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Open Access 2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Digitale Transformation an der Charité Berlin – ERIC: Enhanced Recovery after Intensive Care

verfasst von : P. Engel, S. L. Hong, M. Mielenz, K. Vrettos, R. J. Floetgen, H. Krcmar

Erschienen in: Digitale Transformation

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Das deutsche Gesundheitssystem steht vor dem wachsenden Problem des Post-Intensive-Care-Syndroms. Dieses Krankheitsbild führt zu signifikanten medizinischen Beeinträchtigungen bei Patienten der Intensivmedizin und dadurch zu enormen wirtschaftlichen Belastungen des deutschen Gesundheitssystems, begründet durch die Kosten der Behandlung des Post-Intensive-Care-Syndroms. Als Reaktion auf dieses Problem hat die Charité Berlin die ERIC-Initiative (Enhanced Recovery after Intensive Care) ins Leben gerufen, um über Tele-Visiten zwischen Ärzt*innen der Charité Berlin und der Belegschaft in Partnerkrankenhäusern aktuelle medizinische Evidenz an das Krankenbett zu bringen. Dadurch konnte nachweislich die Fallzahl des Post-Intensive-Care-Syndroms reduziert werden. Damit ist die ERIC-Initiative ein Vorstoß der Digitalen Transformation im deutschen Gesundheitssystem. Diese Digitalisierungsinitiative begegnet verschiedenen Herausforderungen, welche in dieser Arbeit adressiert werden. Dafür wurden 18 Interviews mit verschiedenen Akteuren der ERIC-Initiative geführt und ausgewertet sowie die Herausforderungen identifiziert. Dabei konnten gerade softwarespezifische Probleme herausgestellt werden, die sich in der heterogenen Infrastruktur der Krankenhäuser und der fehlenden technischen Standardisierung begründen. Neben diesen führen auch fehlende IT-Kompetenzen und das Übersehen wichtiger Stakeholder-Perspektiven zu Beeinträchtigungen der Nutzung des ERIC-Systems. Im Rahmen dieses Beitrags werden zunächst die Herausforderungen dargestellt, um anschließend auf die abgeleiteten Lösungen in Form von „Lessons Learned“ einzugehen, die abschließend wiederum in ein holistisches Bild eingebettet werden, um deren konkrete Implementierung zu intensivieren.

1 Einleitung

Die Qualität der krankenhausstationären Untersuchung und Behandlung von Patient*innen hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen und durch bessere Behandlungsmethoden das Leben von 19,4 Mio. stationären Patient*innen in Deutschland direkt beeinflusst (Akmaz 2008; Statistisches Bundesamt 2021). Dies betrifft insbesondere 2,1 Mio. Patient*innen, die sich deutschlandweit in intensivmedizinischer Behandlung befinden. Intensivpatient*innen sind Patient*innen mit erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wodurch eine Verbesserung der medizinischen Qualität den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeutet (Marschall und Spies 2017). Demzufolge führt der medizinische Fortschritt insbesondere dazu, dass die Sterblichkeit signifikant verringert werden kann und immer mehr Patient*innen die Intensivstation lebend verlassen können (Marschall und Spies 2017; Akmaz 2008; Reinhart et al. 2010; Weiss et al. 2021).
Auf die Behandlungen im intensivmedizinischen Bereich entfällt jedoch auch der Großteil der Gesamtkosten in Höhe von 13 bis 14 %, was nicht nur durch die unmittelbare Behandlung zu erklären ist, sondern auch durch die Behandlungen von Langzeitfolgen der Intensivpatient*innen, welche sich durch Organfunktionsstörungen, kognitive Störungen, aber auch durch den Verlust der Mobilität zeigen. Dieses konkrete Krankheitsbild wird im Folgenden als „Post-Intensive-Care-Syndrom“ (PICS) beschrieben. Durch die steigende Anzahl an Erkrankungen stellt PICS ein erhebliches Risiko für das deutsche Gesundheitssystem dar, sowohl medizinisch als auch ökonomisch. Die prozentualen Fallzahlen der PICS-Erkrankungen sind in den letzten zehn Jahren um 33 % gestiegen, was nicht nur an den beschriebenen schwereren Krankheitsbildern von Intensivpatient*innen liegt, sondern auch an einem Versorgungsdefizit (Charité Berlin 2016; Marschall und Spies 2017). Letzteres begründet sich aus einer mangelhaften evidenzbasierten Behandlung von Langzeitfolgen in der intensivmedizinisch-stationären Behandlung, aber auch dem ausbaufähigen intersektoralen Vernetzungsdefizit in der Post-Akutphase der Intensivpatient*innen (Charité Berlin 2016).
Um diesem Problem entgegenzuwirken, konnten langfristige Strategien zur Vermeidung der Langzeitfolgen von Intensivpatient*innen entwickelt werden, welche als Qualitätsindikatoren (QI) zusammengefasst wurden. Diese QIs beschreiben unter anderem prozessbezogene evidenz- und Konsensus-basierte Instrumente, die in der intensivmedizinisch-stationären Behandlung eingesetzt werden, um präventiv gegen eine PICS-Erkrankung zu unterstützen (Charité Berlin 2016). Das angesprochene Versorgungsdefizit äußert sich hier dementsprechend nicht in fehlenden Möglichkeiten, sondern vielmehr in der fehlenden stationären Implementierung der QIs und den fehlenden flächendeckenden patientenzentrierten Versorgungskonzepten.
Um an dieser Stelle entgegenzuwirken, hat die Charité Berlin das „Enhanced Recovery after Intensive Care“-Projekt, kurz ERIC, ins Leben gerufen (Charité Berlin 2016; Marschall und Spies 2017). Das Ziel von ERIC ist, das nötige Wissen zur Vermeidung von Langzeitfolgen bei der intensivmedizinischen Behandlungen ans Krankenbett zu bringen, um das rehabilitative Potenzial eines/einer Patient*in auszuschöpfen (Marschall und Spies 2017). Mit diesem Projekt werden alle erwachsenen Patient*innen einer intensivmedizinischen Betreuung angesprochen (Charité Berlin 2016). Konkret werden Patient*innen in einer sogenannten E-Heath-Plattform digital aufgenommen, in welcher die verschiedenen Qualitätsindikatoren zusammenlaufen. Dies ermöglicht es, Tele-Visiten zwischen der zentralen Tele-ICU an der Charité Berlin und dem Krankenbett der ERIC-Partnerkrankenhäuser durchzuführen. Bei diesen Tele-Visiten haben Ärzt*innen der Charité Berlin die Möglichkeit, über einen Kamera- und Audio-unterstützten ferngesteuerten Roboter an die Krankenbetten der Partnerkrankenhäuser zu fahren (Weiss et al. 2021). Dadurch kann eine standortunabhängige Betreuung von Patient*innen gewährleistet werden. Die Basis für diese Tele-Visite bilden patient*innenbezogene Daten, welche entweder direkt in Echtzeit bei der Tele-Visite über die Audio- und Video-Möglichkeiten des Roboters zu dem/der Arzt*in der Charité Berlin gelangen oder durch das Patient*innen-Daten-Management-System eingesehen werden können (Marschall und Spies 2017). Durch die dadurch ermöglichten Tele-Visiten können Ärzt*innen der Charité Berlin die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse an die Ärzt*innen der Partnerkrankenhäuser weitergeben und dadurch die Qualität der Betreuung steigern, was als Folge einen Rückgang der Langzeitfolgen von Intensivpatient*innen bedeutet.
Eine Lösung, um Langzeitfolgen der intensivmedizinischen Patient*innen entgegenzuwirken, ist in diesem Fall eine medizin-technische Entwicklung, wodurch Ärzt*innen aus der Charité Berlin die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse an das Krankenbett bringen können, unabhängig davon, wo dieses steht. Ein informationstechnologisches Projekt dieser Größenordnung steht dementsprechend vor Herausforderungen der dadurch hervorgerufenen Digitalen Transformation, welche in diesem Beitrag beleuchtet werden sollen. Dafür wird zuerst die Rolle der Charité Berlin in der digitalen medizinischen Transformation beschrieben. Darauf aufbauend wird der aktuelle Stand der ERIC-Initiative nochmals genauer aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und Ansätze aus vergleichbaren wissenschaftlichen Arbeiten aufgeführt. Basierend auf den Erkenntnissen, argumentiert dieser Beitrag für die gewählte Forschungsmethode und stellt deren Ergebnisse vor. Dabei liegt der Fokus konkret auf dem kritischen Herausarbeiten der signifikanten Probleme im Kontext der Digitalen Transformation. Im Anschluss werden die „Lessons Learned“ dieser Probleme vorgestellt, bevor dieser Beitrag mit einer Zusammenfassung und einem weiterführenden Ausblick für das deutsche Gesundheitswesen endet.

