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2022 | Buch

Die Stimme des Bodens

Alles über unseren sonst so stillen Nachbarn

verfasst von: Sonja Medwedski

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Was hat Boden eigentlich mit Festivals, Bier oder dem Duft von Sommerregen zu tun? Warum landet Boden manchmal in der Badewanne oder sogar in unserem Magen? Vermeintlich glauben wir die Antworten auf solche Fragen zu kennen – doch unser stiller Begleiter hält noch viele Geheimnisse für uns bereit.

Zum ersten Mal nun kommt der Boden persönlich zu Wort und erzählt uns im charmanten Plauderton aus unterirdischer Perspektive von seinem Alltag mit uns, den Menschen. Ob im Garten, im Wald oder in der Stadt, vom Sandkasten bis zum Friedhof, der Boden ist mit seinen zahlreichen Familienmitgliedern – den Bodentypen – immer an unserer Seite. Als großartiger Speicher für Humus, Wasser oder Nährstoffe hilft er uns täglich beim Klimaschutz, bei unserer Ernährung oder auch bei Hochwasser. Vom Ackerboden bis zum Permafrost, vom Maulwurfshaufen bis zum Torf – es gibt noch viel zu entdecken.

Dieses Buch nimmt Sie mit in eine Welt, die uns so nah und doch so fremd ist. Mal mit einem Schmunzeln, mal mit klaren Worten zeigt uns der Boden, wo wir uns täglich begegnen und unsere Bodennutzung ihre Spuren hinterlässt..

Es ist Zeit für ein Kennenlernen!

