2011 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung, oder: Über Missverständnisse zwischen Köchen und Konditorinnen
verfasst von : Jochen Dehling, Klaus Schubert
Erschienen in: Ökonomische Theorien der Politik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Auf einer Party lernen sich ein Koch und eine Konditorin kennen und beginnen einen kleinen Flirt. Er möchte Sie beeindrucken und fängt an, von seiner Arbeit in einem bürgerlichen Restaurant zu erzählen. Besonders für seine saftigen und unvergleichlichen Steaks werde er von Kollegen wie Kunden bewundert. Detailliert beschreibt er, wie und woran man besonders gutes Fleisch erkenne und worauf man bei Kauf und Zubereitung achten müsse. Als seine Gesprächspartnerin plötzlich anfängt, mit wachsender Begeisterung zu beschreiben, wie sie eine für ein Steak zubereiten würde, ist er völlig überrascht und meint, seine Gesprächspartnerin sei von seinen Leistungen nicht sehr beeindruckt. Der Koch – ein wenig in seiner Berufsehre getroffen und langsam daran zweifelnd, ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mit einer überambitionierten (!) Konditorin zu flirten – entgegnet daraufhin, dass er gelernter Koch sei und es um die Zubereitung eines Steaks gehe – Schokoladensaucen seien hier sicher absolut fehl am Platz. Sie als Konditorin solle lieber bei ihren Torten und Pralinés bleiben, denn dort gehörten Schokoglasuren eindeutig hin. Er würde ihr schließlich auch keine Empfehlungen für die Herstellung ihrer Süßspeisen geben. Die Konditorin entgegnet, nun ebenfalls genervt, was er denn wolle, sie habe doch nur mal laut nachgedacht, schließlich arbeiteten sie beide mit Nahrungs- und Genussmitteln. Nur weil sie Konditorin sei und er Koch, hieße das ja noch lange nicht, dass es keine Gemeinsamkeiten gäbe und ihre Art der Kreativität nicht auch in seinem Gewerbe nützlich sein könnte. Noch bevor der Koch etwas entgegnen kann, macht sie auf dem Absatz kehrt und lässt ihn stehen, während er, etwas konsterniert dreinschauend, sich fragt, an welcher Stelle das Gespräch anfing, schiefzulaufen.