2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung: Konturen einer erweiterten Forschungsagenda
verfasst von : Hans-Jürgen Bieling
Erschienen in: Die Globalisierungs- und Weltordnungspolitik der Europäischen Union
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Europadiskurs hat sich seit Ende der 1990er Jahre erkennbar verlagert. Lange waren in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion vor allem die internen Dynamiken, d.h. die Ursachen, die politisch-institutionellen Organisationsformen und sozioökonomischen Effekte der europäischen Integration in den Blick genommen worden. Im Vordergrund standen die internen Interessenkonstellationen, Leitbilder, Instrumente und Kompromisse, die den Integrationsprozess maßgeblich geprägt haben. So ging es in den Römischen Verträgen von 1957 primär um die Institutionalisierung einer Zollunion, einer Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und einer Kooperation im Bereich der Atomenergiepolitik. Auch die Integrationsfortschritte der 1970er Jahre – so z.B. die Einrichtung der Forschungs- und Technologiepolitik (1974), ebenso der Regionalpolitik (1975), des Europäischen Rates (1975), des Europäischen Währungssystems (EWS, 1979) oder die ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament (EP, 1979) – verdeutlichen, dass sich die europäische Politik darauf konzentrierte, die internen Kooperationsformen und Entscheidungsverfahren zu verbessern. Durch den Integrationsschub der 1980er und 1990er Jahre änderte sich hieran zunächst nur wenig. So waren die wiederholten Vertragsrevisionen vornehmlich dadurch motiviert, die interne Operationsweise der Europäische Union durch transparentere und effektivere Entscheidungsverfahren zu stärken und durch eine umfassendere Partizipation nicht-staatlicher Akteure die Legitimationsbasis des EU-Systems auf eine breitere Grundlage zu stellen.