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2017 | Buch

Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen I

Impulse für die Versorgung

herausgegeben von: Mario A. Pfannstiel, Patrick Da-Cruz, Harald Mehlich

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Das vorliegende Buch gibt Einblicke in den Entwicklungsstand zum Thema Digitalisierung im ambulanten Versorgungsbereich. Es werden Potenziale und Transformationsprozesse, die sich durch die Digitalisierung ergeben, aufgezeigt. In den einzelnen Beiträgen werden Herausforderungen und Lösungsansätze aus dem Bereich der Digitalisierung von Dienstleistungen von renommierten Autoren aufgegriffen und ausführlich dargestellt. Von besonderem Interesse ist der Sammelband daher sowohl für Praktiker als auch für Wissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Digitaler Gesundheitswettbewerb: Strategien, Geschäftsmodelle, Kompetenzanforderungen
Zusammenfassung
Die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft führt im Ergebnis zu einem hohen Veränderungsbedarf aus Sicht der involvierten Akteure. Diese müssen nunmehr mit Blick auf disruptive oder zumindest diskontinuierliche Schockwirkungen ihre Strategien, Geschäftsmodelle und Kompetenzprofile auf den Prüfstand stellen, um im digitalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Neben der Diskussion der Markt- und Wettbewerbsdynamik liegt der Fokus dieses Beitrags auf den Optionen eines strategischen Geschäftsmodellmanagements. An dieser Stelle wird die These vertreten, dass sich der Wettbewerb im Gesundheitswettbewerb zunehmend von der Endleistungsebene auf die holistische Ebene innovativer Geschäftsmodelle verlagert. Dies bedeutet nicht, dass der Therapie-, Technologie- oder Servicewettbewerb keine bedeutende Rolle mehr spielen wird. Ganz im Gegenteil: Geschäftsmodelle bilden das Fundament und Wurzelwerk einer komplexen Wertschöpfungsarchitektur, damit über exzellente Outcomes ein nutzenzentrierter Impact aus Kunden- und Patientensicht generiert werden kann. Schließlich werden Geschäftsmodelle einem Lackmustest unterzogen, weil nur wenige Geschäftsmodelle über das Potenzial verfügen, den Aufbau und die Verteidigung substanzieller Wettbewerbsvorteile zu unterstützen.
Christoph Rasche
Kapitel 2. Software-as-a-Service-Anwendungen im Gesundheitswesen – Anwendungsgebiete, Herausforderungen, Lösungen
Zusammenfassung
„Software-as-a-Service“-(SAAS)-Modelle sind in der zunehmend digitalisierten Welt in aller Munde. Aber tritt dies auch für das Gesundheitswesen zu? Mit neuen Bezahlmodellen wie „Pay per Use“ oder auch der Verlagerung von IT-Infrastruktur in die Cloud verändern sich die Möglichkeiten des IT-Einsatzes und der notwendigen Finanzierungs- bzw. Betriebsmodelle. Dabei werden Risiken (wie z. B. Verfügbarkeit der Lösung oder Absicherung des Datenschutzes) an externe Dienstleister übergeben. SAAS-Modelle lassen sich in unterschiedlichen Anwendungsszenarien von der reinen Nutzung als wissensbasierter Dienst über die vereinfachte Umsetzung von Vernetzungslösungen bis hin zum kompletten Outsourcing des bestehenden Primärsystems betreiben. Das Thema „Verschlüsselung der Daten“ spielt in der Risikoabschätzung der Anwender eine wichtige Rolle und bedarf daher einer separaten Betrachtung. Auch wenn die Bedenken heute noch hoch sind, so werden SAAS-Modelle zum Trendsetter einer digitalisierten und verteilten Informationstechnologie im Gesundheitswesen.
