1 Die fachliche Bedeutung der Vertieften Überprüfung von Stauanlagen
2 Rechtliche Grundlagen, Regelwerke, Empfehlungen
2.1 Einordnung in internationalen Kontext
2.2 Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz – WHG)
§ 36 Anlagen in, an, über und unter oberirdischen Gewässern(…)(2) Stauanlagen und Stauhaltungsdämme sind nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu errichten, zu betreiben und zu unterhalten; die Anforderungen an den Hochwasserschutz müssen gewahrt sein. Wer Stauanlagen und Stauhaltungsdämme betreibt, hat ihren ordnungsgemäßen Zustand und Betrieb auf eigene Kosten zu überwachen (Eigenüberwachung). Entsprechen vorhandene Stauanlagen oder Stauhaltungsdämme nicht den vorstehenden Anforderungen, so kann die zuständige Behörde die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen innerhalb angemessener Fristen anordnen.
2.3 DIN 19700 „Stauanlagen“
Teil | Nr | Relevante Formulierungen in Bezug auf vertiefte Überprüfungen (Zitate, fallweise gekürzt) | Anmerkung |
---|---|---|---|
19700-10: 2004‑7 Gemeinsame Festlegungen | 11 | Die Überwachung von Stauanlagen unter Sicherheitsaspekten ist während ihrer gesamten Nutzungsdauer erforderlich. Sie umfasst im Wesentlichen: Messungen, Beobachtungen und deren Auswertung in engen, zeitlichen Abständen; Regelmäßige, zumeist jährliche Sicherheitsberichte; Vertiefte Überprüfungen in angemessenen Zeitabständen sowie gegebenenfalls in Abhängigkeit des Gefährdungspotenzials und gegebenenfalls nach außergewöhnlichen Ereignissen … In der vertieften Überprüfung sind alle relevanten Sicherheitsnachweise, für die sich Veränderungen der Eingangsparameter ergeben haben, mit den aktuellen gültigen Kennwerten und nach den jeweils gültigen technischen Vorschriften erneut zu führen | Hier wird der Begriff „vertiefte Überprüfung“ eingeführt und grundlegend definiert |
19700-11: 2004‑7 Talsperren | 10.3 | Die Gebrauchstauglichkeit und die Funktionsfähigkeit der Betriebseinrichtungen der Talsperre sind in der Regel unter Betriebsbedingungen nach einem in der Betriebsvorschrift vorgegebenen Zeitraum zu überprüfen. Zur Überprüfung gehören insbesondere Funktionsprüfungen an Verschlüssen, Armaturen, Antrieben sowie an Mess‑, Steuer und Regelanlagen. Bei Erfordernis gehören zur Überprüfung auch Dickemessungen an Rohrwandungen, Druck- und Fließgeschwindigkeitsmessungen in Rohrleitungen und Schwingungsmessungen bei Erschütterungen oder Kavitation. Zur Betriebsüberwachung gehört auch die Prüfung der ausreichenden Belüftung der Räume, wie z. B. Schieberkammern, Kontrollgänge, Stollen und Schächte | Diese Norm gilt in Verbindung mit DIN 19700-10:2004‑7. In 10.3. werden grundlegende Aspekte der regelmäßigen Überprüfung der Betriebseinrichtungen beschrieben, wobei dort auf unterschiedliche „Erfordernisse“ eingegangen wird. Die sehr detaillierten Überprüfungen (z. B. Dickemessungen der Rohrwandungen) sind hier den ‚Vertieften Überprüfungen‘ zuzuordnen. 10.4. zählt die wichtigsten Themengebiete der Vertieften Überprüfungen auf. In 10.5 wird klargestellt, dass die Berichte zur Vertieften Überprüfung als Teile des Talsperrenbuches dauerhafter Bestandteil der Dokumentation der Talsperren sind |
10.4 | Im Rahmen der vertieften Überprüfung sind die statischen, hydrologischen und hydraulischen Bemessungsgrundlagen sowie die betrieblichen Vorgaben und das Überwachungskonzept zu überprüfen. Die Ergebnisse sind in Berichtsform zu dokumentieren | ||
11.2 | Inhalt des Talsperrenbuches Überwachungsunterlagen wie … Berichte über vertiefte Überprüfungen | ||
