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2024 | Buch

Einblick: Videotelefonie und Design

Potenziale und Perspektiven im Kontext von Nähe und Distanz

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Über dieses Buch

Der Band beschäftigt sich mit der Erforschung sozio-interaktiver Potentiale der Videotelefonie im Kontext von Nähe und Verbundenheit mit Fokus auf dem Eigenbild sowie dem Rederechtswechsel. Die Videotelefonie als Kommunikationsform hat sich – und darauf deuten die Erfahrungen der Covid-19-Pandemie hin – im lebensweltlichen Alltag der Menschen etabliert und wird dort in naher Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Auf Basis ihrer Möglichkeiten und Errungenschaften ist es inzwischen Realität und Lebenswirklichkeit, dass die Kommunikation sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Kontext mittels verschiedenster Kanäle stattfindet. Der Videotelefonie kommt hierbei als solche nicht nur eine tragende Funktion, sondern auch eine herausragende Rolle bei der vermeintlichen Reproduktion der Face-to-Face-Kommunikation im digitalen Raum zu und wird wie selbstverständlich zum zwischenmenschlichen Austausch genutzt. Just an diesem Punkt knüpft die Forschungsarbeit an. Zentral stand dabei das Vorhaben einer dezidierte Untersuchung des Forschungsgegenstandes Videotelefonie, sowohl aus Kultur- als auch Technikhistorischer, aber auch Medien-, Wahrnehmungs- wie Kommunikations- theoretischer Perspektive, indem analytische und phänosemiotische Perspektiven miteinander in Beziehung gesetzt werden (z.B. Wahrnehmungsbedingungen, Interaktionsmerkmale, realisierte Kommunikationsprozesse etc.). Die Arbeit ist damit vor allem im Bereich des Produkt- und Interactiondesigns zu verorten, adressiert jedoch auch Motive der Medien- und Wahrnehmungstheorie. Darüber hinaus hat sie das Ziel der Darlegung und Begründung der Videotelefonie als eigenständige Kommunikationsform, welche durch eigene, kommunikative Besonderheiten, die sich in ihrer jeweiligen Ingebrauchnahme sowie durch spezielle Wahrnehmungsbedingungen äußern, und die die Videotelefonie als »Rederechtswechselmedium« avant la lettre konsolidieren, gekennzeichnet ist. Dabei soll der Beweis erbracht werden, dass die Videotelefonie nicht als Schwundstufe einer Kommunikation Face-to-Face, sondern als ein eigenständiges Mediatisierungs- und Kommunikationsereignis zu verstehen sei. Und eben nicht als eine beliebige – sich linear vom Telefon ausgehende – entwickelte Form der audio-visuellen Fernkommunikation darstellt, sondern die gestalterische (Bewegtbild-)Technizität ein eigenständiges Funktionsmaß offeriert, welches wiederum ein innovatives Kommunikationsmilieu im Kontext einer Rederechtswechsel-Medialität stabilisiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Begriffe und Verortung des Kontexts
Zusammenfassung
Inhalt des Kapitels ist die Darlegung und Verortung des Forschungsgegenstands Videotelefonie sowie der damit verbundenen Kontexte. Der Schwerpunkt liegt dabei insbesondere auf einer rahmenden Klärung der verschiedenen Ausprägungen von Kommunikation, die im Rahmen dieser Arbeit von Relevanz sind. Dazu zählen: (1) Zwischenmenschliche Kommunikation (Unterschiedliche Kommunikationsbegriffe und -modelle, Verbale und Nonverbale Kommunikation), (2) technisch-vermittelte (und computervermittelte) Kommunikation sowie (3) die Mensch-Computer-Kommunikation. Die Darlegung erfolgt rein deskriptiv, jedoch bereits in Vorausschau der nachfolgenden Kapitel sowie der Schwerpunktsetzung der Arbeit. Zudem wird erstmals die These unterbreitet wonach die Videotelefonie eine autarke Kommunikationsform darstellt, die durch eigene Charakteristika und einen eigenständigen Duktus gekennzeichnet ist und infolgedessen nicht auf ihre Mängel und Unzulänglichkeiten im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation zu reduzieren, sondern als eigenständige Art der Kommunikation zu betrachten und zu begreifen ist.
Tobias Held
2. State of the Art
Zusammenfassung
Ziel des Kapitels ist es, ein umfassendes Verständnis der Videotelefonie zu vermitteln und ihre Bedeutung in verschiedenen Forschungsbereichen zu beleuchten, um die Grundlage für zukünftige Untersuchungen und Designentscheidungen zu schaffen. Dafür wird ein State of the Art der Videotelefonie erarbeitet, der deren historische, technische, kulturelle und begriffliche Aspekte sowie ihre Relevanz in verschiedenen Forschungsbereichen beleuchtet. Das Kapitel betont dabei die Notwendigkeit einer umfassenden Darstellung der Videotelefonie, die von ihren Anfängen bis zur Gegenwart reicht. Dabei werden bereits existierende Forschungsansätze berücksichtigt und Möglichkeiten zur Schließung möglicher Forschungslücken untersucht.
