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2017 | Buch

Die Idee der Wissenschaft

Ihr Schicksal in Physik, Rechtswissenschaft und Theologie

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Über dieses Buch

Dieses Buch setzt sich mit der Idee der Wissenschaft und ihrem Wandel im Laufe der Geschichte auseinander. Aristoteles steht für den Anfang dieser Idee, die in der Geistesgeschichte der westlichen Welt durchgängig lebendig war und letztlich zu unserer modernen Welt geführt hat. Demnach ist Wissenschaft ein Gedankengebäude mit einer bestimmten Architektur: ein Netz von Aussagen, deren Struktur sich letztlich aus wenigen, nicht zu begründenden Grundsätzen ergibt.

Wie hat sich diese Idee im Laufe der Geschichte weiter entwickelt? Was sollte man heute in einem solchen Gedankengebäude für die Begriffe, Grundaussagen, Begründungen und folgenden Aussagen fordern, wenn man von einer Wissenschaft redet?

Der Autor beleuchtet diese Fragen und gibt mögliche Antworten für drei verschiedene Gebiete: die Physik, die Rechtswissenschaft und die christliche Theologie, denn in allen dreien gibt es eine lange Tradition, sich mit dieser Idee der Wissenschaft auseinander zu setzen.

„Die Idee der Wissenschaft“ richtet sich an alle, die sich für den Wissenschaftsbegriff interessieren. Klar und prägnant geschrieben, liefert es Wissenswertes und Anregung für die Auseinandersetzung mit der Frage, was eine Wissenschaft ausmacht.

