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2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Potenziale Sozialer Landwirtschaft für die Soziale Arbeit in der ökologischen Krise

verfasst von : Daniel Peipp

Erschienen in: Die Zukunft der Sozialen Arbeit

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Dieser Beitrag stellt Soziale Landwirtschaft als eine Möglichkeit der Soziale Arbeit vor, auf die globalen Herausforderungen der Klima- und Biodiversitätskrise mit einer ökologischen, ökonomischen und letztlich sozialen Re-Lokalisierung zu reagieren. Da es sich dabei aus Sicht der Profession um ein nahezu unerschlossenes Feld handelt, soll der Begriff Soziale Landwirtschaft bereits an dieser Stelle knapp umrissen werden: „Soziale Landwirtschaft verbindet landwirtschaftliche Erzeugung mit sozialer und pädagogischer Arbeit“ (van Elsen 2020, S. 54). Einleitend wird jedoch zunächst der Problemhorizont der gegenwärtigen ökologischen Krise überblickt sowie untersucht, welche Rolle das Themenfeld Landwirtschaft in der sich ökologisch reflektierenden Sozialen Arbeit spielt. Im Anschluss wird mithilfe unterschiedlicher Definitionsansätze Soziale Landwirtschaft sowohl historisch sowie aus unterschiedlichen praktischen Perspektiven kontextualisiert, bevor die Potenziale des Konzepts in ökologischer, ökonomischer und soziokulturell-pädagogischer Hinsicht dargestellt und abschließend diskutiert werden.

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Fußnoten
1
Dass die Umstellung der Verpflegung ein sensibles Thema darstellt, beweist die die Kritik am „Grünen Mittwoch“ des süddeutschen Altenhilfeträgers Ev. Heimstiftung: Einmal pro Woche sollten standortübergreifend vegetarische Gerichte angeboten werden, was von der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen abgelehnt und von überregionalen Medien aufgegriffen wurde (SWR, 2023).
 
2
Es wird geschätzt, „dass rund 71 Prozent der Regenwaldumwandlung in Südamerika durch die Rinderzucht verursacht wurde. Für die gesamten Sojaimporte in die EU wird ein Flächenbedarf von 19 Millionen Hektar (für die Importe nach Deutschland von ca. 2,5 Millionen Hektar) Ackerflächen mit einer importierten THG-Emission von ca. 18 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten berechnet“ (Drenckhahn et al., 2020, S. 49), „Deutschland importiert jährlich Produkte, deren Herstellung 80 Millionen Hektar benötigen (ebd., S. 44).
 
3
Ein bekanntes Modell einer solidarischen Betriebsform findet sich in der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi). Solche Betriebe finanzieren sich nicht durch die Vermarktung ihrer Produktion, sondern durch regelmäßige Beiträge ihrer Mitglieder, welche dafür im Gegenzug anteilig die Ernteerzeugnisse erhalten. Die Landwirtschaft sichert sich hierdurch eine solidarische Finanzierung und somit eine relative Unabhängigkeit von Ernte- oder Marktpreisschwankungen. Beide Seiten profitieren davon, dass „der soziale Mechanismus [...] an die Stelle eines Preismechanismus tritt“ (Gruber, 2020, S. 129). Bestanden im Jahr 2012 nur 26 Betriebe dieser Art, waren es zehn Jahre später bereits 367 – und weitere 89 befanden sich in der Gründungsphase. (Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e. V., 2022, o. S.).
 
4
Ein eindrückliches Zeugnis für die Ausbeutung von Arbeitskraft in den 1960er-Jahren liefert der Zeitzeugenbericht von Focke, der seine Erfahrungen im Rahmen der „Familienpflege“ auf Bauernhöfen so zusammenfasst: „Musste jeden Tag zehn Stunden hart arbeiten“ (2013: 151); „[a]uf gut deutsch hieß es, beim Bauern für billiges Geld zu ackern ( ebd., S. 152 ).
 
5
So wird beispielsweise noch darauf hingewiesen, dass Soziale Landwirtschaft nicht nur bezahlte, sondern auch unentgeltlich erbrachte Leistungen mit sozialem Mehrwert umfasst (Hermanowski, 2006, S. 14). Eine international konsensfähige Definition lieferte im Jahr 2012 der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss: „Die soziale Landwirtschaft ist eine neuartige Herangehensweise, die zwei Konzepte miteinander verknüpft: die multifunktionale Landwirtschaft und die Sozial- bzw. Gesundheitsdienstleistungen auf lokaler Ebene. Durch die Erzeugung von Agrarprodukten trägt sie zum Wohlbefinden und zur gesellschaftlichen Eingliederung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen bei (EWSA, 2012, S. 1).
 
6
Rund 32 Prozent der Landwirt:innen in Europa leiden unter berufsbedingtem Stress – im Durchschnitt liegt dieser Wert bei 22 Prozent. In Baden-Württemberg hängen 17 Prozent der Krankmeldungen unter Landwirt*innen mit einer Burn-Out- oder Depressionserkrankung zusammen (Gottwald et al., 2022, S. 182 ). Die Autor:innen führen diese Zahlen vor allem auf die ökonomische Situation der Landwirt:innen zurück (ebd.).
 
7
Für Deutschland fehlen differenzierte Statistiken; in Frankreich liegt die Suizidrate von Landwirt:innen je nach Alterskohorte zwischen 20 bis 30 Prozent über dem Durchschnittswert der Allgemeinbevölkerung (Cabanel & Férat, 2021, S. 39).
 
8
In der Landwirtschaft entstanden in den vergangenen Jahren einige solcher Ansätze: So gibt es verschiedene Genossenschaften, die Acker- und Wiesenflächen kaufen und diese dann vergünstigt an landwirtschaftliche Betriebe verpachten, um die Spekulation mit Boden einzudämmen (beispielsweise BioBoden Genossenschaft eG, 2015, S. 1; oder Kulturland eG, 2022, S. 1); mit den „Bürgeraktien“ der Regionalwert AG können sich „Bürger[:innen] der Region mit Kapital an regionaler Landwirtschaft beteiligen und erhalten darüber Stimmrechte über die ökologische, soziale und ökonomische Weiterentwicklung ihrer Region“ (Hiß, 2009, S. 460).
 
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Metadaten
Titel
Die Potenziale Sozialer Landwirtschaft für die Soziale Arbeit in der ökologischen Krise
verfasst von
Daniel Peipp
Copyright-Jahr
2024
Buch
Die Zukunft der Sozialen Arbeit

Print ISBN: 978-3-658-44320-7

Electronic ISBN: 978-3-658-44321-4

Copyright-Jahr: 2024

DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44321-4_9

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