2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die Institutionalisierung religiöser Kommunikation: Strukturprobleme der kirchlichen Organisation theologischer Professionalität
verfasst von : Volkhard Krech, Peter Höhmann
Erschienen in: Organisation und Profession
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Sind die letzten Fragen und das Seelenheil organisierbar und professionalisierbar? Die Irritation, die sich einstellt, wenn man Pfarrerinnen und Pfarrer sagen hört, dass sie ihre Gemeinde wie eine mittelständische Firma führen und sich als deren Manager sehen, ist — im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Teilbereichen — wahrscheinlich ein Spezifikum des Religionssystems. Wie bereits Thomas O’Dea in den 1960er Jahren herausgestellt hat (O’Dea 1966: 90ff.), gerät Religion bei ihrer Institutionalisierung in eine dilemmatische Situation: Sie verweist auf die jenseitige Welt, auf das ganz Andere, das Unbekannte und muss sich doch in dieser Welt, im Bekannten, einrichten. Religion kann sich phasenweise, aber nicht dauerhaft ins Transzendente verflüchtigen. Andernfalls wäre sie kein sozialer Sachverhalt, und wir wüssten von ihr überhaupt nicht. An vielen Beispielen der Religionsgeschichte kann man mit Max Weber studieren, welche Schwierigkeiten es mit sich bringt, vom persönlichen Charisma eines Offenbarungsträgers auf das Amtscharisma umzustellen. Trotz, oder besser: gerade wegen dieser Institutionalisierungsschwierigkeiten ist Religion ein „evolutionärer Frühstarter“. Wie etwa die mesopotamische Hochkultur zeigt, hat Religion sehr früh Expertenrollen ausgebildet, mit denen heiliges Wissen verwaltet wurde. Dieser evolutionäre Vorsprung liegt darin begründet, dass der religiöse Symbolbestand gerade deshalb in besonders starkem Maße kontrolliert werden muss, weil er wegen des Bezugs auf Abwesendes und Unbekanntes eine Tendenz zum „Ausufern“ hat.