Dominik Deimel, Stefan Fritz
Kapitel 3. Digitalisierte Gesundheitsnetzwerke mit Telemedizin: Produktive Netzwerkmedizin am Beispiel Schlaganfall
Zusammenfassung
Für den Ausbau der ambulant-stationären Vernetzung sind sowohl die internen Strukturen in Krankenhäusern durchgängig zu digitalisieren als auch sichere und flexible Plattformen zur Vernetzung eines Krankenhauses mit Arztpraxen, anderen Einrichtungen und den Patienten zu etablieren. Hierfür stellt der Beitrag den Ansatz der WebEPA+ zum sektorenübergreifenden Care Management vor, die im Sinne der Netzwerkmedizin patientenorientierte Behandlungsprozesse fördern soll. Die WebEPA+ verbindet ein Krankenhaus mit anderen Einrichtungen und macht die Daten des Krankenhauses für andere Einrichtungen und den Patienten selbst zugänglich. Zugleich kann auf Daten anderer Einrichtungen zugreifen und diese in einer vernetzten Patientenakte zusammenführen. Anhand der Pilotstudie „Stroke Manager“ demonstriert dieser Beitrag den Effekt der WebEPA+ auf die sektorenübergreifende Vernetzung. Die Studie zeigt auf, dass der Stroke Manager Service positiven Einfluss auf Lebensqualität und Gesundheitszustand der Patienten nimmt und von den Patienten als nützlich wahrgenommen wird. Die Produktivität des Gesundheitsnetzwerkes nimmt dann zu, wenn der Service zu einem spürbaren Zeitgewinn bei Ärzten und Pflegekräften führt. Dies wird in der aktuell laufenden Folgestudie untersucht.
Asarnusch Rashid, Julian Laufer, Layal Shammas, Kurt Marquardt, Bernd Griewing, Hassan Soda
Kapitel 4. Methoden zur Erhebung von Patientenpräferenzen im telemedizinischen Kontext
Zusammenfassung
Die Erfassung von Patientenpräferenzen ist einer der großen Trends im Gesundheitswesen. Patientenpräferenzen werden meist direkt beim Patienten erhoben und spiegeln die Bevorzugung einer Alternative gegenüber einer anderen Alternative wieder. Dies kann mittels verschiedener Methoden gemessen werden. Einige dieser Methoden werden im weiteren Verlauf vorgestellt. Es wird zudem aufgezeigt, welche Bedeutung Patientenpräferenzen bei Entscheidungen über medikamentöse oder nicht-medikamentöse Therapien oder bei Entscheidungen in der klinischen Forschung besitzen können. Anhand zwei exemplarischer Anwendungsbeispiele von Patientenpräferenzmessungen in der Telemedizin wird aufgezeigt, wie diese die Entscheidungsfindung unterstützen können. So ist anzunehmen, dass Patientenpräferenzen im wachsenden Bereich an telemedizinischen Anwendungen künftig noch vermehrt zum Einsatz kommen werden.
Ralph Tunder, Belinda Martschinke
Kapitel 5. Digitale telediabetologische Versorgungssysteme – Effekte eines innovativen Therapiemanagements insulinpflichtiger Diabetiker
Zusammenfassung
Die gesundheitliche Versorgung von insulinpflichtigen Diabetikern ist aus gesellschaftlicher Perspektive mit einer immensen Kostenlast verknüpft. Diese umfasst nicht nur die Behandlung des Diabetes mellitus an sich. In die Betrachtungen sind insbesondere die ambulanten und stationären gesundheitlichen Versorgungen der mit dem Diabetes mellitus verbundenen Folgeerkrankungen einzubeziehen. Ergänzt um den kontinuierlichen jährlichen Anstieg der Zahl der insulinpflichtigen Diabetiker gelangen die bisherigen Versorgungskonzepte zunehmend an ihre Grenzen. Wenn es schon nicht gelingt, mittels primärpräventiver Ansätze der Verbreitung des Diabetes mellitus Einhalt zu gebieten, dann kann dieser Entwicklung nur mit innovativen Konzepten der Versorgung insulinpflichtiger Diabetiker begegnet werden. In diesem Kapitel wird neben der Verdeutlichung der gesellschaftlichen Problemlage des Diabetes mellitus ein solches innovatives Konzept vorgestellt und auf die daraus resultierenden Effekte eines digitalen telediabetologischen Versorgungssystems eingegangen.
