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2021 | Buch

Dokumentarisches Interpretieren als reflexive Forschungspraxis

Erträge einer dokumentarischen Arbeitsgruppe

herausgegeben von: Katharina Graalmann, Sylvia Jäde, Dr. Nora Katenbrink, Dr. Daniel Schiller

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Der Sammelband fokussiert im ersten Teil Genese und Funktion der Arbeitsgruppe Dokumentarische Methode (AG DM), die Elemente einer Forschungswerkstatt und Interpretationsgruppe ineinander vereint. Dabei geht es neben Aspekten „klassischer“ Interpretationspraxis vor allem auch um Fragen der Aushandlung geteilter Grundannahmen im methodologischen Denken und Analysieren. Der zweite Teil speist sich aus methodologisch-methodischen Einzelbeiträgen rund um die Dokumentarische Methode, deren jeweilige Problemstellungen aus dem kollektiven Austausch innerhalb der AG DM resultierten. Damit leistet das Buch nicht nur einen Beitrag zum methodologischen-methodischen Diskurs, sondern hebt anhand handfester Beispiele den Mehrwert von einschlägigen qualitativen Arbeitsgruppen hervor.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: „Dokumentarisches Interpretieren als reflexive Forschungspraxis – Erträge einer dokumentarischen Arbeitsgruppe“
Zusammenfassung
Die dokumentarische Methode der Interpretation sowohl als Methodologie als auch als methodisches Verfahrensrepertoire für rekonstruktive Analysen blickt auf eine mittlerweile über dreißigjährige Diskurs-, Entwicklungs- und Anwendungsgeschichte zurück: Eine kaum zu überblickende Fülle an empirischen Studien, methodologischen Beiträgen und Methodenlehrbüchern weist intensive und vielfältige Auseinandersetzungen aus, die einerseits innerhalb unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, andererseits quer dazu liegend als eine Art gesamtmethodologischer Diskurs geführt werden.
Katharina Graalmann, Sylvia Jäde, Nora Katenbrink, Daniel Schiller

Die AG Dokumentarische Methode: Entwicklungen und Arbeitsweise der Gruppe

Frontmatter
Zur Entwicklung einer dokumentarischen Arbeitsgruppe: Die AG Dokumentarische Methode und ihre Arbeitsweisen, Merkmale und geteilte Grundannahmen
Zusammenfassung
In diesem grundlegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die Genese der Arbeitsgruppe Dokumentarische Methode sowie die im Laufe der Jahre entstandenen Merkmale gemeinsamer Arbeitsweisen beschreibend zu kondensieren. Auf diese Weise soll die eigene AG als exemplarischer Fall eines rekonstruktiven Forschungsraums in den Diskurs gestellt werden. Im ersten Teil wird dazu die Entwicklung der AG zunächst entlang zentraler Ereignisse (z. B. Gründung, Weiterbildung) sowie personeller Konstellationen und Veränderungen (z. B. Statusgruppen, Aufnahme ‚neuer‘ Mitglieder) entfaltet. Der zweite Teil befasst sich demgegenüber stärker mit der Beschreibung konkreter Arbeitsweisen mit Datenmaterial und method(olog)ischer Literatur. Beide Teile münden in eine zusammenfassende Darstellung geteilter Grundannahmen dokumentarischer Interpretation, die die Basis der gemeinsamen AG–Arbeit bilden
Katharina Graalmann, Sylvia Jäde, Nora Katenbrink, Daniel Schiller
Die AG Dokumentarische Methode als Ort gemeinsamen Forschens
Zusammenfassung
Der Beitrag der Autorinnen beschäftigt sich aus je individueller Perspektive mit Erfahrungen der Mitglieder in einer dokumentarischen Arbeitsgruppe. In den Blick rücken unter anderem der Mehrwert, den die eigene Mitarbeit in und an einer solchen Gruppe haben kann, Aspekte des Zugangs zu universitären Forschungskontexten sowie Fragen der eigenen Forschungssozialisation. Ziel des Beitrages ist es, auf Basis von Erfahrungsberichten, Einblicke in die Entscheidung zur Teilnahme an einer Arbeitsgruppe und in die Mitgliedschaft an einer solchen Gruppe zu geben, in der gemeinsam geforscht, gelesen und interpretiert wird.
Mareike Brunk, Anna-Sophie Buse, Heike Einsiedler, Kerstin Frintrop
So arbeiten wir – ein Blick auf die AG-eigene Rekonstruktionspraxis
Zusammenfassung
Mit dokumentarisch rekonstruktivem Zugang zu einer transkribierten AG-Sitzung kann aspekthaft nachvollzogen werden, wie ein konkreter materialbezogener Forschungsprozess innerhalb unserer AG-Treffen gestaltet wird. Die AG-interne Arbeitsweise lässt sich durch vier Charakteristika nachzeichnen, die im Beitrag anhand von Materialpassagen transparent gemacht werden, die einer Reflektierenden Interpretation unterzogen wurden. Es handelt sich um Aspekte strukturell-organisatorischer, empirisch-materialorientierter, methodologischer und interaktionaler Art, die das interpretierende Miteinander der teilnehmenden AG-Mitglieder kennzeichnen.
Katharina Graalmann

