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2024 | Buch

Digitale Daseinsvorsorge

Stadtwerke als Treiber der digitalen Transformation für Kommunen, Land und Bund

herausgegeben von: Jens Meier, Tobias Brosze, Ulf Papenfuß, Manuel Wiesche

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

​Dieses Buch ist der kompetente Wegbegleiter für alle mit der digitalen Daseinsvorsorge befassten Akteure. Das Buch eignet sich hervorragend im Kontext von Aus- und Weiterbildung und ebenso als praxisorientierte Grundlagenliteratur für Dozierende und Studierende.

Digitale Daseinsvorsorge umfasst die digitalen Infrastrukturen, Dienstleistungen und Güter, die in der digitalen Gesellschaft für nachhaltige gesellschaftliche Teilhabe, Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und digitale Souveränität von essenzieller Bedeutung sind. Für das demokratische Gemeinwesen besitzt sie eine erhebliche Relevanz. Die digitale Daseinsvorsorge stellt ein wichtiges Kriterium für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen dar, u.a. im Kontext der Energie-, Wärme- oder auch Mobilitätswende.

Angesichts zunehmender Herausforderungen ist es wichtig, die Weichen hin zur digitalen Daseinsvorsorge jetzt richtig zu stellen. Erfolgskritisch sind hierbei u.a. technische Kompetenz, Weitsicht,vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen, Dienstleistern und Bürgern, sowie kluges und strategisches Handeln.

Beim Aufbau einer zukunftsfähigen digitalen Daseinsvorsorge wird Stadtwerken und anderen öffentlichen Unternehmen eine besondere Bedeutung zugewiesen. Damit die digitale Transformation gelingt und die digitale Grundversorgung in Deutschland zu einem anerkannten Erfolgsmodell wird, gilt es nun die entscheidenden Impulse aufzunehmen und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Das zielorientierte Zusammenspiel von Verwaltungen, öffentlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen ist ein Schlüsselthema für die Staats- und Verwaltungsmodernisierung, sowie der nachhaltigen Stadtentwicklung.

Mit Beiträgen zu folgenden Themenkomplexen

Digitale Daseinsvorsorge – Daseinsvorsorge im WandelGestaltung der digitalen Daseinsvorsorge aus Sicht öffentlicher/kommunaler Unternehmen Stadtwerke als Treiber der digitalen TransformationPlattformen als zentrales Element für digitale Daseinsvorsorge, Smart Cities, Smart Regions und Smart GovernmentBest-Practice-Ansätze der digitalen DaseinsvorsorgeGood Governance-Perspektiven für nachhaltige Stadtentwicklung und digitale Daseinsvorsorge

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Klassische und digitale Daseinsvorsorge – Stadtwerke im Wandel

Frontmatter
1. Einführung: Daseinsvorsorge im digitalen Zeitalter

Der Staat hat im Rahmen der sog. „Daseinsvorsorge“ die Verpflichtung, seinen Bürgern Leistungen und Güter zur Verfügung zu stellen, die für ein würdevolles, freiheitliches Dasein benötigt werden (Maurer, 2004). Unter diese Versorgungsverpflichtung fallen sowohl wirtschafts-, gesellschafts-, sozial- oder kulturpolitische Leistungen. So ist weitestgehend unstrittig, dass der deutsche Staat eine Grundversorgung mit Energie und Wasser, die Entsorgung der Abwässer und des Abfalls, die Unterhaltung eines öffentlichen Personennahverkehrs, besondere Telekommunikations- und Finanzdienstleistungen, öffentlich-rechtliche Medien oder auch die Bereitstellung eines grundlegenden Schul- und Bildungssystems zu garantieren hat (Becker, 2005, S. 18). Diese Frage, welche Güter und Leistungen als existenziell notwendig anzusehen und damit durch den Staat zu gewährleisten sind, muss jedoch einem dauerhaften Prüfmechanismus unterzogen werden.

Jens Meier
2. Rechtsbegriff „Daseinsvorsorge“ im Wandel der Zeit

Die Aufgabe „Daseinsvorsorge“ und damit auch der Begriff haben seit ihrer Entstehung rechtliche, politische und gesellschaftliche Diskussionen geprägt. Im überwiegenden Teil der Bevölkerung, der Verwaltung sowie der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik löst er weitgehend positive Konnotationen aus. Die positiv zu bewertende Staatsaufgabe „Daseinsvorsorge“ kann (neben der Gewährleistung von Sicherheit und Bildung) als eine Rechtfertigung der Staatlichkeit als solcher verstanden werden.

