2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die frühe Dangwai-Bewegung
verfasst von : Stefan Fleischauer
Erschienen in: Der Traum von der eigenen Nation
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Zu Beginn der 70er Jahre wurde das ROC-Regime mit einer Reihe von Krisen konfrontiert, die eine De Stabilisierung des Regimes befürchten ließen. Die erste große diplomatische Niederlage erfolgte im so genannten
Diaoyutai
-Konflikt. Die
Diaoyutai
(japanisch:
Senkaku)
, eine ca. 120 Seemeilen nordöstlich von Taiwan gelegene Inselgruppe von acht kleinen Inseln, gehörte zu den Territorien, welche die Qing-Dynastie im Vertrag von Shimonoseki 1895 an Japan abgetreten hatte. Nach 1945 wurden die unbewohnten Inseln zunächst unter die Treuhand-Verwaltung der USA gestellt. Sowohl die Volksrepublik China, die ROC auf Taiwan und Japan erhoben in der Folgezeit Herrschaftsansprüche auf die Inseln. Hierbei waren vor allem ökonomische Interessen von Bedeutung: Neben reichen Fischgründen wurden seit Ende der 60er Jahre Erdölvorkommen vermutet. Im August 1970 bekräftigte Japan daher seinen Herrschaftsanspruch und vertrieb mit Booten der Küstenwache chinesische Fischerboote aus den Gewässern. Auf Taiwan führte der Disput um die
Diaoyutai-
Inseln zu einer propagandistisch geschürten Welle der patriotischen Empörung, die naturgemäß eine anti-japanische Spitze hatte. An Universitäten bildete sich eine „Bewegung zum Schutz der
Diaoyutaf
“ und in der Zeitschrift
Daxue/The Intellectual
erschien im April 1971 ein gemeinsamer Aufruf von 93 Gelehrten und Unternehmern, die in aller Schärfe gegen das Vordringen von fremden Mächten in chinesisches Territorium protestierten. Für das KMT-Regime war der politische Schaden daher enorm, als die USA 1971 den japanischen Anspruch anerkannten und die Inselgruppe offiziell japanischer Souveränität unterstellten. Es hatte sich erwiesen, dass die ROC mit ihrem Alleinvertretungsanspruch über Gesamtchina offenbar nicht in der Lage war, chinesische Interessen international durchzusetzen.