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2023 | Buch

Die Ökonomie des Gemeinwohls

Vom Nutzen des Individuums zum Wohl der Gesellschaft

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Über dieses Buch

In diesem Buch präsentieren die Autoren einen Überblick über die unterschiedlichen, teilweise rivalisierenden ökonomischen Konzepte des Gemeinwohls. Im Spannungsfeld zwischen der Rationalität nutzenmaximierender Individuen, ihrer Einbettung in soziale Zusammenhänge und den daraus erwachsenden Ansprüchen werden die Möglichkeiten und Grenzen ökonomischer Gemeinwohlaussagen untersucht. Das Ziel dieses Lehrbuches besteht darin, Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und benachbarter Sozialwissenschaften aufzuzeigen, welche Möglichkeiten die Ökonomik bei der Bestimmung des Gemeinwohlbegriffs in der gesellschaftlichen Diskussion bietet. Hierbei geht es auch darum, die offensichtliche Lücke zwischen der auf individueller Nutzenmaximierung basierenden Wohlfahrtsökonomik und „anwendungsorientierter“ Gemeinwohl- und Nachhaltigkeitsökonomie zu schließen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Vom Nutzen zur Wohlfahrt

Frontmatter
Kapitel 1. Problemstellung: Zur Relevanz des Gemeinwohlbegriffs in den Wirtschaftswissenschaften
Zusammenfassung
Die Frage nach dem Ziel des gesamten Wirtschaftens ist nicht so leicht zu beantworten. Die Antwort hängt davon ab, an wen sich diese Frage richtet, ob man also beispielsweise ein einzelnes Individuum danach fragt, einen Haushalt, ein Unternehmen oder andere gesellschaftliche Institutionen. Sie hängt aber auch davon ab, ob diese Frage positiv formuliert wird (Welche Ziele werden tatsächlich verfolgt?) oder ob sie normativ verstanden wird (Welchem Ziel sollte das Wirtschaften dienen?).
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 2. Das ökonomische Verhaltensmodell: Rationalität und Nutzen
Zusammenfassung
Der Begriff der Rationalität leitet sich sprachlich aus dem lateinischen Wort für „Verstand“ oder „Vernunft“ ab. Rationalität beschreibt also den Verstandesgebrauch. Zunächst kann Rationalität damit der Erkenntnistheorie zugeschrieben werden, die seit der Aufklärung mit Descartes, Leibniz oder Kant betont, dass eine aus empirischen Erfahrungen gewonnen Erkenntnis rational ist, wenn sie mit Mitteln der Logik als allgemein gültig und notwendig ausgewiesen werden kann.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 3. Vom Individuum zur Gesellschaft: Überblick
Zusammenfassung
Nachdem im zweiten Kapitel das Individuum und sein Entscheidungsverhalten im Vordergrund stand, rückt mit den folgenden Kapiteln des Buches die Frage in den Vordergrund, wie aus ökonomischer Sicht gesellschaftliche Entscheidungen getroffen werden sollten. Diese Frage wird vor allem in der Wohlfahrtsökonomik behandelt. Während die Mikroökonomik mit ihren verhaltensökonomischen Grundlagen und dem hierbei unterstellten Rationalitätskonzept ihrem eigenen Anspruch nach eine deskriptive, bzw. erklärende oder verstehende Theorie ist, beschäftigt sich die Wohlfahrtsökonomik mit gesellschaftlichen Zielen und Entscheidungen.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 4. Verteilungstheorie
Zusammenfassung
Ungleichheit bewegt von jeher die Gemüter, also die ungleiche Verteilung einer Ressource oder eines Zustands über die Bevölkerung. Dabei scheint die dem Phänomen der ökonomischen Ungleichheit gewidmete Aufmerksamkeit gewissen Zyklen zu unterliegen. Seit der Jahrtausendwende wächst das Bewusstsein von Ungleichheit in der Bevölkerung, wenn man dies an der Präsenz des Themas in Medien, Politik und Kultur festmachen kann.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 5. Wohlfahrtsökonomik
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werden die wesentlichen Ansätze der Wohlfahrtsökonomik vorgestellt, die mit einer dem normativen Individualismus verpflichteten Gesellschaftsauffassung kompatibel sind. Der wesentliche Gegensatz innerhalb dieser Wohlfahrtsökonomik wurde bereits anhand der im dritten Kapitel vorgestellten Unterscheidungen diskutiert. Er lässt sich theoriehistorisch als Kontroverse zwischen der älteren und der jüngeren Wohlfahrtsökonomik um die Identifikation eines Kriteriums für kollektive Entscheidungen nachvollziehen: Will man Rangordnungen sozialer Zustände den Individuen einer Gesellschaft nicht autoritär vorsetzen, sondern diese Rangordnungen aus den Bewertungen oder Präferenzäußerungen aller Individuen der Gesellschaft herleiten, so lautet eine (vielleicht sogar: die) entscheidende Frage: Wie lässt sich das Wohlbefinden verschiedener Individuen miteinander vergleichen?
Roland Menges, Michael Thiede

