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2014 | Buch

Die Internationale Politische Ökonomie nach der Weltfinanzkrise

Theoretische, geopolitische und politikfeldspezifische Implikationen

herausgegeben von: Hans-Jürgen Bieling, Tobias Haas, Julia Lux

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Sonderheft der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik

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Über dieses Buch

Der Sammelband liefert einen Überblick der deutschsprachigen Diskussion der Internationalen Politischen Ökonomie und wirft die Frage auf, ob sich durch die Weltfinanzkrise theoretisch-konzeptionelle, regionale und themenfeldspezifische einschneidende Veränderungen für die Forschung ergeben. Dabei wird klar, dass sich die Weltfinanzkrise sowohl auf die verschiedenen Weltregionen als auch auf unterschiedliche Politikbereiche spezifisch auswirkt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: Entwicklung und Perspektiven der Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) nach der Weltfinanzkrise
Zusammenfassung
Bei der Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) handelt es sich sowohl um eine sehr alte als auch recht junge Disziplin im Schnittfeld von politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Themen und Fragestellungen. Sie ist sehr alt, da sich bereits die Klassiker der Politischen Ökonomie – Adam Smith, David Ricardo, Friedrich List, Karl Marx, Karl Polanyi etc. – mit grenzüberschreitenden, mithin trans- und internationalen Dynamiken befasst hatten. Sie ist aber insofern recht jung, als die IPÖ erst seit den 1970er Jahren als ein klar identifizierbarer Forschungsbereich in der akademischen Welt institutionalisiert wurde.
Hans-Jürgen Bieling, Tobias Haas, Julia Lux
Gesellschaftliche Präferenzbildung in der Global Economic Governance
Zusammenfassung
In der jüngsten Weltfinanzkrise hat Global Economic Governance (GEG) stark an Beachtung gewonnen. Es wurde deutlich, dass nationalstaatliche Lösungen zu einer Eindämmung der Krise nicht ausreichten. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die aktuelle GEG-Debatte und IB/IPÖ-Theorien. Dabei stehen die Fragen im Mittelpunkt, warum nationale Regierungen bei der Gestaltung von GEG unterschiedliche Ansätze verfolgen und unter welchen Umständen es trotzdem zu Verständigungen auf international gültige Regelwerke kommt. Als Analyseinstrument wird hierfür der Societal Approach herangezogen werden. Demzufolge sind die Ursache für divergierende Regierungspositionen unterschiedliche gesellschaftliche Interessen- und/oder Ideenkonstellationen.
Michael M. Franke
Der Konstruktivismus als Ansatz der Globalen Politischen Ökonomie?
Zusammenfassung
Die aktuelle Finanzkrise zeigt, dass sich die Dynamiken globaler Finanzmärkte nicht aus dem Blickwinkel individueller Rationalität adäquat rekonstruieren lassen. Vielmehr stellen sich Fragen nach den konstitutiven Regeln und der Strukturprägekraft von Diskursen. Dieser Befund führt zu einem Politikbegriff, der diese Grenzziehungen, internen Dynamiken und Verbindungen, sowie die Sozialität und intersubjektiven Prozesse globaler Finanzmärkte in den Blick nehmen können muss. An dieser Stelle bietet sich der Konstruktivismus an. Ausgehend von dem Problem einer semantischen Kopplung von Sozialität und Politik diskutiert dieser Beitrag die Konturen einer konstruktivistischen GPÖ.
Oliver Kessler
Vergleichende Kapitalismusforschung im Zeitalter der Krise der Finanzialisierung: Vom inter-nationalen zum inter-temporalen Studium ökonomischer Institutionen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag formulieren wir ein Forschungsprogramm zum historischen Vergleich von Phasen des Kapitalismus. Ausgehend von historisch vergleichenden Kapitalismustheorien skizzieren wir ein Modell, welches maßgeblich auf Polanyi und Theorien des organisierten Kapitalismus beruht. Wir untermauern dieses Modell anhand der aktuellen Krisentendenzen der Finanzialisierung sowie des aktuellen Wirtschaftsmodells in großen Schwellenländern als potenziell neue Entwicklungsphase des Kapitalismus.