19700-12: 2004‑7 Hochwasserrückhaltebecken | 10.3 | Im Rahmen der vertieften Überprüfungen hat die Prüfung der Gebrauchstauglichkeit auch die unterhalb des Dauerstauzieles liegenden Bauwerkselemente zu beinhalten. Sofern erforderlich ist hierfür der Dauerstauraum zu entleeren | In DIN 19700-12:2004‑7 werden in Abweichung oder Ergänzung zu DIN 19700-11 Hinweise für Hochwasserrückhaltebecken gegeben. Grundsätzlich besteht auch an Hochwasserrückhaltebecken die Erfordernis von Vertieften Überprüfungen |
19700-13: 2019‑6 Staustufen | 9.2 | Funktionsprüfungen von Verschlüssen sind regelmäßig durchzuführen. In größeren Zeitabständen sind die Verschlüsse, auch die schwer zugänglichen Teile (ggf. unter Zuhilfenahme von Besichtigungseinrichtungen, Einrüstungen u. ä.) handnah zu prüfen. Hierfür ist eine Möglichkeit zur Kontrolle von Verschlussteilen, die bei normalem Betrieb unter Wasser liegen, vorzusehen | Diese Norm wurde 2019 in aktualisierter Form veröffentlicht. 9.2.4 gibt Hinweise auf die Funktionsprüfungen der Verschlüsse. Diese sind vergleichsweise häufig durchzuführen. Die tiefer gehenden Überprüfungen der Verschlüsse können – müssen aber nicht – den Vertieften Überprüfungen zugeordnet werden. In 9.4. wird ein Zeitrahmen für die Vertieften Überprüfungen genannt |
9.4 | In angemessenen Zeitabständen (etwa 10 Jahre bis 20 Jahre) sind im Rahmen einer Vertieften Überprüfung die statischen, hydrologischen und hydraulischen Bemessungsgrundlagen sowie die betrieblichen Vorgaben und das Überwachungskonzept zu beurteilen |
-
die statischen Bemessungsgrundlagen,
-
die hydrologischen Bemessungsgrundlagen,
-
die hydraulischen Bemessungsgrundlagen,
-
die betrieblichen Vorgaben und
-
das Überwachungskonzept
2.4 DVWK- und DWA-Regelwerke bzw. Empfehlungen
Nr | Relevante Formulierungen in Bezug auf vertiefte Überprüfungen (Zitat) | Anmerkung |
---|---|---|
5 | Vertiefte Überprüfung Eine vertiefte Überprüfung der Talsperre sollte etwa alle 10 Jahre sowie gegebenenfalls nach außergewöhnlichen Ereignissen durchgeführt werden. Entspricht eine Talsperre nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik, so hat ebenfalls eine vertiefte Überprüfung stattzufinden. Im Rahmen dieser weitergehenden Untersuchung sind die statischen, hydrologischen und hydraulischen Bemessungsgrundlagen sowie die betrieblichen Vorgaben und das Überwachungskonzept zu überprüfen. Hierbei können gegebenenfalls auch statische, (hydro-)geologische oder hydrologische Gutachten unter Verwendung neuer Erkenntnisse (Auswertung der vorliegenden Messreihen, neue wissenschaftliche Methoden) erforderlich werden. Hieraus ergeben sich möglicherweise neue Beurteilungskriterien für verschiedene Messwerte. In einem Bericht sind die durchgeführten Untersuchungen und deren Ergebnisse zu dokumentieren. Der Sicherheitszustand der Talsperre ist zu beurteilen und – falls erforderlich – muss ein Konzept für notwendige Anpassungsmaßnahmen aufgestellt werden. Gegebenenfalls werden auch betriebliche Vorgaben und Änderungen im Überwachungskonzept erforderlich | Seit August 2020 wird das DVWK-Merkblatt 231 von der DWA-Arbeitsgruppe WW‑4.8 überarbeitet. Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei die Konkretisierung der Inhalte zur Durchführung der Vertieften Überprüfung. Zudem soll die Anwendbarkeit auf alle Stauanlagen (Hochwasserrückhaltebecken, Staustufen, Pumpspeicherbecken und Sedimentationsbecken) unter Berücksichtigung der Kategorisierung hinsichtlich der Größe/Bedeutung geprüft und ggfs. weiterentwickelt werden |
2.5 Weitere Veröffentlichungen
3 Praktische Erfahrungen und Empfehlungen
3.1 Erfahrungsstand
3.2 Themenbereiche, Grundlagen
-
Hochwassersicherheit,
-
Zuverlässigkeit der Absperrbauwerke und Einzelbauwerke (Tragsicherheit, Gebrauchstauglichkeit, Dauerhaftigkeit),
-
baulicher Zustand der Absperrbauwerke und Einzelbauwerke,
-
Stabilität der Stauraumhänge,
-
Bauwerksüberwachung (Mess- und Kontrollsystem, Überwachungsergebnisse),
-
Unterlagendokumentation.