2 Kurzporträt Charité Berlin

Initiator der ERIC-Initiative ist die Charité Berlin. Das Ziel der Charité ist es, ERIC deutschlandweit auszurollen, um so evidenzbasierte Medizin ans Krankenbett zu bringen und QIs flächendeckend in Intensivstationen zu implementieren. Im Zuge einer solch umfangreichen Digitalisierungsinitiative für den deutschen Gesundheitssektor stellt die Charité mit ihrer langjährigen Erfolgshistorie, Reputation im medizinischen Bereich sowie Vorreiterrolle im Digitalisierungsbereich die passende Institution dar, um ERIC erfolgreich voranzutreiben.
Die heutige Charité Berlin kann auf eine langjährige Erfolgshistorie blicken und dadurch von wertvollen Erfahrungswerten profitieren. Ihre Gründung geht auf ein im Jahre 1710 gegründetes Pesthaus zurück, das im Jahre 1727 in ein Bürgerhospital namens Charité umgewandelt wurde. Mit der Gründung der Berliner Universität und der Medizinfakultät im Jahre 1810 wurde die Charité deutschlandweit zu einem der bedeutendsten Institute für Forschung und Lehre im Medizinbereich (Charité – Universitätsmedizin Berlin 2021). Die Bedeutsamkeit untermauert, dass über die Hälfte der deutschen Nobelpreisträger im Bereich der Medizin und Physiologie der Charité Berlin zugehörig sind. Durch die Fusion der medizinischen Fakultäten der Humboldt- und der Freien Universität Berlin im Jahre 1997 entstand die unter dem heutigen Namen bekannte „Charité – Universitätsmedizin Berlin“ (Charité – Universitätsmedizin Berlin 2021). Inzwischen gilt die Charité Berlin nicht nur als das älteste Krankenhaus Berlins, sondern ist mit 3001 Krankenhausbetten, 19.400 Beschäftigten und 8609 Studierenden die größte Universitätsklinik Europas (Charité – Universitätsmedizin Berlin 2019).
Des Weiteren erfordern Digitalisierungsprojekte neben der Unterstützung durch Fördergelder auch eigene nicht zu vernachlässigende finanzielle Ressourcen. Unter diesem Gesichtspunkt waren neun profitable Jahre zwischen 2011 und 2019 förderlich, um Investitionen in Digitalisierungsprojekte wie ERIC investieren zu können. Lediglich im Jahr 2020 musste die Charité unter anderem aufgrund der Corona-Krise einen Verlust von 1,3 Mio. EUR realisieren. Grund dafür war unter anderem, dass profitablere Operationen für die Behandlung von COVID-19-Patienten verschoben bzw. abgesagt werden mussten. Zudem ist zu betonen, dass die Charité Berlin als eine öffentliche Institution, die zu 100 % der Stadt Berlin gehört, einen Umsatz von nahezu zwei Milliarden Euro im Jahr 2020 erwirtschaften konnte (Charité – Universitätsmedizin Berlin 2019, 2021).
Darüber hinaus ist die Reputation der Charité Berlin als das beste Krankenhaus Europas für die ERIC-Initiative vielversprechend. Dieser Positionierung liegt ein Score zugrunde, der sich aus Meinungen von Medizinexperten, der Patientenzufriedenheit und verschiedenen medizinischen KPIs, wie beispielsweise der Anzahl der Patient*innen pro Arzt*in oder der Qualität der Behandlung zusammensetzt (Statista 2019; Cooper 2021). Für die herausragende medizinische Qualität der Charité spricht auch, dass zwölf Forscher der Charité zu dem 1 % der am häufigsten zitierten Wissenschaftler*innen weltweit zählen. Nicht zu vernachlässigen ist zudem, dass die Charité das gesamte medizinische Spektrum der modernen Medizin abdeckt und so breit gefächerte evidenzbasierte Medizin an das Krankenbett bringen kann (Charité – Universitätsmedizin Berlin 2020).
Die Charité gilt zudem generell als Vorreiter im Bereich digitale medizinische Innovation. Exemplarisch dafür steht zum einen, dass die Charité im Jahre 2017 als erstes Universitätsklinikum Deutschlands eine Stabsstelle für Digitale Transformation geschaffen hat (Charité – Universitätsmedizin Berlin 2017). Zum anderen hat die Charité im Jahr 2020 die Strategie „Charité 2030“ ins Leben gerufen. Dabei steht insbesondere die Digitalisierung der Charité, aber auch die des gesamten deutschen Gesundheitssektors im Mittelpunkt. Damit gilt sie unter anderem als eine der ersten eHealth-Strategien Deutschlands. Bestandteile der Strategie sind beispielsweise die Entwicklung einer performanten Informationstechnologie sowie der Aufbau digitaler Plattformen für Forschung und Gesundheitsversorgung (worunter auch die ERIC-Initiative fällt) oder die Vernetzung mit Einrichtungen der Gesundheitsversorgung in Berlin, insbesondere mit ihrem Partner Vivantes, sowie weiteren Industriekooperationen (Charité Berlin 2020).
Zusammengefasst hat sich die Charité im Hinblick auf ihre langjährige Erfolgshistorie, finanzielle Lage, Reputation im medizinischen Bereich sowie Vorreiterrolle in der Digitalisierung des Gesundheitsbereiches zu einer weltweit etablierten Institution entwickelt. In Anbetracht dessen ist die Evaluierung der ERIC-Initiative besonders bedeutsam, um wertvolle Einblicke in die Digitale Transformation einer etablierten Institution im deutschen Gesundheitsbereich zu erhalten.

3 Weiterführende Literaturrecherche

Im Folgenden wird ein Kontext für den vorliegenden Beitrag geschaffen. Dafür werden zunächst Charakteristika Digitaler Transformationen dargelegt. Als Nächstes folgen drei Frameworks zu Digitalen Transformationen aus der IS-Forschung, die das weitere Vorgehen theoretisch begleitet haben.
Nach Oswald und Krcmar (2018) zeichnen sich Digitale Transformationen in Unternehmen durch vier Charakteristika aus: Unausweichlichkeit, Unumkehrbarkeit, Schnelligkeit und Unsicherheit in der Ausführung. In der Vergangenheit wurde Digitale Transformation aus verschiedenen Blickwinkeln heraus untersucht. Baiyere et al. (2020) haben ein Framework entwickelt, um zu beschreiben, wie sich das Geschäftsprozessmanagement im Zuge einer Digitalen Transformation verändert. Dieses Framework besteht aus drei Hauptbestandteilen: Prozesse (bspw. agile Arbeitsprozesse), Infrastruktur (IT-Business-Kooperation, Verbesserung der IT-Infrastruktur, Engpässe in der IT-Infrastruktur) und menschliches Handeln (Improvisation und Innovation von Prozessen, Arbeitsrollen und -verantwortlichkeiten, die sich ändern). Wessel et al. (2021) stellen ein Prozessmodell zur Verfügung, welches darauf abzielt, die Differenzen zwischen den zwei Forschungsströmen zur Digitalen Transformation und der Organisationalen Transformation, die durch IT ermöglicht wird, aufzuheben. Das Prozessmodell besteht aus vier Komponenten: Technologischer Wandel (bspw. organisationaler Kontext), Transformationsagenda, Transformationsaktivitäten (digitale Technologien unterstützen bzw. definieren das Wertversprechen eines Unternehmens), Vereinigung (bspw. Transformationsaktivitäten verändern etablierte Arbeitspraktiken, menschliche Aktionen konkretisieren Transformationsaktivitäten). Abschließend haben Baiyere et al. (2018) ein Framework entwickelt, um den Prozess der Digitalen Transformation eines traditionellen Industrieunternehmens hin zu einem Anbieter von datenbasierten Services zu beschreiben (s. auch Weking et al. 2018). Die Digitale Transformation bestand demnach aus vier Blöcken: Digitale Transformation und Strategieentwicklung, Veränderung in der Organisationsstruktur und -produkten, Rekonstruktion von Geschäftsprozessen und Implementierung einer Technologieplattform (s. auch Hein et al. 2020; Schreieck et al. 2021; Weking et al. 2020; Floetgen et al. 2021a, b).
Hinsichtlich der Digitalen Transformation im Gesundheitsbereich ist insbesondere ein Ziel wichtig: die Verbesserung der Patientenversorgung bei sinkenden Kosten. Dabei spielt auch die Verbesserung der Entscheidungssituation von Pflegenden eine Rolle. Diese sollen Zugang zu evidenzbasierter Versorgung bekommen, um so den Wert klinischer Entscheidungen zu verbessern (Gopal et al. 2019). Weitere Aspekte, die in Zukunft im Gesundheitsbereich zu erwarten sind, sind unter anderem die Echtzeit-Interaktionen zwischen Fachärzt*innen und Patient*innen sowie die Verfügbarkeit von integrierten Gesundheitsdaten zwischen Stakeholdern im Gesundheitsbereich.

4 Methodik

Um die Digitale Transformation der Charité zu verstehen, wurde eine empirische Studie durchgeführt. Die vorliegende Studie ist explorativer Natur, weshalb sich die Single Case Study nach Yin (2014) als Forschungsmethode eignet, da diese zum Ziel hat, komplexe soziale Phänomene zu verstehen, wie beispielsweise Organisations- und Managementprozesse. Hinsichtlich der Datenerhebung haben wir unter anderem interne Dokumente, die uns vom Fallstudienpartner zur Verfügung gestellt wurden, analysiert. Als zweites Erhebungsinstrument dienten Expert*inneninterviews. Die Interviews wurden mithilfe eines semi-strukturierten Leitfadens durchgeführt, um die Digitale Transformation in der Charité zu verstehen sowie deren Herausforderungen zu erfassen (Kaiser 2014).
Insgesamt wurden 17 Interviews durchgeführt (siehe Tab. 1). Die Interviews wurden einerseits durch die Charité, andererseits unabhängig davon organisiert. Hinsichtlich der Interviews wurde darauf geachtet, eine möglichst vollständige und vielfältige Zusammensetzung aus ERIC und ERIC-unabhängigen Perspektiven zu betrachten. Vom medizinischen Personal wurden sowohl Fachärzt*innen als auch Personen in leitenden Positionen medizinischer Fachabteilungen befragt. Eine Übersicht der Rollen der Interviewpartner*innen findet sich in Tab. 1.
Tab. 1
Übersicht der Interviewpartner*innen
Nummer
Rolle
Unternehmen
In1
Facharzt in der Intensivmedizin
Fraunhofer
In2
Systemsicherheit
Charité
In3
Direktor des Instituts für Medizininformatik
Charité
In4
Chief Information Security Officer
Charité
In5
Doktor in der Intensivmedizin
Partnerkrankenhaus Usbekistan
In6
Chief Research Officer
Actimi
In7
Geschäftsführer
Doc Cirrus
In8
Market Access Mgr
Siemens
In9
Direktor des Instituts für Medizininformatik
Charité
In10
Berater
Charité
In11
Assistenzärztin
Universitätsklinikum Augsburg
In12
Assistenzärztin
Spital Wolhusen, Schweiz
In13
Market Access Manager
Siemens
In14
Geschäftsführer
Nexus Chili
In15
Assistenzärztin
Uniklinikum Ulm
In16
Assistenzärztin
Schönklinik Hamburg
In17
Assistenzärztin
Biedersteinklinikum
Die Ergebnisse wurden anschließend qualitativ analysiert und ausgewertet. Die Interviews dienten unter anderem dazu, Problemfelder zu identifizieren, die dann basierend auf den Erkenntnissen aus den Interviews anhand von wiederkehrenden Mustern gruppiert wurden. An dieser Stelle wurden auch die Erkenntnisse aus der Literatur miteinbezogen. Basierend darauf wurden die Probleme in zwei Kategorien eingeteilt: Gravitationsprobleme und Problemfelder. Die Problemfelder bestehen wiederum aus Unterkategorien, welche in den entsprechenden Abschnitten vertiefend beleuchtet werden. Anschließend wurden Handlungsempfehlungen in Form von „Lessons Learned“ abgeleitet. Diese basieren auf den Erkenntnissen aus den Interviews, den Bedürfnissen der Interviewpartner*innen und umfangreicher Recherche. In einem weiteren Schritt wurden die Handlungsempfehlungen anhand der Machbarkeit und des Erfolgspotenzials priorisiert. Die Dimension Machbarkeit setzt sich wiederum zusammen aus dem zeitlichen Horizont, der technischen Machbarkeit und der wirtschaftlichen Machbarkeit. Das Erfolgspotenzial beinhaltet den voraussichtlichen Mehrwert sowie die prognostizierte Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit und Reichweite. Jede Dimension wurde mittels einer Zehn-Punkte-Skala bewertet und unabhängig von jedem der Autoren bewertet. Im Anschluss wurden die Einzelbewertungen diskutiert, woraus ein bestimmter Wert abgeleitet wurde. Die aggregierten Ergebnisse dienten anschließend dazu, die Handlungsempfehlungen in drei Felder zu unterteilen: kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen.

5 ERIC – Retrospektive

Wie bereits beschreiben, ist das Ziel dieser Arbeit, die Digitale Transformation der Charité Berlin im Zuge der ERIC-Initiative zu evaluieren, indem Herausforderungen identifiziert werden, um darauf aufbauend „Lessons Learned“ abzuleiten. Voraussetzung hierfür ist ein grundlegendes Verständnis der aktuellen Situation der ERIC-Initiative. Dafür wird ERIC auf der einen Seite hinsichtlich der internen Ziele und Lösungsansätze beschrieben. Auf der anderen Seite soll darauf basierend der Status quo bezüglich des technischen Aufbaus und der organisatorischen Umsetzung dargelegt werden.

