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17.10.2017 | Eigenkapital | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken fahren Kapitalquote hoch

verfasst von: Stefan Terliesner

3:30 Min. Lesedauer

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Die jüngste Auswirkungsstudie zu Basel III von der Deutschen Bundesbank zeigt: Banken erfüllen hierzulande fast alle Anforderungen. Nur in Sachen strukturelles Liquiditätsrisiko besteht noch Handlungsbedarf.

Deutschlands Kreditinstitute erfüllen schon jetzt die Anforderungen des Eigenkapitalregelwerkes Basel III. Dies geht aus der halbjährlichen Auswirkungsstudie zu Basel III von der Deutschen Bundesbank hervor. Dabei ausgeklammert seien allerdings die noch strittigen Vorgaben, zum Beispiel zur Berechnung der risikogewichteten Aktiva, Risk Weighted Assets, (RWA). Der Baseler Ausschuss arbeitet derzeit noch an entsprechenden Regeln mit dem Ziel, Unterschiede bei der RWA-Berechnung zu reduzieren, berichtet die Deutsche Bundesbank. Bekanntlich verwenden große Institute in der Regel unterschiedliche interne Modell, während kleine und mittlere Institute den Standardansatz für das Kreditrisiko ansetzen. Die Aufseher wollen die Spielräume bei den internen Modellen einengen. Alle sechs Monate untersucht die Bundesbank, wie sich die Eigenkapitalreform und die neuen Liquiditätsstandards auf Banken auswirken. Sowohl die sieben international aktiven Banken als auch 30 kleinere Institute erfüllten zum 31. Dezember 2016 "neben den Mindestanforderungen an das harte Kernkapital die vollen Anforderungen an den Kapitalerhaltungspuffer, der seit dem Jahr 2016 schrittweise bis zum Jahr 2019 eingeführt wird.“ Die sieben Großbanken meldeten im Mittel eine

  • harte Kernkapitalquote von 12,7 Prozent, 
  • die kleineren Häuser von 15,7 Prozent, 
  • nach Werten von 11,6 Prozent und 13,5 Prozent per 30. Juni 2016.

Empfehlung der Redaktion

2017 | Buch

Wettbewerb und Stabilität bei deutschen Regionalbanken

Stefan Klaßmüller beschäftigt sich in diesem Buch mit der Wettbewerbsintensität im deutschen Bankensektor und dem Einfluss des Wettbewerbs auf die Bankenstabilität. 

Laut Studie verringerten die Institute seit Juni 2011 ihre Gesamt-RWA um 37,4 Prozent und erhöhten den Bestand an hartem Kernkapital um 36,1 Prozent. Das zeige, "dass die Institute die richtigen Lehren aus der Finanzkrise gezogen haben und wir auf dem Weg zu einem stabilen Finanzsystem sind“, betont Andreas Dombret, der für Bankenaufsicht zuständige Vorstand der Bundesbank. Zudem habe die Stärkung der Kapitalbasis die durchschnittliche Verschuldungsquote beider Gruppen verbessert. Die Leverage Ratio setzt das Kernkapital eines Instituts ins Verhältnis zum nicht risikogewichteten Gesamtengagement. Laut Bundesbank betrug sie Ende 2016 für die großen Häuser im Mittel 3,8 Prozent und für die kleineren Institute im Mittel 5,3 Prozent.

Regionale Unterschiede

In der Finanzkrise hat sich der deutsche Bankensektor als relativ stabil erwiesen. Während in anderen Ländern reihenweise Großbanken vom Staat gerettet werden mussten, war dies hierzulande nur bei wenigen Instituten der Fall, vor allem bei Landesbanken. Im Ausland prägen oft wenig Großbanken einen oligopolistischen Markt. In Deutschland herrscht ein im Vergleich dazu reger Wettbewerb mit entsprechend attraktiven Konditionen für Kunden. Bei der Wettbewerbsintensität gibt es allerdings starke regionale Unterschiede, hat Stefan Klaßmüller in seinem Springer-Buch "Wettbewerb und Stabilität bei deutschen Regionalbanken" festgestellt. Demnach sind Institute auf ländlich geprägten Märkten deutlich stärker von der Konkurrenz abgeschirmt als dies bei Geldhäusern der Fall ist, deren Geschäftsgebiet in urbanen Regionen angesiedelt ist. Zudem untersucht Klaßmüller in seiner Arbeit den Einfluss des Wettbewerbs auf die Stabilität der Banken. 

Institute erfüllen die Liquiditätsanforderungen 

Weiterhin befasst sich die Studie der Bundesbank mit der Liquiditätsdeckungskennziffer, der Liquidity Coverage Ratio (LCR). Die Kennzahl definiert die Mindestanforderung an den Bestand hochliquider Aktiva, die notwendig sind, um ein 30-tägiges Stress-Szenario abzudecken. Den Angaben zufolge betrug die durchschnittliche LCR für die Großbanken 129,9 Prozent und für die kleineren Häuser 172,2 Prozent. Alle Institute beider Gruppen erfüllten damit bereits die aktuell geforderte Quote von 80 Prozent sowie die ab 2018 einzuhaltende Mindestanforderung von 100 Prozent.

Als weitere Liquiditätskennziffer wurde die strukturelle Liquiditätsquote, die Net Stable Funding Ratio (NSFR), betrachtet. Sie ist eine bilanzbasierte Kennzahl, die vorhandene Finanzierungsmittel den zu finanzierenden Aktiva gegenüberstellt. Die NSFR betrug für alle Großbanken im Mittel 100,2 Prozent. Vier Großbanken benötigten per Ende 2016 in Summe noch 40,1 Milliarden Euro an stabilen Mitteln, um eine Mindestquote von 100 Prozent zu erfüllen, berichtet die Deutsche Bundesbank. Bei den kleineren Instituten lag die durchschnittliche NSFR bei 113,9 Prozent. Laut Studie haben fünf Institute noch einen Bedarf von insgesamt zwölf Milliarden Euro.

Die Einführung einheitlicher Liquiditätsziffern war eine Reaktion des Baseler Ausschusses auf die Finanzkrise. Denn die Verwerfungen auf den Märkten ließen auch solche Institute wanken, die hohe Solvabilitätskennzahlen aufwiesen, aber nicht ausreichend gegen kurzfristige Zahlungsengpässe gewappnet waren. In seinem 2017 veröffentlichten Springer-Buchkapital "Liquiditätsregulierung: LCR, NSFR und AMM" bietet Thomas Stern einen Überblick über die Ursachen, Wirkungen und Reaktionen der globalen und europäischen Bankenregulierung im Bereich des Liquiditätsrisikos.

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