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2020 | Buch

Die Welt in deiner Hand

Zwei Geschichten der Menschheit in einem Objekt

verfasst von: Dr. Ernst Peter Fischer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Smartphone steckt voller Magie und legt den Menschen die ganze Welt in ihre Hände. Handys lassen Menschen an einer Kultur teilhaben, die ihre Natur ergänzt und erweitert. Deshalb gehören Smartphones auch in die Schule. Man kann mit ihrer Hilfe zum Staunen finden und, man kann lernen, wie Geschichte verläuft, sowie erfassen, wie Quantenphysik funktioniert. Man kann auch erfahren, wie die Welt überhaupt in das Gerät gekommen ist und warum sie dort so viel Spaß macht. Menschen streben von Natur aus nach Wissen, und das Handy liefert es mit dem Tippen der Fingerspitzen. Menschen sind soziale Wesen, die ihren Ort in der Familie finden und Kontakt zu Freunden halten wollen, und das Handy erfüllt ihnen diesen Wunsch. Menschen denken in Bildern und malen sie seit Urzeiten, und das Handy liefert sie mit einem Wisch in brillanten Farben. Menschen haben im Verlauf der Evolution lernen müssen, ihre Aufmerksamkeit auf bewegte Bilder zu richten, und das Handy bedient dieses notwendige Verlangen und liefert sogar den passenden Ton dazu. Im Erfolg des Handys laufen die zwei großen Geschichten der Menschheit zusammen, die der Evolution der Hand und die von Wissenschaft und Technik. Davon erzählt dieses Buch.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Zwei Vorsätze: Die Kuh und die Kybernetik
Zusammenfassung
„Sollen sich alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon erfasst haben, als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.“ So ließ sich Albert Einstein in seiner Rede zu der Funkausstellung in Berlin vernehmen, die er am 22. August 1930 eröffnete. Die damaligen Anfänge von Rundfunk und Radio – noch ohne Fernsehen – wurden von der Bevölkerung vielfach als „Wunder der Wissenschaft“ wahrgenommen, das man magischen Geräten und unheimlichen Apparaten verdankte, was die meisten aber nicht daran hinderte, sich ihrer so gedankenlos zu bedienen, wie es Einstein beklagte und wie es trotz allem bis heute der Fall ist.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 2. „Ein revolutionäres Produkt, das alles verändert“
Zusammenfassung
„A revolutionary product, that changes everything.“ So kündigte Steve Jobs am 9. Januar auf der MacWorld des Jahres 2007 das handliche Gerät an, das er bei seinem längst legendären Auftritt auf der genannten Entwicklerkonferenz in Kalifornien als Neuerfindung des Telefons bezeichnete (mit Anschluss ans Internet). Das schwarze Kästchen, das Jobs anfangs in seiner Tasche versteckt hielt, wurde bei Apple intern und dann auf der Veranstaltung öffentlich „iPhone“ genannt.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 3. Menschen mit Medien
Zusammenfassung
Als ich noch ein Junge war – im Jahre 1958 –, erschien in der im Taschenbuchformat publizierten Reihe „Fischer Lexikon“ – als wär’s ein Stück von mir – der Band 9 mit dem ohne Komma geschriebenen Titel Film Rundfunk Fernsehen, in dem gleich zu Beginn „die Mächtigkeit“ der genannten Publikationsmittel angeführt wurde, mit deren Hilfe „breiten Volksschichten … die Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen und geistigen Leben der Epoche“ möglich würde. Die Herausgeber erinnerten daran, dass zum Beispiel der Telegraf den Menschen gezwungen habe, „sich neu einzurichten in seinem Dasein“, und er musste „die bisherigen Vorstellungen von Raum und Zeit, die seine Existenz sicherten, gründlich revidieren und sein Erleben dem außermenschlichen Tempo“ anpassen, „das die elektromagnetischen Wellen diktierten“. Große Worte, die vor sechzig Jahren – also zwei Generationen – geschrieben wurden und den Zeitgenossen der Gegenwart zu denken geben könnten, denen allmählich die Beschleunigung des Alltags zu viel wird und die aktuell eher eine Entschleunigung des Lebens wünschen.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 4. Bits und Bytes – Der Durchbruch des Digitalen
Zusammenfassung
Als das Telefon und das Fernsehen aufkamen, funktionierten die dazugehörigen Apparate analog, was so selbstverständlich war, dass niemand dieses Attribut in diesem Zusammenhang einsetzte. Wie sollten die genannten Geräte denn ihre medialen Aufgaben anders erfüllen als durch die Verarbeitung von Signalen, die sich kontinuierlich – oder stetig – wandeln konnten und dabei das taten, was man heute „analog“ nennt und vom Digitalen unterscheiden möchte (wobei das Wort „analog“ einen altgriechischen Ursprung aufweist und ursprünglich „verhältnismäßig“ oder „entsprechend“ meint – wenn man ruft, wird die Stimme „entsprechend“ lauter). Was stetig und kontinuierlich verläuft, kann man leicht anschaulich machen: Eine Linie nennt man in der Geometrie oder auf einer Zeichnung stetig – oder kontinuierlich –, wenn man sie zeichnen kann, ohne den Bleistift abzusetzen.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 5. Vom Werden des Werkzeugs
