Zusammenfassung
Der Beitrag untersucht das Fossil-Fuel-Divestment in Deutschland und fragt nach dort entwickelten Frames der beteiligten Akteur/innen aus Aktivist/innen, NGOs und Finanzwelt. Bekräftigt durch die Pariser Klimakonferenz 2015 nahm die globale Mobilisierung an Fahrt auf. Städte, Versicherungen, Pensionsfonds und andere öffentliche und private Institutionen sind aufgefordert, ihre Vermögen aus Unternehmen, involviert in Extraktion, Verarbeitung und Vertrieb fossiler Energien, abzuziehen. Der Beitrag skizziert die gegenwärtige Fossil-Fuel-Divestment-Bewegung, ihre Entwicklung in Deutschland und ihren Entstehungskontext. Unter Rückgriff auf den bewegungsanalytischen Framing-Ansatz und auf Basis qualitativer Interviews und Fokusgruppen analysieren wir die kollektiven Deutungsrahmen (frames) der Bewegung und der involvierten Finanzakteur/innen, überwiegend aus dem Nachhaltigkeitssegment. Divestment generiert eine geteilte Problemwahrnehmung über multiple Akteursgruppen hinweg, die die fossilen Geschäftsmodelle, ihre Finanzierung und die Rolle von Investor/innen für die Klimakrise ins Zentrum der Kritik rückt. Investor/innen werden zugleich als ‚Teil der Lösung‘ gerahmt, wobei sich Deutungskämpfe über das ‚wie‘ abzeichnen. Die Analyse zeigt Ansätze neuer Konfrontationslinien und Allianzbildungen zwischen Klimabewegung und Finanzmarkt und damit verbundene Widersprüche auf. Im zweiten Teil arbeiten wir heraus, wie die Protagonist/innen aktiv Beziehungen zwischen ökologischem (De-)Investment und Stabilisierung von Finanzpraktiken herstellen. Die Bewegung übersetzt die globale Erwärmung als Risiko- und Stabilitätsproblem in die Finanzsphäre und prägt die Wahrnehmung klimabezogener Risiken mit.