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Vorstellungsrunde
Zusammenfassung
Hallo lieber Mensch! Endlich darf ich einmal ganz persönlich zu Wort kommen – hier spricht der Boden! Ja genau, der Boden unter deinen Füßen. Ich freue mich über dein Interesse an diesem Buch und den ganz persönlichen Einblicken in meine Welt. Denn unter deinen Sohlen bin ich immer in deiner Nähe, zeige mich auf jeder Ackerfläche, in deinem Gemüsebeet, auf der Blumenwiese am Straßenrand, aber auch am Strand, im Moor oder in einer Baugrube. Und selbst dort, wo du mich nicht siehst, bin ich dennoch vorhanden: in der Fußgängerzone, unter deinem Haus oder dem Parkplatz deines Supermarktes. Nach meiner kurzen Vorstellung geht es erst richtig los mit den spannenden Geschichten aus deiner unterirdischen Nachbarschaft.
Sonja Medwedski
Kapitel 2. Wer bin ich und was kann ich?
Zusammenfassung
Den Begriff „Boden“ kennst du aus deinem Alltag – doch wer bin ich eigentlich? Was macht mich als Boden aus und was sind meine Fähigkeiten? In diesem Abschnitt bekommst du einen persönlichen Einblick in meine Welt und den Alltag meiner bodenkundlichen Familie. Dabei wirst du ein paar ganz spezielle „Typen“ kennenlernen und unter anderem erfahren, was ich mit Kartoffelsalat gemeinsam habe. Meist bin ich zwar etwas langsam in meiner Entwicklung, doch mit ein wenig Geduld verwandeln sich in mir aus nackten Gesteinskrümeln wahre Superkräfte. Aus einer jungen Sanddüne kann dabei im Laufe der Zeit ein fruchtbarer Acker werden. Und nicht nur das: meine Unterwelt wird dich mit so manchem farbenfrohen (und manchmal rostigem) Detail überraschen.
Sonja Medwedski
Kapitel 3. Gartenboden
Zusammenfassung
Als Gartenboden komme ich euch Menschen oft ganz nah. Eure große Freude am Buddeln prägt mich dabei auf unterschiedliche Art und Weise. Und damit du mit deinem Garten zufrieden bist, habe ich einige Aufgaben zu erfüllen: immer genug Wasser, Luft und Nährstoffe für alle Pflanzen bereitstellen. Egal, ob sie nur hübsch blühen oder eine schmackhafte Ernte hervorbringen sollen. Und da läuft nichts ohne die unterirdische Nachbarschaft, die deutlich größer ist, als du bisher vielleicht vermutest. Es sind nicht nur die bekannten Gesichter auf der anderen Seite des Gartenzauns, sondern Abermillionen kleiner Helfer unterhalb der Oberfläche deines Gartens, die sich darum kümmern, dass alle Pflanzen gut versorgt sind. Ob nun Maulwurf, Regenwurm oder Assel – sie alle sind wichtige Mitglieder im bodenkundlichen Team für einen gesunden Garten.
Sonja Medwedski
Kapitel 4. Ackerboden
Zusammenfassung
Meine Funktion als Ackerboden prägt dein Leben jeden Tag. Sobald du in dein Frühstücksbrot beißt, mittags deine Suppe auslöffelst, dein Feierabend-Bier genießt oder die Tafel Schokolade als Nervennahrung zwischendurch verputzt – nichts davon gäbe es ohne mich. Deine Speisekarte besteht fast vollständig aus Nahrungsmitteln, die auf mir angebaut werden. Ackerböden und Menschen gehören seit jeher untrennbar zusammen, verbunden durch das starke Band der Landwirtschaft. Ihr habt euch schon früh in eurer Geschichte zunutze gemacht, dass auf mir vieles wächst, was euch als Nahrung, Kleidung oder Baustoff dient. Und damit das auch in Zukunft so bleibt, spielt es eine große Rolle, wie ihr mich nutzt und wie ihr meine vielen kleinen Bodenbewohner behandelt. Der Regenwurm zählt noch zu den Bekanntesten unter ihnen, ist jedoch nur ein kleiner Teil des unterirdischen Dschungels. Und am besten geht es mir, wenn ich nicht nackt in der Gegend herumliege, sondern die Pflanzen meine Oberfläche bedecken – ob nun Getreide oder „Unkraut“ ist mir persönlich egal.
Sonja Medwedski
Kapitel 5. Stadtboden
Zusammenfassung
Auch in der Stadt bin ich als Boden stets an deiner Seite und beeinflusse mal mehr, mal weniger offensichtlich deinen Alltag und dein Wohlbefinden. Die meisten meiner Funktionen sind aus menschlicher Sicht in der Stadt scheinbar nicht so gefragt. Meistens soll ich vor allem einen Zweck erfüllen: Baugrund sein (und natürlich ein möglichst stabiler). Dabei baut ihr genauso gern in die Höhe wie in die Tiefe und bedeckt mich anschließend häufig mit einer dichten, harten Schicht aus Asphalt oder Beton. Sobald mir dieser graue, menschgemachte Horizont als Versiegelung auf den Kopf gesetzt wurde, ist es leider erst mal vorbei mit meinem freien Blick zum Himmel – weder Wasser noch frische Luft können mich dann mehr von oben durchströmen. Doch genau das sollte mir auch in der Stadt öfter ermöglicht werden. Denn nur dann kann ich euch als Wasserspeicher vor Hochwasser schützen oder im Sommer als Klimaanlage fungieren.