Dazu werden drei Grundannahmen audiovisueller Fernkommunikation identifiziert: (1) Individualkommunikation, (2) die Bedeutung von visuellem Kontakt und (3) die Unterschiede zur Face-to-Face-Kommunikation. Zudem werden sechs Forschungsschwerpunkte gesetzt: (1) Terminologie, (2) Historie, (3) der intermediale Vergleich, (4) Unternehmenskommunikation, (5) kommunikationswissenschaftliche Aspekte und (6) Medienpraktiken.
Der Fokus des Kapitels liegt auf zeitgenössischen Debatten und Interessen, insbesondere in Bezug auf die Kommunikationswissenschaft, den Einfluss der Technik auf die Kommunikation und Medienpraktiken. Dafür wird hervorgehoben, dass der State of the Art nicht nur medientheoretisch, sondern auch medienpraktisch hergeleitet ist. Er untersucht die Auswirkungen der Videotelefonie auf Designprozesse, Erlebnisse und menschliche Erfahrungen.
Tobias Held
3. Vorstudie: Untersuchung Technologischer und Kommunikativer Einflussfaktoren
Zusammenfassung
In den vorherigen Kapiteln wurden Überlegungen zur Entstehung von Nähe und Verbundenheit in der privaten Videotelefoniekommunikation erörtert. Wichtig war das Zusammenspiel von Design, Technik und Kommunikation in Bezug auf Bildausschnitt, Format und Perspektive. Trotz dieser theoretischen Diskussion fehlen bisher jedoch empirische Validierungen oder Widerlegungen dieser Paradigmen, was jedoch entscheidend für die weitere Forschung und das Erreichen des Ziels der Verbindung von Design- und Medientheorie mit praktischer Umsetzung ist.
Die erarbeitete Vorstudie zielt darauf ab, zur Schließung jener Lücken beizutragen. Dafür wurde eine Online-Nutzerbefragung durchgeführt, die die Auswirkungen visueller Elemente der Videotelefonie auf das Gefühl der Verbundenheit hin untersucht.
In den darauffolgenden Experimentalkomplexen wurden vertiefende Untersuchungen durchgeführt und sich auf die realistische Nutzung von Geräten und Softwareanwendungen konzentriert. Dabei stand die Wechselwirkung zwischen Design und Technik im Mittelpunkt. Die Schlüsselfragen der Vorstudie lauten: (1) Welche Rolle spielt das Bildformat? Gibt es Nutzerpräferenzen? Beeinflusst der Bildausschnitt oder die Distanz zur Kamera das Näheempfinden? Gibt es Anwendbarkeiten der Theorie der natürlichen Distanzzonen auf die Videotelefoniekommunikation? (2) Wie werden unterschiedliche Kameraperspektiven wahrgenommen? Beeinflussen sie die Wahrnehmung des Gesprächspartners oder die Selbstwahrnehmung? (3) Welche Rolle spielt der Augenkontakt? Beeinflusst verschiedene Blickrichtungen oder direkter Blickkontakt das Gefühl der Verbundenheit?
Tobias Held
4. Experimentalteil – Designresearch
Zusammenfassung
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln die hergestellten Überlegungen und Bezüge zugleich design- und medientheoretisch kontextualisiert sowie die aus Gestaltungssicht kritischen Merkmale der Videotelefonie destilliert und in Form diverser Vorstudien getestet wurden, liegt der Schwerpunkt der weiteren Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema nun im Bereich der Synthese und Demonstration. Neben der zentral stehenden Betrachtung und Erforschung des Themenkomplexes des Rederechtswechsels (Abschn. 4.3), wird das Augenmerk dabei auf dem Eigenbild sowie den damit verbundenen sekundären Effekten und sozio-interaktiven Potenzialen, die ebenfalls einen tragenden Teil der eigenen Forschung bilden, liegen. Wesentliches Element bildet dabei das subjektive Erleben der NutzerInnen sowie das körperlich-räumliche Empfinden und die Frage nach den sich daraus ergebenden Wechselwirkungen.
Tobias Held
5. Erkenntnisse und Ausblick
Zusammenfassung
In diesem abschließenden Kapitel der Arbeit werden die Erkenntnisse und Ergebnisse zusammengefasst, die sowohl aus der theoretischen Auseinandersetzung als auch aus praktisch-gestalterischen Experimenten und deren Analysen gewonnen wurden. Die zentralen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen werden herausgestellt und für zukünftige Diskussionen aufbereitet.
Das Kapitel beginnt mit einer Zusammenfassung der relevanten Erkenntnisse aus der gesamten Arbeit. Anschließend folgt eine abschließende Diskussion, die die Interpretation, Evaluation und Innovation der Ergebnisse sowie den Forschungsbias behandelt. Im nächsten Schritt wird ein subjektives und objektives Fazit gezogen, das die wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zusammenfasst. Dabei wird auch ein Ausblick auf die Anschlussfähigkeit und Fortführung der Forschungsarbeit und ihrer Ergebnisse gegeben.
Insgesamt dient dieses Kapitel dazu, die Arbeit zu einem Abschluss zu bringen, die Bedeutung der gewonnenen Erkenntnisse zu betonen und mögliche Perspektiven für zukünftige Forschung und Anwendungen aufzuzeigen.
Tobias Held
Backmatter
Metadaten
Titel
Einblick: Videotelefonie und Design
verfasst von
Tobias Held
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44585-0
Print ISBN
978-3-658-44584-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44585-0