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2019 | Buch

Die Orientierung von Online-Journalismus an seinen Publika

Anforderung, Antizipation, Anspruch

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Über dieses Buch

Im Internet stehen dem Journalismus zahlreiche Möglichkeiten der Beobachtung seiner Publika zur Verfügung. Mario Haim geht der Frage nach, ob und inwiefern sich solche Informationen – Klick- und Share-Zahlen etwa – auf Redaktionen, Journalistinnen und Journalisten sowie journalistische Produkte auswirken. Denn die Bedeutung von Publika ist für den Journalismus im Internet gestiegen, nicht zuletzt aufgrund ökonomischer Probleme sowie des großen Einflusses durch Intermediäre. Für die vorliegende Untersuchung der Orientierung an Publika im Online-Journalismus setzt der Autor auf ein umfangreiches quantitativ-automatisiertes Erhebungsverfahren sowie ergänzende Leitfadeninterviews. Es zeigt sich, dass sich Redaktionen vielfach nach Klickzahlen, Nutzungszeiten und Zugangswegen richten. Journalistinnen und Journalisten sehen sich mit veränderten Ansprüchen an ihr Schaffen konfrontiert, die sich durch eine ständige Beobachtung der Publika mit vermeintlicher empirischer Evidenz untermauern lassen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Journalismus lebt von seinem Publikum. Er ist einerseits auf RezipientInnen ausgerichtet, etwa indem der Journalismus Orientierung bieten, umfassend informieren und ein Forum für gesellschaftliche Diskurse bereitstellen soll (Jarren, 2000). Andererseits stellt das Publikum – oder vielmehr: die Publika – für den Journalismus ein zentrales Gut dar, das sich vielerorts ökonomisch rechnen muss (Lobigs, 2016): Privatwirtschaftlich agierende Medienorganisationen sind darauf angewiesen, dass Publika bereit sind, für Journalismus Geld auszugeben, um gleichzeitig eben jene Publika über den Anzeigenmarkt feilzubieten; subventionierte Medienorganisationen (z. B. der öffentlich-rechtliche Rundfunk) sind qua ihrer Legitimation angehalten, eine gewisse Akzeptanz unter Publika sicherzustellen. Aus diesem reziproken Verhältnis erwuchsen unter JournalistInnen bereits früh antizipierte Publikumsbilder, deren Charakteristika Einfluss auf den journalistischen Schaffensprozess zugeschrieben wird (Hohlfeld, 2003).
Mario Haim
Kapitel 2. Orientierung an Publika im Online-Journalismus
Zusammenfassung
Die Orientierung an Publika ist im Journalismus ein gleichermaßen altbekanntes wie vielschichtiges Konstrukt. Ihr liegt der Gedanke zugrunde, JournalistInnen malen sich „einen fiktiven ‚Leser‘, ein Bild von [ihrem] Leserpublikum“ (Fabris, 1971, S. 364) aus, den sie als Manifestation ihrer (dispersen) Publika antizipieren. Die Ausgestaltung dieses Publikumsbilds fußt dabei mitunter auf intersubjektiv nachvollziehbaren Datenquellen (z. B. aus der Mediennutzungsforschung), interindividuellem Austausch (z. B. in Redaktionskonferenzen) oder intraindividuellen Erfahrungen (z. B. aus Gesprächen mit RezipientInnen) (Hohlfeld, 2005).
Mario Haim
Kapitel 3. Integrative Modellierung (antizipierter) Nutzung
Zusammenfassung
Im Folgenden dienen die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Abschnitten als Grundlage für eine forschungsleitende Modellierung. Diese Modellierung soll dabei weniger eine redundante Darstellung bereits bekannter Zusammenhänge sein; vielmehr soll sie dem beschriebenen Wandel im Online-Journalismus Rechnung tragen. Der Fokus für diese Modellierung der Orientierung an Publika im Kontext wahrgenommener und antizipierter Nutzung liegt demnach auf den Veränderungen der Möglichkeiten einer gegenseitig beobachteten Nutzung im Online-Journalismus.