Sonja Medwedski
Kapitel 6. Waldboden
Zusammenfassung
Wenn du an einen Wald denkst, hast du vermutlich viele Bäume vor Augen – doch auch dort bin ich als Boden immer mit von der Partie. Als Waldboden bin ich häufig ein ganz naturbelassener Typ und entwickele mich in enger Verbundenheit zu den Bäumen. Dementsprechend gut funktioniert im Wald auch noch die Kreislaufwirtschaft der Nährstoffe, wie ich dir am Beispiel einer Buche zeigen werde. Doch damit an der Oberfläche die grüne Pflanzenwelt sprießen kann, braucht es auch in meinem Untergrund eine lebendige Vielfalt. Ganz besonders fleißig bei der Pflege dieser unterirdischen Handelsbeziehungen sind die Pilze, von deren grandiosem Netzwerk sich das ein oder andere eurer menschlichen Unternehmen noch ein Scheibchen abschneiden könnte. Und warum riecht es im Wald eigentlich immer so gut? Auch hier liegt das Geheimnis im Boden verborgen.
Sonja Medwedski
Kapitel 7. Moorboden
Zusammenfassung
Nicht immer bestehe ich als Boden nur aus Gesteins-Krümeln. In den Mooren dieser Welt bin ich über viele Jahrhunderte aus alten abgestorbenen Pflanzen emporgewachsen. Als Moorboden prägt mich der Torf, der im natürlichen Zustand unter Wasser steht. Als Niedermoor oder Hochmoor findest du mich in der Landschaft, begleitet von einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Mittlerweile gelten die pflanzlichen und tierischen Moorbewohner allerdings häufig als seltene und gefährdete Arten, da von mir als Moorboden nicht mehr allzu viel übrig ist. Allein in Deutschland sind nur noch ca. 10 % meiner ursprünglichen Fläche vorhanden. Euer Torfabbau hat mich ausgetrocknet und zusammensacken lassen. Oft finde ich mich später nur noch in einer Tüte Blumenerde wieder. Dort können meine Fähigkeiten als Moorboden, allen voran meine Funktion als Speicher für Kohlendioxid, allerdings nicht mehr glänzen. Wenn ich euch beim Klimaschutz helfen soll, hätte ich es gerne nass und sumpfig.
Sonja Medwedski
Kapitel 8. Boden in der Badewanne
Zusammenfassung
Als Boden liege ich dir nicht immer nur zu Füßen – manchmal schmierst du mich ins Gesicht oder tauchst sogar mit deinem ganzen Körper in mich ein. Schon früh habt ihr Menschen entdeckt, dass meine Inhaltsstoffe gut für eure Haut, ja manchmal sogar für eure Verdauung oder gegen das ein oder andere Wehwehchen hilfreich sein können. In diesem Kapitel gönnen wir uns daher ein wenig Entspannung und widmen uns deiner Schönheit und Gesundheit. Die geologische Drogerie hat da einiges im Angebot. Sei es als Moorbad oder wenn ich die charmante Bezeichnung „Heilerde“ tragen darf. Und auch abseits eurer Wellness-Anlagen kann ich als Boden dein Wohlbefinden verbessern. Da reicht oft schon ein Barfuß-Spaziergang oder dein persönlicher Kontakt zu mir beim Buddeln in der Erde. Meine Bodenbakterien trainieren dein Immunsystem und wecken so manches Mal deine Glücksgefühle.
Sonja Medwedski
Kapitel 9. Festivalboden
Zusammenfassung
Das Thema „Boden“ auf dem Festivalgelände? Oh ja, sogar mit vollem Körperkontakt, wie ich dir am Beispiel in Wacken zeigen werde. Bei einem Festival liegt dein Fokus vermutlich eher auf den musikalischen Highlights, doch auch dort bin ich als Boden dein ständiger Begleiter – mal staubig, mal schlammig. Und manchmal schaffe ich es als blinder Passagier anschließend sogar mit in deine Heimat. Das mit dem Spuren hinterlassen beruht dabei auf Gegenseitigkeit. Taktvolles auf- und abspringen von Tausenden Füßen hinterlässt in mir oft bleibenden Eindruck – im wahrsten Sinne des Wortes. Selbst ein einzelner Mensch kann dabei die Belastung eines Baggers aufbringen, die mich zerknautscht zurücklässt. Der Untergrund des Festivalgeländes verbirgt daher mittlerweile so manche „Prothese“, um meine Fähigkeiten dort für euch auch zukünftig zu sichern.
Sonja Medwedski
Kapitel 10. Boden, Bier, Wein und Whisky
Zusammenfassung