5.1 Ziele und Lösungsansätze der ERIC-Initiative

Das deutsche Gesundheitssystem steht aufgrund der PICS-Erkrankung vor medizinischen und ökonomischen Herausforderungen. Das übergeordnete Ziel der Charité Berlin ist es, durch die ERIC-Initiative eine Lösung für dieses Problem aufzuzeigen. Um dies zu ermöglichen, wird einerseits daran gearbeitet, fehlgeleitete Behandlung zu vermeiden, und andererseits soll die Kommunikation zwischen den Institutionen im Gesundheitsbereich verbessert werden, um den Wissensaustausch in der Intensivmedizin zu fördern (In1).
Um die Qualität der Behandlung in teilnehmenden Krankenhäusern zu steigern, soll die Methodik der evidenzbasierten Medizin angewendet werden. Aus der Evidenz haben sich konkrete Qualitätsindikatoren (QI) ergeben (siehe Tab. 2), welche dann in Leistungskennzahlen (KPIs) erhoben werden. Diese werden für die Intensivstationen regelmäßig überprüft und im System gespeichert.
Tab. 2
Qualitätsindikatoren (Quelle: Unknown 2016)
Qualitätsindikator
Erfassung
Tägliche multiprofessionelle Visite, Dokumentation der Tagesziele
Stationsübergreifend
Delir, Analgesie, Sedierungs-Management
Patientenbezogen
Patientenadaptierte Beatmung
Patientenbezogen
Frühzeitige Entwöhnung einer invasiven Beatmung
Patientenbezogen
Überwachung der Maßnahmen zur Infektionsprävention
Patientenbezogen
Maßnahmen zum Infektionsmanagement
Stationsübergreifend
Frühe enterale Ernährung
Patientenbezogen
Dokumentation einer strukturierten Patienten- und Angehörigendokumentation
Patientenbezogen
Frühmobilisation
Patientenbezogen
Leitung der Intensivstation
Stationsübergreifend
Diese Daten werden teilweise pro Patient*in und teilweise pro Station erfasst, dann allerdings aggregiert über die Intensivstation gespeichert (In1, In10).
Eine der Säulen der evidenzbasierten Medizin ist der Wissensaustausch zwischen Ärzt*innen innerhalb eines Krankenhauses, aber auch zwischen Krankenhäusern. Für Letzteres eignet sich besonders eine Telemedizinische Lösung, da so Wissen standortunabhängig direkt am/an der Patient*in vermittelt werden kann. Diese Methode wurde auch für die ERIC- Initiative ausgewählt und beschreibt im Unterschied zu anderen Telemedizinischen Projekten, welche oft eine direkte Arzt-Patient-Kommunikation implementieren, eine Arzt-Arzt-Kommunikation. Anders als bei üblichen Lösungen für Kommunikation zwischen Ärzt*innen, wie Konferenzen oder herkömmlicher Videotelefonie, wird hier im Kontext der täglichen Visiten ein/eine Ärzt*in der Charité Berlin flexibel digital über einen Roboter dazugeschaltet und ermöglicht zu der speziellen Situation des/der individuellen Patient*in einen Wissensaustausch mit geringem Mehraufwand.
Im Gegensatz zu den QIs, welche die Situation in der Intensivstation generell erfassen, ist diese Tele-Visite dementsprechend auf einzelne Patient*innen und die individuelle Versorgung ausgerichtet, während gleichzeitig die neuesten wissenschaftlichen medizinischen Erkenntnisse an die Ärzt*innen der Partnerkrankenhäuser weitergegeben werden. Dadurch profitiert der/die behandelnde Ärzt*in des Partnerkrankenhauses, aber von der evidenzbasierten Medizin profitiert auch des/der Patient*in. Dies ist möglich, da die Charité Berlin durch ihre Stellung als Universitätsklinikum generell einen Wissensvorsprung hat. Aufgrunddessen kann die Charité den Patient*innen der Charité Berlin eine evidenzbasierte medizinische Behandlung zukommen lassen, was durch ERIC auch Partnerkrankenhäusern ermöglicht werden kann (In1).

5.2 Aufbau und Umsetzung von ERIC

Sowohl die Erfassung der QIs als auch die Tele-Visite finden mithilfe von ERIC statt. Um im Folgenden die Probleme der Digitalen Transformation leichter verstehen zu können, wird der Aufbau von ERIC anhand von Abb. 1 erläutert.
Zunächst einmal gliedert sich die Grafik in
  • Bereich 1, die Charité,
  • Bereich 2, die Inhalte der ERIC-Initiative
  • Bereich 3, Partnerkrankenhäuser.
Ziel des Arztes in der Charité ist es, mithilfe der ERIC-Initiative mit der intensivmedizinischen Belegschaft der Partnerkrankenhäuser zusammenzuarbeiten. Dort, in Bereich 3, liegt der/die Patient*in und sind seine/ihre medizinischen Daten wie auch andere Krankenhausdaten in dem Partnerkrankenhaus gespeichert.
Die Tele-Visite wird im oberen Teil von Bereich 2 dargestellt. Diese ist vergleichbar mit einer normalen Visite im Partnerkrankenhaus, wird jedoch durch einen Roboter begleitet. Der/die Ärzt*in der Charité Berlin sitzt dabei im sogenannten Cockpit in Bereich 1, mit dem einerseits der Roboter auf der Seite des Partnerkrankenhauses kontrolliert werden kann, wie in Abb. 2 erkennbar. Andererseits kann im Cockpit auch auf die gespeicherten Daten des/der Patient*in, welche im individuellen Fall als medizinisch notwendig angesehen werden, zugegriffen werden. Der Roboter kann in der Intensivstation des Partnerkrankenhauses dann, wie in einem herkömmlichen Videoanruf, mit den Ärzt*innen und Pflegenden kommunizieren und verfügt über eine qualitativ hochwertige Kamera, mit der beispielsweise die Pupillengröße vom Bett-Ende aus bestimmbar ist. Der hier beschriebene Prozess ist auch auf Abb. 3 erkennbar und zeigt, wie er der Roboter zu dem Patient*innenbett gefahren wird, um ein genaueres Bild von dem/der Patient*in übermitteln zu können.
Als Patient*in der Intensivstation in Bereich 2 wird somit während der Visite nicht nur von Ärzt*innen und Pflegenden der Gesundheitsstand festgestellt, sondern zusätzlich kommt der Roboter mit in den Raum (Trainaesthesia 2020). Auf dem Display des Roboters ist das Gesicht des/der Ärzt*in aus der Charité sichtbar und der Ton wird mithilfe von in den Roboter eingebauten Lautsprechern übertragen. Der Roboter agiert während der Visite wie ein weiterer Arzt oder eine weitere Ärztin, der/die sich mit den Ärzt*innen des Partnerkrankenhauses austauscht und beispielsweise dabei unterstützt, die Beatmungsgeräte einzustellen. Dieser Teil der Initiative wurde fertiggestellt und wird aktuell sowohl deutschlandweit als auch international ausgerollt. Vor allem zu Beginn der Pandemie 2020 konnte damit Wissen schnell und unkompliziert ausgetauscht werden, was COVID-19-Symptome und -Behandlung angeht (In1).
Der im unteren Teil von Abb. 1 dargestellte Informationsaustausch soll für die QIs erfolgen. Das bedeutet, dass die Partnerkrankenhäuser die Indikatoren erfassen und dann in ein Programm eintragen, das die Werte an die Charité überträgt. Dies findet in einem der angebundenen Partnerkrankenhäuser mithilfe eines Exports aus dem krankenhausinternen System statt. In den anderen Partnerkrankenhäusern müssen diese Werte jedoch zusätzlich zur internen Dokumentation nochmals erfasst werden. Die Patient*innendaten werden mithilfe des Roboters visuell oder per Audio gesammelt und werden nur im Falle der gerade stattfindenden Tele-Visite in Echtzeit dem/der Ärzt*in der Charité Berlin übermittelt.

6 Probleme der Digitalen Transformation

Basierend auf der Beschreibung der Ziele und der Umsetzung der ERIC-Initiative, wird im Folgenden auf die daraus resultierenden Herausforderungen eingegangen. Die vorstehende Retrospektive des ERIC-Systems beschreibt ein funktionierendes technisches System, das Mängel weniger in der hardwarespezifischen Infrastruktur, sondern vielmehr in der softwarespezifischen Infrastruktur aufweist. Die unterschiedlichen Herausforderungen in diesem Kontext wurden kategorisiert und priorisiert. Die drei Kategorien mit der höchsten Priorisierung werden im Folgenden beschrieben. Parallel dazu konnten auch sogenannte Gravitationsprobleme identifiziert werden, die im Gesamtkontext der Digitalen Transformation im deutschen Gesundheitsbereich relevant sind und nicht nur ausschließlich im ERIC-Kontext.

6.1 Gravitationsprobleme

Gerade in dem durch COVID-19 geprägten Jahr 2020 gerieten kritische Infrastruktureinheiten in den Fokus von Hackerangriffen, so auch Krankenhäuser überall in Deutschland. Das Universitätsklinikum Düsseldorf etwa konnte im September 2020 wegen eines Angriffs keine Patient*innen im Rahmen der Notfallversorgung aufnehmen (Tagesschau 2021). Dieses Beispiel verdeutlicht, dass es Herausforderungen in der Digitalen Transformation gibt, die nicht nur spezifisch im Kontext von ERIC auftreten, sondern vielmehr dem Gesamtkontext der Digitalen Transformation im deutschen Gesundheitsbereich zuzuordnen sind. Diese Kategorie von Herausforderungen wird nachfolgend gesondert betrachtet, da sie als Grundlage für alle ERIC-spezifischen Aspekte betrachtet werden müssen und dementsprechend den Lösungsrahmen für diese spezifischen Herausforderungen bilden. Sie werden in diesem Beitrag als Gravitationsprobleme bezeichnet.

Datenschutz und IT-Sicherheit

Das erste Gravitationsproblem wurde in der Einleitung schon angesprochen und beschreibt datenschutzrechtliche und IT-sicherheitstechnische Herausforderungen. Diese sind gerade im medizinischen Kontext von hoher Relevanz, da die dort gewonnenen Daten den medizinischen Zustand widerspiegeln und durch weiterführende Verknüpfungen Angaben über persönliche und sachliche Verhältnisse eines/einer Patient*in ermöglichen (Schuler-Harms und Valentiner). Hier stehen öffentliche Träger und Unternehmen vor zwei großen Herausforderungen: die Erfüllung von datenschutzrechtlichen Anforderungen und die Erfüllung der IT-sicherheitstechnischen Herausforderungen. Für beide Herausforderungen konnten geringe Bedenken der eigentlichen Benutzer, also der behandelnden Ärzt*innen im Krankenhaus, festgestellt werden. Hier wird davon ausgegangen, dass jede technische Lösung diese Herausforderungen adressiert hat und dass keine Probleme diesbezüglich auftreten werden (In11). Die Krankenhausleitung dagegen befürchtet mögliche rechtliche Schritte gegen das eigene Krankenhaus und bricht deswegen Digitalisierungsprojekte nach dem Beginn wieder ab bzw. startet diese Projekte gar nicht erst (In1). An dieser Stelle zeigt sich deutlich, dass Datenschutz und IT-sicherheitstechnische Herausforderungen keinen signifikanten Einfluss auf die Nutzung der Systeme haben, sondern auf die Genehmigung der verantwortlichen Stellen. Da es sich also um allgemeine rechtliche und bürokratische Probleme handelt, werden in diesem Beitrag die beschriebenen Herausforderungen für das weitere Vorgehen als erfüllt angesehen und diesbezüglich keine Handlungsempfehlungen ausgesprochen.