Mario Haim
Kapitel 4. Forschungsdesign
Zusammenfassung
Im Folgenden werden die theoretischen Überlegungen in ein übergeordnetes Forschungsdesign für die Untersuchung von Orientierung an Publika im Online-Journalismus überführt, das in den anschließenden Abschnitten (5 und 6) in zwei Studien konkret untersucht wird. Mit der im letzten Abschnitt vorgenommenen Verortung im Rahmen des DTA gehen einige methodische Prämissen einher, die es im Rahmen empirischer Untersuchungen zu berücksichtigen gilt. Dazu zählen insbesondere eine zeitliche (dynamische) Komponente, die Unterscheidung von intra- und interindividuellen (Inter- und Intra-Transaktionen) sowie von manifesten und latenten (Medienbotschaft und Para-Feedback) Prozessen.
Mario Haim
Kapitel 5. Studie I: Automatisierte Online-Beobachtung
Zusammenfassung
Um den Einfluss von Nutzung auf den Online-Journalismus in seiner Dynamik umfassend und akkurat beschreiben zu können, wird in dieser ersten Studie das Produkt – die Handlungen von in Organisationen verorteten JournalistInnen – in den Blick genommen. Diese Betrachtung unterliegt dabei zahlreichen technologisch bedingten Prämissen, etwa der Berücksichtigung verschiedener Endpunkte (redaktionelle Webseiten, Intermediäre, etc.), der Flüchtigkeit der untersuchten Informationen (vgl. Seibold, 2002a; Widholm, 2016) sowie der durch die fehlende Kooperationsbereitschaft bedingte Reduktion auf öffentlich zugängliche Informationen. Konkret betrachtet diese Studie den Einfluss öffentlich zugänglicher Nutzung (Auftauchen von Beiträgen in der Liste meistgeklickter Beiträge, Anzahl an Kommentaren, Entwicklung von Diffusionsmetriken) auf dynamische Merkmale der Orientierung an Publika (Publikationszeiträume, Positionierungen und Verschiebungen einzelner Beiträge auf redaktionellen Webseiten, Aktualisierungen einzelner Beiträge, Distributionsmuster und -zeiträume einzelner Beiträge über Intermediäre).
Mario Haim
Kapitel 6. Studie II: ExpertInneninterviews
Zusammenfassung
Die zweite Studie verfolgt vor dem Hintergrund desselben Untersuchungsgegenstands einen zur ersten Studie komplementären Ansatz und drei Ziele. Der komplementäre Ansatz ergibt sich aus leitfadengestützten aber nichtstandardisierten ExpertInneninterviews, die im Gegensatz zur ersten Studie eine qualitative Betrachtung des Gegenstands erlauben. Dabei werden (1) die Relevanz und der Einfluss (antizipierter) Nutzung auf JournalistInnen im Redaktionsalltag evaluiert, (2) die Befunde der ersten Studie eingeordnet und validiert sowie (3) erneut die Rahmenbedingungen auf Meso- und Makroebene in den Blick genommen.
Mario Haim
Kapitel 7. Fazit
Zusammenfassung
Die Orientierung an Publika im Online-Journalismus stellt einen überaus vielschichtigen und entsprechend differenziert zu betrachtenden Gegenstand der Journalismusforschung dar. Hinzu kommen zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Mediennutzungs-, Medienwirkungs- und Methodenforschung, welche zwar einerseits für eine Kontextualisierung des Kerngegenstands notwendig sind; andererseits lassen sie die vorliegende Arbeit recht umfangreich erscheinen. Dieser letzte Abschnitt soll die zahlreichen thematisierten Aspekte in möglichst kompakter Form bündeln und so Brücken zwischen bestehenden Befunden, theoretischen Überlegungen und empirischen Ergebnissen herstellen.
Mario Haim
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Orientierung von Online-Journalismus an seinen Publika
verfasst von
Mario Haim
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-25546-6
Print ISBN
978-3-658-25545-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-25546-6