-
Bemessungshochwasserabflüsse BHQ1 und BHQ2,
-
Stauspiegelhöhen bei planmäßigem Betrieb und im Hochwasserfall,
-
meteorologische Situation, z. B. Wind (Wellenauflauf), Temperaturen (Zwangsbeanspruchungen im Bauwerk, Exposition bei Frost), Eislast,
-
Erdbebenlasten,
-
Verkehrslasten (z. B. auf der Dammkrone oder auf Bermen, Schiffsanprall etc.),
-
Betriebsweise der Anlage,
-
Untergrundverhältnisse,
-
Materialkennwerte,
-
zugrundeliegende Regelwerke.
3.3 Bauwerke und Bauteile – Räumliche Abgrenzung
3.3.1 Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken
-
Absperrbauwerk,
-
Grundablass einschließlich ggf. zugehöriger Stollenbauwerke und Energieumwandlung,
-
Hochwasserentlastung einschließlich ggf. zugehöriger Stollenbauwerke und Energieumwandlung,
-
Stützwände etc.
3.3.2 Staustufen
-
Absperrbauwerk (Wehranlage, Kraftwerksblock),
-
Wehrverschlüsse,
-
Tosbecken,
-
Stützwände etc.,
-
Stauhaltungsdämme.
3.3.3 Pumpspeicherbecken
3.4 Fachleute, Berichtswesen
-
Hydrologie, Hydraulik, Wasserbau,
-
Massivbau,
-
Stahlwasserbau,
-
Grundbau, Geologie,
-
Messtechnik.
Teil I Allgemeine Angaben I.1 Überblick Talsperre I.2 Technische Daten, Hydrologische Bemessungsgrößen I.3 Geologie an der Sperrenstelle I.3.1 Überblick I.3.2 Staubecken I.3.3 Dammgründung I.4 Beschreibung der Talsperrenanlage I.4.1 Absperrbauwerk I.4.2 Hochwasserentlastung I.4.3 Grundablass und Entnahmebauwerk I.4.4 Messtechnische Bauwerksüberwachung I.5 Anlagendokumentation I.5.1 Talsperrenbuch I.5.2 Betriebsvorschrift I.5.3 Unterlagen zur Talsperre, Bestandspläne I.6 Unterlagen zur Vertieften Überprüfung Teil II Zustandsbericht Bausubstanz, Funktionsfähigkeit II.1 Allgemeines II.1.1 Vertiefte Überprüfung II.1.2 Zustandskategorien II.2 Dammbauwerk, Entwässerungseinrichtungen II.2.1 Baulicher Zustand Dammbauwerk, Entwässerungseinrichtungen II.2.2 Erforderliche Maßnahmen Dammbauwerk, Entwässerungseinrichtungen II.3 Hochwasserentlastung II.3.1 Baulicher Zustand Hochwasserentlastung II.3.2 Erforderliche Maßnahmen Hochwasserentlastung II.4 Entlastungs- und Entnahmebauwerk II.4.1 Baulicher Zustand Entlastungs- und Entnahmebauwerk II.4.2 Erforderliche Maßnahmen Entlastungs- und Entnahmebauwerk II.5 Uferbereiche Stausee, Stauwurzel, Verlandungszustand II.5.1 Zustand Uferbereiche, Stauwurzel, Verlandung II.5.2 Erforderliche Maßnahmen Uferbereiche, Stauwurzel, Verlandung II.6 Stahlwasserbau II.6.1 Baulicher Zustand und Funktionsfähigkeit Stahlwasserbau II.6.2 Erforderliche Maßnahmen Stahlwasserbau II.7 Mess- und Kontrolleinrichtungen II.7.1 Baulicher Zustand und Funktionsfähigkeit Mess- und Kontrolleinrichtungen II.7.2 Erforderliche Maßnahmen Mess- und Kontrollsystem | Teil III Stauanlagenüberwachung und -sicherheit III.1 Vorbemerkung III.2 Hochwassersicherheit, Hydraulik III.2.1 Vorbemerkung III.2.2 Bemessungshochwasserzuflüsse III.2.3 Hochwasserstauziele, Retentionsberechnung III.2.4 Freibord III.2.5 