Zusammenfassung
Wenn man sich die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts anschaut, kann man den Eindruck gewinnen, dass die Welt ihre heutige Form in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekommen hat, und es gibt sogar einen Zeitpunkt, von dem man sagen kann, dass mit ihm die moderne (digitale) Welt in ihren Anfängen sichtbar und auf den Weg gebracht wurde. Gemeint ist das Jahr 1945, in dem in der Zeitschrift The Atlantic Monthly ein Aufsatz des amerikanischen Ingenieurs Vannevar Bush erschienen ist, der seit 1939 die „Carnegie Institution of Washington“ zur Förderung der Forschung leitete und mit zum Manhattan-Projekt beigetragen hatte. Bushs Beitrag trug den Titel „As We May Think“, und unter dieser Überschrift entwirft sein Autor eine kollektive Wissensmaschine – er nennt sie Memex für Memory Extension –, in der man den Vorläufer eines modernen Desktop-Computers erkennen kann, mit dessen Hilfe in einer Forschergemeinschaft alle Beteiligten Zugriff auf die Erkenntnisse der anderen haben.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 6. Die Welt in der Maschine
Zusammenfassung
Man hat den berühmten Satz von Karl Marx mit dem Wunsch nach Weltveränderung, der sich in seinen 1845 verfassten Thesen über den deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach findet, zwar schon oft gehört – auch in diesem Buch –, aber man kann ihn sich immer wieder vornehmen, abwandeln und ergänzen. Marx beklagte sich damals, dass die Philosophen der Vergangenheit sich vor allem darum bemüht hätten, die Welt zu interpretieren, während es tatsächlich wesentlich wichtiger sei, die Welt zu verändern – worauf ihm jeder Physiker hätte erwidern können, dass man in der Wissenschaft noch lange nicht so weit sei, a) die Welt zu verstehen und b) im Anschluss daran zu erfassen, wie sich dieses Ganze dank seiner inhärenten Dynamik ständig und selbstständig entfaltet und dabei unentwegt wandelt.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 7. Die Wissenschaft hinter dem Wunder
Zusammenfassung
Wenn Albert Einstein meint, es lohne sich für Menschen, die nicht als Kühe durchs Leben traben wollen, einiges von den Wundern der Wissenschaft zu kennen und vielleicht sogar zu verstehen, dann meint er es sicher nicht so platt wie der Soziologe Max Weber, der seine Entzauberungsanhänger gefragt hat, ob sie zum Beispiel wissen, wie eine Straßenbahn losfährt und anhält. Einstein wollte mit seiner Bemerkung von 1930 weniger technische Details und mehr die Kultur der Wissenschaft ins Auge fassen, zu der nicht zuletzt ihre Geschichte gehört. Als er nach den Goldenen Zwanzigern die Funkausstellung in Berlin eröffnete, hatte es in den Jahrzehnten zuvor einen dramatischen Umsturz im Weltbild der Physik gegeben, der pünktlich mit dem neuen Jahrhundert anfangen konnte, nachdem Max Planck gegen Ende des Jahres 1900 den Vorschlag gemacht hatte, der heute in Form von Quantensprüngen Eingang in Politikerreden gefunden und die Quantenmechanik hervorgebracht hat, mit deren Hilfe Transistoren konstruiert werden konnten und der Bill Gates mindestens 30 % seines Reichtums verdankt.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 8. Das zuhandene Zeug
Zusammenfassung
In dem Film „Das Wunder von Bern“, der 2003 in die deutschen Kinos gekommen ist und vor allem im Jahr 1954 spielt, sieht man zu Beginn ein paar Jungen, die nervös auf einem Dachboden stehen und dort ungeduldig das Eintreffen einer Brieftaube erwarten. Sie bringt einen Zettel mit, auf dem das Ergebnis des Fußballspiels ihres Lieblingsvereins steht, das die Knaben unbedingt erfahren wollten. Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich persönlich an einen Tag aus den späten 1950er-Jahren, an dem seine Jugendmannschaft genau zu der Zeit ein Spiel austragen musste, als die Erste Mannschaft des Vereins um die Stadtmeisterschaft kämpfte.
Ernst Peter Fischer
Kapitel 9. Schlusswort
Zusammenfassung
Zu den sich wiederholenden Themen in diesem Buch und den Realitäten des Lebens gehört die Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen: Medien verbinden Menschen und trennen sie, Handys machen es Menschen leichter (in Kontakt zu bleiben) und schwerer (sich allein zurechtzufinden), und Selfies versuchen etwas Individuelles (den persönlichen Gesichtsausdruck) und schaffen etwas Normiertes (die standardisierte Mimik), um ein paar Beispiele zu nennen. Eine Welt, in der jeder und jede mit einem Handy unterwegs ist und mit den Nutzern ein neuer Mensch in der Geschichte auf dem Plan erscheint, scheint auf den ersten Blick nur Geschäftigkeit und keine Langeweile zu kennen. Überall Kontakte, überall Netz (bald auf jeden Fall), überall Unterhaltung, überall Gedöns und mehr.
Ernst Peter Fischer
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Welt in deiner Hand
verfasst von
Dr. Ernst Peter Fischer
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-60726-8
Print ISBN
978-3-662-60725-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-60726-8