Andreas Nölke, Christian May
Zur Herrschaftssoziologie und Geopolitik der Krise: Perspektiven einer historisch materialistischen Internationalen Politischen Ökonomie
Zusammenfassung
Der Artikel skizziert die zentralen Diskussionsstränge der historisch materialistischen Internationalen Politischen Ökonomie (hm IPÖ) zur aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Die hm IPÖ ermöglicht den Fokus auf eine Herrschaftssoziologie der Krise. Neben einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse kann diese auch die Weltmarktabsicherung durch das weitgehend kooperative globale Krisenmanagement erklären. Eine weitere Stärke der hm IPÖ besteht darin, dass sie den Zusammenhang zwischen Geoökonomie und Geopolitik besonders präzise herausarbeiten kann. Diese Sichtweise ermöglicht es, die Krise als eine Krise der US-amerikanischen Hegemonie zu reinterpretieren.
Stefan Schmalz
Die Post-hegemoniale USA?
Zusammenfassung
Seit der Finanzkrise gelten die USA als post-hegemonial. Dies ist übertrieben und Folge unscharfer Bestimmungen von Hegemonie. Sicherten die USA im Fordismus kapitalistische Verhältnisse nach Außen militärisch und nach Innen mit Produktivitätspakten ab, so verfechten sie heute die neoliberale Stärkung der Rechte der Kapitaleigner mittels Globalisierung, Finanzialisierung und Militarisierung. Derzeit besteht eine verschränkte Hegemonie des US-Nationalstaats und der emergenten transnationalen Bourgeoisie.
Christoph Scherrer
Weltmacht EU? Die Folgen der Eurokrise für die globale Stellung der EU
Zusammenfassung
Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone hat weltweit zu Prognosen über die zunehmende Bedeutungslosigkeit der EU im globalen Mächtespiel geführt. Der Beitrag analysiert die Folgen der Krise für ausgewählte Indikatoren des globalen Einflusses der EU sowohl im Hinblick auf kurzfristige Auswirkungen als auch mögliche längerfristige Trends. Auf der Basis einer Analyse unterschiedlicher Dimensionen der Macht der EU als globaler Akteur wird argumentiert, dass von einem umfassenden Bedeutungsverlust der EU nicht gesprochen werden kann. Die Auswirkungen der Krise sind ausgesprochen politikfeldspezifisch.
Hubert Zimmerman
Identität und Außenwirtschaftspolitik der Volksrepublik China in Jahrzehnten der Krise
Zusammenfassung
Der Beitrag betrachtet den theoretischen Nexus zwischen Außenwirtschaftspolitik und Identitätswandel. Dabei wird Identität aus diskurstheoretischer oder poststrukturalistischer Perspektive analysiert. Es wird ein Idealtypus entworfen, der den Wandel von Identität beginnend mit einer dislozierten oder krisenhaften sozialen Struktur, über hegemoniale Politik, bis zur temporären Schließung der Struktur durch neue institutionelle Arrangements nachzeichnet. Die theoretischen Argumente werden anhand der chinesischen Außenwirtschaftspolitik nach der Asienkrise 1997 und der Weltfinanzkrise seit 2007/08 illustriert.
Dirk Nabers
Die Weltfinanzkrise in Lateinamerika: Fragile Stabilität?
Zusammenfassung
Der Einbruch des Wirtschaftswachstums in Lateinamerika angesichts der Krise von 2008/2009 war vergleichsweise gering. Mithilfe eines modifizierten regulationstheoretischen Zugangs und dependenztheoretischer Überlegungen wird analysiert, warum die Krise hier nicht zu Finanzkrisen geführt hat. Die rasche Erholung und das folgende kräftige Wachstum hängen wesentlich mit Änderungen der monetären Regulation und den hohen Rohstoffpreisen zusammen. Auch die zum Teil binnenorientierten Entwicklungsstrategien und Industrialisierungsprozesse wirken stabilisierend.
