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Erschienen in:
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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

1. Einleitung

verfasst von : Joachim Blatter, Phil C. Langer, Claudius Wagemann

Erschienen in: Qualitative Methoden in der Politikwissenschaft

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

In Kapitel 1 wird die Wichtigkeit von Methoden in der sozialwissenschaftlichen Forschung herausgestellt. Anhand einschlägiger Publikationen wird aufgezeigt, wie sich die Debatte darum, was unter qualitativen Methoden verstanden wird, in den letzten Jahren entwickelt hat. Aus einem pluralistisch-pragmatischen Verständnis qualitativer Methoden heraus geht es darum, methodische Entscheidungen den Zielsetzungen politikwissenschaftlicher Forschung sowie den sich daraus ergebenden prototypischen Fragestellungen zuzuordnen. Ein Schwerpunkt des ersten Kapitels bildet darüber hinaus eine Einführung in die forschungsphilosophischen Hintergründe. Hierbei werden Methodologie und angewandte Methoden in den Kontext ontologischer und epistemologischer Grundannahmen gestellt. Vor diesem Hintergrund werden die im Buch vorgestellten Methoden vorgestellt und in einen größeren forschungsphilosophischen Zusammenhang eingebettet.

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Fußnoten
1
Die Autoren bedanken sich ganz herzlich bei Ulrike Auge, Eva Granwehr, Paola Galano, Lars Paulus und Nils Sartorius für deren vielfältige und sehr wertvolle Hilfe bei der Erstellung dieses Buches.
 
2
Im Sinne geschlechtergerechter Formulierung verwenden wir im ersten und dritten Kapitel die weibliche Formulierung, im zweiten und vierten Kapitel die männliche. Dies bedeutet aber nicht, dass wir Angehörige des jeweils anderen Geschlechts oder Menschen mit davon abweichendem Geschlechtsverständnis von der Lektüre ausschließen wollen, sondern dient lediglich der Herstellung von – im Vergleich etwa zu Binnen-I, Unterstrich und Asterisk – leichterer Lesbarkeit.
 
3
Der Wissenschaftstheoretiker Imre Lakatos schlug bereits, nebenbei bemerkt, zu Beginn der 1950er Jahre die Einführung von folgenden Kapiteln in Lehrbücher vor: „Methods for stimulating curiosity and developing it into interest“, „How to teach to think scientifically“ und – eingeleitet mit einem ironischen „Gott behüte!“ – auch „How to teach people to doubt“ (zitiert nach Motterlini 2002, S. 489). Vielleicht gelingt uns ohne entsprechende Kapitelsignaturen eine zumindest ansatzweise Einschreibung dieser Forderungen in dieses Lehrbuch.
 
4
Üblicherweise greift ein solches Verständnis aber zu kurz, nachdem auch innerhalb der statistischen Verfahren zahlreiche Unterscheidungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten vorliegen, die sich nicht zuletzt aus den verschiedenartigen Ursprüngen statistischer Methoden in den Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie und der Psychologie ergeben. Zudem arbeiten Methoden wie die Netzwerkanalyse quantifizierend, können aber wohl kaum als „statistisch“ bezeichnet werden. Auch der neue Trend, Experimente für politikwissenschaftliche Fragestellungen zu verwenden (Kittel et al. 2012; Kubbe 2016), wird zwar gerne den quantitativen Verfahren zugerechnet, vielleicht weil statistische Methoden zumindest als Annäherung an die Experimentallogik gesehen werden (Lijphart 1971), aber dafür gibt es eigentlich keinen objektiv nachvollziehbaren Grund.
 
5
In Fortführung der wissenschaftsgeschichtlichen Analysen von Thomas Kuhn lassen sich die so sich vollziehenden disziplinären Abläufe indes weniger als Weiterentwicklung denn als Ausdruck einer „normalwissenschaftlichen“ Forschung verstehen. In seinem einflussreichen, wenngleich an den Naturwissenschaften orientierten Buch Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (Kuhn 1996) werden wegweisende Paradigmenwechsel zumeist durch Anomien ausgelöst, die an der Peripherie einer Disziplin oder gar von Außen produziert werden.
 