Sönke E. Schulz
3. Digitale Daseinsvorsorge: Definition und Veranschaulichung als neue Säule der Daseinsvorsorge

Die Daseinsvorsorge befindet sich in Zeiten der digitalen Gesellschaft und der digitalen Transformation in einem starken Wandel (VKU, 2021). Aufkommende Technologien und disruptive Marktentwicklungen stellen große Herausforderungen, insbesondere auch für Städte, Verwaltungen und öffentliche Unternehmen dar (Papenfuß et al., 2022). Neue digitale Technologien bieten großes Potenzial, öffentliche Dienstleistungen zur Gewährleistung von digitaler Teilhabe bürgerfreundlicher und effizienter zu gestalten (Deutscher Städtetag, 2019). Zudem ergeben sich neue Anforderungen, menschliches Dasein über eine adäquate Grundversorgung zeitgemäß und zukunftsorientiert zu gewährleisten (Deutscher Städtetag, 2015; Papenfuß et al., 2022; Lühr, 2020; Schulz, 2020; VKU, 2021).

Ulf Papenfuß, Jens Meier
4. Rechtliche Einordnung der digitalen Daseinsvorsorge: Kommunale und staatliche Verantwortung in einer digitalisierten Welt

Ob der Bundes- oder der Landesgesetzgeber zur Konkretisierung der Basiselemente des Daseins und der Basis-Grundversorgung in bestimmten Sachbereichen aufgerufen ist, beurteilt sich nach der grundgesetzlichen Kompetenzverteilung. Da sich in den Gesetzgebungskompetenzkatalogen der Art. 73 und 74 GG wenige Anhaltspunkte (Schienenverkehr, Postwesen und Telekommunikation, Recht der Wirtschaft usw.) finden lassen, sind- soweit die Verantwortung für das Dasein der Bürger also „durch Gesetze“ verwirklicht werden soll – im Zweifel nach Art. 70 Abs. 1 GG die Länder handlungsberechtigt und in engen Grenzen auch handlungsverpflichtet. Für die (gesetzesfreie) Verwaltung besteht aufgrund des Art. 30 GG ein Handlungsvorrang zu Gunsten der Landes-, einschließlich der Kommunalverwaltungen, die sich für Aktivitäten im Bereich der Daseinsvorsorge auf die kommunale Selbstverwaltungsgarantie berufen können.

Sönke E. Schulz
5. Integrierte Gestaltung der digitalen Daseinsvorsorge mit Verwaltung und öffentlichen Unternehmen in Gebietskörperschaften

In der Diskussion um digitale Daseinsvorsorge und nachhaltige Entwicklung (Deutscher Städtetag, 2015, 2020a, b, 2021) ist die integrierte Gestaltung von Verwaltungen und öffentlichen Unternehmen in Gebietskörperschaften zentral für die Staats- und Verwaltungsmodernisierung (Papenfuß et al., 2022; Papenfuß, 2019). Neben intersektoralen und öffentlichen Partnerschaften bzw. integrierter Gestaltung zwischen verschiedenen Gebietskörperschaften und über die föderalen Ebenen hinweg ist eine integrierte Gestaltung der digitalen Daseinsvorsorge von Verwaltungen und öffentlichen Unternehmen im „Konzern Gebietskörperschaft“ besonders relevant und chancenreich. Die Verwaltung ist im Verbund mit kommunalen Unternehmen die Trägerin der digitalen Identität der Bürger:innen. Bei der Ausgestaltung der digitalen Daseinsvorsorge sind auch daher oftmals Kollaborationen von Kommunalverwaltung und kommunalen Unternehmen erforderlich.

