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2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Die Haftung der Lohnsteuerhilfevereine (§ 25 StBerG)

verfasst von : Axel Schmucker, Uwe Rauhöft

Erschienen in: Das Recht der Lohnsteuerhilfevereine

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

§ 25 Abs. 1 StBerG normiert, dass die Haftung des Vereins für das Verschulden seiner Organe und Angestellten bei der Hilfeleistung in Steuersachen nicht ausgeschlossen werden kann. Im Umkehrschluss ergibt sich aus dieser Bestimmung, dass Lohnsteuerhilfevereine wie jede andere natürliche oder juristische Person aufgrund der allgemeinen zivilrechtlichen Bestimmungen für Pflichtverletzungen oder unerlaubte Handlungen und den daraus entstehenden Schaden haften. In der Praxis ist dies insbesondere bedeutsam für die Haftung bei fehlerhafter steuerlicher Beratung. Die Tätigkeit des Vereins gegenüber seinen Mitgliedern ist „als vereinsrechtlich geprägter Geschäftsbesorgungsvertrag in der Form eines Dienstvertrages zu qualifizieren“ (vgl. Goez 2012, § 25, Rz. 2). Lohnsteuerhilfevereine sind im Rahmen ihrer Beratungsbefugnis wie ein Steuerberater verpflichtet, die Mitglieder umfassend zu beraten und sie über alle bedeutsamen steuerrechtlichen Angelegenheiten und deren Folgen zu unterrichten. Dazu gehört auch die Beratung über die Möglichkeit der Einzel- oder Zusammenveranlagung sowie deren jeweilige Vor- und Nachteile sowie finanzielle Auswirkungen. Dabei haben die Lohnsteuerhilfevereine auch die Pflicht, die Mitglieder möglichst vor Schaden zu bewahren. Sie haben deshalb den sichersten Weg zum erstrebten steuerlichen Ziel aufzuzeigen und sachgerechte Vorschläge zur Verwirklichung zu unterbreiten. Umgekehrt trifft die Mitglieder des Vereins die Pflicht, den zuständigen Beratungsstellenleiter des Lohnsteuerhilfevereins über alle relevanten Umstände vollständig und wahrheitsgemäß zu unterrichten. Liegen dem steuerlichen Berater keine wesentlichen Informationen über steuererhebliche Tatsachen vor, so muss er auf entsprechenden Anlass hin sachverhaltsaufklärend und –ermittelnd tätig werden. Weiter trifft den Lohnsteuerhilfeverein auch die Pflicht, die pünktliche Abgabe der Steuererklärung mit Rat und Tat zu fördern. Bei schuldhafter Verletzung dieser Pflicht kann eine Haftung des Vereins nach § 280 BGB auf Schadensersatz begründet sein (vgl. Schmucker, § 25 StBerG, Rz. 4).

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Fußnoten
1
Vgl. AG Neustadt/Wstr., Urteil vom 17.05.2006, 4 C 324/05, n.v.
 
2
Vgl. LG Frankenthal, Urteil vom 30.05.2012, 4 O 79/12, n.v.
 
3
Vgl. LG Frankenthal, Urt. v. 05.10.2016, 4 O 227/16, n.v.
 
4
Umgekehrt trifft aber auch das Mitglied die Pflicht, dem Lohnsteuerhilfeverein alle steuerlich relevanten Belege rechtzeitig und vollständig vorzulegen und im Rahmen des Beratungsgespräches richtige Angaben zu machen. Andernfalls kann das Mitglied im Fall eines Schadens ein erhebliches Mitverschulden nach § 254 BGB treffen.
 
5
Vgl. LG Frankenthal, Urteil vom 30.11.2011, 2 S. 197/11, n.v.
 
6
Zu den Informationspflichten des Mandanten vgl. auch BGH NJW 1999, 1391.
 
7
Vgl. LG Leipzig, Urt. v. 04.05.2016, 3 O 1289/13, juris.
 
8
Teilweise auch als „Differenzhypothese“ bezeichnet, vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, Vorb. vor § 249, Rz. 9.
 
9
Vgl. LG Frankenthal, Urteil vom 01.07.2009, 4 O 124/07, n.v.
 
10
So auch BGH NJW 99,3712; BGH NJW 2006, 499; vgl. auch Goez in Kuhls u. a., Kommentar zum Steuerberatungsgesetz, § 67, Rz. 10 m.w.N.
 
