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2010 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Medien in Südosteuropa

verfasst von : Marc Stegherr, Kerstin Liesem

Erschienen in: Die Medien in Osteuropa

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Der Raum Südosteuropa bietet mit Blick auf die Medien ein durchaus widersprüchliches Bild: Auf der einen Seite existierten und existieren gravierende Defizite in der Mediendemokratie und im Medienpluralismus. Medientechnisch und medienkulturell könne man von Peripherie und Hinterland sprechen, meinen Beobachter. Andererseits wirke die Vitalität der dortigen Medienlandschaft ausgleichend. Zu bedenken ist aber, dass sie oft auf zügellose Piraterie auf allen Gebieten des medialen Lebens zurückzuführen ist. Auch heben Analysen immer wieder die angesichts der Allgegenwart audiovisueller Medien bemerkenswerte Lesekultur in den Ländern Südosteuropas hervor. Diese stützt und fördert die lokale Medienkultur. Dennoch herrschen auch jetzt – Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktaturen – immer noch nicht der Pluralismus und die Freiheit, die sich viele erhofft hatten. Staatliches und Privates sind nach wie vor vermischt, Medienrecht und Medienrealität gerieten oft genug in Widerspruch, weil sich die alt-neuen Eliten das Heft nicht ohne weiteres aus der Hand nehmen lassen wollten. Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens (mit der löblichen Ausnahme Sloweniens) erlebten nach 1989 eine wahrhaft explosionsartige Entfaltung neuer, in der Regel privater Medien. Zahllose Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk- und Fernsehsender wurden gegründet, von denen jedoch viele auch sehr schnell wieder eingingen. Ihr Erscheinungsbild ist oft schreiend bunt und emotionsgeladen, wobei die Grenzen zwischen seriösen Medien und Boulevard-Medien oft genug verschwimmen. Manche halten das für ein Indiz für die ‚Balkanisierung‘ der Medien. Aber gerade westeuropäische Medienkonzerne haben zum Beispiel in Kroatien oder Rumänien eine Art des Journalismus durchgesetzt, der wenig mit Information, dafür sehr viel mit bildlastiger Sensation, Auflagenhöhen und Einschaltquoten zu tun hat. Somit hätte sich die Balkan-Region wohl eher an westeuropäischen Usancen angepasst. Gerade die wirtschaftlichen Nöte der südosteuropäischen Transformationsstaaten zwangen die Medien, nach Investitionspartnern auch im Ausland zu suchen. Viele versuchten ihren Kostendruck dadurch zu senken, dass sie Copyright und Autorenrechte ignorierten. Dies wiederum ging vor allem auf Kosten westeuropäischer Medienanbieter. Diese haben sich aber, so der vielfach geäußerte Vorwurf gerade westlicher Medienbeobachter, dafür mehr als schadlos gehalten, indem sie sich in die Märkte eingekauft und über Gebühr den Kurs auch kritischer Medien bestimmten. Ohne Medientechniktransfer aus dem Westen wäre es aber niemals gegangen. In Zeiten kommunistischer Herrschaft kam dieser teilweise auch aus der Sowjetunion. Die autokratische Tradition der Staaten Südosteuropas wie auch die ihres Vorgängers, ebenso wie die des Osmanischen Reiches wirkten auf dem Balkan eher hemmend auf die Entfaltung einer funktionierenden Mediendemokratie.

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Metadaten
Titel
Die Medien in Südosteuropa
verfasst von
Marc Stegherr
Kerstin Liesem
Copyright-Jahr
2010
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92487-8_2