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2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

10. Die Protagonisten und ihr Verhalten in arbeitsteiligen Marktwirtschaften

verfasst von : Friedrich Thießen

Erschienen in: Die Evolution von Gut und Böse in Marktwirtschaften

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

In den Wirtschaftswissenschaften wird mit Archetypen von Wirtschaftssubjekten gearbeitet. Haushalte und Unternehmung, Kapitalist und Arbeiter, Prinzipal und Agent, rationales und irrationales Wirtschaftssubjekt (Behavioral Economics) sind solche Archetypen. Die Arbeit mit Archetypen hilft, Strukturen und Abhängigkeiten zu erkennen. Archetypen für arbeitsteilige Marktwirtschaften sind Spezialisten und Nichtspezialisten. Beide unterscheiden sich durch den Grad an Erfahrung und Wissen in Bezug auf eine ökonomisch relevante Aktion. Das beeinflusst die verwendeten Entscheidungsheuristiken, die sich systematisch unterscheiden.
Erfahrungen sind in modernen Gesellschaften für eine Vielzahl von Menschen grosso modo identisch. Sie verwenden dann auch ähnliche Heuristiken. Vereinfachungen sind also nicht zufällig, sondern systematisch. Die Systematiken lassen sich bei wiederholter Interaktion in Erfahrung bringen. Sie können von Menschen, die häufig agieren (also Spezialisten), erkannt und opportunistisch ausgenutzt werden. Die ausgebeuteten Menschen können aufgrund ihrer Vereinfachungen die Ausbeutung nicht erkennen – genauso ist die Ausbeutung angelegt.
Insgesamt gesehen ist der Raum für Opportunismus das schmale Band von Interaktionen, bei denen ein Spezialist auf einen Nichtspezialisten trifft, der bekannte und ausbeutbare Heuristiken benutzt. Dieses Band ist in kleinen Gruppen schmal, aber in modernen arbeitsteiligen, globalen Marktwirtschaften sehr breit geworden.

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Fußnoten
1
Beispielhaft sei der Kauf eines Hauses, eines Smokings, die Buchung einer Urlaubsreise, die Durchführung einer Fusion mit einem Konkurrenten genannt als Entscheidungssituationen, die typischerweise für die beteiligten Wirtschaftssubjekte (Käufer, Verkäufer, Makler) mit enormen Erfahrungsdifferenzen verbunden sind.
 
2
Ein schönes Beispiel für die geringe umfassende Kompetenz von Spezialisten findet sich in der Literatur. Es geht um den Forscher James Cook, der am Sankt-Lorenz-Strom Vermessungsarbeiten durchführen (lassen) sollte und der von einem Geometer opportunistisch getäuscht wurde: „Cook fühlte, wie viele Kenntnisse ihm noch fehlten. Dann versuchte er, den Geometer auszufragen. Dabei erfuhr er dann freilich bald, dass auch dessen Wissen eng begrenzt war: Es reichte nicht über die Handhabung des Theodoliten und einiger Formeln hinaus, die zur Vermessung gebraucht wurden. Anfangs glaubte Cook, der Geometer wollte ihm mit Absicht nicht mehr Einblick geben, um seine Stellung zu wahren, dann aber sah er ein, dass für diesen Mann die Kunst der Vermessung ein Handwerk war, dessen Handgriffe er sich nutzbar zu machen verstand, dessen Wesen er jedoch weder begriff noch auch zu begreifen wünschte“ (Lütgen 2003, S. 62).
 
3
Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass nicht alle Kunden der Banken das Kriterium des Nichtspezialisten in hohem Maße erfüllen. Insbesondere die größeren Firmenkunden setzen Mitarbeiter ein, welche ausschließlich für Finanztransaktionen zuständig sind. Sie bringen eine fachspezifische Vorbildung mit oder kommen sogar von Banken. Dies kann dazu führen, dass Interaktionen der Entscheidungssituation Spezialist-Spezialist entsprechen.
 
4
Siehe hierzu z. B. die Geschäftsberichte der Sachsen LB der Jahre 2006 und 2007.
 
Metadaten
Titel
Die Protagonisten und ihr Verhalten in arbeitsteiligen Marktwirtschaften
verfasst von
Friedrich Thießen
Copyright-Jahr
2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-05060-2_10