Skip to main content

Open Access 2022 | Open Access | Buch

Buchtitelbild

Digitale Medien und Nachhaltigkeit

Medienpraktiken für ein gutes Leben

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Wie nutzen Individuen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen digitale Medien, um zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen? Die Autorin rekonstruiert in dieser Open-Access-Publikation die sozial-ökologischen Folgen aktueller Digitalisierungsprozesse und zeigt anhand dreier Fallstudien, wie verschiedene Akteur*innen Digitalisierung nachhaltiger gestalten (wollen): Neben dem Reparieren von Medientechnologien in Repair Cafés wurde die Produktion und Aneignung fairer Medientechnologien am Beispiel des Fairphones untersucht sowie Onlineplattformen, die für nachhaltigen Konsum werben, am Beispiel von utopia.de. Sind dies Beispiele für Medienpraktiken, die das Ziel der Nachhaltigkeit verfolgen, so werden in der vergleichenden Analyse auch Grenzen und Ambivalenzen dieses Handelns offenbar.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Aktuelle Digitalisierungs- und Datafizierungsprozesse stellen heutige Gesellschaften in Hinblick auf Nachhaltigkeit vor große Herausforderungen. Versteht man aus einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive unter Digitalisierung die Bedeutungszunahme digitaler Medien für (fast) alle gesellschaftlichen Bereiche und sozialen Beziehungen, so stellt genau diese Bedeutungszunahme, die auch zu einer steigenden Anzahl digitaler Medientechnologien in der Gesellschaft führt, diese vor einige zentrale Probleme. Eng verknüpft mit dem Prozess der Digitalisierung ist der der Datafizierung, indem viele Aspekte der Welt in Daten übersetzt werden, sodass riesige Datenmengen entstehen: „Big Data“. Die Bedeutungszunahme digitaler Medien und digitaler Kommunikation sowie die Generierung von „Big Data“ führt nicht nur in Hinblick auf Datensicherheit und den Schutz der Privatheit zu Problemen, sondern stellt aktuelle Gesellschaften auch vor sozial-ökologische Herausforderungen und Fragen der Nachhaltigkeit. Denn nicht nur die Produktion von Medientechnologien, sondern auch die Speicherung riesiger Datenmengen in Serverfarmen sowie die Entsorgung nicht mehr genutzter Medienapparate verursachen einen enormen Ressourcen- und Energierverbrauch und haben komplexe negative sozial-ökologische Auswirkungen. Wie Individuen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen diesen Herausforderungen begegnen und digitale Medien nutzen, um zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen, ist die zentrale Forschungsfrage der vorliegenden Publikation. Die Autorin rekonstruiert die sozial-ökologischen Folgen aktueller Digitalisierungsprozesse und zeigt anhand dreier Fallstudien, wie verschiedene Akteur*innen Digitalisierung nachhaltiger gestalten (wollen): Neben dem Reparieren von Medientechnologien in Repair Cafés wurde die Produktion und Aneignung fairer Medientechnologien am Beispiel des Fairphones untersucht sowie Onlineplattformen, die für nachhaltigen Konsum werben, am Beispiel von utopia.de. Sind dies Beispiele für Medienpraktiken, die das Ziel der Nachhaltigkeit verfolgen, so werden in der vergleichenden Analyse auch Grenzen und Ambivalenzen dieses Handelns offenbar. In diesem einleitenden Kapitel skizziert die Autorin die sozial-ökolgischen Folgen aktueller Digitalisierung und Datafizierung sowie die theoretischen Grundlagen der hier diskutierten empirischen Studie, sie beschreibt das methodische Vorgehen dieser, weist auf zentrale Ergebnisse hin und umreißt den Aufbau der gesamten Publikation. Schließlich wird die Verantwortung der Kommunikations- und Medienforschung unterstrichen, die sozial-ökologischen Folgen aktueller Digitalisierung und Datafizierung sichtbar zu machen und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Gestaltung digitaler Gesellschaften zu untersuchen.    
Sigrid Kannengießer