Heiko Burchert, Christian Krey, Janko Schildt
Kapitel 6. Die telemedizinische Konsultation
Zusammenfassung
Im Kontext steigender Patientenzahlen aufgrund des demografischen Wandels, veränderter Anspruchshaltung einerseits und sinkender Ärztezahlen andererseits besteht Veränderungsbedarf für die Gesundheitssysteme (industrialisierter) Staaten. Um die flächendeckende medizinische Versorgung bei zunehmender Verknappung der medizinischen Ressourcen (Ärzte, Pflege, Spitäler) aufrechterhalten zu können, gewinnt die prozessgestützte telemedizinische Konsultation zunehmend an Bedeutung. Sie erlaubt die sichere Dringlichkeitseinstufung und Abgabe von validierten Verhaltensempfehlungen auch durch nicht-ärztliches Fachpersonal. Dabei ist sie schnell und sicher, sowohl räumlich als auch zeitlich unabhängig und ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu qualifizierter medizinischer Beratung/Betreuung rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Am effizientesten ist, die telemedizinische Betreuung in bestehende Versorgungsstrukturen des Gesundheitssystems zu integrieren. Die Lehren aus den letzten zwei Jahrzehnten der telemedizinischen Konsultation weisen darauf hin, dass die angebotenen telemedizinischen Dienstleistungen unter ärztlicher Leitung vollbracht werden müssen. Eine State-of-the-Art telemedizinische Konsultation benötigt zudem geschultes medizinisches Fachpersonal mit klinischer Erfahrung, Kompetenz in medizinischer Triage („Patientensortierung“) und telefonischer Kommunikation. Die recherchierten Studienergebnisse legen den Schluss nahe, dass telemedizinische Konsultationen die Effizienz im Gesundheitswesen steigern und zu einer Kostenoptimierung beitragen können. Eine signifikante Verlagerung zur Selbstbehandlung oder zu kostengünstigeren Behandlungsstrukturen im Rahmen telemedizinische Konsultationen konnte nachgewiesen werden.
Andrea Vincenzo Braga
Kapitel 7. Potenziale nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe zur Sicherstellung der Versorgung in unterversorgten Gebieten am Beispiel der Telemedizin
Zusammenfassung
Über einen drohenden oder bereits eingetretenen Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, insbesondere den Ärztemangel, wird in Deutschland seit Jahren kontrovers debattiert. Als Konsens gilt inzwischen, dass es Versorgungsdisparitäten zwischen städtischen, gut versorgten Regionen und eher ländlichen, schlechter versorgten Regionen gibt. Vor allem zwei Lösungsansätze zur Minimierung von Versorgungsengpässen werden wiederholt als zielführend angeführt: Die Telemedizin (eHealth) und die Übertragung von Heilkunde auf nichtärztliche Gesundheitsberufe. Bislang wurden beide Ansätze allerdings weitestgehend unabhängig voneinander diskutiert. In diesem Beitrag wird nun der Frage nachgegangen, inwieweit es sinnvolle Möglichkeiten zur Kombination dieser beiden Ansätze zum Abbau von Versorgungsengpässen geben kann. Exemplarisch werden am Beispiel der Telemedizin im Rahmen der Versorgung von Patienten mit Bewegungsstörungen die Potenziale nichtärztlicher Gesundheitsberufe zur Sicherstellung der Versorgung diskutiert.
Hans-R. Hartweg, Karin Agor, Rolf Kaestner, Alexander Rzesnitzek, Michael Wessels
Kapitel 8. Herausforderungen der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen am Beispiel der elektronischen Gesundheitskarte
Zusammenfassung
Basierend auf den theoretischen Konzepten der Health Value Chain sowie des Technologie-Akzeptanz-Modells werden in diesem Beitrag Ergebnisse einer Offline-Testreihe zur Nutzerakzeptanz der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland beschrieben. Es zeigt sich, dass der aus der eGK-Einführung resultierende technische Wandel im deutschen Gesundheitssektor charakterisiert ist durch die teilweise hohe Eingriffstiefe der neuen Technologien und die unterschiedliche Aufnahmebereitschaft der betroffenen Nutzer. Die vergleichsweise geringe Nutzerakzeptanz unter den Leistungserbringern in den durchgeführten Tests ist durch die mangelhafte Praktikabilität der eGK im Berufsalltag zu erklären.
