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1986 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Individualisierung des Kohlhaas

verfasst von : Frank Haase

Erschienen in: Kleists Nachrichtentechnik

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Unter der Voraussetzung freien Geleits und mit der Zusicherung eines ordentlichen Gerichtsverfahren begibt sich Kohlhaas nach Dresden, wo sein Rechtsstreit gegen den Junker Wenzel von Tronka erneut am Dresdner Tribunal aufgerollt wird. Doch die Hoffnung auf eine schnelle Abwicklung des Ver fahrens erfüllt sich nicht. Vielmehr erlebt der Roßhändler eine immer größer werdende Vereinsamung und Vereinzelung. ‘Äußerlich’ abgeschirmt durch Wachposten, die vorgeblich zu seinem Schutz vor der Bevölkerung aufgestellt wurden und ihn seitdem auf Schritt und Tritt be- und überwachen, wird er ‘innerlich’ von der Langwierigkeit des Prozesses und seiner Isolierung zermürbt. In seinem Wunsch nach Kohlhaasenbrück zur Bestellung der Wintersaat zurückkehren zu können, lesen offizielle Stellen seine Absicht zur Flucht. Sein Insistieren auf der Bewilligung von Reisepässen nutzen seine Gegenspieler dazu, ihm seine Hilf- und Machtlosigkeit zu verdeutlichen. Die Zermürbungstaktik, die in dem Ausreiseantrag erste Früchte zu tragen scheint, bekommt durch den Versuch Nagelschmidts, eines früheren Mitstreiters des Roßhändlers, neue Nahrung. Nagelschmidt, der aus Berichten Reisender um die Situation in Dresden weiß, bietet Kohlhaas seine Fluchthilfe an. Der Versuch aber, Kohlhaas einen Brief zustellen zu lassen, scheitert an der Kränklichkeit des Boten und an der Neugier der Polizei. Die systematische Abschottung hat Erfolg. Sogleich erkennen die Verwandten des Junkers Wenzel von Tronka in der Aufforderung des Räubers den Beweis für die Schuld des Roßhändlers und fordern seine sofortige Arretierung.

Metadaten
Titel
Die Individualisierung des Kohlhaas
verfasst von
Frank Haase
Copyright-Jahr
1986
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-85798-9_10

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