Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verursacht direkt, jedoch auch indirekt Umwelteffekte. Die direkten Effekte entstehen durch den Energie- und Ressourcenverbrauch entlang des Lebenszyklus von IKT-Hardware (Produktion, Betrieb und Entsorgung) und werden meist mit Lebenszyklusanalysen bestimmt. Indirekte Effekte sind Umweltauswirkungen, welche sich aus der Anwendung von IKT ergeben, beispielsweise durch veränderte Produktions- oder Konsummuster. Da IKT immer mehr Bereiche des Alltags durchdringt und durch verschiedenste Mechanismen sowohl positive wie auch negative Umweltauswirkungen herbeiführt, ist die Bestimmung indirekter Umweltauswirkungen konzeptuell herausfordernd. In diesem Artikel besprechen wir indirekte Umweltauswirkungen von IKT auf drei Ebenen: Auswirkungen einzelner Anwendungsfälle, Sektor-übergreifende Effekte und systemische Effekte. Wir zeigen, wie einzelne Telekommunikationsfirmen und Industrieverbände positive indirekte Auswirkungen von IKT postulieren und unterziehen diese Studien einer kritischen Betrachtung. Wir extrahieren daraufhin die inhärenten methodischen Schwierigkeiten derartiger Studien und zeigen anhand zweier Beispiele, wie IKT gleichzeitig sowohl positive als auch negative Umweltauswirkungen hervorrufen kann. Den Herausforderungen in deren Beurteilung bewusst, jedoch auch die prinzipiellen Wirkungsmechanismen indirekter Umweltauswirkungen von IKT verstehend, plädieren wir letztlich dafür, durch wirtschaftspolitische Maßnahmen Potenziale für den Umweltschutz durch IKT zu erschließen, auch wenn die genauen Effekte noch nicht in Zahlen erfasst werden können.