Technische Infrastruktur

Neben den datenschutzrechtlichen und IT-sicherheitstechnischen Voraussetzungen muss auch die technische Infrastruktur für die Digitale Transformation gegeben sein. Dabei bezieht sich dieser Beitrag speziell auf die grundlegenden technischen Gegebenheiten, wie beispielsweise eine stabile WiFi-Verbindung. Die Erfüllung dieser Anforderungen ist von signifikanter Bedeutung, da nahezu jede technische Lösung einen Datenaustausch zwischen dem Client und dem Server sicherstellen muss. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies nicht immer gegeben ist, und beispielsweise manche Krankenhäuser keine WiFi-Verbindung sicherstellen können, weshalb auf Behelfslösungen zurückgegriffen werden muss. Konkret bedeutet dies, dass Hotspots von privaten Telefonen oder WLAN-Kabel genutzt werden. Diese Behelfslösungen schränken jedoch die Nutzung des Systems ein, was sich speziell im Krankenhaus-Kontext auf die Behandlung der Patient*innen auswirken kann. Hieran zeigt sich, dass das Bereitstellen dieser grundlegenden technischen Gegebenheiten eine wichtige Voraussetzung für nahezu jede technische Lösung im Krankenhaus ist. An dieser Stelle wird davon ausgegangen, dass die beschriebenen Herausforderungen für das weitere Vorgehen erfüllt sind, weswegen keine Handlungsempfehlungen dazu ausgesprochen werden.

6.2 Interoperabilität und Datenintegration

Im Zuge der Digitalen Transformation im Gesundheitsbereich wird regelmäßig die Problematik der Interoperabilität beleuchtet. Unter Interoperabilität wird allgemein die Fähigkeit unterschiedlicher Systeme bezeichnet, nahtlos miteinander zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren (Asuman et al. 2006). Dabei ist insbesondere im Gesundheitsbereich die Mehrzahl der Systeme nicht oder nur teilweise miteinander kompatibel. Gründe dafür sind beispielsweise die historisch gewachsene IT-Landschaft oder die unzureichenden Interoperabilitätsstandards im Gesundheitsbereich (Matusiewicz und Aschhoff 2017; Baiyere et al. 2020). Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat, basierend auf einer länderübergreifenden Analyse der Digitalisierung im Gesundheitsbereich, die Interoperabilität als einen der wichtigsten strategischen Schwerpunkte identifiziert (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2019). Daraus geht unter anderem hervor, dass Interoperabilität von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche Digitale Transformation ist, da sie eine ungehinderte Datenübertragung (Müller-Mielitz et al. 2017), und die Entwicklung datenbasierter Mehrwertdienste ermöglicht (Weber et al. 2022).
Die Herausforderung der Interoperabilität erfährt gerade im Kontext von ERIC eine besondere Bedeutung, was sich durch die Struktur der Initiative selber begründet. Die im Status quo beschriebene technische Umsetzung der ERIC-Initiative verbindet die Charité Berlin mit einer bestimmten Anzahl an Partnerkrankenhäusern. Deswegen muss ERIC mit der einer Vielfalt an unterschiedlichen medizinischen Geräten umgehen können, was sich aktuell als große Herausforderung darstellt, welche uns in 15 von 18 geführten Interviews bestätigt wurde. Dabei verhindert die unzureichende Interoperabilität vor allem eine vollumfängliche Datenintegration der QIs. Aber vor allem haben sich aus den Interviews drei Problemdimensionen herauskristallisiert: heterogene Systemlandschaft, Datenintegration und -übertragung sowie Datenerfassung. Die heterogene Systemlandschaft bezieht sich dabei auf die Vielfalt der unterschiedlichen Systeme und die daraus resultierende große Komplexität der Integrierbarkeit der einzelnen Systeme. Die Datenintegration und -übertragung beschreibt die Schwierigkeiten der Datenübertragung und Integration bedingt durch eine unzureichende Interoperabilität. Das Problem der Datenerfassung bezieht sich auf das veraltete und ineffiziente Vorgehen bei der Datenerfassung.

Heterogene Systemlandschaft

Generell stellt die heterogene Systemlandschaft innerhalb, aber auch krankenhausübergreifend ein großes Problem dar. Bezeichnend für die krankenhausübergreifende Heterogenität im Fall ERIC ist, dass 75 % der angebundenen Krankenhäuser ein unterschiedliches Patienten-Daten-Management-System, auch PDMS abgekürzt, betreiben. In diesem System werden alle medizinischen Daten, falls diese erhoben werden, gespeichert, weswegen eine Anbindung des PDMS an ERIC von essenzieller Bedeutung ist. Primär finden sich hier proprietäre Systeme, die krankenhaus- und anwendungsfallspezifisch entwickelt wurden. Darüber hinaus sind aber auch Systeme von Anbietern, wie SAP oder Copra vertreten. Unter anderem bedeutet das für eine erfolgreiche Integration von ERIC, dass es vieler proprietärer Schnittstellen bedarf, die ein hohes Individualisierungs- sowie Komplexitätslevel aufweisen. Diese Einschätzung wurde uns zudem von einem Interviewpartner bestätigt:
„Jedes Krankenhaus braucht seine eigene proprietäre Schnittstelle.“ (In1)
Implizit bedeutet das für den Fall von ERIC, dass eine nahtlose softwareseitige Integration von ERIC in bestehende Krankenhaussysteme aufgrund der komplexen Systemlandschaft und der unzureichenden Interoperabilitätsbedingungen nicht oder nur teilweise durchgeführt wird. Neben der krankenhausübergreifenden Heterogenität besteht zudem auch krankenhausintern eine enorme Heterogenität der Systeme. Durch die strikte Unterteilung in ambulant und stationär sowie die siloartigen Strukturen zwischen den einzelnen Bereichen eines Klinikums ist eine fragmentierte IT-Landschaft entstanden. Verschiedenste KIS-Systeme werden krankenhausintern genutzt, an denen weitere Systeme angebunden sind, wie beispielsweise die der Anästhesie und der OP-Planung. Dies ist der Grund, warum es bei der Nutzung von ERIC zu manuellen Aufgaben, wie dem erneuten Eintragen von Patientendaten, kommen kann. Durch die enorme zeitliche Belastung der Belegschaft kann dies zu einer geringeren Nutzung von ERIC in Krankenhäusern führen und damit dem Ziel, die PICS-Fallzahlen zu verringern, entgegenwirken.

Datenintegration und -übertragung

Die Datenintegration und -übertragung bei ERIC wird insbesondere durch die unzureichende semantische und syntaktische Interoperabilität erschwert, wie auch ein Spezialist für Datenintegration im Gesundheitsbereich herausstellt:
„Der Datenaustausch ist aufgrund der semantischen und syntaktischen Interoperabilität ein riesen Problem.“ (In6)
Im Kontext von ERIC sind beispielsweise lediglich 8 % der angebundenen Krankenhäuser in der Lage, einen semantisch und syntaktisch interoperablen Datenexport der QIs zu generieren und automatisch an die Charité zu senden. Unter semantischer Interoperabilität versteht man den verständlichen Informationsaustausch. Im medizinischen Kontext bedeutet das, dass ein einheitliches Verständnis von gesundheitsrelevanten Begriffen zwischen Systemen sowie deren Anwendern existieren muss. Voraussetzung dafür ist die Durchsetzung einheitlicher semantischer Standards (Müller-Mielitz et al. 2017). Problematisch dabei erscheint, dass kein allgemein anerkannter Standard für eine einheitliche Datenstruktur und -benennung im Gesundheitsbereich existiert. Bezeichnend dafür ist das Zitat:
„Das eine Device nennt es Blutzucker, das nächste Device nennt es Glukose, das dritte nennt es Gluc und das vierte nimmt eine ID.“ (In6)
Eigentlich handelt es sich dabei um den gleichen Wert, jedoch wird dieser unterschiedlich benannt. Diese unterschiedliche Benennung würde bei einer Datenintegration und -übertragung zum einen zu einer vielfachen Dopplung der Werte führen und zum anderen zu einer fehlerhaften Einordnung der Werte, sobald die Benennung im Partnerkrankenhaus nicht mit der Benennung im Charité-eigenen System übereinstimmt. Neben der gerade beschriebenen semantischen Interoperabilität stellt auch die syntaktische Interoperabilität eine Herausforderung dar. Allgemein beschäftigt sich die syntaktische Interoperabilität mit Übermittlungstechniken und der formalen Spezifizierung von Schnittstellen. Dabei werden unter anderem das Nachrichtenformat, wie beispielsweise PDF, Word, XML etc., sowie der Kommunikationsweg bestimmt, beispielsweise per E-Mail oder EDI (Müller-Mielitz et al. 2017). Problematisch dabei ist, dass die Geräte und PDMS-Systeme zum Großteil auf unterschiedlichen Standards für den elektronischen Datenaustausch laufen, beispielsweise werden HL7 v2, v3 oder IHE genutzt. Dahin gehend bedarf es einheitlicher syntaktischer Standards, wie dem bereits entwickelten und verifizierten internationalen Standard HL7 FHIR. Die syntaktische und die semantische Interoperabilität haben dabei weitreichende Konsequenzen für die Nutzer von ERIC. Durch die angesprochenen Herausforderungen können oft keine Automatisierungen, wie eine automatische Übermittelung der Patientendaten vom Partnerkrankenhaus an die Charité, realisiert werden. Dies führt an dieser Stelle zu manuellen Aufgaben und damit zu einem Mehraufwand, welcher zu einer Resistenz gegen das ERIC-System führen kann und damit gegen das Ziel einer Verringerung der PICS-Fallzahlen wirkt.