Über den Autor

Josef Honerkamp hat mehr als 30 Jahre als Professor für Theoretische Physik gelehrt und auf den Gebieten Quantenfeldtheorien, Statistische Mechanik, Nichtlineare Systeme und Stochastische Dynamische Systeme in Bonn und Freiburg geforscht. In seiner Freizeit verfasst er Lehr- und Sachbücher.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Die Idee der Wissenschaft
Zusammenfassung
Alle schätzen die Wissenschaft. Der Staat fördert wissenschaftliche Organisationen und Universitäten, Politik und Industrie legen sich wissenschaftliche Beiräte zu. Die Ausbildung an wissenschaftlichen Hochschulen verspricht bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und engagierte junge Menschen träumen von einer Karriere in der Wissenschaft.
Alle Gebiete, in denen Wissen irgendeiner Art gewonnen, geflegt und tradiert wird, wollen heute auch als Wissenschaft bezeichnet werden. So wurde aus jeder Kunde eine Wissenschaft – aus der Volkskunde die Ethnologie, aus der Pflanzenkunde die Botanik und aus der Materialkunde die Materialwissenschaft. Es gibt mittlerweile die Theaterwissenschaft, die Pflegewissenschaft und die Therapiewissenschaft. Die meisten kennen nicht einmal mehr den Begriff „Kunde“ als „von etwas Kunde haben“, nur noch eine Kundin oder einen Kunden als einen Käufer einer Ware oder einer Dienstleistung.
Was ist eigentlich eine Wissenschaft? Wie alt ist die Idee einer solchen, und woher kommt diese? Welche Geschichte hat sie? Da heute, und eigentlich auch schon seit dem 19. Jahrhundert, so viel von einem wissenschaftlichen Zeitalter geredet wird, könnten manche meinen, der Begriff der Wissenschaft wäre eine Errungenschaft der Neuzeit. Aber das ist keineswegs der Fall.
Josef Honerkamp
2. Die Elemente von Begründungsnetzen
Zusammenfassung
In Begründungsnetzen kann man jeweils vier Elemente ausmachen: die Begriffe, die Aussagen, die Prämissen und die Art der Schlussfolgerungen. Diese vier Elemente sollen hier eingehender diskutiert werden, und zwar im Hinblick auf ihre allgemeinen Aspekte, die für alle weiteren Kapitel, die sich mit Begründungsnetzen in bestimmten Wissensgebieten beschäftigen, relevant sein können.
Josef Honerkamp
3. Physikalische Theorien als Begründungsnetze
Zusammenfassung
Erst 2000 Jahre nach dem Höhepunkt antiker, insbesondere hellenistischer Wissenschaft (Russo 2005) zeigt diese Art, zu denken und zu begründen, ihre ersten Früchte auf dem Gebiet der Naturforschung. Warum es so lange dauerte, dass die Höhe der antiken Kultur nicht gehalten werden und während all der Jahrhunderte eine Anknüpfung an diese auch nicht gelingen konnte, ist andernorts sehr ausführlich diskutiert worden (Cohen 2010). Erst im 12. Jahrhundert begann eine Renaissance des antiken Geistes, die sich nach und nach auf immer mehr Gebiete des geistigen Lebens ausbreitete, und es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie auch die Naturforschung erreichte.
Josef Honerkamp
4. Begründungsnetze in der Rechtswissenschaft
Zusammenfassung
Die in Kap. 3 ausgeführten Überlegungen zur Systematik der physikalischen Theorien lassen erkennen, dass physikalische Theorien in transparentester Form die Idee eines aristotelischen Begründungsnetzwerks verkörpern, und zwar in idealer Form, sodass man sie sogar als axiomatisch‐deduktive Systeme ansehen kann. Überdies lässt sich hier die Frage nach der Bestimmung der Axiome bzw. Grundannahmen in einer Weise beantworten, die Aristoteles nicht vorhersehen konnte: Aus Aussagen, die wahr sind im Sinne der Übereinstimmung mit den Tatsachen, werden durch Induktion abstraktere und allgemeinere Prinzipien oder Grundannahmen gebildet, die sich dadurch rechtfertigen müssen, dass sich aus ihnen wiederum die wahren Aussagen logisch ableiten lassen. In solchen Prämissen findet somit die Wahrheit der Aussagen über nachprüfbare Fakten ihre konzentrierteste Form. Aus diesen lassen sich dann auch neue Aussagen und damit Voraussagen gewinnen. Nicht ohne Grund wird die Physik als ein Idealbild einer Wissenschaft angesehen, und die frühen Bemühungen um eine Wissenschaftstheorie haben sich vorwiegend an der Physik abgearbeitet.
Josef Honerkamp
5. Christliche Theologie als Begründungsnetz
Zusammenfassung
In diesem Kapitel soll untersucht werden, in welcher Form die christliche Theologie ein Begründungsnetzwerk ist und ob sie als eine Wissenschaft angesehen werden kann. Manche werden es heute absurd finden, die christliche Theologie als Wissenschaft bezeichnen zu wollen, andere wiederum finden es tendenziös oder dem Zeitgeist geschuldet, wenn man die Wissenschaftlichkeit der Theologie in Zweifel zieht und dabei auch noch die Frage stellen würde, ob die Theologie heute noch eine Existenzberechtigung an einer wissenschaftlichen Hochschule hat.
Tendenziös oder dem Zeitgeist geschuldet ist diese Frage nach der Wissenschaftlichkeit allerdings keineswegs, denn der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit wie der Zweifel daran ist in der Theologie selbst so alt wie die Institution der Universität. Die Gründung der ersten Universitäten geschah in einer Zeit, als die Werke der griechischen Philosophen nach und nach in lateinischer Übersetzung in Westeuropa zugänglich wurden. Mit einer umfassenden Rezeption dieser Werke im 12. und 13. Jahrhundert wurde Aristoteles zur unangefochtenen Autorität an den Universitäten und damit auch sein Wissenschaftsbegriff. Wollte die Theologie an einer Universität akzeptiert werden, musste sie sich mit den Ansprüchen dieses Wissenschaftsbegriffs auseinandersetzen.
Josef Honerkamp
6. Epilog
Zusammenfassung
Bei den drei hier untersuchten Gebieten Physik, Rechtswissenschaft und Theologie haben sich trotz einer grundsätzlichen Gemeinsamkeit im Aufbau der Gedankengebäude große Unterschiede gezeigt. In der Physik kann man sehen, was der Mensch bis heute in einer Wissenschaft erreichen kann, wenn der Gegenstand genügend elementar ist und auch empirisch zugänglich. Bei den beiden anderen Gebieten werden wir mit der Komplexität der Welt konfrontiert, entweder in der Form der Handlungsfreiheit der Menschen oder bei dem Anspruch, die Welt als Ganzes unter einer einzigen Perspektive zu sehen.
Es ist denkbar, dass ein System von Normen für das Handeln der Menschen konstruierbar ist, und zwar so konsistent und stringent wie in einer nichtformalen Sprache überhaupt möglich. Der Impetus dafür erscheint erlahmt zu sein, zu groß erscheint die Aufgabe angesichts der Fülle von Lebensumständen, die zu berücksichtigen sind. Das Potenzial für eine stringentere Systematik scheint aber noch gar nicht ausgeschöpft zu sein.
Josef Honerkamp
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Idee der Wissenschaft
verfasst von
Josef Honerkamp
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-50514-4
Print ISBN
978-3-662-50513-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-50514-4

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.