6
Der Einbezug von Mixed-Methods-Designs würde den Rahmen eines einführenden Lehrbuchs in qualitative Methoden sprengen. Wir haben uns daher entschieden, sie hier nicht ausführlicher vorzustellen, und verweisen auf vorliegende Standardlehrbücher von Creswell und Plano Clark (2010) sowie Tashakkori und Teddlie (2010). Einschlägige Aufsätze zur Verwendung von Mixed Methods in der politikwissenschaftlichen Forschung sind u. a. in der Fachzeitschrift Mixed Methods Research zu finden (z. B. Thlaler 2015; Weaver-Hightower 2013; Wolf 2010).
 
7
Jonathan Grix (2002, S. 176) vermerkt dazu in einem Beitrag in der Zeitschrift Politics: „More importantly, a clear and transparent knowledge of the ontological and epistemological assumptions that underpin research is necessary in order: (1) to understand the interrelationship of the key components of research (including methodology and methods); (2) to avoid confusion when discussing theoretical debates and approaches to social phenomena; and (3) to be able to recognise others’, and defend our own, positions“.
 
8
Das entspricht auf Ebene des wissenschaftlichen Diskurses (und der entsprechenden sozialwissenschaftlichen Subdisziplin) der Lehre (griechisch: logos) über die korrekte Anwendung der Methoden, was in dem hier skizzieren Verständnis eben auch die Entwicklung eines methodischen Designs zur Datenerhebung und -auswertung auf Basis einer Problemstellung bzw. Forschungsfrage beinhaltet.
 
9
Der Pragmatismus, dessen Entwicklung maßgeblich mit den Namen der US-amerikanischen Philosophen Charles Sanders Peirce, William James und John Dewey verbunden ist, begründet eine prozess- und vor allem problemlösungsorientierte Forschungshaltung, der es weniger um Fragen von „Wahrheit“ oder „Wirklichkeit“ geht, sondern um die beste als erfolgversprechendste Strategie der Beantwortung einer Forschungsfrage. Scott und Briggs (2009, S. 229) fassen dies pointiert zusammen: „There are no first principles. There is just what has been found to work best.“ Zur Begründung qualitativer und Mixed-Methods-Forschung unter Bezug auf den Pragmatismus siehe auch Creswell und Plano Clark (2010, S. 20–28), Bethmann und Niermann (2015) und Koivu und Kimball Damman (2015).
 
10
In dieser bestimmten Sicht erscheint das Experiment als privilegierte Technik, da es das kontrafaktische Verständnis von Kausalität mit dem sog. Manipulationsansatz verbindet (vgl. Brady 2008).
 
11
Wie wir später sehen werden, gibt es aber mehrere Möglichkeiten, wie eine substantialistische Erklärung ausfallen kann. Diese unterscheiden sich in Bezug auf die (relative) Bedeutung von materialistischen versus idealistischen Faktoren und in Bezug auf die Bedeutung von makro- und mikroanalytischen Faktoren (Blatter 2016).
 
12
Es gibt aber noch einen weiteren Grund für die Verwendung der englischen Begriffe in dieser Übersicht. Dieser liegt darin, dass wir uns in den nachfolgenden Kapiteln dieses Methodenbuches nur beschränkt an der hier vorgestellten Typologie orientieren. Insbesondere die Kap. 2 und 4 dieses Methodenbuches stellen einzelne Methoden so vor, wie sie sich in der sozialwissenschaftlichen Praxis entwickelt haben, während sie an dieser Stelle als Idealtypen präsentiert werden, d. h. als in sich möglichst stimmige und als voneinander möglichst distinkte Methodologien. Den zentralen analytischen Aspekt jeder dieser idealtypischen Methodologien haben wir aber in die deutsche Sprache übersetzt und rechts unten als Ergänzung zum bezeichnenden Begriff in die Abbildung aufgenommen.
 
Metadaten
Titel
Einleitung
verfasst von
Joachim Blatter
Phil C. Langer
Claudius Wagemann
Copyright-Jahr
2018
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14955-0_1