11
Vgl. OLG Koblenz, Urteil vom 19.08.2010, 5 U 247/10, DStR 2011, 641.
 
12
Vgl. LG Frankenthal, Urteil vom 01.07.2009, Az.: 4 O 124/07 unter Hinweis auf BGHZ 155, 354 ff.
 
13
Vgl. LG Leipzig, Urt. v. 04.05.2016, 3 O 1289/13, juris.
 
14
Vgl. LG Leipzig, Urt. v. 04.05.2016, 3 O 1289/13, juris.
 
15
Vgl. zur alten Rechtslage ausführlich Goez in Kuhls/Meurers/Maxl, StBerG, 2. Aufl. § 68, Rz. 2 ff.
 
16
Im Ergebnis führte dies zu einer erheblichen Abkürzung der allgemeinen Verjährungsfristen, vgl. dazu BGHZ 96, 290,296.
 
17
Vgl. BStBl 1991 I S. 74.
 
18
Vgl. BGBl. I 2004, 3214.
 
19
Vgl. Koslowski, StBerG, § 25, Rz. 8, sowie zur alten Rechtslage noch Goez in Kuhls/Meurers/Maxl, StBerG, 2. Aufl., § 25, Rz. 24.
 
20
Vgl. OLG München, NJW 1988, 1030.
 
21
Vgl. AG Kassel, Urteil vom 13.05.2003, 424 C 6572/02 unter Hinweis auf Palandt/Heinrichs, 59. Aufl., § 198, Rz. 10.
 
22
Vgl. BGHZ 100, 228,231.
 
23
Vgl. BGH NJW-RR 2000, 647, 648.
 
24
Vgl. BGH NJW 2002, 1414; Kammergericht, Anwaltsblatt 1991, 209.
 
25
Vgl. BGH NJW 1998, 1488, 1489.
 
26
Vgl. BGH Urteil vom 03.02.2011, IX ZR 183/08 = DStR 2011, 1050.
 
27
Vgl. BGH DStRE 2011, 461.
 
28
Vgl. BGH BRAK-Mitt. 2008, 114.
 
29
Vgl. BGH NJW 1990, 176, 179; OLG Frankfurt, NJW-RR 1996, 21.
 
30
So sind die Vorschriften über allgemeine Geschäftsbedingungen auch nicht auf Gemeinschaftsordnungen oder sportliche Regelwerke anwendbar, vgl. Palandt/Heinrichs, (2008), BGB, § 305, Rz. 4.
 
31
So auch LG Frankenthal, Urteil vom 04.07.2007. 4 O 113/07, AG Kassel, Urteil vom 13.05.2003, 424 C 6572/02.
 
32
Vgl. LG Frankenthal, Urteil vom 28.10.2009, 4 0 5/09 unter Hinweis auf OLG Zweibrücken, Beschluss vom 22.07.2008, 2 U 4/07; LG Frankenthal, Urt. v. 12.08.2015, 4 O 214/15 n.v.
 
33
Nach altem Recht bei der Anwaltshaftung sogar lediglich zwei Jahre.
 
34
Vgl. dazu BGH NJW 1987, 326; BGH Deutsches Steuerrecht 1991, 1329; Kuhls in Kuhls/Meurers/Maxl, StBerG, 2. Aufl. § 68, Rz. 16 ff.
 
35
So auch AG Kassel, Urteil vom 13.05.2003, 424 C 6572/02; LG Frankenthal, Urteil vom 04.07.2007, 4 O 113/07; OLG Zweibrücken, Beschluss vom 22.07.2008, 2 U 4/07.
 
36
So bereits Späth in Bonner Handbuch der Steuerberatung, § 25 StBerG, Rz. B275.5; ebenso AG Neustadt, Urteil vom 06.07.2005, 1 C 30/05; AG Kassel, Urteil vom 13.05.2003, 424 C 6572/02; LG Frankenthal, Urteil vom 04.07.2007, 4 O 113/07; OLG Zweibrücken, Beschluss vom 22.07.2008, 2 U 4/07.
 
37
a. A. etwa noch Goez in Kuhls/Meurers/Maxl, StBerG, 2. Aufl., § 26, Rz. 29.
 