Leistungsfähigkeit der Hochwasserentlastung III.2.6 Erforderliche Maßnahmen Hochwassersicherheit III.3 Zuverlässigkeitsnachweise Absperrbauwerk III.3.1 Vorbemerkung III.3.2 Grundlagen der Nachweise III.3.3 Tragsicherheitsnachweise III.3.4 Gebrauchstauglichkeitsnachweise III.3.5 Prüfung der Zuverlässigkeitsnachweise III.3.6 Erforderliche Maßnahmen Zuverlässigkeitsnachweise III.4 Zuverlässigkeitsnachweise Hochwasserentlastung III.4.1 Vorhandene Nachweise III.4.2 Erforderliche Maßnahmen Zuverlässigkeitsnachweise III.5 Zuverlässigkeitsnachweise Entnahmebauwerk III.5.1 Vorhandene Nachweise III.5.2 Erforderliche Maßnahmen Zuverlässigkeitsnachweise III.6 Zuverlässigkeitsnachweise Stahlwasserbau III.6.1 Vorhandene Nachweise III.6.2 Erforderliche Maßnahmen Zuverlässigkeitsnachweise III.7 Bauwerksüberwachung III.7.1 Vorbemerkung III.7.2 Beurteilung der Bauwerksüberwachung III.7.3 Beurteilung der Messergebnisse III.7.4 Erforderliche Maßnahmen Bauwerküberwachung |
3.5 Einbindung der Aufsichtsbehörde
3.6 Zeitbedarf, Bearbeitungsaufwand
3.7 Bearbeitungsgrundlagen, phasenweise Bearbeitung
-
Begehung der Anlage, Startgespräch,
-
Sichtung und Erfassung des Unterlagenbestandes, ggf. Archivrecherche,
-
Prüfung der Unterlagen auf Vollständigkeit, erste vorläufige Beurteilung der Unterlagen,
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Zusammenstellung der sicherheitsrelevanten Bauwerke und Bauteile,
-
Empfehlungen für ggf. erforderliche weitergehende Untersuchungen, soweit zu diesem Zeitpunkt bereits erkennbar (z. B. ergänzende geologische Untersuchungen, hydraulische Berechnungen etc.),
-
bei Bedarf Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde,
-
Konzept für die weitere Vorgehensweise,
-
Zusammenfassung der Ergebnisse in einem Bericht.
4 Typische Fragestellungen und Anpassungserfordernisse bei der Vertieften Überprüfung von Talsperren
4.1 Grundlagendaten und Änderungen von Grundlagendaten
4.2 Hydrologie
4.3 Wasserbau
4.3.1 Stauziele und Freiborde, Nachweis der Hochwassersicherheit
4.3.2 Hydraulik
4.3.3 Anordnung und betriebliche Erfordernisse der Betriebseinrichtungen
-
Anordnung und Betriebssicherheit der Hochwasserentlastungsanlage (einschl. Verklausungsgefahr),
-
Anwendung der (n-1) bzw. (n-a)-Regel (u. a. Überprüfung der beim Nachweis der Hochwassersicherheit getroffenen Annahmen, s. oben),
-
Revisionsverschlüsse (insbesondere Überprüfung und Bewertung der Revisionskonzepte und der damit verbundenen zeitweisen Blockaden von Abflussquerschnitten),
-
Entleerungsmöglichkeit (Grundablass mit ausreichender Leistungsfähigkeit),
-
Anordnung der Verschlussorgane an Grundablassleitungen (in der Regel 2 Verschlüsse hintereinander),
-
Möglichkeit des zuverlässigen Absperrens von Entnahmeeinrichtungen (z. B. Triebwasserwege) bei etwaigen Schadensfällen,
-
Sicherheit gegen Überschreiten der höchsten zulässigen Wasserspiegel (insbesondere bei Pumpspeicherbecken).
