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2024 | Buch

Die UN-Nachhaltigkeitsziele als interdisziplinäre Herausforderung

Aufgaben, Aspekte und Ansätze

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Über dieses Buch

Dieses Buch gibt Einblicke in die Zielsetzungen und zu den Herausforderungen der Nachaltigkeistzielde der UN. Ausgehend von den Blickwinkeln einzelner Fachdisziplinen wird allgemein verständlich die Zelsetzung mit einem Blick auf europäische Verhältnisse erläutert und mit den Anforderungen an andere Fachdisziplinen verknüpft, die notwendig sind, damit ein Erreichen realistisch und zielführend vorangetrieben werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Die Vereinten Nationen (UN) hatten mit der Agenda 2030 einen globalen Plan für die Förderung der Nachhaltigkeit, des Wohlstands und des Friedens vorgelegt. Die Erreichung der Ziele erscheint in einigen Bereichen und Regionen weiter entfernt zu sein denn je – zum Beispiel, wenn man an das Thema Friede und Abrüstung denkt und die Berichte über eine steigende Anzahl gewaltsam ausgetragener Krisen und Konflikte oder das Ende der Abrüstungsabkommen in der Tagespresse liest. Auf der anderen Seite erscheinen einige Ziele vordergründig keine relevanten Ziele für uns in Deutschland oder Mitteleuropa darzustellen. Und bei einer subjektiven Betrachtung könnte gar der Eindruck entstehen, bei den Nachhaltigkeitszielen handelt es sich um ein utopisches Wunschkonzert für andere Regionen der Erde. Aber trügt hier nicht das subjektive Bild?
Silvio Beier, Peter Hense, Claudia Klümper, Stefan Lechtenböhmer, Christa Reicher
Kapitel 2. Die UN-Nachhaltigkeitsziele und ihre Bedeutung für Klimaschutz und Klimaanpassung in Deutschland
Zusammenfassung
Klimaschutz zielt auf die Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen (insb. CO2) zur Begrenzung der globalen Erwärmung ab. Da die erwartbaren Folgen des Klimawandels lokal und regional sehr unterschiedlich sind, bedarf es entsprechend raumspezifisch maßgeschneiderter Maßnahmen. Mithin ist Klimaanpassung vor allem eine lokale und regionale Aufgabe. Zu wenig adressiert sind die möglichen Synergien und Konflikte zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung. Zu nennen sind hier beispielhaft die positiven Wirkungen von Klimaschutz im Gebäudesektor auf Kühllasten oder die negativen Auswirkungen von verkehrs- und damit emissionsmindernden kompakten Siedlungsstrukturen auf das Stadtklima.
Stefan Greiving
Kapitel 3. Herausforderungen für eine nachhaltige urbane Mobilität der Zukunft
Zusammenfassung
Mobilität ist entscheidend für wirtschaftliche und soziale Teilhabe. Gleichzeitig stellen die negativen Folgewirkungen des Verkehrs, v. a. Treibhausgasemissionen, ein großes Hindernis für das Erreichen der SDGs dar. Infolgedessen hängen Fortschritte beim Klimaschutz ebenso wie das Ziel nachhaltiger Städte stark vom Verkehr ab. Eine Verkehrswende, die Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung umfasst, ist dringend nötig. Eine Antriebswende zu alternativen Antrieben, vor allem Elektromobilität, ist weitgehend akzeptiert, jedoch herrscht Uneinigkeit über die Notwendigkeit und Maßnahmen einer Mobilitätswende. Der Beitrag betont die Komplexität und die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit, um nachhaltige Lösungen zu finden. Es gibt divergierende Interessen und Konflikte zwischen Stadt und Umland sowie zwischen Individual- und Systemperspektiven im Verkehr. Die Zukunft der Mobilitätswende ist noch unklar, und verschiedene Städte und Regionen könnten unterschiedliche Wege einschlagen. Eine erfolgreiche Verkehrswende hängt von interdisziplinärer Zusammenarbeit und erfahrbaren positiven Auswirkungen einer Mobilitätswende ab.
Tobias Kuhnimhof
Kapitel 4. Gesundheitsfördernde Stadtlandschaften – Urban Public Health und Nachhaltigkeit im Kontext von Städtebau und Stadtplanung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel erläutert die wesentlichen Konzepte von Public Health im Kontext der typischen Merkmale urbaner Räume. Im Kern geht es darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, warum die Gesundheit der Bevölkerung in den anstehenden Transformationsprozessen so wichtig ist und wie dies mit Planung, Architektur und Politik zusammenhängt. Eine gesunde Bevölkerung kann besser auf ihre Umwelten achten und kreative Ideen entwickeln, um nachhaltige Umwelten zu schaffen und den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Ein nachhaltiger Ansatz für urbane Lebensräume berücksichtigt sowohl die Bedürfnisse heutiger als auch künftiger Generationen. Die Komplexität dieser Herausforderungen erfordert interdisziplinäre Ansätze. Von Architekten und Stadtplanern über Gesundheitsexperten, Umweltwissenschaftler und Soziologen bis hin zu Verkehrsplanern – sie alle müssen ihre Expertise bündeln, um ganzheitliche Lösungen zu entwickeln.