Arbeiten mit der Dokumentarischen Methode

Frontmatter
Entwicklung eines Interviewleitfadens im Rahmen einer rekonstruktiven Studie in der mathematikdidaktischen Begabungsforschung – Ein Blick auf Potenziale und Herausforderungen der Dokumentarischen Methode im Zusammenhang einer Leitfadenkonstruktion
Zusammenfassung
Mathematikdidaktische Begabungsforschung und Praxeologische Wissenssoziologie weisen in ihrer jeweiligen Forschungstradition bisher keine diskursprägenden Berührungspunkte auf. Das Forschungsprojekt „Mathematisch begabte Kinder im Übergang von der Kita in die Grundschule“, welches Orientierungsrahmen der an Übergangsprozessen beteiligten sozialen Akteur*innen dokumentarisch rekonstruiert, begegnet vor diesem Hintergrund auch methodologisch einem Desiderat. Auf welche Weisen dann im Forschungsprozess Herausforderungen aufgeworfen und bearbeitet werden, ist Gegenstand dieses Beitrags. Anhand eines Auszugs aus einem Interviewleitfaden werden exemplarisch methodentheoretische und -praktische Aushandlungsprozesse zwischen fachdidaktischen Traditionslinien und methodologischen Prämissen nachgezeichnet, bspw. die Öffnung von Gesprächsimpulsen oder das immanente Nachfragen innerhalb eines Themengebietes.
Franziska Strübbe
Variationen Formulierender und Reflektierender Interpretation in der dokumentarischen Interviewanalyse
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt auf der Grundlage eines systematischen Vergleichs (u. a. von Bohnsack, Nohl sowie Przyborski und Wohlrab-Sahr) einen Überblick über die Variationen der forschungsmethodischen Ausrichtung der dokumentarischen Analyseschritte bis zur Reflektierenden Interpretation. Zwei Ebenen werden mit dieser Vergleichsperspektive angesprochen und gleichermaßen im Kontext der dokumentarischen Analyse von Interviewmaterial bearbeitet: die theoretische Anlage der Analyseschritte sowie deren konkrete Darstellungsform. Daran anknüpfend wird eine in der Forschungspraxis erprobte Form der (teil-)kombinierten Darstellung dargelegt und diskutiert. Ziel des Beitrages ist es, Methoden-Einsteiger*innen eine Hilfestellung für projektorientierte Entscheidungen zu geben und ein Desiderat des Methodendiskurses zu bearbeiten.
Christoph Kairies
Zum Vergleichen in der Dokumentarischen Methode – Am Beispiel zweier Schulleitungsinterviews zur Umsetzung von Inklusion
Zusammenfassung
In diesem Beitrag steht das für die Dokumentarische Methode charakteristische vergleichende Vorgehen im Fokus. Ausgehend von methodologischen Überlegungen zur Bedeutung einer vergleichenden Perspektive werden der Ertrag sowie das forschungspraktische Vorgehen beim Vergleichen anhand zweier Schulleitungsinterviews exemplarisch demonstriert. Die beiden Interviews zur Umsetzung von Inklusion werden in den Schritten der Formulierenden und Reflektierenden Interpretation vergleichend analysiert. Abschließend werden die zentralen Erkenntnisse sowie der Mehrwert eines vergleichenden Modus herausgestellt.
Vildan Aytekin, Mareike Brunk, Ronja Giesen, Nora Katenbrink
Forschen mit qualitativem Längsschnittdesign und Dokumentarischer Methode – Chancen und Herausforderungen in der Erhebung und Auswertung
Zusammenfassung