4.4 Absperrbauwerk, Dichtungssystem und Bauwerksüberwachung
4.4.1 Absperrbauwerk
4.4.2 Dichtungssystem von Bauwerk und Untergrund
4.4.3 Bauwerksüberwachung
-
Entspricht die Bauwerksüberwachung dem Stand der Technik (vgl. Merkblatt DWA‑M 514 „Bauwerksüberwachung an Talsperren“ (2011))?
-
Wie können ungünstige Entwicklungen (insbesondere eine Zunahme der Durchströmung des Dichtungssystems) rechtzeitig erkannt werden?
-
Welche Messungen sind von besonderer Relevanz?
-
Ist es erforderlich und vorteilhaft, die automatisierte Erfassung von Bauwerksmessungen und die Fernübertragung zu verstärken (Beispiel Abb. 5)?
-
Ist es möglicherweise sinnvoll, den Umfang der Messungen aufgrund fehlender Aussagekraft der Messergebnisse zu reduzieren?
-
Ist die Nachrüstung mit modernen integralen Messverfahren sinnvoll (z. B. stationäre Laserscanstationen, verteilte faseroptische Temperaturmessungen zur Leckageortung)?
-
Werden die Ergebnisse der visuellen Kontrollen ausreichend gut und nachvollziehbar dokumentiert?
-
Ist die Ablage der Messergebnisse einfach und gut nachvollziehbar organisiert?
4.5 Massiv- und Dammbauwerke
4.5.1 Vorbemerkung
4.5.2 Grundlagensituation
-
Geologische Situation, Untergrundkennwerte,
-
Dammbaumaterialien mit Kennwerten,
-
Materialkennwerte Massivbau, z. B. Mauerwerk oder Beton,
-
weitere Materialkennwerte wie Dichtungsmaterialien (Asphalt, Kunststoffdichtungsbahn etc.).
4.5.3 Zuverlässigkeitsnachweise
-
Tragsicherheit,
-
Gebrauchstauglichkeit und
-
Dauerhaftigkeit.
-
Vollständigkeit der vorhandenen Nachweise,
-
Aktualität der vorhandenen Nachweise.
-
Entsprechen die Nachweise den aktuellen Regelwerken?
-
Wurden evtl. bauliche Veränderungen berücksichtigt?
-
Entsprechen die Lastannahmen den aktuellen Kenntnissen (Stauspiegelhöhen, Eislast, Erdbebenlast etc.)?
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Entsprechen die Materialkennwerte und Untergrundkennwerte den aktuellen Kenntnissen?
4.5.4 Baulicher Zustand
-
Luftseite, Wasserseite, Krone von Absperrbauwerken,
-
Hohlräume, z. B. Kontrollgänge, Schieberkammer etc.,
-
Dränageeinrichtungen wie Sickerschächte, Sickerleitungen, Dammfußdränage etc.,
-
Oberflächen von Massivbauwerken, Fugen,
-
Zustand der Messeinrichtungen,
-
Stauraumhänge.
-
Bruchsteinmauerwerk, z. B. bei einer Staumauer:
-
Wasserdurchtritte an der Luftseite, im Winter „Frostbärte“,
-
Wasserdurchtritte in Hohlräumen, z. B. Kontrollgang,
-
Schäden an der Verfugung,
-
Schäden im Bereich von Fugen (falls vorhanden),
-
Bewuchs.
-
-
Betonbauteile:
-
Risse, mit oder ohne Wasserführung, teilweise mit Versinterungen,
-
Bewuchs aus Rissen,
-
Frostschäden,
-
Schäden an Fugen,
-
Schäden infolge Karbonatisierung,
-
Hohllagen,
-
Treiberscheinungen (AKR, Sulfattreiben),
-
Geschädigte Abdichtung im Kronenbereich.