Ulf Papenfuß
6. Geschichte kommunaler Unternehmen und ihre Rolle in der digitalen Daseinsvorsorge

Kommunale Unternehmen sichern heute elementare Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge in Deutschland. Zum Verständnis ihrer heutigen und Ausblick auf mögliche zukünftige Rollen ist es wichtig, einen Blick auf ihre Historie zu werfen. Im großen Stil werden staatliche Infrastrukturen seit dem frühen 19. Jh. errichtet. Infolge der preußischen Städteordnung (1808) entstanden Kommunen, zu deren Aufgabe es gehören sollte, diese zu errichten (Nolte, 1990). Technische Innovationen wie Dampfmaschine und Elektrizität brachten neue Herausforderungen mit sich. Es galt, Schienennetze für den Eisenbahnverkehr zu errichten, infrastrukturell gut erschlossene Häfen für die Schifffahrt und Elektrizitätsnetze, die gemeinsam mit Gasnetzen auch im urbanen Raum Anwendung fanden. Das Stadtbild veränderte sich in der Folge grundlegend und viele Städte vervielfachten ihre Bevölkerungszahlen. Im Vordergrund des staatlichen Handelns standen fiskalpolitische Erwägungen. Es sollte vor allem die Wirtschaft gefördert werden, um Arbeitsplätze zu schaffen und Steuereinnahmen zu generieren (Henrich-Frank, 2022, S. 12). Die Erbringung der Leistungen übernahmen sowohl staatliche als auch privatwirtschaftliche Unternehmen, z. B. im Bereich des Eisenbahnverkehrs, aber auch bei der Gas- und Wasserversorgung.

Jens Meier, Sönke E. Schulz

Erfolgsprinzipien für die digitale Daseinsvorsorge aus Sicht kommunaler Unternehmen

Frontmatter
7. Regionalität und kommunale Kooperation als Chance

Die Digitalisierung verändert nicht nur unseren Alltag, sondern auch die Arbeitswelt nachhaltig. Sie wird zukünftig viele Bereiche in Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft neu gestalten. Grundlage dafür sind Informations- und Kommunikationstechnologien, die kommunale Infrastrukturen wie Energie, Verkehr, Wasser und Abwasser, Telekommunikation sowie Stadtsauberkeit smart miteinander verknüpfen. Damit ist die digitale Daseinsvorsorge eine der größten Herausforderungen, gleichzeitig auch eine der größten Chancen unserer Zeit. Kommunale Unternehmen sind vor Ort, kennen die Gegebenheiten, ihre Partner, ihre Kundinnen und Kunden. Kooperationen mit Kommunen, Wissenschaft und anderen kommunalen Unternehmen über Stadt- und Landesgrenzen hinweg sind eine Chance, den Entwicklungen der Digitalisierung nachhaltig zu begegnen.

Maria Rost, Tobias Brosze
8. Vernetzte Infrastruktur für die smarte Kommune

Wenn man sich die Motivation für kommunales Handeln betrachtet, steht in dessen Kern eigentlich immer das Streben nach der lebenswerten Kommune. Ob im urbanen Raum oder „auf dem Land“ geht es immer darum, den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Unternehmen, Vereinen oder sonstigen Institutionen die möglichst optimalen Rahmenbedingungen für ihr eigenes Handeln zur Verfügung zu stellen. Dies geschieht insbesondere durch die Anzahl an vielfältigen Dienstleistungen der Daseinsvorsorge, wie in Kap. 1 dieses Buches beschrieben.

Tobias Brosze, Michèle Pergande
9. Aktuelle digitale Trendthemen für die Daseinsvorsorge

Wie in den Kapiteln im Teil II in diesem Buch beschrieben, geht es auch darum, den jeweiligen Stand der Technik und der Erkenntnisse bestmöglich zum Wohle der Daseinsvorsorge zu nutzen. Dieses Kapitel gibt nun den aktuellen Stand in den kommunalen Unternehmen wieder. Dabei stützt sich die Auswahl der betrachteten Technologien vor allem auf eine Umfrage des VKU innerhalb der Unternehmen (VKU-Umfrage, März April 2023). Diese wird ergänzt durch einige neueste Entwicklungen, wie beispielsweise die Veröffentlichung von „ChatGPT“. Dabei geht es in diesem Kapitel nicht darum, einzelne Anwendungsfälle detailliert zu beschreiben. Dies geschieht in den nachfolgenden Kapiteln. Es geht in diesem Grundlagenkapitel eher darum, ein Gesamtbild der Branche zu zeichnen, welches dann im Folgenden vertieft wird.