Open Access

Kapitel 2. Nachhaltigkeit, digitale Medien(-kommunikation) und das „gute Leben“
Zusammenfassung
Das kommunikations- und medienwissenschaftliche Forschungsfeld zu Nachhaltigkeitskommunikation und das interdisziplinäre Forschungsfeld, das sich mit Medien(-kommunikation) und dem „guten Leben“ auseinandersetzt, sind facettenreiche, wenn auch kleine Forschungsbereiche, die in diesem Kapitel aufgearbeitet werden. Skizziert werden die nachhaltigkeitsrelevante Journalismus- und Public-Relations-Forschung sowie das relevante Feld der Wissenschaftskommunikation und der Medieninhalts- und Rezeptionsforschung. Die Aufarbeitung des interdisziplinären Forschungsbereichs, der sich explizit mit dem „guten Leben“ und Medien beschäftigt, zeigt, dass hier das individuelle Wohlbefinden und die Relevanz der Mediennutzung für dieses im Fokus stehen. Argumentiert wird aber, dass, um den Zusammenhang von Medien und dem „guten Lebens“ zu verstehen, auch die sozial-ökologischen Probleme in den Blick genommen werden müssen, die aktuelle Digitalisierung verursacht. Daher werden hier auch die sozial-ökologischen Folgen der Produktion, Aneignung und Entsorgung digitaler Medientechnologien skizziert, die durch den Konsum digitaler Medientechnologien verursacht werden. Der Konsum digitaler Medientechnologien und -inhalte hindert letztendlich viele Menschen und weitere Lebewesen an einem „guten Leben“ und zerstört die Umwelt. Was verschiedene Akteur*innen mit Medien(-technologien) machen, um diese sozial-ökologischen Folgen zu vermeiden und welche alternativen, nachhaltigeren Medienpraktiken sie entwickeln, wird hier als Forschungsdesiderat benannt.
Sigrid Kannengießer

Open Access

Kapitel 3. Medienpraktiken für eine nachhaltige Gesellschaft und das „gute Leben“ erforschen
Zusammenfassung
Dass Nachhaltigkeit und das „gute Leben“ Themen, wenn auch (noch) Nischenthemen, in der Kommunikations- und Medienwissenschaft sind, zeigt der im vorherigen Kapitel aufgearbeitete Forschungsstand zur Nachhaltigkeitskommunikation und dem „guten Leben“. Was aber verschiedene Akteur*innen mit Medien(-technologien) machen, um zu einem „guten Leben“ und einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen, ist noch zu wenig untersucht. Dass diese Frage jedoch von großem kommunikations- und medienwissenschaftlichen Erkenntnisinteresse sowie gesellschaftlicher Relevanz ist, zeigt der im vorherigen Kapitel aufgearbeitete Forschungsstand zu den sozial-ökologischen Effekten der Produktion, Nutzung und Entsorgung digitaler Medientechnologien, denn sowohl die Produktion als auch die Nutzung und die Entsorgung von Medientechnologien haben negative sozial-ökologische Folgen, die in (Post-)Industriegesellschaften jedoch oftmals unsichtbar bleiben, da sie, wie gezeigt wurde, in ökonomisch weniger entwickelte Länder ausgelagert werden. Nicht zuletzt aufgrund massenmedialer Berichterstattung sind diese Folgen dennoch Menschen in (Post-)Industrienationen bewusst. Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden in diesem Kapitel die drei Fallbeispiele präsentiert, die in der vergleichenden Studie analysiert wurden: das Reparieren von Medientechnologien in Repair Cafés, die Produktion und Aneignung fairer Medientechnologien am Beispiel des Fairphones sowie Onlineplattformen, die für Nachhaltigkeit werben, am Beispiel von utopia.de. Dabei wird auch der jeweils relevante Forschungsstand zu den einzelnen Fallbeispielen aufgearbeitet. Für die Analyse wurden qualitative leitfadengestützte Interviews, (nicht-teilnehmende) Beobachtungen und qualitative Inhaltsanalysen in den Verfahren der Grounded Theory und der virtuellen Ethnographie trianguliert. Sechs theoretische Dimensionen wurden in der vergleichenden Analyse offenbar, die und deren Forschungsfelder hier erläutert werden: 1) Medienpraktiken, 2) Materialität, 3) Medienethik, 4) Vergemeinschaftung, 5) politische Partizipation sowie und 6) soziale Bewegung.
Sigrid Kannengießer

