1998 | OriginalPaper | Buchkapitel
Doppelter Lohn für halbe Arbeit?
Die Einführung des „Five-Dollar Day“ bei Ford
verfasst von : Udo Schneider
Erschienen in: Volkswirtschaft in fünfzehn Fällen
Verlag: Gabler Verlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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Am Morgen des 5. Januar 1914 kündigte der Automobilhersteller Henry Ford vor der Detroiter Lokalpresse an, daß er den Lohn eines Arbeiters von 2,34 US-Dollar auf 5 US-Dollar pro Tag erhöhen und gleichzeitig die Arbeitszeit von neun auf acht Stunden am Tag beschränken werde. Dieses „Five-Dollar Day Program“, geknüpft an bestimmte Bedingungen wie eine sechsmonatige Betriebszugehörigkeit, ein Mindestalter von zweiundzwanzig Jahren und eine „ordentliche Lebensführung“, machte Henry Ford über Nacht zum bekanntesten Unternehmer Amerikas und kam einer Revolution auf dem Arbeitsmarkt gleich.Die von Ford gezahlten Löhne waren um so bemerkenswerter, als bei Einführung des Programms in der Region Detroit eine Rezession herrschte und die Arbeitslosenzahlen stark gestiegen waren: Es gab einen Überschuß an Arbeitskräften, und Ford hatte zu diesem Zeitpunkt keine Probleme, Arbeitskräfte anzuwerben, so daß nach der klassischen ökonomischen Theorie der erhöhte Wettbewerb unter den Arbeitnehmern eher zu einer Lohnsenkung hätte führen müssen. Die höheren Löhne waren auch nicht erforderlich, um besser qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, da es gerade bei Ford aufgrund der Fließbandarbeit und den damit verbundenen einfachen Tätigkeiten keinen Bedarf für Fachkräfte gab.Diese Fallstudie zeigt, daß die Einführung des „Five-Dollar Day“ trotzdem durchaus ökonomisch rational war. Sie bescherte der Ford Motor Company nicht nur Arbeitsfrieden und hohe Produktivität, sondern auch hohe Gewinne. Die Vereinbarkeit von hohen Gewinnen mit großzügigen Löhnen ist Kern moderner Arbeitsmarkttheorien, z.B. der Effienzlohntheorie, die hier am Beispiel der Lohnpolitik Henry Fords verdeutlicht wird.