Der Beitrag fokussiert Chancen und Herausforderungen, die sich aus einer Kombination qualitativer Längsschnittdesigns und der Dokumentarischen Methode ergeben. Dabei wird auf Forschungserfahrungen aus den Dissertationsprojekten der Autor*innen, die im Feld der Übergangsforschung zu verorten sind, Bezug genommen. Im Vergleich zu Studien mit qualitativem Querschnittsdesign bieten Ergebnisse, die im Rahmen qualitativer Längsschnittstudien gewonnenen werden, zusätzliche Vergleichsdimensionen. Der Mehrwert besteht v. a. in der Möglichkeit, prozesshafte Entwicklungen bezüglich der sich in Übergängen befindenden Akteur*innen rekonstruieren zu können. Daneben finden sich auch forschungspraktische Herausforderungen, die insbesondere in den Erhebungs- und Auswertungsphasen im Forschungsprozess auftreten können. Forscher*innen werden gerade in diesen Phasen oftmals mit Fragen konfrontiert, die sich z. B. auf die zeitliche Umsetzbarkeit, den Feldzugang, den Umgang mit Panelmortalität, das Nähe- und Distanzverhältnis sowie auf mögliche Auswertungsstrategien mittels Dokumentarischer Methode beziehen. In Bezug auf diese Herausforderungen werden mögliche Umgangsweisen erörtert, um so einen Einblick in forschungspraktische Erfahrungen mit dokumentarischen Längsschnittstudien zu geben.
Sylvia Jäde, Christoph Labatzki, Miriam Lotze
Ein funktional-rekonstruktiver Blick auf unterrichtsleitende Orientierungen von Lehrkräften am Beispiel des Sportunterrichts – Potenziale für dokumentarische Analysen in pädagogischen und didaktischen Feldern
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert die funktionale Analyse als eine Spielart soziogenetischer Interpretation. An Beispielen aus der Schul- und Unterrichtsforschung weist er zunächst auf Annahmen soziogenetischer Analysen hin, die die Erklärungsrichtung und -reichweite der Interpretationen aufspannen – beispielsweise Passungsverhältnisse von Lehrer*innen- und Schüler*innenhabitus. Mit der funktionalen Perspektive wird im Anschluss eine analytische Verschiebung eingeführt, die sich an der Frage abarbeitet, für welches Problem eine rekonstruierte Praxis eigentlich eine Lösung darstellt. Entlang einer ausschnitthaften, exemplarischen Re-Analyse einer sportpädagogischen Studie werden Anknüpfungspunkte der funktionalen Analyse für schulpädagogische bzw. fachdidaktische Forschungsfelder illustriert und diskutiert.
Nora Katenbrink, Daniel Schiller
Positionierungen im Einzelinterview – Impulse für die dokumentarische Interpretation
Zusammenfassung
Klassischerweise hebt die dokumentarische Interpretation von Einzelinterviews auf Analysen der Zugzwänge des Erzählens, des Textsortengebrauchs sowie der sequenziellen Hervorbringung propositionaler Gehalte ab. Anders als in der Rekonstruktion von Gruppendiskussionen erweisen sich interaktive Diskursbewegungen in der Analyse tendenziell als nachgeordnet. In diesem Beitrag möchte ich eine diskurs- und adressierungsanalytische Akzentuierung in der dokumentarischen Interpretation von Einzelinterviews diskutieren und auf diese Weise die Bedeutungshervorbringung im Interview und damit die Erzählpraxis selbst entlang von Adressierungen und Positionierungen fokussieren. Die methodologischen Überlegungen werden schließlich methodisch an zwei Sequenzen aus einer Interviewstudie angewandt, in der studienleitende Orientierungen von Sportlehramtsstudierenden rekonstruiert werden. Abschließend werden Impulse für die methodische Bearbeitung von Einzelinterviews zur Diskussion gestellt.
Daniel Schiller
Metadaten
Titel
Dokumentarisches Interpretieren als reflexive Forschungspraxis
herausgegeben von
Katharina Graalmann
Sylvia Jäde
Dr. Nora Katenbrink
Dr. Daniel Schiller
Copyright-Jahr
2021
Electronic ISBN
978-3-658-33515-1
Print ISBN
978-3-658-33514-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33515-1