Datenerfassung

Bei ERIC werden im Rahmen der Tele-Visite verschiedene QIs erfasst. Diese bilden den Datenkern von ERIC ab und sollen mithilfe der ERIC-Plattform ausgewertet werden, um eine zuverlässige Indikation für das rehabilitative Potenzial eines/einer Patient*in geben zu können. Jedoch werden diese QIs während der Tele-Visite noch häufig mithilfe von Papier und Stift erfasst. Einerseits kann es dadurch zu doppelter Datenpflege sowie menschlichen Fehlern bei der Erfassung und bei der Übertragung der Daten in ein weiteres System kommen. Andererseits beeinträchtigt die manuelle Erfassung eine Echtzeiterfassung der QIs während der Tele-Visite. Somit werden die QIs während der Tele-Visite sowohl mithilfe der integrierten hochauflösenden Kamera von den medizinischen Geräten als auch vom Papier abgelesen oder mittels Audios übertragen. Diese Situation ist Alltag in deutschen Krankenhäusern, wie folgendes Zitat beschreibt:
„Wenn Pflegekräfte die Blutwerte noch mit Papier und Stift erfassen, sind wir weit von Echtzeiterfassung der QIs entfernt.“ (In1)
Dies bedeutet implizit für den Fall von ERIC, dass die QIs oft nur unvollständig integriert und erfasst werden und somit nicht das volle Potenzial der QIs genutzt werden kann. Dadurch können wichtige Anforderungen von medizinischen Dienstleistern im digitalen Bereich nicht erfüllt werden, wie folgendes Zitat darlegt:
„Sollte es möglich sein, Daten aus einem PDMS in eine QI-Plattform zu geben und diese dann rückspiegeln wäre super.“ (In1)
Die Datenerfassung per Papier und Stift beziehungsweise in ein System, das nicht mit dem ERIC-System verbunden ist, führt zu einem manuellen Mehraufwand, der von der Belegschaft getragen werden muss. Dieser Mehraufwand kann zu unbezahlten Überstunden führen (In11). Basierend darauf kann dies zu einer Verringerung der Nutzung des ERIC-Systems führen und damit dem Ziel, die Fallzahlen der PICS-Erkrankung zu reduzieren, entgegenwirken.
Im Zusammenhang mit der Datenerfassung stellt die derzeitige statische Möglichkeit der webbasierten Dateneingabemaske bei ERIC ein Problem dar, da es anwendungs- bzw. krankheitsbildspezifischer Dateneingabemasken bedarf, die aktuell nicht abgebildet werden können. Beispielsweise wurde ERIC im Zuge der Corona-Pandemie auf den Anwendungsfall, bei COVID-19 Patient*innenbehandlungen per Tele-Visite zu unterstützen, angepasst. Dafür wurde eine individuell entwickelte Dateneingabemaske für den Fall von COVID-19 Patient*innen entwickelt. Dies zeigt die Flexibilität und das Potenzial von ERIC. Somit konnte einerseits evidenzbasierte Medizin an das Krankenbett von COVID-19 Patient*innen gebracht und andererseits wertvolle Einblicke in die Behandlung gewonnen werden. Mit dem Fokus auf PICS und der Erfassung der QIs ist diese Dateneingabemaske jedoch unvollständig bzw. nicht verfügbar, wie folgendes Zitat darlegt:
„Wir haben eine digitale Dateneingabemaske, aber die ist nicht komplett und hilfreich. […] den größten Mehrwert würde eine digitale Dateneingabemaske bieten, die mehr Felder anbietet.“ (In5)
Generalisierte Dateneingabemasken oder die Verwendung von krankheitsspezifischen Eingabemasken für dafür nicht vorgesehene Krankheiten haben den Nachteil, dass krankheitsspezifische Daten nicht übermittelt werden können oder dass wichtige Datenpunkte nicht erhoben werden, da sie nicht abgefragt werden. Beide Herausforderungen führen zu manuellem Aufwand, da entweder die erhobenen Datenpunkte im Nachhinein nochmals übertragen werden müssen oder weil die Datenpunkte an sich nochmals erhoben werden müssen, falls dies zu dem Zeitpunkt dann noch möglich ist. Dieser Mehraufwand kann zu einer geringeren Akzeptanz und Nutzung des ERIC-Systems führen und damit dem Ziel, die Fallzahlen der PICS-Erkrankung zu reduzieren, entgegenwirken.

6.3 Stakeholder Management

Neben den gerade beschriebenen technischen Herausforderungen ist auch das Stakeholder Management ist ein wichtiges Thema in Digitalen Transformationen, da diese nicht von einzelnen Personen getrieben werden kann, sondern Unterstützung aller relevanter Personen und Interessengruppen innerhalb eines Unternehmens erfordert (Hafsi und Assar 2016). Interessengruppen nach Freeman (1984) (englisch Stakeholder) sind definiert als:
„Any group or individual who can affect or who is affected by the achievement of business objectives.“
Daran anknüpfend existieren nach Clarkson (1995) zwei Arten von Interessengruppen innerhalb von Unternehmen: die primäre Interessengruppe und die sekundäre. Wenn primäre Interessengruppen vernachlässigt werden, wird das Unternehmen scheitern. Wohingegen sekundäre Interessengruppen keinen fatalen Ausgang für das Unternehmen mit sich ziehen.
Im Kontext der ERIC-Initiative haben wir drei relevante Spannungsfelder identifiziert: Akzeptanz, Wahrnehmung und Stakeholder Engagement. Akzeptanz bezieht sich auf die Annahme der ERIC-Initiative innerhalb der relevanten Interessengruppen (bspw. Fachärzten und Pflegekräften innerhalb der Partnerkrankenhäuser). Wahrnehmung bezieht sich auf den Eindruck, den einzelne Interessengruppen untereinander haben, und die möglicherweise daraus resultierenden Implikationen auf die Zusammenarbeit. Abschließend bezieht sich Stakeholder Engagement auf das gezielte Ansprechen und Beeinflussen von Interessengruppen, die für die Ziele von ERIC relevant sind. Dazu zählen bspw. die Politik, Standardisierungsgremien oder wissenschaftliche Fachgesellschaften.

Akzeptanz

Generell ist die Akzeptanz von ERIC unter den befragten Interviewpartner*innen hoch. Der Wert von ERIC hinsichtlich der Reduktion von PICS wurde von den Interviewpartner*innen überwiegend anerkannt. Es konnte ebenfalls festgestellt werden, dass dank ERIC die Legitimität der Entscheidungen von lokalen Fachärzt*innen der Partnerkrankenhäuser gestärkt werden konnte. ERIC ermöglich, durch die Telemedizinischen Funktionalitäten eine Kollaboration von lokalen Fachärzt*innen in Partnerkrankenhäusern mit Experten der Charité. Dies steigert die Akzeptanz bei den behandelten Patient*innen und ihren Familien, insbesondere wenn in betroffenen Kulturkreisen Deutschland als entwickeltes Land gilt und diesem Umstand mit Respekt begegnet wird (In5). Dennoch gab es vereinzelt Hinweise auf Benutzergruppen in den Krankenhäusern der Interviewpartner*innen, die negativ bis neutral gegenüber ERIC eingestellt sind:
„Wir haben ein paar indifferente Leute […] normalerweise sind diese Ärzte über 40 und sie wissen schon selbst, wie man behandelt.“ (In5)
Die angesprochene Gruppe steht der ERIC-Initiative aus verschiedenen Gründen skeptisch gegenüber (bspw. ist man der Meinung, dass man bereits wisse, wie Patient*innen behandelt werden sollten.). An dieser Stelle ist zu betonen, dass es sich dabei jedoch nicht um ERIC-spezifische Skepsis handelt, sondern eine generalisierte Resistenz bestimmter Nutzergruppen hinsichtlich neuer, digitaler Lösungen in ihrem Arbeitsbereich besteht. Skepsis gegenüber ERIC ist eng mit Akzeptanz der digitalen Lösung verbunden. Je höher die Skepsis, desto niedriger die absehbare Akzeptanz als Werkzeug für den allgemeinen Gebrauch im Alltag. Ein Grund, der von Interviewpartner*innen genannt wurde, ist die benötigte Einarbeitungszeit in die ERIC-Plattform. Jede technische Neuerung ist verbunden mit einem Abweichen von etablierten Normen und Praktiken. Um eine neue technische Lösung geeignet in den Alltagsgebrauch einzubinden, wird Einarbeitungszeit benötigt. Diese Einarbeitungszeit steht dem meisten medizinischem Personal in den Krankenhäusern nicht zur Verfügung (In5). Als Widerstand zeigt sich daher das Bedürfnis der Betroffenen, an Altsystemen festzuhalten. Abschließend ist anzumerken, dass insgesamt kein aktiver Widerstand gegen ERIC festgestellt werden konnte, bspw. durch aktives Hinwirken auf die Entfernung von ERIC aus Krankenhäusern.

Wahrnehmung

ERIC als Digitales Transformationsprojekt erfordert die Kollaboration verschiedener Fachabteilungen mit dem gemeinsamen Ziel, die ERIC-Plattform zu realisieren. Dennoch haben verschiedene Fachabteilungen unterschiedliche Interessen. Beispielsweise ist das medizinische Personal daran interessiert, eine bestmögliche Versorgung von Patient*innen zu ermöglichen. Auf der anderen Seite gibt es Fachabteilungen, die bspw. dafür zuständig sind, dass die Charité aus IT-Sicherheitsperspektive geschützt bleibt, damit solche Fälle wie vorstehend beschrieben nicht eintreffen. In einem multidisziplinären Projekt wie ERIC kann dies als Resultat zu Spannungen bzw. verzerrten Wahrnehmungen zwischen den einzelnen Abteilungen führen. Im vorliegenden Fall existiert das Problem, dass Abteilungen als Hindernis wahrgenommen werden.
„Das Problem, was ich gerne in Luft auflösen würde, wäre die Mentalität, an die wir geraten […] wir werden häufig als Hemmnis wahrgenommen […].“ (In4)
Das vorliegende Spannungsfeld ist das Resultat der zuvor genannten, kollidierenden Prioritäten. Während eine Seite daran interessiert ist, das Projekt möglichst schnell und innerhalb einer bestimmten Frist voranzutreiben, ist es die Aufgabe der anderen Seite sicherzustellen, dass regulatorische Aspekte berücksichtigt werden. Differenzierte Wahrnehmungen erschweren die Zusammenarbeit zwischen diesen wichtigen Interessengruppen. Abhängig vom jeweiligen Einflussfaktor der betroffenen Fachabteilungen können ggf. Gegenmaßnahmen getroffen werden (bspw. indem höhere Entscheidungsinstanzen angerufen werden). Ein solches Vorgehen ist nicht im Sinne aller Beteiligten.

Stakeholder Engagement

Das Projekt ERIC steht aktuell vor der Herausforderung, in die Regelversorgung überführt zu werden. Wie bereits erwähnt, wurde ERIC bis zuletzt durch Gelder des Bundes finanziert. Um die Überführung in die Regelversorgung zu gewährleisten, ist unseren Erkenntnissen aus den Interviews zufolge vor allem Arbeit an einem stabilen Fundament für ERIC erforderlich. Dieses Fundament benötigt einerseits eine Etablierung von PICS in das Curriculum angehender Ärzt*innen (In9). Andererseits würde ERIC von einer homogeneren allgemeinen IT-Infrastruktur in den Krankenhäusern profitieren. Dies würde es erleichtern, ERIC in existierende Umgebungen zu integrieren. Ein Grund für die aktuell heterogene IT-Landschaft in den Krankenhäusern sind u. a. verschiedene Datenschutzbestimmungen, die abhängig vom Bundesland variieren können. Abschließend sind offene Standards für Medizin-bezogene Applikationen wichtig für ERIC. Durch offene Standards kann sichergestellt werden, dass sich Drittanbieter mit den Systemen verbinden können. Dies würde sich positiv auf die aktuelle Datenintegrationsherausforderung im Kontext von ERIC auswirken. Ein stärkeres Stakeholder Engagement könnte insgesamt dabei helfen die zuvor genannten Punkte zu erreichen. Stakeholder Engagement bezieht sich dabei auf die aktive Zusammenarbeit und Kollaboration mit relevanten Interessengruppen. Im vorliegenden Fall gibt es Lücken im Stakeholder Engagement, d. h., die vorhandenen Ressourcen reichen derzeit nicht aus, um die entsprechenden Kollaborationen anzustoßen und zu pflegen. Als konkretes Beispiel wurde in den Interviews der Bedarf geäußert, auf relevante Fachgesellschaften zuzugehen, um mit ihnen zusammen Mindestanforderungen für Standards von Applikationen im Medizinbereich zu definieren (In9). Die Entwicklung von Mindestanforderungen ist jedoch ein Vorhaben, welches aktive und kontinuierliche Kollaboration mit einer großen Bandbreite an Interessengruppen erfordert, auch mit Industrie, Regierung, Wissenschaft etc.