-
-
Dammbauwerke:
-
Bewuchs mit Bäumen,
-
Erosion im Bereich der Böschungen,
-
Schäden an der wasserseitigen Schutzschicht,
-
Wühltierbefall,
-
Wasseraustritte, Vernässungen, bereichsweise andersartiger Bewuchs bei Durchfeuchtung.
-
-
Dichtungssysteme:
-
Asphaltbeton: abgewitterte Mastix, Risse, Aufbrüche/Blasen, Fehlstellen,
-
Beton: siehe oben,
-
Oberflächige Lehmdichtung o. Ä.: fehlende Schutzschicht, Löcher, Risse,
-
Kunststoffdichtungsbahn: Risse, Schäden im Stoßbereich.
-
-
Stauraumhänge und andere Böschungen, Stauraum:
-
Gefahr von Rutschungen (in Deutschland gering),
-
Gefahr von Windwurf mit Eintrag von Bäumen,
-
Ufererosion,
-
Verlandung (u. U. relevante Reduzierung des Hochwasserschutzraums).
-
4.6 Stahlwasserbau
4.6.1 Funktionelle Einheiten
4.6.2 Fragestellungen im Zuge der Dokumentenrecherche
-
Haben sich die hydraulischen Randbedingungen im Laufe der Betriebsjahre geändert (z. B. Stauzielerhöhungen)?
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Hat sich die Betriebsweise der Verschlüsse geändert (z. B. Automatisierung, Pegelsteuerung etc.)?
-
Wo bestehen gegebenenfalls Abweichungen zur aktuellen DIN 19704:2014-11 (2014) und wurden Themen wie Stabilität, Gebrauchstauglichkeit, Erdbeben etc. berücksichtigt?
-
Sind die Bemessungsansätze der vorliegenden Nachweise vollständig und noch aktuell?
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Wurden die in der letzten Vertieften Überprüfung festgestellten Defizite behandelt bzw. beseitigt?
-
Welche relevanten Unterhaltsmaßnahmen wurden bisher durchgeführt und wurden konstruktive Änderungen dokumentiert und geprüft?
4.6.3 Abstimmung und Vorbereitung der Prüfungen
-
Lage und Art des zu untersuchenden Bauteils,
-
Art der Prüfung: Sicht‑, Trocken- oder Nassprüfungen,
-
erforderliche Sondergutachter (Schadstoffanalysen, Materialproben, Vermessung u. a.),
-
Beschreibung des vorgesehenen Prüfumfangs,
-
Festlegung der durch den Betreiber zu veranlassenden Vorbereitungen,
-
ungefähre Dauern der Untersuchungen,
-
Terminfestlegungen.
Lage | Gegenstand | Prüfungen | Prüfumfang | Vorbereitung/Zugänglichkeit | Dauer [Std.] | Termin |
---|---|---|---|---|---|---|
HW-Entlastung/Trockenprüfungen | Fischbauchklappe mit ölhydr. Torsionsrohrantrieb | Sicht- und Trockenprüfungen bei Wasserstand Grundsee | Sichtprüfung der Stauwandseite (Klappe gelegt) | Grobe Vorreinigung der Verschlussflächen, Beistellung Leiter. Beleuchtung des Arbeitsbereichs auf der Rückseite des Verschlusses. Bedienung des Antriebs durch geschultes Personals | 2,00 | Termin 2 |
Sichtprüfung der Seitenbleche und Klappenlager | ||||||
Sichtprüfung der Klappen-Rückseite (Klappe gestellt) | ||||||
Sichtprüfung des Torsionsrohranschlusses und der Stopfbuchse | ||||||
Korrosionsschutz mit Schichtdickenmessung | ||||||
Sichtprüfung Torsionsrohrhebel und Zylinderanschluss | ||||||
Kontrolle Endschaltereinstellung | ||||||
Sichtkontrolle Zylinder, Stellungsgeber und Verrohrung | ||||||
Sichtkontrolle der Klappenbelüftung | ||||||
Sicht- und Funktionskontrolle Hydraulikaggregat und Steuerschrank | ||||||
