Die Wissenschaften haben das Ziel,
Phänomene (z. B. Wetter, Materie, Himmelskörper, menschliches Verhalten u. a.) mittels
Theorien zu beschreiben und zu erklären. Eine
Theorie ist dabei – sehr allgemein formuliert – ein konzeptionelles (sprachliches und/oder formal-mathematisches) Werkzeug zur Erfassung (Beschreibung und Erklärung) der Realität (Phänomen). Dies ist (idealtypisch) der Hintergrund zur Entstehung von
Technologie (zur Behebung der mit dem Phänomen verbundenen Probleme für die Menschen) und zur Vorhersage über das zukünftige Verhalten des Phänomens. Die
Theorie der strategischen Unternehmensführung ist bestrebt, das Phänomen „Unternehmenserfolg“ sprachlich-konzeptionell zu erfassen und ggf. zu klassifizieren (beschreibendes Element der Theorie, siehe bspw. „Ziele von Unternehmen“ in Abschnitt 1.6), zu erklären und für das einzelne Unternehmen vorhersagbar zu machen (z. B. für Aktienanalysten). Dazu werden auch verbundene Phänomene wie bspw. der
Wettbewerb oder das Verhalten von Managern in die Erklärungsansätze integriert. Beides, sowohl Beschreibung als auch Erklärung für Unternehmenserfolg, kann (daher) aus unterschiedlichen Perspektiven (
Paradigmen) betrachtet werden, die ggf. unvereinbare Theorien hervorbringen (
Inkommensurabilität). In der Theorie der strategischen Unternehmensführung sind dies die in Abschn. 1.5 diskutierten Ansätze sowie (spezifischer) der
Resource-Based View (auch als Inside-Out Perspektive bezeichnet, s. Kap.
4), die den Erfolg des Unternehmens aus seiner Ressourcenbasis erklärt, und dem
Market-Based View (auch als Outside-In Perspektive bezeichnet, s. Kap.
3,
5 und
6), der den Erfolg durch eine starke Position in einem attraktiven Markt herleitet (Anm.: Dieses Buch ist bestrebt, die Ideen beider Perspektiven zu verknüpfen). Theorien über das Wesen und die Beeinflussung des Erfolgs von Unternehmen werden dann innerhalb dieser paradigmatischen Ansätze
logisch-deduktiv (idealtypisch mathematisch) oder
induktiv (aus der Interpretation von Beobachtungen) hergeleitet (beide Varianten haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die
Wissenschaftstheorie bevorzugt aufgrund des
Induktionsproblems den logisch-deduktiven Ansatz). Der Kanon der (erklärenden) Strategien bzw. strategischen Ansätze wird dabei/dadurch ständig erweitert, auch weil im Laufe der Zeit neue Grundlagen für das Phänomen (durch bspw. Technik wie aktuell die
Digitalisierung etc.) entstehen. Strategien sind in diesem Kontext dann Technologie, die aus Theorien abgeleitet werden, um auf das Phänomen bzw. dessen Problematik einzuwirken. Die Begriffe, Konzepte und Strategien, die im vorliegenden Buch dargestellt werden, vermitteln in diesem Sinne sowohl Technologiewissen als auch einen
Theoriehintergrund, um ein besseres Verständnis einer Management-Situation (hinsichtlich deren Chancen und Risiken) und – dadurch – bessere Management-Entscheidungen zu erreichen (s.
Entscheidungsansatz der BWL). So soll die
Zufälligkeit des unternehmerischen Erfolges reduziert werden – es wird davon ausgegangen, dass strategisch geführte Unternehmen erfolgreicher sind als nicht-strategisch geführte. Die
strategische Unternehmensführung ist (daher) als wissenschaftliche Disziplin für Unternehmen, ihre Manager und marktwirtschaftlich orientierte Gesellschaften von Bedeutung.