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15.02.2017 | Eigenkapital | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Banken ihre Kapitalpuffer stärken

verfasst von: Barbara Bocks, Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

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Die Kernkapitalquote einer Bank ist eine wichtige Kennzahl für die Robustheit im Krisenfall. Welche strategischen Wege Kreditinstitute gehen, um die Quote zu verbessern.

Die Veränderungen in der Regulierung und die Vorgaben von Basel III sollen für mehr Finanzstabilität im Bankensektor sorgen. Geldhäuser müssen unter anderem eine harte Kernkapitalquote von mindestens 4,5 Prozent und eine erweiterte Kernkapitalquote von mindestens sechs Prozent ihres Gesamtforderungsbetrags besitzen, erklären die Autoren Mario Straßberger und Larysa Sysoyeva mit Blick auf die Regelungen zum Kernkapital der Kreditinstitute (Bankmagazin-Ausgabe 11/2016, Seite 32). Sie setze sich unter anderem zusammen aus hartem Kernkapital von 4,5 Prozent plus einem zusätzlichen weichen Kernkapital in Höhe von 1,5 Prozent. Zusammen mit weiteren Kapitalpuffern ab 2019 ergibt sich eine Kapitalquote von 13 Prozent, rechnen die Finanzexperten vor. 

Die Vorgaben von Basel III im Rahmen der Bankenregulierung sollen die Haftungsqualität einzelner Bausteine des Eigenkapitals der Kreditinstitute erhöhen und zusätzliche Kapitalpolster aufbauen. Zudem zielen die Vorgaben darauf ab, "die Eigenkapitalanforderungen für Marktpreis- und Kreditrisiken zu erhöhen", so die Autoren. Durch diese Maßnahmen sollen Banken Risiken besser auffangen können.

Strategien der Großbanken

Die verschärfte Regulierung mit strengeren Eigenkapitalvorschriften treibt auch den Umbau der Geschäftsmodelle bei den Finanzinstituten an, mit denen sie vor allem auf die Marktveränderungen durch die Digitalisierung und neue Wettbewerber reagieren. Ebenso beeinflussen sie deren Risikostrategien und Kapitalisierungsmaßnahmen. Anfang Februar 2017 hat die Mailänder Unicredit-Gruppe die laut Medienberichten größte Kapitalerhöhung einer italienischen Bank in Höhe von 13 Milliarden Euro gestartet. Damit will sie nicht nur den internen Umbauplan "Transform 2019" weiter voranbringen, sondern vor allem die Kernkapitalquote stärken. Zuletzt gab es in Deutschland im Jahr 2010 eine Kapitalerhöhung in Höhe von knapp zehn Milliarden Euro durch die Deutsche Bank –  es war die damals größte Kapitalaufstockung in der Unternehmensgeschichte. Sie sollte die Eigenkapitalreserven des Instituts für die Übernahme der Postbank verbessern.

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Die Kapitalerhöhung der Unicredit läuft noch bis zum 10. März 2017 und ist der erste Schritt, um die eigene Kapitalposition zu verbessern. Außerdem hat das Institut unter anderem seinen Aktionären für das Geschäftsjahr 2016 die Dividende gestrichen. Auch damit will sie ihren Kernkapitalpuffer verbessern. Bis Ende 2019 will das Institut über eine harte Kernkapitalquote von 11,15 Prozent verfügen. Laut Jean-Pierre Mustier, Chief Executive Officer (CEO) der Unicredit, soll sie dann "eine ähnliche Kapitalstärke wie die anderen weltweit systemrelevanten Banken" vorweisen können. Zum Vergleich: Per Ende 2016 lag die harte Kernkapitalquote der Commerzbank bei 12,3 Prozent. Und die Deutsche Bank verfügte zum gleichen Zeitpunkt nach eigenen Angaben trotz enormer finanzieller Belastungen aufgrund internationaler Rechtsstreitigkeiten über eine harte Kernkapitalquote in Höhe von 11,9 Prozent.

Damit liegt die Quote etwas höher als von der Aufsicht gefordert. Ab 2017 muss die Deutsche Bank laut des 2016 durchgeführten aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) auf Konzernebene eine Common Equity Tier-1-(CET 1)-Kapitalquote von mindestens 9,51 Prozent vorhalten. Beim SREP handelt es sich um den neuen ganzheitlichen Ansatz der europäischen Bankenaufsicht und damit der linken Säule sowie einer wesentlichen Kernfunktion der einheitlichen Bankenaufsicht, erklärt Springer-Autor Michael Speth in dem Kapitel "Der neue SREP-Ansatz der internationalen Bankenaufsicht: Fortschritt oder Rückschritt?" des Buchs "Die neue Welt der Banken" (Seite 40 bis 43). Der SREP soll laut Speth eine einheitliche Risikobeurteilung der Bank ermöglichen, einen Aufsichtsplan entwickeln und im Zweifel Korrekturmaßnahmen vorschlagen.

Wie das aussehen kann, zeigt das Beispiel der Kapitalanforderung für die Deutsche Bank durch den SREP. Sie setzt sich nach Angaben des Geldhauses zusammen aus:

  • der Mindestkapitalanforderung aus der ersten Säule (4,5 Prozent),
  • der Kapitalanforderung aus der zweiten Säule (2,75 Prozent),
  • dem Kapitalerhaltungspuffer (1,25 Prozent),
  • dem antizyklischen Kapitalpuffer (gegenwärtig 0,01 Prozent) und
  • dem Kapitalpuffer für global systemrelevante Banken (ein Prozent)

Die Kernkapitalquote ist generell definiert als der Quotient aus Kernkapital und den risikogewichteten Assets (RWA) der Institute. Während eine Kapitalerhöhung den Nenner erhöht, kann ein Institut auch die Qualität der Assets verbessern und dadurch die RWA reduzieren, um zu einer besseren Kernkapitalquote zu gelangen. 

HSH Nordbank beschreitet eigenen Weg

Die HSH Nordbank, für deren Kern- und Abbaubank bis Februar 2018 jeweils ein Käufer gefunden werden muss, geht notgedrungen einen anderen Weg der Sanierung. Bereits Anfang Juli vergangenen Jahres haben die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein der Landesbank nach Medienberichten in einem Beihilfeverfahren der Europäischen Kommission marode Schiffskredite im Buchwert von fünf Milliarden Euro abgekauft. Weitere 3,2 Milliarden Euro dieser Kredite darf das Institut innerhalb des EU-Verfahrens noch verkaufen. Damit steigert das Institut unter anderem auch seine Kernkapitalquote und erhöht die Erfolgsaussichten auf einen Verkauf.

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