Tobias Brosze, Maria Rost, Daniel Stölzle
10. Vertrauen durch sichere und intelligente Datennutzung in kommunaler Hand – Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit als Grundlage für die digitale Daseinsvorsorge

Bevor komplexe digitale Dienste von der breiten Öffentlichkeit akzeptiert und genutzt werden, müssen verschiedene Rahmenbedingungen erfüllt sein. Eine ganz wesentliche Rahmenbedingung ist, dass die Nutzer den Anbietern dieser digitalen Dienste vertrauen. Die Digitalisierung von Staat und Gesellschaft kann deshalb ohne Vertrauen durch die Stakeholder nicht gelingen. Das gilt selbstverständlich auch für die digitale Daseinsvorsorge: Sie wird sich nicht entwickeln, solange das Vertrauen der Kunden nicht vorhanden ist. Warum ist dies aber so und welche Rolle spielt die sichere und intelligente Datennutzung?

Wolf Buchholz, Simon Kessel
11. Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die smarte Kommune

Das Zusammenspiel zwischen Zivilgesellschaft, Kommune und kommunalen Unternehmen bildet eine wichtige Grundlage für eine partizipative Demokratie, bei der die Bedürfnisse und Interessen der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt werden und gemeinsame Lösungen für lokale Herausforderungen gefunden werden können (vgl. Abb. 11.1). Das Verhältnis zwischen diesen Akteuren ist dynamisch und kooperativ. Die Zivilgesellschaft kann durch Aktivitäten und Initiativen die Kommune beeinflussen und auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen. Je aktiver sich Bürgerinnen und Bürger in ihre Kommune einbringen, umso mehr Interaktion muss auch durch die Politik als Steuerung geboten werden. Die Kommune wiederum steht idealerweise im Austausch mit der Zivilgesellschaft, um vom Fachwissen und Engagement in Planung und Umsetzung von Projekten zu profitieren. Kommunale Unternehmen – zumeist als Töchter der Kommune – arbeiten eng mit der Kommune zusammen, da diese Unternehmen zumeist von dieser kontrolliert werden und Dienstleistungen im Auftrag der Erfüllung öffentlicher Zwecke für die Gemeinschaft erbringen.

Michèle Pergande, Wolf Buchholz
12. Ausbildung und Qualifizierung

Alle Bereiche der Daseinsvorsorge und somit der kommunalen Unternehmen werden von der Digitalisierung beeinflusst und verändert. Das hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Personalpolitik der Unternehmen. Zum einen stellt die digitale Daseinsvorsorge neue Anforderungen an die Beschäftigten, ihre Ausbildung und Qualifikationen. Zum anderen sind die kommunalen Unternehmen als Erbringer der Daseinsvorsorge attraktive Arbeitgeber, bieten sie doch mit „Purpose“, Innovationsgrad und -fähigkeit jene Aspekte, die vor allem Nachwuchskräfte wertschätzen.

Heiko Schäffer, Josephine Grottschreiber
13. Regulatorische Eckpunkte und Rahmenbedingungen

Eines der entscheidenden Elemente für den Erfolg der digitalen Daseinsvorsorge sind sicherlich die regulatorischen Rahmenbedingungen. Sie legen nicht nur fest, wie digitale Daseinsvorsorge ausgestaltet und vorangetrieben werden wird, sondern beinhalten umfangreiche Vorgaben für kommunale Unternehmen, von Ausschreibungs- oder Datenherausgabepflichten bis hin zu Cybersicherheitsvorkehrungen.

Heiko Schäffer, Simon Kessel

Plattformen als zentrales Element der digitalen Daseinsvorsorge

Frontmatter
14. Grundlagen der Plattformökonomie

Dieses Kapitel behandelt die Grundlagen der Plattformökonomie. Es hebt die grundlegenden Konzepte digitaler Plattformen entlang vier zentraler Eigenschaften hervor: Intermediation, mehrseitige Märkte, Netzwerkeffekte und Skalierbarkeit.

Manuel Wiesche, Vincent Heimburg
15. Eigenschaften und Erfolgsfaktoren digitaler Plattformen

In diesem Abschnitt gehen wir genauer auf die Eigenschaften und Erfolgsfaktoren digitaler Plattformen ein. Ausgehend von den strategischen Entscheidungen, welche Positionen eine Organisation in einem Plattformökosystem einnehmen kann, welche Eigentümerstrukturen es gibt und wie ein Plattformökosystem gestartet werden kann, gehen wir auf das Matching, die Offenheit und die Governance von Plattformökosystemen ein. Dabei zeigen wir, wie die einzelnen Aspekte auf den Bereich der Digitalen Daseinsvorsorge übertragen werden können.