Als Boden kann ich für dich einen ganz besonderen kulinarischen Einfluss haben, zum Beispiel wenn es um Bier, Wein oder Whisky geht. Ob Hopfen, Weintrauben oder Gerste – sie alle wachsen auf und in mir. Ohne Boden bliebe dir nicht viel für eine abwechslungsreiche Getränkekarte. Daher schauen wir mal hinter die Kulissen, oder besser gesagt unter die Oberfläche, wenn es darum geht, meine Nährstoffe und Aromen in köstliche Getränke zu verwandeln. Du wirst erfahren, wo Cannabis-Pflanzen Einfluss auf den Inhalt des Bierglases haben, warum ich in manchen Weinbergen einen ausgemergelten Eindruck mache oder wie der Rauch von Torf den Geschmack des Whiskys prägen kann. Mein bodenkundlicher Einfluss lässt sich schmecken.
Sonja Medwedski
Kapitel 11. Boden unter’m Teppich
Zusammenfassung
Die Art und Weise, wie ihr mit mir, dem Boden, umgeht, hinterlässt ihre Spuren. Auch wenn ihr vieles gerne unter den Teppich kehren wollt, in dem ihr es in mir verbuddelt, ist es doch nicht einfach weg. Zwar bin ich dunkel und verschwiegen, aber eben auch ein wirklich guter Speicher! Und so enthalte ich mancherorts zahlreiche Spuren eurer früheren Tätigkeiten – seien es Müll, Benzinreste, Bauschutt, Schwermetalle, Bomben oder auch menschliche Überreste. Diese Altlasten versucht ihr heutzutage zu sanieren, also für euch wieder nutzbar zu machen. Und auf so mancher Fläche kommen euch dabei meine Mikroorganismen oder die Pflanzenwelt zu Hilfe. Sie nehmen es mit zahlreichen Belastungen auf, die für euch sonst nicht viel Lebensfreude übrig ließen.
Sonja Medwedski
Kapitel 12. Permafrostboden
Zusammenfassung
In meiner Bodenfamilie gibt es ein paar ziemlich unterkühlte Typen. Zu finden sind sie zum Beispiel in der Arktis, im Norden von Kanada, Norwegen oder Sibirien. Diese Landstriche nennen sich Permafrost. Und der Name ist Programm, sind diese Gegenden schließlich permanent dem Frost ausgesetzt. Und so ergeht es auch den dortigen Permafrostböden, die lediglich in den Sommermonaten nur oberflächlich auftauen und den Pflanzen eine kurze Wachstumszeit ermöglichen. Als Permafrostboden bin ich eine überdimensionale Kühltruhe und speichere große Mengen an organischem Material und Wasser. Mein Bodenleben ist dort aufgrund der Kälte zwar recht träge, aber dennoch vielfältig vorhanden. Beim sommerlichen Auftauen kommt Aktivität in den Untergrund und verursacht ab und zu beachtliche Methanwolken, wenn der Kohlenstoff von den kleinen Mikroorganismen abgebaut wird. Die Dauer des Auftauens hat in den letzten Jahrzehnten allerdings deutlich zugenommen, sodass ihr Menschen immer häufiger bei meinen Familienmitgliedern aus dem Permafrost zum „Fieber“ messen vorbeikommt.
Sonja Medwedski
Kapitel 13. Friedhofsboden
Zusammenfassung
Für das menschliche Empfinden ist der Friedhof ein Ort der Stille, der Ruhe und des Todes. Ganz ohne Frage ist der Tod für euch mit unzähligen Emotionen verbunden. Als Friedhofsboden ist dieser Ort für mich hingegen eine Fläche, auf der ich für euch Menschen eine Funktion erfülle. Vielleicht kann ich dir ein wenig helfen, den Friedhof als einen Ort wahrzunehmen, an dem nichts endet, sondern wo Neues beginnt, wo der Kreislauf des Lebens zu einer neuen Runde ansetzt. Als Friedhofsboden beginnt meine Aufgabe für dich vor allem dann, wenn deine aktive Zeit zu Ende gegangen ist. Somit begleite ich dich nicht nur während deines Lebens auf Schritt und Tritt, sondern auch über deinen Tod hinaus. Deine letzte Ruhe findest du sehr oft in meiner erdigen Dunkelheit. Dann tauchst du persönlich ein, in das Universum unter deinen Füßen und wirst unmittelbar ein bodenbildender Faktor.
Sonja Medwedski
Kapitel 14. Auf gute Nachbarschaft!
Zusammenfassung
Mensch und Boden sind seit jeher eng miteinander verbunden. Und ob du es wahrhaben möchtest oder nicht, letztendlich bist du selbst ein Teil des Bodens und könntest ohne mich nicht existieren. Euer menschlicher Einfluss auf mich ist in den letzten Jahrzehnten allerdings enorm angestiegen, und leider nicht nur positiv. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so scheint, dass ich in unendlicher Weite vorhanden bin, so gilt für mich insbesondere dann, wenn der Mensch mich nutzen möchte: Qualität vor Quantität. Für eine gute Nachbarschaft reichen oft schon die kleinen alltäglichen Dinge, um Großes zu bewirken. Gestalte deinen eigenen, ganz persönlichen Bodenschatz, lerne mich besser kennen und tue dir selbst dabei etwas Gutes. Dieses Kapitel liefert dir dafür eine Auswahl an Ideen.
Sonja Medwedski
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Stimme des Bodens
verfasst von
Sonja Medwedski
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-65513-9
Print ISBN
978-3-662-65512-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-65513-9