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2017 | Buch

Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit

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Über dieses Buch

Im Anschluss an Sozialphänomenologie, den Sozialkonstruktivismus sowie dessen gegenwärtige Kritiken entwickelt das Buch eine soziologische Theorie der kommunikativen Konstruktion der Wirklichkeit. Die löst dazu den grundlegenden Prozess des kommunikativen Handeln aus seiner Beschränkung auf bloß sprachliches und zeichenhaftes „Reden über“ und weitet es auf Objektivationen aus, die Körperlichkeit, Performativität und Materialität einschließen. Auf dieser Grundlage wird im ersten Teil eine relationale Theorie des Sozialen entfaltet. Im zweiten Teil werden die räumlichen und zeitlichen Dimensionen skizziert, in denen die Konstruktion empirischer Gesellschaften erfolgt: Institutionen, Strukturen und Legitimationen, Zeichen, Diskurse und Medien.

Dass sich die Sozialtheorie überhaupt der kommunikativen Handlungen zuwenden muss, liegt in ihrer wachsenden Bedeutung und Mediatisierung durch Digitalisierung, Interaktivierung und den Wandel zur Kommunikationsarbeit begründet. Diese Entwicklung wird im dritten diagnostischen Teil als Kommunikationsgesellschaft analysiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einführung
Zusammenfassung
Kurz nach dem Erscheinen von Berger und Luckmanns »Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit« unternahmen Kamlah und Lorenzen mit ihrem 1967 erschienenen Werk »Logische Propädeutik« den Versuch, die Philosophie auf eine neue Grundlage zu stellen. Das Buch wurde dann zu einem der Gründungsdokumente dessen, was zunächst »Erlanger Konstruktivismus«, mit dem Zug ihrer Schüler nach Süden »Konstanzer Konstruktivismus« und später allgemeiner »methodologischer Konstruktivismus« genannt wurde. Es geht darin um die Frage, wo die Logik und mit ihr das sprachlich rationale Denken beginnt. Die Lösung für dieses »Problem des Anfangs« sehen die Autoren in einer recht einfachen Praxis: dem Akt des Hinweisens oder genauer: des Zeigens (Kamlah & Lorenzen 1967) als Grundlage der »Prädikation«. Denn in der deiktischen Handlung wird ein Bezug auf etwas in der Welt hergestellt. Wir haben es hierbei mit einer vorsprachlichen Prädikation zu tun. Sie bildet die Basis für die weiteren Schritte, aus der sich schließlich eine systematische und formale Logik ergibt.
Hubert Knoblauch
Hinführung: Von der sozialen zur kommunikativen Konstruktion
Zusammenfassung
Das vorliegende Kapitel will skizzieren, wie es zur Entwicklung der Theorie der kommunikativen Konstruktion der Wirklichkeit kam. So zentral für diese Theorie der Begriff des kommunikativen Handelns ist, so entschieden ist sie in der verstehenden und phänomenologisch orientierten Soziologie verankert. Deren Problemgeschichte bildet den Ausgangspunkt einiger Überlegungen, die in dieser Hinführung in groben Zügen dargestellt werden sollen. Dabei sollen drei Bewegungen nachgezeichnet werden, die zur kommunikativen Konstruktion führen: die phänomenologische, die empirische und die sozialkonstruktivistische Bewegung.
Hubert Knoblauch
Sozialtheorie: Kommunikatives Handeln
Zusammenfassung
Der Schritt vom sozialen zum kommunikativen Konstruktivismus folgt zum einen aus den Anforderungen einer soziologischen Grundlagentheorie, die sich die Frage nach dem stellt, was das Soziale ausmacht. Er erfolgt zum anderen aus der Notwendigkeit zur Modifikation und Weiterentwicklung des Sozialkonstruktivismus. Schließlich aber sollte deutlich geworden sein, dass dieser Schritt auch eine Folge der empirischen Forschung ist, die sich im Umfeld der »Gesellschaftlichen Konstruktion « und der »Strukturen der Lebenswelt« entwickelt hat. In der empirischen Forschung spielt sicherlich auch die deutlich veränderte Beobachtbarkeit von Interaktionen eine Rolle, die sich durch die Möglichkeit von Tonbandaufnahmen und Videoaufzeichnungen ergeben hat.
Hubert Knoblauch
Gesellschaftstheorie
(A) Zeit und Sequenz (B) Raum und Medien
Zusammenfassung
In metaphysischen Kategorien formuliert könnte man dieses Kapitel auch mit »Zeit und Form« überschreiben. Denn bisher haben wir das kommunikative Handeln als ein isoliertes Element behandelt, durch das sich bestimmen lässt, was das Soziale ausmacht. Wenn kommunikatives Handeln den Kern des Sozialen ausmacht, dann ist die Abfolge bzw. Sequenz kommunikativen Handelns der Stoff, aus dem die Gesellschaft besteht, indem er bestimmte kommunikative Formen annimmt. Die Sequenz bezeichnet die Fortsetzung der kommunikativen Handlungen in der Zeit und sie bestimmt damit auch die Grenzen des kommunikativen Handelns.
Mit diesem Kapitel kehren wir noch einmal zum Übergang zwischen Sozial- und Gesellschaftstheorie zurück. Denn nach der sozialtheoretischen Bestimmung haben wir uns zunächst damit beschäftigt, welche gesellschaftlichen Formen die zeitliche Dimension des kommunikativen Handelns annimmt. Wir waren dabei von der These ausgegangen, dass sie ihren unmittelbarsten Ausdruck nicht in den Einzelhandlungen, sondern in Sequenzen von Handlungen findet. Diese Sequenzen ermöglichten dann die Ableitung allgemeiner empirischer Merkmale der Gesellschaft.
Hubert Knoblauch
Diagnose: Kommunikationsgesellschaft
Zusammenfassung
Nachdem wir zunächst mit grundsätzlichen Überlegungen zur Sozialtheorie einsetzten und dann zu allgemeinen Skizzen der sich daraus ergebenden Konzepte gesellschaftlicher Ordnung übergingen, eröffnen wir nun den diagnostischen Teil des Textes. Wie einleitend (Kapitel I.3.) bereits angekündigt, soll es hierbei um die Art und Weise gehen, in der sich Gesellschaft derzeit verändert. Die entsprechenden Entwicklungen sollen in der Zeitdiagnose als Kommunikationsgesellschaft auf den Begriff gebracht werden.
Hubert Knoblauch
Schluss: Die Refiguration der Moderne
Zusammenfassung
Die Hinweise auf die Subjektivierungsformen in der Kommunikationsgesellschaft deuten schon an, dass der Begriff der Kommunikationsgesellschaft nicht nur diagnostische Aspekte aufweist, sondern an Themen rührt, die, wie eben im Falle der Subjektivierung, Unterschiede zur Theorie der »Postmoderne« anzeigen. Denn die doppelte Subjektivierung bleibt zwar dem für die Postmoderne so typischen Muster der Pluralität verhaftet, doch widerspricht sie einer offenen »proteischen Identität«, also dem Modell eines Subjekts, das sich fortwährend anders darstellen kann und eine substanzlose Beliebigkeit aufweist. Die Kommunikativierung stabilisiert vielmehr die Identitäten, schon durch die ›Veraktung‹, die fortwährend fordert, diskrete Entscheidungen zu treffen.
Hubert Knoblauch
Backmatter
Metadaten
Titel
Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit
verfasst von
Hubert Knoblauch
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-15218-5
Print ISBN
978-3-658-15217-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-15218-5