Susanne Moebus, Judith Schröder
Kapitel 5. Herausforderungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung und einen resilienten Städtebau
Zusammenfassung
Eine nachhaltige Gestaltung der Transformation bedeutet deutlich weniger Ressourcenverbrauch sowie den Fokus auf das Flächenrecycling legen und Aspekte wie Offenheit und Ästhetik verstärkt in den Blick nehmen. Die Herausforderungen, den Verbrauch von Fläche durch die Aktivierung von brachgefallenen und untergenutzten Flächen zu reduzieren, ist also eine zentrale Stellschraube für eine nachhaltige Stadtentwicklung und einen resilienten Städtebau. An die Stelle des unbedingten Lobs der baulichen Verdichtung muss ein bedingtes Lob treten, das den öffentlichen und privaten Freiräumen eine größere Bedeutung beimisst, ohne das soziale Anliegen – die Schaffung von Wohnraum – außer Acht zu lassen. Also an der richtigen Stelle verdichten und an anderer Stelle bewusst den Freiraum erhalten und vor Bebauung schützen.
Christa Reicher
Kapitel 6. Der Beitrag von Stadtplanung zu den UN-Nachhaltigkeitszielen der Energiewende
Zusammenfassung
Die Komplexität der Gestaltung nachhaltiger Städte und Gemeinden, die den steigenden Energiebedarf effizient decken und gleichzeitig die Ziele der Nachhaltigkeit vorantreiben, erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise. Die partizipative Gestaltung der Energiewende ist ein wichtiger Hebel zur Stärkung der Akzeptanz des Transformationsprozesses. Durch eine gezielte Gestaltung der Quartiere können zahlreiche Flächen für die Integration erneuerbarer Energien bereitgestellt werden. Es bedarf eines umfassenden Ansatzes, der das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen wie Architektur, Ingenieurwesen, Umweltwissenschaften, Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften berücksichtigt.
Antonia Rubarth
Kapitel 7. Zur Rolle von Suffizienz in Energiewende und Energiepolitik
Zusammenfassung
Suffizienz, d. h. die Reduktion von Konsum- und Produktionsniveaus durch Politikmaßnahmen und andere soziale Praktiken, wird zunehmend in Energieszenarien adressiert und setzt dort bei den Treibern der Energieverbräuche an. Je stärker die Energienachfrage sinkt, desto leichter kann ein 100 % erneuerbares Energiesystem verwirklicht und der Druck auf andere planetare Grenzen reduziert werden. Eine Bremsung des Wohnflächenwachstums, der Personenkilometerleistung und anderer Nachfragemuster ist auch politisch umsetzbar, z. B. durch Umbau im Bestand, Belegungsvorgaben und Neubau-Moratorien, autofreie Quartiere und mehr Carsharing. Häufig sind diese Instrumente kein ‚Hexenwerk‘, sie sind aber konfliktträchtig. Wichtig ist die soziale Abfederung von Suffizienz, z. B. in Form einer pro-Kopf Rückverteilung der CO2-Bepreisung. Dass die Politik auf allen Ebenen engagierter Suffizienz aufgreifen sollte, legen unter anderem die Empfehlungen von Bürger:innenräten auf nationaler Ebene nahe, die bereits viele Suffizienzinstrumente erarbeitet haben, darunter insbesondere regulatorische Maßnahmen.
Benjamin Best
Kapitel 8. Die Rolle der Energiewende für die Nachhaltigkeitsziele
Zusammenfassung
Die Energiewende ist von zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. Die Nutzung fossiler Energien hat einerseits Wohlstand und technischen Fortschritt ermöglicht, andererseits aber zu erheblichen Umweltbelastungen geführt und ist hauptverantwortlich für die Klimaerhitzung. Der Umbau des Energiesystems auf Basis erneuerbarer Energien hat das Potenzial, die Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren und damit den Klimawandel einzudämmen. Damit sind auch positive Effekte in anderen Bereichen verbunden, wie die Verringerung der Luftverschmutzung und der damit verbundenen negativen Gesundheitsauswirkungen.
Simon Müller, Janna Hoppe
Kapitel 9. Ko-Evolution von klimaneutraler Industrie und Energiesystem
Zusammenfassung
Die Industrie benötigt ca. 28 % der Endenergie in Deutschland und ist direkt und indirekt für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Grundstoffindustrien, vor allem, weil sie Rohstoffe in Grundstoffe umwandeln. Die entsprechenden Prozesse sind fast immer sehr energieintensiv. Die Industrie stellt damit nicht nur ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Energiesystem und den Stoffkreisläufen dar, sondern ist aufgrund ihres hohen konzentrierten Energiebedarfs auch ein wichtiger Faktor bei der Transformation des Energiesystems und der entsprechenden Infrastruktur.