38
So aber Goez in Kuhls u. a., StBerG, § 26, Rz. 29; wie hier Schmucker, Bonner Handbuch der Steuerberatung, § 25 StBerG, Rz. 28; ebenso AG Neustadt, Urteil vom 06.07.2005, Az.: 1 C 30/05; AG Kassel, Urteil vom 13.05.2003, Az.: 424 C 6572/02; LG Frankenthal, Urteil vom 04.07.2007, Az.: 4 O 113/07; OLG Zweibrücken, Beschluss vom 22.07.2008, Az.: 2 U 4/07; dieses Argument wird von der Rechtsprechung im Übrigen auch benutzt, um – wie bei Wirtschaftsprüfern – eine Sekundärhaftung abzulehnen.
 
39
Gerade größere Lohnsteuerhilfevereine verfügen oftmals über eine Schadens- oder Rechtsabteilung, die sich mit der Abwicklung von Schadensmeldungen befasst.
 
40
Vgl. LG München II, Beschluss vom 17.11.1999, 13 O 4582/99; LG Meiningen, Beschluss vom 17.03.2003, 2 O 1519/02; AG Hamburg, Beschluss vom 02.05.2006, 7 a C 62/06; LG Dessau, Beschluss vom 01.03.2007, 6 O 47/07; AG Esslingen, Beschluss vom 05.05.2009, 4 C 294/09; AG Weilheim, Beschluss vom 14.07.09, 2 C 614/09; AG Koblenz, Beschl. v. 28.01.2011, 163 C 3038/10; LG Arnsberg, Beschl. v. 13.08.2018, I-2 O 303/18.
 
41
Vgl. AG Erkelenz, Beschluss vom 13.09.2001, 15 C 315/01; AG Aachen, Beschluss vom 15.09.2004, 8 C 281/04; AG Hamburg, Beschluss vom 02.05.2006, 7 a C 62/06; LG Berlin, Beschluss vom 31.01.2007, 11 O 445/06.
 
42
Vgl. LG München II, Beschluss vom 17.11.1999, 13 O 4582/99; LG Dessau, Beschluss vom 01.03.2007, 6 O 47/07; LG Berlin, Beschluss vom 31.01.2007, 11 O 445/06.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Gehre, H., Koslowski, G. (2009). Steuerberatungsgesetz (6. Aufl.). München: C.H. Beck. Gehre, H., Koslowski, G. (2009). Steuerberatungsgesetz (6. Aufl.). München: C.H. Beck.
Zurück zum Zitat Goez, C. (2004). In C. Kuhls, T. Meurers P., Maxl (Hrsg.), Steuerberatungsgesetz (2. Aufl.). Herne/Berlin: NWB. Goez, C. (2004). In C. Kuhls, T. Meurers P., Maxl (Hrsg.), Steuerberatungsgesetz (2. Aufl.). Herne/Berlin: NWB.
Zurück zum Zitat Goez, C. (2012). In C. Kuhls et al. (Hrsg.), Kommentar zum Steuerberatungsgesetz (3. Aufl.). Herne: NWB. Goez, C. (2012). In C. Kuhls et al. (Hrsg.), Kommentar zum Steuerberatungsgesetz (3. Aufl.). Herne: NWB.
Zurück zum Zitat Grothe, H. (2010). Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (5. Aufl.). München: C.H. Beck. Grothe, H. (2010). Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (5. Aufl.). München: C.H. Beck.
Zurück zum Zitat Koslowski, G. (2015). Steuerberatungsgesetz (7. Aufl.). München: C.H. Beck. Koslowski, G. (2015). Steuerberatungsgesetz (7. Aufl.). München: C.H. Beck.
Zurück zum Zitat Oetker, H. (2010). Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (5. Aufl.). München: C.H. Beck. Oetker, H. (2010). Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (5. Aufl.). München: C.H. Beck.
Zurück zum Zitat Palandt, (2008). Bürgerliches Gesetzbuch (67. Aufl.). München: C.H. Beck. Palandt, (2008). Bürgerliches Gesetzbuch (67. Aufl.). München: C.H. Beck.
Zurück zum Zitat Reichert, B. (2018). Vereins- und Verbandsrecht (14. Aufl.). München: Luchterhand. Reichert, B. (2018). Vereins- und Verbandsrecht (14. Aufl.). München: Luchterhand.
Zurück zum Zitat Schmucker, A. (1994 ff). Bonner Handbuch der Steuerberatung. Bonn: Stollfuß. Schmucker, A. (1994 ff). Bonner Handbuch der Steuerberatung. Bonn: Stollfuß.
Metadaten
Titel
Die Haftung der Lohnsteuerhilfevereine (§ 25 StBerG)
verfasst von
Axel Schmucker
Uwe Rauhöft
Copyright-Jahr
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-25881-8_9