Die Rückkehr des Politischen – oder: Die Demokratie(theorie) in der Politisierungsfalle?

Mit dem Abstand von einigen Jahren scheint eine Diagnostik, die Michael Th. Greven schon Ende der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts – wenngleich mit seinerzeit eher begrenzter Resonanz – im Rahmen einer Analyse der Grundlagen der politischen Gesellschaft zur Verfügung gestellt hatte, heute auf ein verbreitetes Zeitgefühl zu treffen, wonach es speziell unter dem Eindruck des von Prozessen der Globalisierung forcierten Zusammenspiels von ökonomischem Rationalisierungsdruck einerseits und den korrespondierenden Formen administrationslastiger Politik andererseits, die sich unter dem schönenden Titel von „good governance“ zunehmend mit einer bürokratischen und/oder expertokratischen Logik aufrüsten, zu einer politischen Entfremdung kommt, der Politik als Mittel demokratischer Selbstbestimmung in einem Ausmaß zum Opfer fallen könnte, dass Demokratie selber, wo nicht als unmöglich, so doch als überflüssig erscheint – oder wie Habermas jüngst in lockerem Anschluss an die Debatte um die Postdemokratie knapp resümiert:

„Under the constraint of economic imperatives that increasingly hold sway over private spheres of life, individuals, intimidated, withdraw more and more into the bubble of their private interests. Willingness to engage in collective action, the awareness that citizens can at all collectively shape the social conditions of their lives through solidaristic action, fades under the perceived force of systemic imperatives.“ (Habermas 2011, S. 16).