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2004 | OriginalPaper | Buchkapitel

Einleitung

verfasst von : Christoph Rohde

Erschienen in: Hans J. Morgenthau und der weltpolitische Realismus

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Hans J. Morgenthau (1904–1980), ein Deutscher jüdischer Herkunft aus Coburg, gehört zu den einflussreichsten Gelehrten aus der deutschen Emigration. Der von ihm entwickelte politikwissenschaftliche Ansatz des Klassischen Realismus gilt als der geistesgeschichtliche Ausgangspunkt des systematischen Studiums der politikwissenschaftlichen Disziplin der internationalen Politik überhaupt. Sein Hauptwerk Politics Among Nations1 wurde in verschiedenste Sprachen übersetzt. Auf deutsch heißt das Opus Macht und Frieden. Dessen Publikation schlug in den USA, einem von einem „historischen Optimismus“2 und von eigener moralischer Auserwähltheit3 überzeugten Land, ein wie eine Bombe. Denn es vermochte Antworten auf scheinbar dämonische historische Prozesse zu geben, denen sich die USA ausgesetzt sahen. Es stellte die internationale Umwelt nicht als eine Welt der Harmonie dar, die von einzelnen Übeltätern vorübergehend gestört würde, sondern als permanenten Schauplatz von Macht- und Interessenkonflikten, die sich häufig auch gewaltsam äußern würden, vor allem dann, wenn Macht in ungezähmter Form in der Weltpolitik vorliege4. Die von vielen Beobachtern angeblich nicht anerkannte5 Machtzent- riertheit der internationalen Politik erklärte Morgenthau aus der Natur des Menschen einerseits6 und den anarchischen Strukturbedingungen des internationalen Systandererseits.7 Die Dramen der beiden Weltkriege8 und die Tatsache des unerwartet aufkommenden Kalten Krieges wusste Morgenthau mit Hilfe seiner Mächtegleichgewichtstheorie plausibel zu erklären. Mit Hilfe einer historischen Analyse des nationalen Interesses der USA seit deren Gründung versucht Morgenthau zu zeigen, dass die USA ihre Grundinteressen in drei Kreisen vertraten: (1) der Vorherrschaft in der westlichen Hemisphäre, (2) der Verteidigung eines Mächtegleichgewichts zwischen den Nationen in Europa und (3) in Asien.9 Aus diesem Grundinteresse leitet er Strategien für die US-Außenpolitik ab.

Metadaten
Titel
Einleitung
verfasst von
Christoph Rohde
Copyright-Jahr
2004
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-80529-4_3