Domain-Namen im Internet

Die Bedeutung von Domain-Namen geht weit über die technische Adressierungsfunktion hinaus. Sie haben vielmehr eine grundlegende strategische Aufgabe bei der Lokalisation von Internet-Angeboten. Domain-Namen bilden die Basis für jegliche Kommunikationshandlung im Internet. Die verschiedenen Applikationen des Internet greifen alle auf Domain-Namen als Adressierungsfunktion zurück. Die meistgenutzte Internetapplikation ist die E-Mail, deren Adresse das Format nutzer@firmenname.de hat. In der am zweitmeisten genutzten Applikation, dem World Wide Web (WWW), wird der Domain-Name firmenname.de ohne Zusatz zur Adressierung genutzt oder als Teil einer Webadresse wie www.firmenname.de/angebot. In beiden Fällen kommuniziert das Unternehmen gegenüber dem Nutzer mit dem Firmennamen in Form des Domain-Namens. Während viele Unternehmen an anderen Stellen die Schreibweise von Firmennamen klaren Richtlinien entsprechend der angestrebten Corporate Identity unterwerfen, wird den Domain-Namen oftmals eine zu geringe Bedeutung beigemessen. Tendenziell ist jedoch zu beobachten, dass die Präsenz der unternehmenseigenen Internet-Adresse in der Werbung, in der Presse, auf offiziellen Firmendokumenten und auf Produktpackungen zunimmt. Das Firmenimage soll dadurch zeitgemäß und modern erscheinen und die Kommunikation mit dem Kunden stärker werden.

Mit der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung von Domain-Namen als Aushängeschild von Internetpräsenzen ist auch die Zahl der juristischen Auseinandersetzungen um Domain-Namen stark gestiegen. Die zum Teil sehr liberale Vergabepraxis hat hierbei vor allem zu namens- und kennzeichenrechtlichen Konflikten geführt. Die Vergabe von Domain-Namen erfolgt weitgehend nach dem Prinzip first come, first served. So verlangt die für die Vergabe von .de-Domains zuständige DENIC eG vom Antragsteller lediglich die Versicherung, dass durch die beantragte Registrierung keine Rechte Dritter wissentlich verletzt werden. Die Registrierung wird dann jedoch grundsätzlich ohne inhaltliche Prüfung hinsichtlich der Berechtigung des Anmelders vorgenommen, so dass die Registrierung dem Anmelder keine unangreifbare Rechtsposition einräumt. Es besteht vielmehr die Möglichkeit, dass Dritte nachträglich gegen die Vergabe einer Domain vorgehen und unter Hinweis auf bestehende Namens- und Kennzeichenrechte oder auf das Wettbewerbsrecht versuchen, die weitere Nutzung der Domain zu untersagen oder eine Freigabe der Domain zu erreichen. Die Gefahr von Kollisionen ist dabei gerade im weltumspannenden Datennetz des Internet besonders groß. Einerseits ist die mehrfache Verwendung desselben Domain-Namens weltweit aus technischen Gründen ausgeschlossen. Andererseits verschwimmen im Internet trotz der verschiedenen Länder-Top-Level-Domains die Grenzen zwischen lokalen, nationalen und internationalen Märkten, so dass sich bei der Wahl des Domain-Namens Personen oder Unternehmen miteinander auseinandersetzen müssen, die außerhalb des Internet mangels regionaler oder branchenspezifischer Nähe keinerlei Berührungspunkte haben.

Domain-Namen sind normale Wirtschaftsgüter, die gekauft und verkauft werden können. Dies stellte bereits das Landesgericht Essen in einem Beschluss vom 22. September 1999 fest (Az. 11 T 370/99). In diesem Kapitel soll es um den Handel mit Domain-Namen gehen, da sich dieser in den letzten Jahren auch in Deutschland stark entwickelt hat.

Seit Bestehen des Domain-Namen-Systems wird von verschiedenen Seiten immer wieder argumentiert, dass das System durch einfachste technische Alternativen ersetzt werden könnte, da es nicht staatlich legitimiert ist und technisch keine besonderen Fähigkeiten aufweist. So wäre es möglich, dass Teile oder die Gesamtheit der domainverwaltenden Organisationen (etwa DENIC, INTERNIC oder sogar ICANN) beschließen, das Domain-Namen-System völlig neu zu ordnen oder die Vergabekriterien grundlegend zu ändern. Dies könnte für Inhaber von Domain-Namen im Extremfall bedeuten, dass möglicherweise mit großem Aufwand aufgebaute Internet-Marken an Wert verlieren. Für den heutigen Wert von Domain-Namen würde es bedeuten, dass ein adäquater Risikoabschlag einkalkuliert werden müsste, da die Preise im Falle einer Änderung des Systems rapide sinken würden. Dieser Preisabschlag wäre vergleichbar mit einem Risikoabschlag, wie er zum Beispiel bei Ölbohrungen in politisch unsicheren Gebieten im Hinblick auf eine drohende Enteignung von staatlicher Seite in Kalkulationen einbezogen wird.