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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Standardisierung von Digitaltechnologien in der Praxis – das 5G-Exempel

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Zusammenfassung

Standardisierung ist von erheblicher Bedeutung für die konkrete Ausgestaltung wichtiger Digitaltechnologien und damit für das Entstehen der Märkte von Morgen. Obwohl 5G künftig für die Wettbewerbsfähigkeiten von Volkswirtschaften und Unternehmen essenziell sein dürfte, spielt Deutschland bei der Standardisierung dieser Technologie nur eine unterordnete Rolle. Gerade die künftigen Anwender dieser Technologie, die „traditionellen Industrieunternehmen“, stoßen hier auf neue Standardisierungswelten, mit neuen Akteuren, Regeln, Gremien und tun sich deshalb schwer, ihre spezifischen Anforderungen in der Standardisierung durchzusetzen. Allerdings ist 5G keine bestimmte Technologie, sondern lediglich ein bei der ITU-R festgelegter Anforderungskatalog, der besondere Leistungsmerkmale und Funktionen der nächsten Mobilfunkgeneration umreißt. Hier gäbe es eine leistungsfähige, europäische Alternative zum aktuellen „Mainstream“, die allerdings erst in die 5G-Familie aufgenommen werden muss, um an der technologischen Entwicklung vollwertig teilzuhaben.

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Fußnoten
1
Im vorliegenden Beitrag wird bei personenbezogenen Substantiven die männliche grammatikalische Form verwendet. Der Autor schließt damit Personen jeden Geschlechts gleichermaßen ein.
 
2
In erster Linie sind das der weitgehend unbekannte Normungssektor der Internationalen Fernmeldeunion (ITU-T) sowie das European Telecommunication Standardisation Institute (ETSI).
 
3
Einen Überblick über die ökonomisch positiven Effekte der Normung geben Blind et al. 2011, S. 18–19.
 
4
„Verticals“ sind die „klassischen“ Industrieunternehmen, z. B. aus dem Bereich der Kfz-Hersteller, dem Maschinenbau oder der pharmazeutischen Industrie, welche zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit Digitaltechnologien einsetzen.
 
5
Eine „Norm“ ist eine in einem formalen Normungsverfahren von einer anerkannten Normungsorganisation mit einem höchstmöglichen Konsens verabschiedete Spezifikation, die anschließend veröffentlicht wird. Im englischen Sprachgebrauch wird statt von „Norm“ von einem „de jure Standard“ gesprochen.
 
6
Die anderen WTO-Kriterien sind: Transparenz, d. h. alle wichtigen Informationen über die laufenden Arbeiten und Endergebnisse sollen für alle Interessenten und während aller Phasen leicht zugänglich sein, Offenheit, d. h. alle interessierten Kreise sollen Gelegenheit haben, an der Standardentwicklung teilzuhaben, Wirksamkeit und Relevanz, d. h. internationale Standardisierungsprozesse sollen den Marktbedürfnissen sowie der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung Rechnung tragen, sowie Kohärenz, d. h. der Standardisierungsprozess sollte zur Schaffung einer kohärenten Reihe internationaler Standards führen, die nicht im Widerspruch zueinander stehen.
 
7
Hier soll das einschlägige Agreement on Technical Barriers to Trade (TBT-Abkommen) der WTO bei der Auslegung der Prinzipien einige Freiheiten zugestehen, wenn der „formale Rahmen“ stimmt; d. h. dem Prinzip in den Regularien Rechnung getragen wurde.
 
8
Ein gutes Beispiel für einen solchen grundlegenden Wertekonflikt in der Standardisierung war 2020 der Vorstoß der VR China, in der ITU-T 2020 Gesichtserkennungsarchitekturen für Überwachungsmaßnahmen zu standardisieren. Dieser wurde von der EU-Kommission sowie einer Reihe von Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, unter Verweis auf die europäische DSGVO „abgewehrt“.
 
9
Grundsätzlich hat jedes Land seine eigenen Normen. Auf internationaler Ebene entstandene Normen (z. B. bei der ISO) können in den sog. Nationalen Normenkatalog übernommen werden und beanspruchen dann nationale Geltung (z. B. bei Referenzierungen im Zuge öffentlicher Ausschreibungen). Bisherige nationale Normen, die der übernommenen entgegenstehen, müssen zurückgezogen werden.
 