6.4 IT-Kompetenzen und -Kapazitäten

Als weitere Herausforderung in der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind IT-Kompetenzen und zeitliche Kapazitäten zutage getreten. Diese sind besonders wichtig für die langfristige Einführung einer Initiative, also auch nachdem die Fördergelder bspw. aus dem Krankenhauszukunftsgesetz ausgeschöpft sind (In7, In8). Sobald dies der Fall ist, stehen und fallen der weitere Erfolg und die Nutzung mit dem Personal in den Krankenhäusern, wie viel Nutzen sie aus der IT ziehen, da das Personal ansonsten am ehesten die alten Systeme weiternutzen möchte (In3). Außerdem müssen auch neue Systeme weiter gepflegt und angepasst werden, wenn sich Anforderungen oder Rahmenbedingungen ändern. Falls der Nutzen der neuen Infrastruktur nicht groß genug ist oder die Kapazitäten der IT nicht ausreichen, um die Änderungen durchzuführen, kann auch ein neues IT-System schnell obsolet werden (In3, In7).
Zunächst sind die IT-Kompetenzen in Krankenhäusern noch ausbaufähig, vor allem in kleineren Krankenhäusern mit wenigen IT-Mitarbeiter*innen, um schnell erzielbare Erfolge auch abzuschöpfen. Außerdem zeigt sich, dass die Ärzt*innen und Pflegenden, die schon unter einer hohen Arbeitsverdichtung leiden, Überstunden leisten müssen, um Projekte umzusetzen. Dieses Problem wird insbesondere bei neuen Projekten durch vermeidbare doppelte Datenpflege verschärft.

Ausbaufähige IT-Kompetenzen

Dass die IT-Kompetenzen im Gesundheitswesen noch ausbaufähig sind, zeigt sich an zweifach: Einerseits ist fehlendes IT-Personal gemeint, andererseits geht es auch um das IT-Fachwissen der behandelnden Ärzt*innen.
Fehlendes IT-Personal wurde 2019 nur von 7 % der befragten Krankenhäuser nicht als Problem gesehen und wird neben unzureichenden finanziellen Mitteln als Hauptherausforderung bei der Digitalisierung des Krankenhauses beschrieben. Außerdem hatte fast jedes zweite Krankenhaus Probleme, offene Stellen für IT-Fachkräfte zu besetzen, was in Anbetracht des steigenden Bedarfs an IT Fachkräften (Prommegger et al. 2020) eine zunehmend größere Herausforderung wird (Deutsches Krankenhaus Institut and BDO 2019). Im Zusammenhang mit der Charité selbst fiel dies wenig auf, was daran liegt, dass die Charité als großes Krankenhaus (in der Literatur werden Krankenhäuser ab 600 Betten als groß eingestuft) auch deutlich mehr IT-Mitarbeiter*innen hat, im Schnitt 21 pro Krankenhaus, im deutlichen Unterschied zu den restlichen Krankenhäusern, die etwa 83 % der Krankenhäuser ausmachen. Diese Herausforderung ist daher deutlicher zu erkennen, wenn es um diese kleineren und mittleren Krankenhäuser geht. So wurde beschrieben, „die Fördermittel aus dem Krankenhauszukunftsgesetzt sind einerseits ein Segen, aber wir kriegen gar nicht genug Leute, um es zu realisieren“ (In13). In Bezug auf ERIC hat sich dies darin gezeigt, dass sogenannte IT-Quick-Wins, also kleine, schnell erreichbare Erfolge, nur einmal umgesetzt wurden. Konkret geht es dabei um eine Datenexport-Schnittstelle, sodass die QI-Daten nicht doppelt gepflegt werden müssen (In2).
Der andere Aspekt, das IT-Fachwissen der behandelnden Ärzt*innen, hat sich als zweite Herausforderung in dem Zusammenhang herauskristallisiert. Pauschal lässt sich das allerdings nicht als Problem darstellen, da dazu zu unklar ist, ob das Thema IT überhaupt in den Kompetenzbereich der Ärzt*innen fallen muss. Die Bereitschaft der befragten Ärzt*innen sowie der Pflegenden war sehr hoch, sich in Systeme einzuarbeiten, um damit Patient*innen weiterzuhelfen und die Behandlung zu verbessern. Gleichzeitig äußert sich dies eindeutig in einer Zeitinvestition, die sich als unbezahlte Überstunde niederschlägt, weswegen im nächsten Punkt auf diese Herausforderung eingegangen wird (In1, In6).

Geringe zeitliche Kapazitäten und Arbeitsverdichtung

Wie 2016 im Rahmen einer Studie anhand von Befragungen festgestellt, beschreiben Ärzt*innen und Pflegende ihre Arbeit als gekennzeichnet durch hohen Zeitdruck und geprägt von Personalmangel (Faber und Badalec 2016). Auch gibt es mittlerweile Ergebnisse, dass Ärzt*innen und professionell Pflegende unter 35 Jahren bereits unter Gesundheitsbeeinträchtigungen leiden und die wöchentliche Arbeitszeit bei über 48 h liegt (Raspe et al. 2020). Auch die befragten Ärzt*innen berichten, dass ihre Tage schon mehr als voll sind und dabei auch noch sehr intensiv bezüglich des Arbeitspensums (In15, In16, In17). Im Kontext dazu sind diese Zitate besonders aussagekräftig:
„Die Arbeitsverdichtung ist sehr hoch. Die können nicht mal kurz neben der Arbeit digitalisieren.“ (In1)
„Mein Tag ist von 7:30–19:00 durchgetaktet. Der zusätzliche Aufwand […] würde zu unbezahlten Überstunden führen und muss so gering wie möglich gehalten werden.“ (In11)
Der vorstehend angeschnittene Aspekt des fehlenden IT-Fachwissens bei Ärzt*innen und Pflegenden wird dadurch nochmal unterstrichen, und es kann weiter infrage gestellt werden, ob das IT-Fachwissen wirklich bei Ärzt*innen und Pflegenden aufgebaut werden sollte oder nicht besser bei dedizierten IT-Fachkräften. Das Personal ist auch ohne Arbeitsdruck aus Digitalisierungsprojekten schon sehr ausgelastet, dennoch steigt der Druck auf diese Stakeholder enorm, wenn ein neues IT-Projekt wie etwa die ERIC-Initiative eingeführt wird.

Vermeidbare doppelte Datenpflege

Da aufgrund der ausbaufähigen IT-Kompetenzen bzw. Anzahl an EDV-Mitarbeiter*innen schnelle IT-Lösungen, wie das Implementieren einer Schnittstelle für den Datenexport, häufig nicht in Angriff genommen werden können, ergibt sich das Problem der doppelten Datenpflege. Aufgrund der historisch gewachsenen, meist monolithischen, IT-Systeme ist das Einführen neuer Lösungen meist sehr aufwendig, speziell wenn dabei Daten an andere Krankenhäuser übermittelt werden, wie bereits beschrieben. Um dennoch neue Programme zu verwenden und Daten zu teilen, wird es daher im Rahmen von ERIC notwendig, die Qualitätsindikatoren einmal intern zu erfassen und außerdem in eine Web-Maske einzugeben, mithilfe derer die Daten an die Charité geschickt werden (In5). Dies führt zu einer Mehrbelastung der Angestellten, die es, wie bereits beschrieben, absolut zu vermeiden gilt. Zusätzlich entsteht bei solchen manuellen Prozessen auch die Möglichkeit von Fehlern in der Dateneingabe, was die Auswertung solcher Daten erschwert (In2). Eine Assistenzärztin berichtet beispielsweise:
„Es gab schon Fälle, erst letzte Woche, wo irgendwas übersehen wurde. Keine Ahnung, wie das gelaufen sein kann, weil es nicht sein dürfte. Aber da wurde einfach nichts eingetragen anstatt irgendwas.“ (In12)
Besonders ungünstig ist die doppelte Datenpflege jedoch, wenn Möglichkeiten vorhanden sind, die unkompliziert entwickelbar sind und zu großer Zeitersparnis führen können. Dies hat jedoch von den zwölf Krankenhäusern, die ERIC verwenden, nur eines umsetzen können (In1). Darin zeigt sich, wie mithilfe von besseren IT-Kompetenzen die Arbeitsverdichtung potenziell auch erleichtert und nicht nur erschwert werden kann.

7 Lessons Learned

Die vorstehend aufgeführten Herausforderungen der ERIC-Initiative umfassen hauptsächlich drei Dimensionen: Interoperabilität, Stakeholder Management sowie fehlende IT-Kompetenzen und -Kapazitäten. Diese beeinflussen die Nutzung und die Akzeptanz des ERIC-Systems negativ und führen damit zu einer weiterführenden Erhöhung der PICS-Erkrankungen. Somit ist es essenziell, diesen ERI- spezifischen Herausforderungen zu begegnen. Dafür werden im Folgenden fünf Handlungsansätze dargestellt, um die Einführung des ERIC-Systems in neuen Partnerkrankenhäusern zu erleichtern und auch das System bei bestehenden Partnerkrankenhäusern zu verbessern. Insbesondere dienen diese Handlungsansätze auch dem Ziel der Charité, das ERIC-System in eine Regelversorgung zu überführen. Alles zusammengenommen kann dadurch die flächendeckende Nutzung der ERIC-Initiative unterstützt werden, was eine Reduzierung der PIC-Fallzahlen in Deutschland bedeutet.

7.1 Schnittstellendokumentation

Im Kontext der ERIC-Initiative konnte unter anderem die Herausforderung der Interoperabilität identifiziert werden, welche bereits dargestellt worden ist. Diese Herausforderung wird durch drei Problemdimensionen heterogene Systemlandschaft, Datenintegration und -übertragung sowie Datenerfassung näher beschrieben. Zusammengefasst ist zu erkennen, dass eine unzureichende Interoperabilität eine unvollständige Datenintegration von ERIC in Krankenhäusern bedingt. Dies hat zur Folge, dass nicht das volle Potenzial der QIs ausgeschöpft werden kann. Um aber das volle Potenzial durch eine vollständige Datenintegration der QIs ausschöpfen zu können, bedarf es überwiegend proprietärer Schnittstellen, die einen hohen Individualisierungs- sowie Komplexitätsgrad aufweisen. Ein Ansatz, die Anbindung bestehender sowie neuer Krankenhäuser zu vereinfachen bzw. erst zu ermöglichen, ist es, aufbauend zu dem dedizierten Implementierungsteam eine Schnittstellendokumentation einzuführen. Mit der Schnittstellendokumentation wird eine sogenannte „Library“ beschrieben, die für die Anbindung der verschiedenen Systeme der Partnerkrankenhäuser an das ERIC-System die richtigen Erfahrungswerte und Muster speichert und aufzeigt. Diese werden besonders für eine schnelle und kostensparende Anbindung von neuen Krankenhäusern benötigt. Beispielsweise wenn zwei Krankenhäuser das gleiche PDMS-System von SAP oder Cobra verwenden, können für die Integration Best Practices abgeleitet und Fehler in der Anbindung vermieden werden. Zudem dient diese Schnittstellendokumentation simultan als Wissensplattform, um wertvolle Einblicke zu erhalten und die richtigen Ansprechpartner vergangener Anbindungen zu finden. Neben der Anbindung von neuen Krankenhäusern bietet die Schnittstellendokumentation jedoch auch die Möglichkeit, die Softwareimplementierung von bereits bestehenden Partnerkrankenhäusern zu überarbeiten. Dadurch können der medizinischen Belegschaft Automatisierungen zur Verfügung gestellt werden, die den Arbeitsaufwand erheblich reduzieren. Im konkreten Fall einer/eines Anästhesist*in im intensivmedizinischen Bereich könnte die dadurch ermöglichte automatische Übertragung von Werten der medizinischen Geräte in das krankenhausinterne System eine Verringerung der Arbeitslast von 20 % bis 30 % bewirken. Die Realisierung dieser Zeiteinsparung würde zu einer deutlich erhöhten Nutzung des ERIC-Systems führen und damit zu einer Verringerung der PICS-Fallzahlen.