Open Access

Kapitel 4. Konsumkritische Medienpraktiken als Schlüssel(-kategorie) für eine nachhaltige Gesellschaft und das „gute Leben“
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die empirischen Ergebnisse der Studie anhand von sechs theoretischer Dimensionen diskutiert: Zunächst wird anhand der theoretischen Konzepte der Medienpraktiken und der Materialität gezeigt, dass die in den Fallstudien untersuchten Individuen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen in Relation zu Medien handeln, wenn sie sich diese aneignen, um zu einer nachhaltigen Gesellschaft und dem „guten Leben“ beizutragen und bei diesem Handeln die Akteur*innen die Materialität digitaler Medientechnologien reflektieren, sich mit dieser bewusst auseinandersetzen und diese verändern (wollen). Neben den Zielen der untersuchten Medienpraktiken, welche diese als konsumkritisch charakterisieren, werden auch die Werte, die sich in den Medienpraktiken manifestieren, aus einer medienethischen Perspektive in den Blick genommen. Die Fallstudien zeigen, dass verschiedene Akteur*innen nicht alleine handeln, sondern auch in Kollektiven, sodass Aspekte von Vergemeinschaftung in den Fallstudien herausgearbeitet werden. Aufgrund der identifizierten Ziele und Werte der Akteur*innen, wird ihr Handeln zu einer Form politischer Partizipation. Der Ergebnisteil diskutiert abschließend, ob und inwiefern in den Fallstudien und die Fallstudien übergreifend soziale Bewegungen wahrgenommen werden können, die einige der Akteur*innen der Fallstudien bewusst herstellen (wollen).
Sigrid Kannengießer

Open Access

Kapitel 5. Nachhaltigkeit in der Kommunikations- und Medienwissenschaft
Zusammenfassung
Das Anliegen des dieses Buch abschließenden Kapitels ist dreigeteilt: In einem ersten Teilkapitel werden die bis hierher ausgeführten Ergebnisse zusammengefasst und -gedacht. Dafür wird das Konzept der konsumkritischen Medienpraktiken entlang seiner theoretischen Dimensionen pointiert erläutert, indem die Ergebnisse der hier präsentierten Studie in aller Kürze dargestellt werden. Dabei bildet die Aufarbeitung des Forschungsstandes zur Nachhaltigkeitskommunikation und dem Bereich, der sich in einem interdisziplinären Forschungsfeld bezogen auf Medien(Kommunikation) mit der Frage nach dem „guten Leben“ beschäftigt, die Folie dieser Diskussion. Mit der Zusammenfassung der bisherigen Ausführungen wird schließlich die hier gestellte Forschungsfrage beantwortet und dem identifizierten Forschungsdesiderat begegnet. Damit ist das Anliegen dieser Publikation jedoch noch nicht erfüllt. Vielmehr wird in einem weiteren Teilkapitel argumentiert, dass Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema der Kommunikations- und Medienwissenschaft ist und aus seiner Nische heraustreten muss. In diesem Zusammenhang wird eine Verantwortung der Kommunikations- und Medienforschung postuliert, die in digitalen Gesellschaften in Hinblick auf Nachhaltigkeit ausgemacht wird: Es gilt, mit einer kritischen Kommunikations- und Medienwissenschaft die Herausforderungen und Probleme digitaler Gesellschaften zu analysieren und zu verstehen und diese sichtbar zu machen. Auf dieser Grundlage können dann gesellschaftliche Transformationsprozesse aufbauen – nicht zuletzt solche, die auf eine nachhaltige Gesellschaft und ein „gutes Leben“ zielen.
Sigrid Kannengießer
Backmatter
Metadaten
Titel
Digitale Medien und Nachhaltigkeit
verfasst von
Dr. Sigrid Kannengießer
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36167-9
Print ISBN
978-3-658-36166-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36167-9