Alexander Mertes, Florian Liberatore
Kapitel 9. Umsetzung standardbasierter Sicherheitsdienste mit eGK, HBA und SMC-B
Zusammenfassung
Regional betriebene elektronische Fallakten, Zuweiserportale, telemedizinische Anwendungen zur Überwachung von Risikopatienten, Patientenportale, elektronisch ausgetauschte Medikationspläne und viele weitere Lösungen zur Vernetzung von Akteuren des Gesundheitswesens entwachsen zunehmend auch in Deutschland dem Pilot-Status und kommen in der Versorgung zum Einsatz. Hiermit geht eine Öffnung der Nutzergruppe einher; sind in einem Pilotprojekt die Teilnehmer noch vorab bekannt und identifiziert, so muss eine Lösung im regelhaften Einsatz grundsätzlich in der Lage sein, von beliebigen Einrichtungen für deren gesamten Patientenstamm unter Einbeziehung sämtlicher potenziell kooperierenden Leistungserbringer nutzbar zu sein. Diese Anforderung schlägt insbesondere auf Dienste zur Identifizierung, Authentifizierung und Autorisierung der teilnehmenden Personen durch. Eine manuelle Pflege von Nutzeraccounts wird hier schnell zu einem nicht mehr zu bewältigendem Aufwand, der letzten Endes auch potenziell wertschöpfende Anwendungen unwirtschaftlich machen kann. In diesem Papier wird aufgezeigt, wie die elektronische Gesundheitskarte, der Heilberufsausweis, die SMC-B (vormals „Institutionenkarte“) und damit verbundene Dienste der Telematikinfrastruktur genutzt werden können, um effiziente und dennoch hochgradig sichere Lösungen zur Identifizierung, Authentifizierung und Autorisierung von Ärzten, Gesundheitseinrichtungen und Patienten zu realisieren.
Jörg Caumanns, Olaf Rode, Ben Kraufmann
Kapitel 10. Digitalisierte Arzneimittelversorgung am Beispiel des bundeseinheitlichen patientenbezogenen Medikationsplans – eine Frage der Stakeholderakzeptanz
Zusammenfassung
Bei der Versorgung von Patienten im Zeitablauf spielt das Wissen über vor- und nachgelagerte Diagnose- und Therapieentscheidungen eine ausschlaggebende Rolle. Ein Musterbeispiel ist das Wissen über den Medikationsstatus eines Patienten. Die Gefahr von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) macht die Bedeutung der Informationsinfrastruktur und vor allem des Informationsmanagements hinsichtlich der patientenrelevanten Medikation sichtbar. Der Bundeseinheitliche Medikationsplan soll als Grundlage für ein verbessertes AMTS-Management (Arzneimitteltherapiesicherheit, AMTS) dienen. In mehreren Testregionen wurden in Pilotprojekten Erfahrungen hinsichtlich der Akzeptanz dieses Instrumentariums gewonnen. Kombiniert mit organisationsökonomischen Überlegungen zeigt sich die Bedeutung einer adäquaten institutionellen und anreiztheoretischen Einordnung eines derartigen Instrumentariums in die Gesundheitsversorgung, insbesondere im Hinblick auf Sektoren übergreifender Prozesse. Dies kann mit praktischen Erfahrungen aus einer Testregion unterlegt werden.
Harald Dormann, Michael Bangemann, Hans-Ulrich Prokosch, Jürgen Zerth
Kapitel 11. Elektronische Verordnungsverfahren
Zusammenfassung
Das E-Health-Gesetz sieht vor, bis Ende 2016 zu prüfen, inwieweit papiergebundene Verfahren zur Organisation der vertragsärztlichen Versorgung durch elektronische Verfahren ersetzt werden können. Diese würden nach Ansicht vieler Experten zu nachhaltig hohen Kosteneinsparungen und Entbürokratisierung beitragen. Der Beitrag beleuchtet die Vorteile, notwendigen Rahmenbedingungen und zeigt gleichzeitig auf, wo wir aktuell stehen und was noch zu tun ist.