7.2 Dediziertes Implementierungsteam

Wie vorstehend bereits herausgestellt, stellen die Interoperabilität sowie die fehlenden IT-Kompetenzen und -Kapazitäten zwei gravierende Probleme im Kontext von ERIC dar. Zum einen sind die heterogene Systemlandschaft sowie unzureichende Interoperabilitätsstandards eine Hürde für die vollständige Datenintegration von ERIC. Zum anderen fehlt es an IT-Kompetenzen, insbesondere an IT-Personal, das Digitalisierungsprojekte vorantreiben bzw. Schnittstellen erzeugen kann. Beispielsweise war es nur einem Arzt möglich, eine proprietäre Schnittstelle zwischen deren lokalen PDMS-System und ERIC herzustellen (In1), weil dieser zuvor Informatik studiert hatte und er zusätzlich Zeit über seine eigentliche Arbeit als Arzt hinaus investiert hat, um eine Schnittstelle zu erzeugen. Dadurch konnte das Krankenhaus den Datenaustausch signifikant beschleunigen sowie wertvolle Ressourcen sparen. Die ERIC-Initiative sollte demnach relevante IT-Kompetenzen heranziehen, um die initiale Anbindung sowie Datenintegration von ERIC in bestehenden sowie neuen Krankenhäusern zu ermöglichen.
Konkret kann dabei ein dediziertes Implementierungsteam konsultiert werden, welches die vollständige Integration von ERIC übernimmt. Einerseits können die IT-Kompetenzen extern eingekauft werden. Beispielsweise gibt es vereinzelte Anbieter (bspw. Actimi aus München), die sich auf die Datenintegration im deutschen Gesundheitsbereich spezialisiert haben und bereits vergleichbare Projekte durchgeführt haben. Diese Anbieter weisen einen hohen Grad an Erfahrung sowie Spezialisierung auf und sind flexibel verfügbar. Andererseits können die IT-Kompetenzen intern geschaffen und ein dediziertes Implementierungsteam eingestellt werden, das sich auf die Vernetzung der Krankenhäuser bei ERIC fokussiert. Auf diese Weise könnte von Kosteneinsparungen und Kernkompetenzen profitiert werden, die langfristig für die Etablierung einer E-Health-Plattform im deutschsprachigen Raum von Vorteil sein können (In8). Zusammengefasst kann sowohl die interne als auch die externe Herangehensweise die Integrationszeit von ERIC signifikant beschleunigen, wodurch das volle Potenzial der QIs entfaltet werden kann.

7.3 Stakeholder-Engagement-Prozesse

Eine weitere Herausforderung sind die zwischenmenschlichen Schwierigkeiten des Stakeholder Managements, welches in Abschn. 6.3 näher erläutert und in drei Spannungsfelder unterteilt wurde. Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass schwaches Stakeholder Management (beschrieben durch die Analyse und Planung von Aktionen für den Umgang mit Interessengruppen) zu schwachem Stakeholder Engagement (beschrieben anhand der Aktionen, um Interessengruppen zu beeinflussen) führt. Im schlechtesten Fall führt schwaches Stakeholder Management dazu, dass Projekte scheitern und entsprechender Wert vernichtet wird (Sutterfield et al. 2006). Im Beispiel des Projektes LAMP-H des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums wurde dieses nach zehn Jahren eingestellt, nicht zuletzt aufgrund von Herausforderungen im Bereich des Stakeholder Managements. Dadurch ergeben sich Interessengruppen, deren Bedürfnisse und Interessen nicht vollständig berücksichtigt werden, was zu Unzufriedenheit und Resilienz führen kann. Eine gesunde Beziehung und regelmäßiger Austausch zwischen Interessengruppen können essenziell für kontinuierliches Lernen und eine Weiterführung bzw. Entwicklung der ERIC-Initiative (Payne und Calton 2017) sein, was ohne funktionierende Kommunikation und Kollaboration nicht ermöglicht werden kann. Schwaches Stakeholder Management kann ebenfalls dazu führen, dass sich „Elfenbeintürme“ bilden, also Situationen, in denen die Wahrnehmungen einer gewissen Interessengruppe signifikant von der Sicht einer anderen Interessengruppe abweichen. Eine solche Situation gilt es zu vermeiden. Die Erkenntnisse aus der Fallstudie im Bereich Stakeholder Management sind nachfolgend angeführt.

Programm Management

Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich des Programm Managements sind wichtige Faktoren für erfolgreiche Digitale Transformationen (Andriole 2018). Im Bereich des Stakeholder Managements ist ein zentrales Programm Management daher essenziell für ERIC. Das Programm Management hat dabei eine strategische Rolle und sollte stets die Übersicht über alle relevanten Interessengruppen haben. Ohne entsprechendes Management der Interessengruppen können selbst wichtige und dringend benötigte Projekte scheitern (Sutterfield et al. 2006). Das existierende Programm Management von ERIC sollte mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet werden, da gerade in der Phase der Überführung in die Regelversorgung ein guter Überblick über das Gesamtprojekt wichtig ist. Ein unvollständiges Bild über die Gesamtinitiative verhindert eine vollständige Abbildung der Vorteile von ERIC, bspw. gegenüber potenziellen Partnern (z. B. Versicherungen), deren finanzielle Unterstützung für eine Überführung in die Regelversorgung essenziell ist. In diesem Kontext ist eine Stakeholder-Analyse sinnvoll. Walker et al. (2008) stellen einen Ansatz zur Visualisierung von Stakeholder Management vor. Die Resultate dieser Analyse dienen zum einen dazu, Schlüssel-Interessengruppen zu identifizieren und deren Einfluss zu messen. Zum anderen kann die Analyse zur Entwicklung einer Stakeholder-Engagement-Strategie dienen. Die Ergebnisse sollten ebenfalls dafür genutzt werden, um die Interessengruppen geeignet anzusprechen und mit ihnen zu kollaborieren. Ein erster Schritt könnte dabei die Einrichtung von regelmäßigen Aussprachen sein, um Rückmeldungen zum aktuellen Stand oder Hinweise über mögliche Probleme zu erhalten. In dem Interview In5 haben wir festgestellt, dass die aktuelle Dateneingabemaske von ERIC Erweiterungspotenzial besitzt, insbesondere im Hinblick auf die effiziente Durchführung von Tele-Visiten. Die aktuell verfügbare Plattform ist auf COVID-Patient*innen zugeschnitten und erlaubt es entsprechend nur, COVID-relevante Kennzahlen einzugeben. Dies verhindert eine mögliche Vorbereitung auf Tele-Visiten (bspw. durch die Fachärzt*innen in der Charité). In solchen Situationen ist es wichtig, dass die entsprechenden Herausforderungen möglichst zeitnah an eine zentrale Stelle kommuniziert werden und anschließend an die jeweils verantwortlichen Stellen weitergeleitet werden. Dies ermöglicht ein schnelles Beheben solcher Probleme und verringert das Risiko unzufriedener Nutzer*innen und damit einhergehender sinkender Akzeptanz.

Stakeholder-Engagement-Prozesse

Existierende Prozesse sollten gefestigt werden bzw. wenn nötig sollten neue Prozesse geschaffen werden. Dies trägt dazu bei, das existierende Programm Management zu strukturieren. Insbesondere im Kontext von Stakeholder Management sollten Prozesse existieren, um die Bedürfnisse von Stakeholdern analysieren, priorisieren und deren Anforderungen bearbeiten zu können. Ein Beispiel wären die bereits angesprochenen regelmäßigen Feedbackgespräche zu aktuellen Herausforderungen im Umgang mit der ERIC-Plattform. Eine entsprechende Prozessdefinition sollte u. a. folgende Aspekte beinhalten: Verantwortliche Person, Zeitintervall, Dauer, Themen, Liste mit relevanten Partnern/Interessengruppen, Kontaktpersonen für häufige Problemfelder. Ebenfalls sollten entsprechende Prozesse etabliert werden, um neue Partner der ERIC-Plattform geeignet zu unterstützen (In5). Unseren Interviews zufolge besteht der aktuelle Prozess zur Einführung von ERIC an einem neuen Standort aus (1) einem mehrmonatigen Seminar für die Fachärzt*innen in den Partnerkrankenhäusern im Vorfeld der Einführung und (2) einer technischen Installation durch IT-Experten der Charité vor Ort. Um den Prozess der Einführung entsprechend begleiten zu können und gerade in der Einführungsphase auf die Fragen der Fachärzt*innen und Pflegenden in den Partnerkrankenhäusern eingehen zu können, ist bspw. die Einrichtung einer Hotline für First-Level Support möglich. Dies würde verhindern, dass die Fachärzt*innen der Charité, welche die Tele-Visiten durchführen, ihre Zeit für First-Level-Support-Themen verwenden, statt Patient*innen zu besuchen (In9).
„Dass nicht wie im aktuellen Fall der First-Level Support [..] in der Anfangsphase halt die Ärztinnen und Ärzte, die das Projekt eingeführt haben [übernehmen].“ (In9)
Ein regelmäßiger Austausch in der Einführungsphase dient dazu, vertrauensvolle Partnerschaften zu etablieren. Für Interessengruppen außerhalb der ERIC-Initiative sollten ebenfalls Prozesse etabliert werden, um bspw. Allianzen mit relevanten Gruppen eingehen zu können (bspw. anderen Technologieanbietern). Letztlich hilft ein regelmäßiger Austausch des Programm Managements Teams mit den Nutzer*innen von ERIC (Partnerkrankenhäusern) dabei, Probleme zu identifizieren und möglichst effizient adressieren zu können.

7.4 Arbeitsverdichtung entgegenwirken

Wie bereits beschrieben, gilt es außerdem, das stark zusammenhängende Problem rund um die Arbeitsverdichtung und IT-Kompetenzen zu lösen, um nicht nur Mehraufwand zu vermeiden, sondern im besten Fall auch Zeiteinsparungen und erhöhte Effektivität zu erreichen. Um dies zu erreichen, können einerseits Kapazitäten anders eingeplant werden und andererseits auch neue Funktionalitäten in engerer Zusammenarbeit mit dem Personal eingeplant werden.

