Obwohl die Gestaltung der Einwanderungspolitik auf europäischer Ebene umfassend erforscht worden ist, wurde der Bereich der Asylpolitik der EU-Mitgliedstaaten aus den mittel- und osteuropäischen Ländern, die der EU 2004 beigetreten sind, bisher weniger intensiv analysiert. Dieses Kapitel befasst sich mit der Gestaltung der Einwanderungspolitik in Estland von 1991 bis 2019. Es werden die Etablierung des einwanderungspolitischen Rahmens und die Debatten um Migration analysiert. Die qualitative Fallstudie zeigt, dass es in der estnischen Einwanderungspolitik drei Schlüsselthemen gab, die die politischen Debatten und die Gesetzgebung geprägt haben. Das Thema der Souveränität, der Erhalt der estnischen Kultur und die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung bestimmen weiterhin die Narrative der estnischen Einwanderungspolitik.
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Um die politischen Diskussionen zum Thema Einwanderungspolitik zu verfolgen, wurde eine Stichwortsuche in der Datenbank der Wortprotokolle des estnischen Parlaments durchgeführt. Zu den Stichwörtern gehörten Einwanderung, Einwanderungspolitik und Migrationspolitik. Insgesamt wurden 91 Transkripte aus den Jahren 1990 bis 2019 ausgewertet. Dazu gehörten Gesetzgebungsverfahren, Informationsveranstaltungen mit Regierungsvertretern, Diskussionen über national wichtige Fragen und andere Präsentationen.
Daten von der estnischen Polizei- und Grenzschutzbehörde im Juni 2020. Diese Zahl umfasst nicht die Flüchtlinge, die 2016 im Rahmen des europäischen Migrationsprogramms aufgenommen wurden.