Manuel Wiesche, Vincent Heimburg, Benedikt von Walter
16. Plattformökosystem Fallstudien im Bereich der Digitalen Daseinsvorsorge

In diesem Abschnitt stellen wir Fallstudien vor, die zeigen, wie in den Bereichen der Digitalen Daseinsvorsorge in der Praxis verschiedene Plattform-Konzepte angewandt werden.

Manuel Wiesche, Vincent Heimburg, Benedikt von Walter
17. Charakteristika einer Urban Data Plattform

Nachdem im vorherigen Kap. 16 einige Beispiele für Plattformkonzepte für spezifische Anwendungsbereiche mit Kontext zur Daseinsvorsorge dargestellt wurden, werden im Folgenden einige der wichtigsten Eigenschaften einer erfolgversprechenden Plattform im kommunalen Kontext, einer so genannten Urban Data Plattform (im Folgenden: UDP) genauer erläutert.

Jan Hedtfeld, Benedikt von Walter

Best-Practice-Ansätze der digitalen Daseinsvorsorge

Frontmatter
18. Digitalstadt Darmstadt: Stadtwirtschaftsstrategie als Rahmen für neue Geschäftsmodelle

Die digitale Transformation ist ein wichtiges Element für eine moderne Daseinsvorsorge. Neben der Nutzung der Digitalisierung für mehr Effizienz und Entscheidungsunterstützung empfiehlt sich die digitale Ergänzung von analogen Geschäftsmodelle sowie die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle. Am Beispiel der Digitalstadt Darmstadt wird aufgezeigt, welche Rolle die Stadtwirtschaftsstrategie bei der Entwicklung zu einer Smart City hatte. Ebenso wird die Bedeutung einer zentralen Organisationseinheit sowie der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit herausgestellt. Schließlich werden Praxisbeispiele für Digitale Geschäftsmodelle präsentiert.

Klaus-Michael Ahrend
19. Schnelle nachhaltige Kommunikationsnetze als Lebensader der intelligenten Stadt: Wie die Stadtwerke Münster und die Telekom Deutschland beim Glasfaserausbau erfolgreich kooperieren

Um digitale Daseinsvorsorge zu gewährleisten, ist die stabile und schnelle Datenübertragung unerlässlich. Die Stadtwerke Münster kooperieren hierfür beim Glasfaserausbau mit der Telekom Deutschland. Hierbei übernehmen die Stadtwerke den Ausbau der passiven Infrastruktur und die Telekom den aktiven Betrieb. Es handelt sich um ein Open-Access-Netz, auf dem beide Kooperationspartner bei der Vermarktung ihrer Endprodukte vor dem Kunden als Konkurrenten auftreten. Dieses Modell ist kosten- und energieeffizient und nutzt vorhandene Ressourcen und Fähigkeiten im jeweiligen Bereich bestmöglich. Nur mit dieser Kooperation ist es möglich, den Glasfaserausbau bis 2030 abzuschließen und so in Münster die Digitalisierungswende umzusetzen.

Sebastian Jurczyk, Judith Luig
20. Urban Data Plattform: Das digitale Gehirn der intelligenten Stadt

Die Lübecker Urban Data Platform (UDP) wird in diesem Beitrag als eine konkrete Umsetzung von digitaler Daseinsvorsorge in der Hansestadt Lübeck vorgestellt. Nach einer thematischen Einordnung des Begriffes wird zunächst die Gesamtarchitektur mit allen wesentlichen Elementen skizziert. In einem weiteren Abschnitt werden konkrete Anwendungsfälle beschrieben, die auf Basis der UDP ermöglicht bzw. wesentlich effizienter werden. Abschließend listen die Autoren vier Lerneffekte, die bei der Umsetzung und Nutzung der Plattform erzielt werden konnten.

Christoph Schweizer, Jan Hedtfeld, Benedikt von Walter
21. DOdata GmbH: Kommunales Start-Up als SmartCity-Dienstleister

Klimaneutralität, nachhaltiges, sicheres und komfortables Leben sind Ziele attraktiver Kommunen von morgen. Städte werden smart – vernetzten das Miteinander, optimieren Abläufe datenbasiert und erweitern digitale Services für Bürgerinnen und Bürger. Neben Mobilitäts-, Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, werden digitale Infrastrukturen elementar: digitale Lebensadern wie IoT-Netze, Datenhubs oder integrierte Apps. So werden digitale Infrastrukturen zunehmend zu einem Teil der Daseinsvorsorge, Leistungen die das tägliche Miteinander und Leben stützen. Entsprechend gilt es diese aufzubauen, im Sinne der Stadt und Stadtgesellschaft auszuprägen und nachhaltig zu betreiben. Zusätzlich entstehen Chancen für eine neue regionale Wertschöpfung. Aber ist dies ein denkbares Geschäftsfeld für die Kommunalwirtschaft? Wie gelingt das Wirtschaften? Welche Herausforderungen stehen im Weg? Wer wird gebraucht? Ein Erfahrungsbericht der ersten Gründungsjahre eines kommunalen Start-Ups.