Über den Nutzen hinaus

Frontmatter
Kapitel 6. Über den individuellen Nutzen hinaus: Grundgüter, Fähigkeiten und Freiheit
Zusammenfassung
Im Welfarismus wird die Auffassung vertreten, dass das gesellschaftliche Wohl ausschließlich auf individuellem Nutzen beruhen sollte (siehe Kap. 3). Damit liegt ein Spezialfall des Konsequentialismus vor, also eine Weltsicht, nach welcher die Rangfolge der sozialen Alternativen nur von den Ergebnissen abhängen sollte. Im Welfarismus stellt der Möglichkeitenraum, der die alternativen Kombinationen individueller Nutzen umfasst, die einzige zum Vergleich gesellschaftlicher Alternativen erforderliche Information dar.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 7. Mehrdimensionale Ansätze von Wohlfahrt
Zusammenfassung
Nicht, dass vielfältige Dimensionen individueller und gesellschaftlicher Wohlfahrt nicht schon von jeher diskutiert wurden: Bereits Aristoteles stellt in der Nikomachischen Ethik die Bestimmungsfaktoren des höchsten Gutes und Endziels, also der Eudaimonie, dar. Dieses Ziel gilt für das Individuum und das Gemeinwesen zugleich. Dabei ist die Verfolgung des Ziels mittels moralisch-praktischen Urteilsvermögens (phrónēsis) nicht egoistischer Natur, sondern liegt im allgemeingültigen Interesse des Menschen.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 8. Gesundheit und Lebensqualität: Gemeinwohl aus der gesundheitsökonomischen Perspektive
Zusammenfassung
Sowohl in der Umgangssprache als auch in der entsprechenden akademischen Literatur ist häufig vom gesundheitlichen Wohl die Rede, wenn es um die Zielgröße gesundheitsorientierter individueller oder gesellschaftlicher Maßnahmen geht. Es geht um das Ergehen, um das Gutgehen. Der Begriff des Wohls wird häufig auf gesundheitliche Dimensionen bezogen.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 9. Nachhaltigkeit und Internalisierung externer Effekte im Zielsystem der Umweltökonomik
Zusammenfassung
Bei einer Eingrenzung des Gemeinwohlbegriffs kommt man an der Nachhaltigkeit nicht vorbei. Die in den obigen Kapiteln vorgestellten mehrdimensionalen Konzeptionen zur Messung von ökonomischer Entwicklung beziehen sich an vielen Stellen auf den Nachhaltigkeitsbegriff, wie er etwa in den Sustainable Development Goals (SDGs ) der vereinten Nationen operationalisiert wird (vgl. etwa Abschn. 7.4). Die Herkunft des Nachhaltigkeitsbegriffs wird zu Beginn des 18.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 10. Die Systemfrage: Marktwirtschaft und alternative Wirtschaftssysteme
Zusammenfassung
Die bislang in diesem Buch diskutierten Ansätze zur Konzeptionalisierung von Gemeinwohlvorstellungen lassen sich bei grober Betrachtung in zwei Richtungen einteilen.
Roland Menges, Michael Thiede
Kapitel 11. Die Ökonomik und das Gemeinwohl
Zusammenfassung
Am Anfang dieses Buches wurde der Anspruch formuliert, die jeweiligen Vorstellungen vom Gemeinwohl herauszuarbeiten, die in den unterschiedlichen Strängen und Teildisziplinen der Ökonomik entwickelt wurden. Angesichts aktueller Krisen wie etwa dem Klimawandel, Nahrungsmittelknappheiten, Energiekrisen, Finanzkrisen, globalen Virusepidemien oder sozialen Divergenzen in der Gesellschaft kommt die Ökonomik nicht um die Frage herum, was sie über rein materielles Wachstum hinaus unter Gemeinwohl versteht. Auch eine am Individuum ansetzende Sozialwissenschaft muss sich fragen lassen, ob das System (als sozialwissenschaftliches Untersuchungsobjekt) mehr ist als die Summe seiner Individuen und ihrer Nutzen, was dieses System eigentlich zusammenhält und ob man dem Gemeinwohlbegriff irgendeine integrierende Wirkung bei praktischen Fragen zurechnen kann.
Roland Menges, Michael Thiede
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Ökonomie des Gemeinwohls
verfasst von
Roland Menges
Michael Thiede
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-40105-4
Print ISBN
978-3-658-40104-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40105-4

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