10
Nach den recht komplexen ETSI-Regularien sind die Stimmgewichte für Regierungen auf die Anzahl von insgesamt 45, je nach Höhe des BIP, beschränkt, die Anmeldung zusätzlicher Behörden, z. B. auf Länderebene, erhöht das Gesamtstimmgewicht nur um jeweils 1, also nur unwesentlich, ebenso die Mitgliedschaft von „Non Profit Users“, z. B. von staatlichen Forschungseinrichtungen. Unternehmen dagegen können eine Einzelmitgliedschaft für jede ihrer internationalen Filialen wählen, das Stimmgewicht bemisst sich dann am jeweiligen Umsatz der Filiale (und nicht des Konzerns), kann also multipliziert werden. Internationale Konzerne mit einem weit gespannten Filialnetz haben damit erhebliche Vorteile.
 
11
In Deutschland war dies das Bundesministerium für Post und Telekommunikation (BMPT).
 
12
Huawei hat z. B. unlängst bekanntgegeben, sich künftig an der Entwicklung des autonomen Fahrens zu beteiligen, also in die Fahrzeugproduktion einsteigen zu wollen (Henßler 2021).
 
13
Als Extrembeispiel ist hier der Dokumentenformatstandard „OOXML“ zu nennen, der bei seiner Verabschiedung rd. 6000 Seiten umfasste. Das liegt zwar deutlich über dem Durchschnitt, zeigt aber, was möglich sein kann, wenn es gewollt ist. Kritiker merkten dazu allerdings an, dass ein solcher Standard von Außenstehenden ohne Unterstützung des Standardsetzers nur äußerst schwer zu implementieren ist.
 
14
Derzeit (Juli 2021) umfasst die O-RAN Alliance 23 „Members“ und 122 „Contributors“.
 
15
Dieser sog. Toolboxansatz setzt auf optionale Elemente für die Implementierung des Standards, z. B. wenn sich die Beteiligten nicht auf ein bestimmtes Verfahren einigen können, es regionale Unterschiede gibt oder eine bestimmte Technologie unbedingt aufgenommen werden soll. Im Ergebnis führt das allerdings dazu, dass hierdurch auch unterschiedliche, nicht interoperable Implementierungen möglich sind.
 
16
Vgl. dazu den Beitrag „Broadband Communication Standards and Rural India“ von Jha und Karandikar in diesem Herausgeberband.
 
17
Digital Enhanced Cordless Telecommunications (DECT) ist ein internationaler Standard für Telekommunikation mittels Funktechnik.
 
18
Inzwischen ist es DECT 2020 durch kluges Vorgehen seiner Befürworter gelungen, in die 5G-Familie aufgenommen zu werden und damit Zugang zu den 5G-Ressourcen (vor allem zu den für 5G reservierten Frequenzen) zu erhalten.
 
19
Bezeichnenderweise ist hier von der EU überhaupt keine Rede mehr: Zhao et al. 2021.
 
20
Das Global System for Mobile Communications (GSM) ist ein 1990 eingeführter Mobilfunkstandard für volldigitale Mobilfunknetze.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Anselmann (1991). Die Bezugnahme auf harmonisierte technische Regeln im Rahmen der Rechtsangleichung. In P.-C. Müller-Graff, (Hrsg.), Technische Regeln im Binnenmarkt (S. 101–104), Baden-Baden. Anselmann (1991). Die Bezugnahme auf harmonisierte technische Regeln im Rahmen der Rechtsangleichung. In P.-C. Müller-Graff, (Hrsg.), Technische Regeln im Binnenmarkt (S. 101–104), Baden-Baden.
Zurück zum Zitat Blind, K, Jungmittag, A., Mangelsdorf, A. (2011). Der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Normung – eine Aktualisierung der DIN-Studie aus dem Jahr 2000. Berlin: DIN. Blind, K, Jungmittag, A., Mangelsdorf, A. (2011). Der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Normung – eine Aktualisierung der DIN-Studie aus dem Jahr 2000. Berlin: DIN.
Zurück zum Zitat Wie China (mit) Standards dominieren will (2020). Markt&Technik 27, 3ff. Wie China (mit) Standards dominieren will (2020). Markt&Technik 27, 3ff.
Metadaten
Titel
Die Standardisierung von Digitaltechnologien in der Praxis – das 5G-Exempel
verfasst von
Ulrich Sandl
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38204-9_6