlusten bei den Banken, zu deren Stützung die Staaten Kredite aufnehmen müssen.
Falk Illing
Chapter 15. Krisenmanagement der EZB seit 2014
Zusammenfassung
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit stützt die EZB den griechischen Staat und weitere Länder im Süden Europas durch ihre Geldpolitik. Während die von den Staats- und Regierungschefs zu beschließenden Hilfsprogramme für Griechenland eine große Öffentlichkeitswirksamkeit entfalten, verhindert die Zentralbank mit dem Kauf von Staatsanleihen und Notkrediten (ELA) die Insolvenz Griechenlands, ohne dass dieses Krisenmanagement im nennenswerten Maße publik wird.
Falk Illing
Chapter 16. Konzentration der Krise auf Griechenland seit 2015
Zusammenfassung
Das Wiedererstarken der Zerfallserscheinungen des Euroraums zu Beginn des Jahres 2015 beruhte nur zu einem geringen Anteil auf der angeblich gestiegenen Schuldenlast Griechenlands. Gewichtiger war der politischen Kurswechsel der griechischen Regierung nach der Wahl, das auslaufende Hilfsprogramm und das Vorpreschen der Bundesregierung gegen den Wahlgewinner Alexis Tsipras. Nachdem die Schulden im Jahr 2014 geringfügig angestiegen waren, sanken sie 2015 aufgrund von Primärüberschüssen wieder ab. Es bestand kein Anlass aufgrund der Verschuldung einen Bruch der Eurozone zu prognostizieren.
Falk Illing

Folgen der Eurokrise

Frontmatter
Chapter 17. Machtkämpfe
Zusammenfassung
Die Hauptkonfliktlinie beim Management der Eurokrise zieht sich entlang der geld-, fiskal- und wirtschaftspolitischen Gestaltung des Euro-Raums. Seit Beginn der Krise lassen sich die Kontrahenten unterscheiden zwischen der Gruppe der an der Geldwertstabilität orientierten Staaten einerseits und den Ländern mit einer Präferenz einer für die Zwecke des Wirtschaftswachstums eingesetzten Geldpolitik andererseits.
Falk Illing
Chapter 18. Die politische Kultur
Zusammenfassung
Mit voranschreitender Dauer der Schuldenkrise nahm das Krisenmanagement Einfluss auf die politische Kultur Europas, denn der Ton in der europäischen Politik wurde rauer. Die Kluft, welche zwischen den Völkern aufriss, folgte jener Diskrepanz, welche bereits die Regierungen in ökonomische Lager teilte. Spiegelbildlich zu den konkurrierenden wirtschaftspolitischen Strategien der Länder prägten sich bei den Bürgern Klischees und Vorurteile gegen die europäischen Nachbarn aus. Den Machtkämpfen auf gouvernementaler Ebene folgten Verstimmungen der Staatsangehörigen.
Falk Illing
Chapter 19. Über den Umbau der Wirtschaftsordnung zur Vollkasko-Ökonomie
Zusammenfassung
Rettungsschirme, Eingriffe in die Souveränität von Staaten und eine zunehmende Intensität staatlichen Engagements zur Aufrechterhaltung der überkommenen Ökonomie führen den Euro-Raum in das Grenzgebiet der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur. Mit der voranschreitenden Krise – so scheint es – verlässt die Politik den Boden der traditionellen Marktwirtschaft und nähert sich dem angrenzenden nicht-marktwirtschaftlichen Raum. „Schon mehren sich die Stimmen, die zwischen Milliardenhilfen für private Banken und deren endgültiger Verstaatlichung keinen großen Unterschied mehr sehen.“
Falk Illing
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Eurokrise
verfasst von
Falk Illing
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-09541-3
Print ISBN
978-3-658-09540-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-09541-3