2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die molekularen Grundlagen des Lebens
Erschienen in: Gene und Stammbäume
Verlag: Spektrum Akademischer Verlag
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Wir sind weit gekommen, seit Johannes Friedrich Miescher 1869 in der Schlossküche zu Tübingen, dem Labor von Felix Hoppe-Seyler, zum ersten Mal Desoxyribonukleinsäure, die er noch Nuklein nannte, aus Eiter isoliert hat. Dass diese chemisch scheinbar so langweilige Substanz entgegen der Erwartung der meisten Wissenschaftler tatsächlich Träger der Erbinformation sein könnte, wurde erst ein dreiviertel Jahrhundert später überzeugend gezeigt. Mit dem legendären Modell der Doppelhelix wurde die Desoxyribonukleinsäure (DNA) 1953 als Träger der Erbinformation zur chemisch verstandenen Tatsache. In den 1960er Jahren haben wir gelernt, die Sprache der Gene zu lesen, in den 1970er Jahren auch, sie zu schreiben — die Verknüpfung von Genen im Reagenzglas, ihre Vermehrung und das Umsetzen der Erbinformation in Proteine wurde in Bakterien möglich. Rund 50 Jahre nach der Aufklärung der DNA-Struktur ist auch die gesamte Genomsequenz des Menschen bekannt. Die Genome dienen, gleichsam als Handbücher und Gebrauchsanweisungen, vornehmlich als Informationsspeicher der Steuerung aller Lebensfunktionen. Die Kopierarbeiten an diesen Büchern des Lebens bringen Tippfehler, neue Sätze, Kapitel, umgestellte Passagen und fehlende oder neu eingefügte Seiten mit sich. Aus diesen Veränderungen die Stammesgeschichte der Organismen nachzuzeichnen, ist Gegenstand der molekularen Phylogenetik.