Funktionsprüfung Handpumpe und Druckbegrenzung | ||||||
Treibgutabweiser (Grobrechen) | Sichtprüfung bei Wasserstand Grundsee | Sichtprüfung der 9 Abweisträger (Hohlträger) mit den Sohl- und Kopfauflagern | Der Zustand wird visuelle vom Boden des Einlaufs und von der oberen Betriebsebene aus beurteilt. Gerüste oder Leitern sind nicht erforderlich | 0,50 | ||
Sichtprüfung Zustand des Korrosionsschutz | ||||||
Betriebsauslass Nassprüfungen | Dammtafel | Sicht‑, Dichtheits- und Funktionsprüfungen der unter Wasserdruck stehenden Betriebsauslass-Druckrohrleitung | Sichtprüfung der Dammtafelflächen (Lagerplatz) | Dammtafel ausheben und vertikal aufstellen. Herstellen der Zugänglichkeiten und Beleuchtung der Inspektionsbereiche. Bedienung der Anlage durch geschultes Personal | 4,00 | |
Absperrklappe DN 1.200 mit Antrieb | Sicht- und Funktionsprüfung der Absperrklappe und des Antriebs | |||||
Füllleitung mit Armaturen | Sicht- und Funktionsprüfung der Belüftungseinrichtungen | |||||
Druckrohrleitung DN 1.200 | Sichtprüfung der Druckrohrleitung (ca. 25 längs- und rundnahtgeschweißte Rohrschüsse) | |||||
Kegelstrahlschieber DN 1.200 mit Antrieb | Sichtprüfung der ca. 25 Sattellager | |||||
Korrosionsschutz mit Schichtdickenmessung | ||||||
Sicht- und Funktionsprüfung des Kegelstrahlschiebers |
4.6.4 Hinweise und Empfehlungen zur Durchführung der Prüfungen
Defizite | |||
---|---|---|---|
Ja | Nein | ||
1 | Unterschütz (US) aus Schließstellung ca. 10 cm öffnen (vor Ort) | ⃞ | ⊠ |
2 | Kontrolle Pumpendruck und Belüftung beim Anheben US | ⃞ | ⊠ |
3 | Unterschütz wieder schließen (aus Warte) | ⃞ | ⊠ |
4 | Kontrolle Funktion Stellungsgeber und Druckbegrenzung US | ⊠ | ⃞ |
5 | US mit Handbedienung am Steuerblock leicht Anheben | ⃞ | ⊠ |
6 | US mit Umschalteinheit komplett öffnen/Öffnungszeit/Drücke | ⃞ | ⊠ |
7 | US schließen (vor Ort)/Schließzeit/Drücke | ⃞ | ⊠ |
8 | US mit Handpumpe leicht anheben und gleich wieder schließen | ⃞ | ⊠ |
9 | Sichtkontrollen Ölstand und Ölstandüberwachung | ⊠ | ⃞ |
10 | Dichtigkeit Verschluss, Druckdeckel und Stangendurchführungen | ⃞ | ⊠ |
11 | Bedienungsanweisung liegt vor Ort aus/Betriebspersonal geschult | ⊠ | ⃞ |
12 | Auffälligkeiten und ungewöhnliche Geräusche | ⃞ | ⊠ |
4.6.5 Auswertungen und Berichtserstellung
-
Prüfungsumfang, Vorgehensweise und Systematik,
-
Beschreibung der aktuell bestehenden Anlage,
-
Kontrolle der Lastannahmen und Bemessungsansätze,
-
Kontrolle der technischen Unterlagen und vorhandenen Anlagendokumentation,
-
Ergebnisprotokolle der Sicht- und Trockenprüfungen,
-
Ergebnisprotokolle der Nass- und Funktionsprüfungen,
-
Zusammenfassung der Ergebnisse mit Defizitlisten, Risikoabschätzungen und Empfehlungen.
4.7 Betrieb
-
Sicherheitsbericht für Talsperren – Teil A (Allgemeine Angaben),
-
Sicherheitsbericht für Talsperren – Teil B (Jährliche Beurteilungen),
-
Betriebsvorschrift (Zusammenstellung der Grundlagen der Betriebs- und Bauwerksüberwachung) einschließlich des Mess- und Kontrollprogramms,
-
Talsperrenbuch bzw. Stauanlagenbuch.