Stefan Lechtenböhmer
Kapitel 10. Abfälle – Fluch und Segen für die Sustainable Developement Goals (SDG)
Zusammenfassung
Das Recycling kann sowohl dem vorsorgenden Umweltschutz in Form des primären Recyclings, als auch dem nachsorgenden Umweltschutz in Form des sekundären Recyclings zugeordnet werden. In den meisten Fällen sind Sekundärgewinnungsverfahren zwar weniger energieintensiv, emittieren weniger Treibhausgase und entlassen weniger Schadstoffe in die Umgebung, jedoch sind diese in den Grenzbereichen der Primär- und Sekundärgewinnung differenzierter zu betrachten. Die im Kapitel aufgezeigten Herausforderungen und Chancen zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft können durch politische Rahmenbedingungen so flankiert werden, dass sich die Potenziale entfalten können.
Peter Hense
Kapitel 11. Der Beitrag von zirkulären Geschäftsmodellen zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft
Zusammenfassung
Durch den verstärkten Einsatz recycelbarer Materialien und die Reduzierung von Abfällen kann die Bauwirtschaft nachhaltigere Konsum- und Produktionsmuster fördern. Sie hat damit auch erheblichen Einfluss auf den Klimaschutz (SDG 13) und kann durch die Einführung klimafreundlicher Baupraktiken, wie den Einsatz erneuerbarer Energien und die Reduzierung von Emissionen, zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Die Umsteuerung auf zirkuläre Geschäftsmodelle bietet zum einen ein enormes unternehmerisches Entwicklungspotenzial und zum anderen durch die nachgewiesenen Vorteile einen hohen ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen. In diesem Kapitel ist an einem konkreten Beispiel ein systemisches Vorgehen vorgestellt, welches auch auf andere Produkte und Branchen übertragbar ist.
Sabine Flamme, Dirk Klöpper
Kapitel 12. Chemisches Recycling von Kunststoffen – aktueller Stand, Potenziale und Herausforderungen
Zusammenfassung
Die weltweit jährlich anfallenden Kunststoffabfallmengen werden in den kommenden Jahrzehnten erheblich ansteigen. Zugleich werden in der Produktion auch deutlich mehr hochqualitative Rezyklate und damit entsprechend geeignete Recyclingkapazitäten benötigt. Gründe für die bisher sehr geringen Rezyklat-Einsatzquoten sind vielfältig. Zum einen gab es zwar gesetzlich vorgeschriebene quantitative Recyclingquoten für Kunststoffe. Eine gesetzliche Verpflichtung zum Einsatz von Rezyklaten bei der Produktion von Neuware gab es jedoch nicht. In diesem Kapitel sind die rohstofflichen bzw. chemischen Verfahren besprochen, die ein ergänzender Baustein für höherwertiges Kunststoffrecycling sein können. Außerdem sind neuen Verfahren genannt, die sich teilweise bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden.
Matthias Franke, Tobias Rieger, Alexander Hofmann, Katharina Reh, Sayara Saliyeva, Thomas Fehn
Kapitel 13. Nachhaltige Ernährung der Zukunft – Beitrag alternativer Proteinquellen
Zusammenfassung
Unsere Ernährungssysteme können durch intelligente und vorausschauende Transformationsprozesse einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung verschiedener Nachhaltigkeitsziele leisten. Hierzu muss sich auch die Nahrungsmittelindustrie in Deutschland und Europa diesen Herausforderungen stellen, indem sie neue Wege geht, die das komplette Spektrum der „Food Systems“ von Produktion, über Vermarktung, Konsum und hin zu gesellschaftlicher Akzeptanz umfasst. Für die Zukunft der Ernährung der Menschen sind hochwertige alternative Proteinquellen eine sehr vielversprechende Option. Nicht nur um die Bevölkerung gesund und ausreichend zu ernähren, sondern auch um die Folgen für den Klimawandel durch unsere Ernährung möglichst gering zu halten. In diesem Kapitel sind verschiedene alternative Proteinquellen vorgestellt und hinsichtlich ihres möglichen Beitrags zur Erreichung der SDGs charakterisiert.
Thomas Kirner, Bettina Manns
Metadaten
Titel
Die UN-Nachhaltigkeitsziele als interdisziplinäre Herausforderung
herausgegeben von
Silvio Beier
Peter Hense
Claudia Klümper
Stefan Lechtenböhmer
Christa Reicher
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44103-6
Print ISBN
978-3-658-44102-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44103-6