Einplanung von Kapazitäten

Wie bereits dargelegt, gibt es einerseits zu wenig IT-Mitarbeiter*innen und andererseits haben die angestellten Ärzt*innen selbst kaum Zeit, die sie noch in Initiativen der Digitalen Transformation stecken können (In1).
Um diesem Problem entgegenzuwirken, eignet sich einerseits das vorstehend beschriebene dedizierte Implementierungsteam, damit das hauseigene Personal des Krankenhauses nicht unter Mehrbelastung arbeitet. Konkret wurde dazu in einem Interview angesprochen, dass in die Betreuung und den Support von neuen Produkten stärker investiert werden muss (In9), wenn nicht intern möglich, dann extern.
Eine andere Möglichkeit, dem Thema der knappen Kapazitäten zu begegnen, wäre, in der Projektplanung mit einzukalkulieren, welche weiteren Kapazitäten von Ärzt*innen und Pflegenden benötigt werden. Es wäre auch denkbar, einen gewissen Prozentsatz der Arbeitszeit für Digitalisierungsaufwände zu reservieren. Dadurch hätte das Personal die notwendige Zeit, sich mit den neuen Produkten auseinanderzusetzen, sich einzuarbeiten und Verbesserungsbedarfe zu äußern.
Digitalisierungsprojekte sind aber nicht zwingend nur zeitaufwendig, sondern bringen in vielen Fällen auch Zeitersparnis mit sich, sobald sie richtig verwendet werden. Somit ließe sich argumentieren, dass Mitarbeiter*innen durch IT sogar entlastet werden können. Dies könnte auch ein Argumentationsansatz sein, wenn es darum geht, im Vorfeld mehr Kapazitäten einzuplanen, da diese nach Abschluss des Projektes wieder kompensiert werden. Damit die Zeitersparnis auch erzielt werden kann, muss auf die Bedürfnisse des Personals eingegangen und erfragt werden, welche Verbesserungen den größten Mehrwert bringen. Dies hängt wiederum eng mit dem Thema Stakeholder Management zusammen, und damit, ob alle Stimmen mit neuen Anregungen auch gehört werden, wie vorstehend nachzulesen. Als erster Ansatzpunkt könnte daher mit der zukünftigen Zeitersparnis argumentiert werden, um zu bekräftigen, wie wichtig es ist, während der Einführung eines IT-Produkts genügend Kapazitäten bereitstellen zu können.

Bedarf an neuen Funktionen

Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Effektivität ergibt sich über die Herangehensweise an das Einplanen von neuen Funktionen. Die neuen Eigenschaften solcher Programme haben höchstwahrscheinlich das Ziel, den Dokumentationsaufwand zu verringern, was laut einer Studie zu den Arbeitsbedingungen junger Ärzt*innen und professionell Pflegender zu deren Hauptwünschen gehört (Raspe et al. 2020) und was sich auch in einzelnen Interviews bestätigt hat (In9, In11).
Um die Meinungen von Ärzt*innen und Pflegenden besser einzubinden, wäre es denkbar, dazu agilere Ansätze wie DevOps (Development and Operations, also Entwicklung und Vorgänge) einzusetzen. Solche Ansätze werden auch für Stakeholder Management verwendet, um IT-Entwicklung und IT-Betrieb zusammenzuführen, um wiederum bessere Produkte zu liefern und dabei sicherzugehen, dass alle Beteiligten berücksichtigt werden. Mithilfe einer solchen Methode kann besser auf Anforderungsveränderungen und Kundenrückmeldungen eingegangen werden, was das Vertrauen in die Anwendungen steigert und zur kontinuierlichen Verbesserung beiträgt (Microsoft 2021, In14). Als größeres Krankenhaus, wie die Charité, wäre dabei also der nächste Schritt, in einem neuen IT-Projekt von Beginn an DevOps einzuführen. Auf diese Weise werden regelmäßig neue Versionen der Anwendung bereitgestellt, es gibt häufiges Feedback, und wenn die beteiligten Stakeholder Änderungen vorschlagen, können diese leichter umgesetzt werden (Zuchowski und Kohler 2020).
Als zusätzliche Chance bietet sich in diesem Zusammenhang auch das Einführen agiler Methodik in der eher traditionellen IT der Krankenhäuser. Mit dem regen Austausch, der dadurch zwischen IT-Mitarbeiter*innen und Nutzer*innen der IT ermöglicht wird, könnte außerdem das Vertrauen in Digitalisierungsprojekte gestärkt werden, sowie IT Fachkräfte langfristig gebunden (Prommegger et al. 2019) und eine gemeinsame Vision entwickelt werden, für die sich sowohl die medizinische Belegschaft als auch die EDV-Mitarbeiter*innen verantwortlich fühlen.

8 ERIC als holistische Darstellung

Die vorgestellten „Lessons Learned“ zeigen Lösungen für die beschriebenen Herausforderungen auf, um dem Problem von PICS flächendeckend zu begegnen. Konkret sollen die Ansätze im Folgenden in ein holistisches Bild eingebettet werden, indem diese in einer priorisierten zeitlichen Darstellung zusammengefasst werden, wie in Abb. 4 veranschaulicht. Hierfür wurden für jede „Lesson Learned“ die technische Umsetzbarkeit und der medizinische Einfluss evaluiert und mit Interviewpartner*innen validiert, um sie zeitlichen Kategorien zuzuordnen.
Zunächst ist es essenziell, die kurzfristige Perspektive zu betrachten und sogenannte Quick-Wins zu implementieren. Dadurch sollen die Reichweite und Akzeptanz der ERIC-Initiative bei bestehenden Partnerkrankenhäusern erhöht werden. Um dies zu erreichen, sollte ein dediziertes Implementierungsteam die Softwareimplementierung bei Partnerkrankenhäusern übernehmen, dadurch Automatisierungen installieren, aber auch Anforderungen für zukünftige Integrationen ableiten. Die dafür notwendigen IT-Kompetenzen können zunächst über externe Firmen eingekauft werden, wodurch eine flexible zeitliche Umsetzung gegeben ist. Zudem kann durch das Realisieren von Automatisierungen eine Zeitersparnis für die Belegschaft generiert werden, die die Akzeptanz von ERIC, welches teilweise einen zusätzlichen und damit unbeliebten Arbeitsaufwand darstellt, verbessert und die Nutzung des Systems dadurch erhöht. Neben dem Software-Implementierungsteam bildet die Verbesserung des Stakeholder Managements den zweiten großen Bereich, welcher den kurzfristigen Maßnahmen zugeordnet werden kann. Hierfür sollen zuerst die relevanten Stakeholder im ERIC-Team selbst identifiziert werden, aber auch betroffene Gruppen im deutschen Gesundheitssystem. Für beide genannten Kategorien ist ein regelmäßiger angesetzter Termin eine konkrete Möglichkeit, um den Austausch zu intensivieren und dadurch die Nutzung von ERIC für die verschiedenen Akteur*innen im Gesundheitswesen zu erhöhen. Dabei ist die Einführung solcher Treffen, aufgrund der Erfahrungen der ERIC–Initiative aus drei Jahren, schon kurzfristig realisierbar.
Nach der Implementierung der Quick-Wins sollte mittelfristig eine Produkt-Iteration realisiert werden, um das bestehende Softwareprodukt der ERIC-Initiative weiter auf die Anforderungen der Anwender*innen anzupassen. Damit kann das ERIC-System bei bestehenden Krankenhauspartnern verbessert werden und darüber hinaus die Implementierung des Systems bei neuen Partner*innen vereinfacht werden. Um dies darzustellen, sollten die generierten Anforderungen des Software-Implementierungsteams aus der kurzfristigen Perspektive umgesetzt werden. Diese erhöhen weiter die Nutzerfreundlichkeit etwa durch weiterführende Zeiteinsparungen, erfordern jedoch auch technische Kompetenzen und Zeit. Zudem ist eine Schnittstellendokumentation zielführend, um neue Anbindungen mithilfe von Erfahrungswerten bei Partnerkrankenhäusern schnell zu realisieren. Dadurch kann die Nutzung des Systems bei bestehenden Partnerkrankenhäusern erhöht werden, aber auch die Attraktivität der ERIC-Initiative selbst für potenzielle neue Partnerkrankenhäuser. Voraussetzung dafür ist aber für nahezu alle bestehenden Systeme eine Schnittstelle zum ERIC-System, was nur mit technischen Kompetenzen und einer strukturierten Schnittstellendokumentation effizient möglich ist.
Zuletzt sollte der Blick erweitert werden und nicht ausschließlich die ERIC-Initiative selbst, sondern die gesamte Digitale Transformation im deutschen Gesundheitssystem adressiert werden. Dabei ist es fundamental, die Arbeitsverdichtung der Belegschaft in Krankenhäusern zu verringern, um menschlichen Fehlern aufgrund von Zeitdruck und manuellen Prozessschritten entgegenzuwirken. Darüber hinaus sollten Prozesse etabliert werden, die die Implementierung von digitalen Transformationsprojekten vereinfachen und strukturieren. Darunter fallen beispielsweise die Einführung agiler Herangehensweisen und Prozesse sowie Feedbackrunden und -gespräche zwischen Parteien bei ERIC.

9 Fazit

Die ERIC-Initiative hat schon heute einen signifikanten Einfluss auf die Behandlung von Intensivpatient*innen und damit auf deren Leben nach dem Krankenhausaufenthalt. Damit erreicht die ERIC-Initiative das selbst gesteckte Ziel aus einer medizinisch individuellen Perspektive. Es ist anzumerken, dass die Initiative aus einer medizinischen und hardwarespezifischen Ansicht sehr weit fortgeschritten ist. Basierend darauf kann ERIC regionenübergreifend ausgerollt werden, da manche Qualitätsindikatoren eine weltweite Relevanz haben und die anfängliche Einführung nur den vorgesehenen Roboter benötigt (Marschall und Spies 2017). Wegen der beschriebenen Vorteile der Initiative wird ERIC das Potenzial zugeschrieben, in die Regelversorgung aufgenommen zu werden, was die Qualität der Initiative untermauert (Marschall und Spies 2017). Neben dieser positiven Evaluation des Konzeptes konnte dieser Beitrag auch insgesamt fünf Herausforderungen identifizieren, die die Akzeptanz von ERIC in Krankenhäusern selbst, aber auch die Verbreitung deutschlandweit hemmen. Diese Herausforderungen umfassen rechtliche, technische und zwischenmenschliche Aspekte. Für jeden dieser fünf Aspekte konnte dieser Beitrag auch potenzielle Lösungen entwickeln, die in sogenannten „Lessons Learned“ zusammengefasst und in ein holistisches Bild eingebettet wurden. Durch die dort beschriebene Priorisierung ist es möglich, die Nutzung des ERIC-Systems bei der Krankenhausbelegschaft in Deutschland weiter zu erhöhen und damit dem Problem von PICS zu begegnen.
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Metadaten
Titel
Digitale Transformation an der Charité Berlin – ERIC: Enhanced Recovery after Intensive Care
verfasst von
P. Engel
S. L. Hong
M. Mielenz
K. Vrettos
R. J. Floetgen
H. Krcmar
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-37571-3_7