Sven Baumgarte, Heike Heim
22. Energiewende@Home: Dezentral, kundenzentriert, partnerschaftlich, digital

Beschleunigt durch den Ukraine-Krieg, die angespannte Versorgungssituation und den Klimawandel steigt in der Bevölkerung das Bedürfnis nach Sicherheit, Autarkie und Nachhaltigkeit – verbunden mit der Erwartung an die Versorgungswirtschaft, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Vor dem Hintergrund des eigenen Anspruchs, die Energie- und Wärmewende in und mit der Region zu gestalten, hat badenova sich zum Ziel gesetzt, auch Privathaushalte bei ihrer dezentralen Energie- und Wärmewende zu begleiten. Hierbei werden über einen skalierbaren, plattformbasierten Ökosystemansatz zunächst Kundenbedürfnisse und infrastrukturelle Gegebenheiten der Kunden erfasst, um auf Basis dieser Informationen optimal zugeschnittene Lösungen anzubieten. Diese Lösungen setzen sich zusammen aus Leistungen von verschiedenen Partnern (wie Energieberatern, Hardware-Herstellern sowie dem regionalen Handwerk), die über eine digitale Plattform von badenova als Generalunternehmer orchestriert werden: eine digitalisierte One-Stop-Shop-Experience für die Kunden und eine kernkompetenzbasierte, effiziente Aussteuerung des Partnernetzwerks, die als ganzheitliches Plattformgeschäftsmodell auch von anderen Energieversorgern genutzt werden kann.

Hans-Martin Hellebrand
23. Vom analogen Versorger zur digitalen Stadt – Wie Versorgungsunternehmen mit Plattformen Bürger und Gemeinden in die Zukunft führen

Digitalisierung, Plattformen und Daten sind die Antwort auf die VUCA-Herausforderungen und Chancen, denen sich Energieversorger als Teil der Daseinsvorsorge heute stellen müssen. VUCA steht dabei für das volatile, unsichere, komplexe und mehrdeutige Umfeld, in dem sie agieren. Ihre Aufgabe dabei ist: dem dringenden Bedarf nach attraktiverer, verständlicherer und effizienterer Kundeninteraktion zu entsprechen, darauf aufbauend der Verantwortung für die Transformation des Energiesystems gerecht zu werden und ihre natürliche Rolle als Partner der Gemeinden auf dem Weg zur nachhaltigen, vernetzten Smart City einzunehmen.Digitalisierung ist insofern nicht der Berg, vor dem Unternehmen insbesondere der energiebezogenen Daseinsvorsorge stehen. Sie ist vielmehr der Sherpa, der den Weg auf den Gipfel ermöglicht. Sie hilft Energieversorgern, den zukünftigen Markt besser zu erschließen und die Kundenstruktur in ihrer ganzen Breite effizienter, effektiver und vom Kunden her gedacht zu bedienen. Aus Daseinsvorsorge wird damit digitale Daseinsvorsorge.Digitale Daseinsvorsorge bietet ein breites Betätigungsfeld, in dem zukunftsorientierte Energiedienstleister eine immer wichtigere Rolle spielen können. Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich auf das Thema digitale Kundeninteraktion. Denn die daraus resultierende Verbesserung einer vertrauensvollen, von Sympathie getragenen Zusammenarbeit zwischen Energieunternehmen und Bürgern bildet die Basis dafür, dass Erstere ihre Möglichkeiten für die regionale Energiewende und den Weg zur Smart City voll und ganz ausschöpfen können.

