Einleitung

Auszug

Die Fallstudie als didaktisches Instrument geht zurück auf die Ausbildung von Studierenden in Recht und Management an der Harvard University des frühen 20. Jahrhunderts. Diese Lehrform hat sich seither stark verbreitet und bewährt sich zum Erschließen vertiefter Zusammenhänge von konkreten Sachverhalten. Die Reflexion einer exemplarischen Situation steht im Vordergrund jeder Fallstudie dieses Buchs. Die den Fällen innewohnenden mehrdeutigen Problemlagen und vielfältigen Lösungsmöglichkeiten sollen zur vertieften Analyse der Sachlage und zur kreativen Lösungsgenerierung anregen. Dadurch können höhere Lernziele auf der Bloom'schen Lernzieltaxonomie, wie z. B. die Synthese aus unterschiedlich kombinierten Lerninhalten oder die Beurteilung der Praxisrelevanz eines theoretischen Modells, erreicht werden. Hierfür gilt es, einen Falltext zu analysieren und das Problem zu verstehen, Informationen zu systematisieren, verschiedene Kontexte, Akteure und Einflussfaktoren zu identifizieren, neue Lösungsrichtungen unter Beiziehung von Theorien und Methoden zu finden, Problemlagen, Theorien und Lösungsalternativen zu bewerten und einzelne Bausteine zu einem Gesamten zusammenzufügen. Dabei soll auf vorgängig erworbenes Wissen zurückgegriffen werden können, jenes aber für die Fallsituation adaptiert und im besten Fall weiterentwickelt werden. Je nach Aufgabenstellungen sind konkrete Empfehlungen zu formulieren. Insofern verlagert sich beim Einsatz von Fallstudien im Lehr-Lernprozess die Verantwortung vom Lehrenden zum Lernenden. Die Studierenden werden von der passiven Wissenskonsumation in die Rolle der aktiven Wissenskonstruktion versetzt. …