Guido Noelle
Kapitel 12. Digitale Zukunft – Der steinerne Weg der M-Health-Evolution
Zusammenfassung
M-Health ist eine Entwicklung, die durch mobile Technologien, wie Smartphones und Wearables, erst möglich gemacht wurde. Es unterstützt und optimiert die Prozesse innerhalb des Gesundheitswesens und birgt damit viel Potenzial für Anwendungsgebiete. Gleichzeitig hat M-Health aber auch mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, denen es zu begegnen gilt. Denn M-Health ist schon heute ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens und wird zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Thomas Jäschke
Kapitel 13. Digital Health, Mobile Health und Co. – Wertschöpfung durch Digitalisierung und Datenverarbeitung
Zusammenfassung
Die Digitalisierung ist ein stetig fortschreitender Prozess, der sich durch sämtliche Wirtschaftsbereiche zieht. Wohnung und Häuser werden durch Smart-Home immer intelligenter. Autos lernen selbstständig zu fahren. Smartphones, Wearables und Co. begleiten uns täglich, immer bestrebt so viele Daten wie möglich zu sammeln. Gerade das Gesundheitswesen erlebt durch diese Technologien eine Forcierung digitaler Produkte, getrieben durch die großen Internetkonzerne aber auch durch die Nutzerinnen und Nutzer selber. Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche Möglichkeiten der Wertschöpfung sich durch die Digitalisierung ergeben? Dies erfordert eine Aufarbeitung der begrifflichen Historie bzw. ist Digital Health = Telemedizin 4.0? Zudem werden die Marktsituation und das regulatorisch-gesetzliche Rahmenwerk aufgearbeitet, um mögliche Promotoren und Inhibitoren zu identifizieren. Anhand von drei Beispielen werden Formen digitaler Produkte vorgestellt.
Sven Meister, Stefan Becker, Florian Leppert, Linus Drop
Kapitel 14. Mobile Lösungen in der klinischen Praxis
Zusammenfassung
Die Durchdringung unseres Alltags mit mobilen Geräten ist allgegenwärtig – kaum zu glauben, dass wichtige Meilensteine dieser Entwicklung erst 15 Jahre zurückliegen. Ein kurzer Abriss skizziert diesen spannenden Zeitabschnitt. Krankenhäuser, die aktuell mobile Endgeräte gewinnbringend für die Unterstützung ihrer Prozesse im Hause einsetzen möchten, benötigen als Grundvoraussetzung ein flächendeckend ausgeleuchtetes Funknetz. Aufgezeigt werden wichtige Voraussetzungen für Einrichtung und Betrieb. WLAN und mobile Geräte erlauben eine effektive Unterstützung von Prozessen und Kosteneinsparungen. Zahlreiche Praxisbeispiele von der mobilen Visite über die Narkosedokumentation per iPad bis hin zur Telemetrie zeigen Wege zur Verbesserung von Prozessen und Potenziale zu Kosteneinsparungen und können als Anregung für eigene Umsetzungen dienen. Wichtige Hinweise zu Visitenwagen, Endgeräten und Betriebssystemen ergänzen das Thema. Zudem werden Empfehlungen zu den Themen Sicherheit und Beherrschbarkeit der Komplexität gegeben. Ein Blick in die Zukunft zeigt, was mit neuen Entwicklungen auf uns zukommen wird.
Thorsten Schütz
Kapitel 15. Digitalisierung in den Versorgungssektoren: Aktueller Stand und Perspektiven
Zusammenfassung
Eine quantitative Querschnittsuntersuchung der deutschen Versorgungssektoren bestätigt den ungebrochenen Stellenwert der IT sowohl bei den Niedergelassenen wie auch bei den Krankenhäusern und die grundsätzliche Zufriedenheit mit den Dienstleistungen der jeweiligen IT-Anbieter. IT ist aus dem Alltag der Leistungserbringer nicht mehr wegzudenken. Die zunehmende Digitalisierung in unserer Gesellschaft wird diesen Trend künftig eher Vortrieb leisten. Aktuelle bedeutende IT-Schwerpunkte sind nach Angaben der befragten Leistungserbringer Themen wie Integration, Schnittstellen, Standardisierung, IT-Sicherheit, Verknüpfung von IT und Medizintechnik sowie IT-Compliance. Besondere IT-Potenziale liegen künftig in der Online-Kommunikation mit Patienten, Mobility, Green-IT und Big-Data.