Diana Rauhut
24. Digitale Verteilnetze als Rückgrat der Energiewende

Strom, Wärme und Mobilität. Nicht zuletzt in Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die ganzheitliche Energiewende auch eine Maßnahme zur Absicherung gegen geostrategische Risiken.Im Jahr 1990 schaffte das Stromeinspeisegesetz erstmals eine Möglichkeit für kleine dezentrale Energieerzeuger, am Energiemarkt teilzunehmen. Diese Entwicklung setzte sich über das erste Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2000 und zahlreiche anschließende Novellierungen bis zur aktuellen Version des EEG 2023 fort. Diese Gesetze verfolgten kontinuierlich das Ziel, die Energiewende im Stromsektor voranzutreiben und schufen den rechtlichen Rahmen für den Ausbau erneuerbarer Energien – beginnend im Jahr 1990 bei einem Anteil von rund 5 % am Stromverbrauch bis auf 46 % im Jahr 2022 (vgl. Abb. 24.1).

Marten Bunnemann, Hendrik Paul, Florian Hintz
25. Stadtwerke Lübeck Digital GmbH als IT-Dienstleisterin für Schulen: Moderne Daseinsvorsorge für die Bildung

Die Stadtwerke Lübeck Digital (SWL Digital) ist Dienstleisterin für digitale Lösungen im Smart City-Bereich. Auch die Schulen der Hansestadt Lübeck werden von der SWL Digital versorgt. Die IT-Dienstleistungen für den Schulträger Hansestadt Lübeck beruhen auf einer Strategie der Zentralisierung, Standardisierung und Professionalisierung. Die SWL Digital transferiert die Anforderungen des Schulträgers in funktionierende und sichere digitale Lösungen für den Bildungsbereich. So entstehen mit Hilfe des Digitalpakt Schule nicht nur wirtschaftliche, sondern auch nachhaltige Strukturen der modernen Daseinsvorsorge.

Jens Meier, Farina Steinert
26. Bliggit – die regionale 360° Grad Plattform als Instrument nachhaltiger digitaler Daseinsvorsorge

Der nachstehende Artikel beschäftigt sich mit der Bedeutung regionaler Plattformen als integraler Bestandteil der digitalen Daseinsvorsorge in Städten und Regionen. Es stellt die Frage, wie solche Plattformen erfolgreich aufgebaut werden können, um Bürger und regionale Partner langfristig zu binden und Smart City-Initiativen sowie die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu fördern. Der Fokus liegt auf Stadtwerken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Kommunen als Schlüsselakteure in der Umsetzung von digitalen Transformationsprozessen auf regionaler Ebene.

Holger Hammes
27. Good Practices der digitalen Transformation im öffentlichen Gesundheitsdienst

Der Gesundheitssektor steht vor großen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, steigender Krankheitslast und erhöhtem Kostendruck. Die digitale Transformation, verstärkt durch die Coronapandemie, beeinflusst den Gesundheitssektor zusätzlich. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie aktuelle Projekte zur digitalen Transformation des Gesundheitsdienstes im Rahmen des Programms „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“. Auf Grundlage einer Analyse bisheriger öffentlich zugänglicher Projektberichte werden Handlungsempfehlungen in Form von Good Practices für die weitere digitale Transformation des öffentlichen Gesundheitsdienstes vorgestellt.

Jan Maschewski, Kristina Lemmer, Paul Drews

Good-Governance-Perspektiven für digitale Daseinsvorsorge

Frontmatter
28. Public Corporate Governance Kodizes für die integrierte Gestaltung der digitalen Daseinsvorsorge mit Verwaltung und öffentlichen Unternehmen und kollaborative Innovation

Für eine erfolgreiche Gestaltung der integrierten Gestaltung der digitalen Daseinsvorsorge mit Verwaltung und öffentlichen Unternehmen bedarf es einen entsprechenden Ordnungsrahmen. In der Diskussion um das Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und öffentlichen Unternehmen wird einschlägig und vorherrschend betont, dass ein Public Corporate Governance Kodex (PCGK) – eine anforderungsgerechte Ausgestaltung vorausgesetzt – hilfreiche und wichtige Beiträge zum Zusammenspiel der diversen Akteur:innen innerhalb einer Gebietskörperschaft leisten kann (Papenfuß & Wagner-Krechlok, 2022). PCGKs sollen Grundcharakteristika des Public Corporate Governance Systems bzw. des Zusammenspiels von öffentlichen Unternehmen, Verwaltungen und Politik kompakt zusammenfassen und verständlich machen sowie regelmäßig auftretende Fragen der Governance, Unklarheiten oder Lücken in Gesetzen gezielt adressieren und damit unterstützende Hinweise geben. Als Ordnungsrahmen kann ein PCGK innerhalb einer Gebietskörperschaft ein strategisch kohärentes Vorgehen fördern, Rollenverständnisse und Rollenkonformität stärken, Doppelarbeit reduzieren und das Ausschöpfen von Kooperationspotenzialen befördern. Ein PCGK soll das Eigentümerverständnis einer Gebietskörperschaft widerspiegeln und die Anforderungen an öffentliche Unternehmen hinsichtlich verantwortungsvoller Unternehmensführung und Governance darlegen. Selbstregulierung mittels PCGKs erlaubt der öffentlichen Hand eine präzisere Formulierung von Anforderungen, um die angestrebten Policy- und Verhaltensziele zu erreichen, die Rollenverständnisse der jeweiligen Akteur:innen präziser abzustimmen und für alle Beteiligten nachgehalten zu definieren.