Joachim Becker, Johannes Jäger, Bernhard Leubolt
Zwischen Erwartung und Realität – Eine kritische Bilanz der G20 Finanzmarkt- und Wirtschaftsreformen
Zusammenfassung
Die G20-Gipfelbeschlüsse unterscheiden sich zwischen der ersten Phase von 2008 bis Toronto 2010 und der Phase nach Toronto. Der erste Abschnitt war geprägt vom Schock und der Befürchtung, dass nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers die Finanzmärkte implodieren und eine weltweite Wirtschaftsdepression auslösen könnten. Die zunehmende Stabilisierung der Finanzmärkte nach 2009 führte dann dazu, dass die Finanzindustrie aufgrund ihrer strukturellen Macht die Deutungshoheit über Finanzmarktreformen zurückeroberte und die politischen Beschlüsse teilweise verwässerte oder sogar blockierte.
Brigitte Young
Business as usual – Der ausbleibende Protektionismus in der Wirtschaftskrise
Zusammenfassung
Trotz des dramatischen Einbruches des Welthandels während der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise blieb ein zunehmender Protektionismus entgegen vieler einschlägiger Theorien seitens der großen Wirtschaftsnationen aus, weshalb sich der Welthandel schnell von einem Einbruch erholen konnte. In diesem Artikel wird der ausbleibende Protektionismus als auch die stockenden multilateralen Verhandlungen, sowie der zunehmende Bilateralismus über das Konzept der Transnationalisierung des Staates erklärt.
Maria Behrens, Holger Janusch
Agrarpolitik und Ernährungssicherheit im Strudel der Finanzkrise
Zusammenfassung
Nach der New-Economy-Krise zu Beginn des Millenniums und der Subprime-Krise in den USA 2007 suchten Finanzakteure neue Renditemöglichkeiten, mit verheerenden Folgen für die Preisstabilität im Agrarbereich und die Ernährungssituation der Bevölkerung in vielen Entwicklungsländern. Im Zuge der Hungerkrise 2008 wird jedoch eine stärkere Regulierung in diesem Bereich wieder zur politischen Möglichkeit. Dieser Beitrag zeigt Trends zu Nahrungsmittelspekulationen sowie Land-Grabbing auf und skizziert aktuelle Reformbestrebungen.
Marian Feist, Doris Fuchs
Die Klima- und Energiepolitik in der Krise? Zu Kohärenzproblemen am Beispiel der EU
Zusammenfassung
In der multiplen Krise, d. h. dem Zusammenwirken von Finanz- und Weltwirtschafts-, Klima- und Energiekrise, werden intensive Debatten über eine green economy bzw. eine great transformation geführt. Die Konzepte bleiben jedoch relativ vage. Die Frage, welche Interessen und Kräfteverhältnisse einer großen Transformation im Wege stehen, wird oft nicht gestellt. An dieser Leerstelle setzt der vorliegende Artikel an und verdeutlicht, dass sich nur ein langsamer, inkrementeller, raum-zeitlich divergenter Übergang hin zu einem erneuerbaren Energieregime in der EU vollzieht.
Achim Brunnengräber, Tobias Haas
Die Krise als Auslöser eines neuen europäischen Konfliktzyklus?
Zusammenfassung
Die EU ist durch eine spezifische Krisen- und Konfliktkonstellation gekennzeichnet. Das Konfliktpotenzial entwickelt sich räumlich und zeitlich ungleich: Während in den stark von der Krise betroffenen Defizitländern Südeuropas massive soziale Spannungen und Unzufriedenheit mit der austeritätspolitischen Krisenbearbeitung immer wieder sichtbar werden, bleibt es in den Überschussländern des Nordens, allen voran Deutschland, relativ ruhig. Dieser Beitrag identifiziert daher einen fragmentierten europäischen Konfliktzyklus, dessen weiterer Verlauf ungewiss ist.
Hans-Jürgen Bieling, Tobias Haas, Julia Lux
Metadaten
Titel
Die Internationale Politische Ökonomie nach der Weltfinanzkrise
herausgegeben von
Hans-Jürgen Bieling
Tobias Haas
Julia Lux
Copyright-Jahr
2014
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-04120-5
Print ISBN
978-3-658-04119-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04120-5