Philipp Karbach, Michael Reiher
Kapitel 16. Medical Apps im Kontext von Zulassung und Erstattung
Zusammenfassung
Die Entwicklung von mobile Health (mHealth) schreitet mit hoher Geschwindigkeit voran. Allerdings findet die Entwicklung bisher vorrangig auf dem zweiten Gesundheitsmarkt statt. Eine Ursache liegt dabei in den Regulierungs- und Erstattungssystemen, welche noch nicht mit den neuen Herausforderungen durch Gesundheits- bzw. Medizin-Apps umgehen können. So bleibt den meisten Apps trotzt theoretischer Möglichkeiten der Zugang zum ersten Gesundheitsmarkt faktisch verwehrt. Der vorliegende Beitrag versucht, neben einer kurzen Begriffsbestimmung und einem Marktüberblick, die relevanten Fragestellungen rund um die Regulierung und Erstattung von Apps aufzuzeigen. Neben der Beschreibung des Status quo werden dazu auch neue Lösungsansätze zur Diskussion gestellt.
Martin Bierbaum, Melanie E. Bierbaum
Kapitel 17. Companion: Eine App zur Unterstützung der Peer-Kultur in Betrieben
Zusammenfassung
Bis vor kurzem gab es in der Schweiz keine spezifischen Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogramme für Jugendliche im Setting Betrieb. Gesundheitsförderung in dieser Altersspanne ist jedoch von besonderer Bedeutung, da sich dann gesundheitsbezogene Verhaltensweisen ausbilden und verfestigen, die sich auf die gesamte Lebenszeit auswirken können. Das Pilotprojekt Companion setzte bei dieser Angebotslücke an. Entworfen wurde eine auf das Jugendalter zugeschnittene Intervention des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zur Stärkung der psychischen Gesundheit. Gesundheitsförderung Schweiz entwickelte in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Hochschule für Wirtschaft FHNW eine webbasierte App, die Jugendliche dazu anregt, sich gegenseitig zu helfen und damit die Positive Peer Culture zu stärken. Über die Companion App können Jugendliche eines Betriebs miteinander in Kontakt treten und sich u. a. durch ein Mentoring-System unterstützen. Des Weiteren beinhaltet sie Informationen und Links zum Thema Gesundheit, Beruf und Freizeit. Der Artikel skizziert die Entwicklung der Companion App über die Phasen Analyse, Design, Implementierung und Evaluation. Darüber hinaus wird auf ein begleitendes Konzept eingegangen, das aus der Informationsethik heraus entstanden ist.
Rainer Telesko, Oliver Bendel
Kapitel 18. Wearables als Herausforderung im Gesundheitswesen – Revolutionieren Wearables das Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert?
Zusammenfassung
Wearables sind nur der letzte sichtbare Meilenstein einer rasanten Entwicklung. Das Internet ist überall, Datenübertragungsraten steigen permanent und die Durchdringung mit Online-Diensten ist nahezu flächendeckend. Geografische Informationsdienste haben viele Bereiche im beruflichen Umfeld und in der Freizeit erreicht. Mobile Endgeräte (Tablets, Smartphones, etc.) verdrängen Desktop-PCs. Der Fitness- und Wellnessboom wird durch Fitnesstracker und Smartwatches, die Gesundheitsdaten an Smartphones und Internetplattformen weitergeben, angeheizt. Mobile Sensoren in Verbindung mit Wearables haben das Potenzial, Diagnose- und Therapieprozesse im Gesundheitswesen zu revolutionieren, wenn sie sinnvoll für Prozessoptimierungen eingesetzt werden.