Ulf Papenfuß
29. Personalsuche und -gewinnung in Zeiten der digitalen Transformation: Anforderungen an das Top Management von Stadtwerken

Die digitale Transformation gehört auch im Stadtwerkebereich zum unverzichtbaren Pflichtprogramm. Diese Erkenntnis ist zunächst einmal ziemlich unspektakulär, erfordert aber gerade im Stadtwerkebereich viel Change-Management-Know-how und Führung. Anspruchsvoll wird es spätestens dann, wenn die Perspektive „digitale Daseinsvorsorge“ heißt. Es geht nämlich um die „digitale Revolution“ – unter bestimmten Nebenbedingungen. Und das sind die nicht-kommerziellen Zielsetzungen, wie etwa soziale Teilhabe, Nachhaltigkeit und Demokratiefestigkeit. Zugespitzt könnte man auch sagen: Tradition trifft auf Moderne.

Heike Schoon-Pernkopf, Klaus Aden
30. Integrierte Personalentwicklung im „Konzern Gebietskörperschaft“

Personal ist, wie vielfach betont, der Schlüsselfaktor für eine funktions- und leistungsfähige Gestaltung des öffentlichen Sektors und Reformentwicklungen. Von zentraler Bedeutung für Verwaltung und öffentliche Unternehmen ist es gerade auch im Kontext der Diskussion um digitale Daseinsvorsorge, digitale Transformation und hiermit zusammenhängenden Themen, die Chancen eines integrierten Personalmanagements mit einer integriert gedachten Personalgewinnung und Personalentwicklung auszuschöpfen (Papenfuß & Keppeler, 2018; Papenfuß, 2022; Papenfuß et al., 2022b). Eine situationsgerecht gedachte integrierte Personalentwicklung kann relevante und nützliche Potenziale sowohl für den ganzen “Konzern Gebietskörperschaft“ als auch für die Verwaltung und die einzelnen öffentliche Unternehmen bieten (Papenfuß, 2022; Papenfuß et al., 2022b).

Ulf Papenfuß, Mia Wolfsdörfer
31. Potenziale für Verwaltung, öffentliche Unternehmen und Universitäten durch Austauschplattformen, Kooperationsstudiengänge und Stiftungslehrstühle

Für die Gestaltung der digitalen Transformation im Kontext der digitalen Daseinsvorsorge (siehe Kap. 3 ) stehen Verwaltung und öffentliche Unternehmen wie aufgezeigt vor fundamentalen Herausforderungen (Klenk et al., 2020; Meier & Liebing, 2023; Nationaler Normenkontrollrat, 2021; Papenfuß, 2023; Papenfuß et al., 2022). Ein Teil dieser fundamentalen Herausforderungen entstehen in Folge des demografischen Wandels, des damit verbundenen Personalmangels und des daraus resultierenden Wettbewerbs um Talente für Verwaltung und öffentliche Unternehmen (Klenk et al., 2020; Vogel et al., 2017). Zur Bewältigung der Zukunftsprobleme wird das strategische Potenzial interorganisationaler Partnerschaften vielfach hervorgehoben (Klenk et al., 2020; Papenfuß & Roos, 2023; Wissenschaftsrat, 2018), wie es auch Ziel 17 für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen betont.

Ulf Papenfuß, Jens Meier
Metadaten
Titel
Digitale Daseinsvorsorge
herausgegeben von
Jens Meier
Tobias Brosze
Ulf Papenfuß
Manuel Wiesche
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44138-8
Print ISBN
978-3-658-44137-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44138-8