Robert Mischak
Kapitel 19. Telemedizinische Assistenzsysteme in Prävention, Rehabilitation und Nachsorge – Ein Überblick über aktuelle Entwicklungen
Zusammenfassung
In der Telerehabilitation ergänzt und erweitert der Einsatz telemedizinischer Assistenzsysteme die ärztlichen bzw. therapeutischen Behandlungsprozesse. Hierdurch bieten sich für Kliniken sowie niedergelassene Ärzte und Therapeuten neue Möglichkeiten der Behandlung. Sie können mit telemedizinischen Assistenzsystemen ihr Dienstleistungsspektrum um innovative Präventions- und Nachsorgeangebote erweitern. Technik unterstützt dabei die am Behandlungsprozess beteiligten Personen. Ihr Einsatz wird maßgeblich von Ärzten und Therapeuten bestimmt und gesteuert. Die erfolgreiche Entwicklung entsprechender Assistenzsysteme verlangt einen benutzerzentrierten Entwicklungsprozess. Ausgangspunkt müssen die von den beteiligten Akteuren (Ärzten und Therapeuten, Patienten, Kostenträgern) an derartige Systeme gestellten Anforderungen sein. Ein telemedizinisches Assistenzsystem muss Funktionen für Therapieunterstützung, Therapiekontrolle und Kommunikation zwischen den am Behandlungsprozess Beteiligten sowie zur sicheren Datenhaltung aufweisen.
Michael John, Johannes Einhaus
Kapitel 20. Wie Medical-Decision-Support-Systeme die Arzt-Patient-Beziehung verändern – Digitalisierung von Informationen führt zu einer erhöhten Autonomie des Patienten
Zusammenfassung
Die Arzt-Patient-Beziehung verändert sich durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen radikal. Die Demokratisierung des Medizinischen Wissens durch das Internet und Gesundheitsmanagement durch Apps ermöglichen es Patienten aktiv mitzubestimmen, wie mit ihrer Gesundheit bzw. ihren Erkrankungen umgegangen werden soll. Gleichzeitig nimmt die Menge der medizinischen Informationen dramatisch zu und kann vom Menschen weder in ihrer Gesamtheit noch in ihrer Komplexität erfasst werden. Abhilfe schaffen hier Systeme, die es medizinischen Laien und Gesundheitsfachpersonen erlauben Informationen zu gewichten, sowie eine qualifizierte Entscheidung auf deren Grundlage zu treffen. Diese Medical-Decision-Support-Systeme dienen der Umsetzung von Richtlinien in patientenspezifische Empfehlungen für die Therapie. Auswirkungen auf die Arzt-Patient-Beziehung sind eine stärkere Autonomie des Patienten und eine bessere Absicherung des Arztes. Aufgrund der sozialen Kompetenz und aus Haftungsgründen werden Ärzte auf absehbare Zeit die bevorzugten Ansprechpartner von Patienten bleiben, jedoch einen Wandel hin zum humanen Interface von Medical-Decision-Support-Systemen erfahren.
Eberhard Scheuer
Kapitel 21. IT-Konzept einer Klinischen Prozessführung
Zusammenfassung
Modellierung und Simulation klinischer Abläufe in der grafischen Sprache BPMN liefern quantifizierte Abbildungen in Form eines Prozessmodells. Zur Ausführung eines solchen Modells, das sich durch seine fast ausschließlich von Menschen durchgeführten Tätigkeiten auszeichnet, gibt es noch keine Möglichkeit, da heutige Ansätze zur Prozessführung am Paradigma „Rationalisierung durch Automation“ ausgerichtet sind, also manuelle Tätigkeiten durch automatisch ausgeführte ersetzen. Dies ist in klinischen Abläufen sinnlos. Im Überschneidungsbereich von standardisierten und wissensbasierten Tätigkeiten bei derartigen Dienstleistungsprozessen lässt sich mit dem konzipierten Prozessführungssystem ein Beitrag zur qualifizierten Ausführung der Prozesse (i.e. zur Versorgung der Kranken), zur adaptiven Änderung des Modells im Betrieb sowie zum Management der Ressourcen leisten. Das Rationalisierungspotenzial heutiger Dokumentationstätigkeiten in einer Klinik lässt sich so weit ausschöpfen, wie entsprechende Dokumente formalisiert werden können. Erhebliche Einsparungen von Arbeitszeit für diese Tätigkeiten lassen sich damit realisieren. In diesem Beitrag wird der Weg von der grafischen Modellierung der Abläufe zur Ausführung wissensgesteuerter Prozesse skizziert.
Rüdiger Molle
Backmatter
Metadaten
Titel
Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen I
herausgegeben von
Mario A. Pfannstiel
Patrick Da-Cruz
Harald Mehlich
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-12258-4
Print ISBN
978-3-658-12257-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-12258-4