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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

1. Einleitung

verfasst von : Josua Schneider

Erschienen in: Frieden ist schwieriger als Krieg

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Am 26. September 2016 wurde in der kubanischen Hauptstadt Havanna – unter der Mitwirkung der Länder Norwegen, Chile und Venezuela – nach einer vierjährigen Verhandlungsdauer das Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der ältesten Guerillagruppe Kolumbiens FARC-EP – Fuerzas Armadas Revolucionarias de ColombiaEjército del Pueblo (zu Deutsch: Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee) unterzeichnet. Damit endete offiziell der Kriegszustand zwischen den beiden bedeutsamsten Akteuren im kolumbianischen Bürgerkrieg, der als ältester Konflikt auf dem lateinamerikanischen Kontinent gilt, dessen Beginn auf die Gründung der FARC im Jahr 1964 zurück datiert wird und der bis dahin nahezu 220.000 Menschen das Leben gekostet hatte Bei der Guerillagruppe handelte es sich um jene Aufstandsbewegung, die am längsten fortbestand und die das größte territoriale und militärische Wachstum erreicht hatte.

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Fußnoten
1
In Anlehnung an Schimank (2016, S. 44 f.) soll hier der Akteursbegriff Einheiten umfassen, „die sinnhaft und intentional handeln, und den wiederum von anderen Akteuren Handeln zugeschrieben werden kann.“ Der Begriff des Akteurs unterscheidet sich von dem des Individuums insofern, als dass er sich sowohl auf den Einzelnen als auch auf Organisationen, soziale Gruppen oder soziale Bewegungen bezieht. Diese werden als aus Einzelnen „zusammengesetzte“ handelnde Einheiten begriffen und in der Konsequenz als überindividuelle Akteure in Abgrenzung zu individuellen Akteuren verstanden (ebd., S. 45). Staat und FARC-Guerilla als Konfliktakteure werden demgemäß als aus einer Vielzahl von Einzelnen zusammengesetzte Entitäten betrachtet, die sich jeweils durch gemeinsame Zielsetzungen auszeichnen und daher im Zuge dieser Arbeit als Einheit behandelt werden. Weiter wird davon ausgegangen, dass offizielle Verlautbarungen dieser Einheiten mehrheitlich Akzeptanz bei den Einzelnen jener Einheiten finden und somit repräsentativ für die Gesamtheit sind. Hinsichtlich des Staatsakteurs sei hinzugefügt, dass hier insbesondere von Einzelakteuren die Rede ist, die sich in seinem Namen an Konflikthandlungen beteiligen.
 
2
Ursprünglich im Guerillaverband Bloque Sur organisiert, benannten sich die Widerstandskämpfer um Manuel Marulanda und Jacobo Arenas im Jahr 1966 in FARC um. Die endgültige Umbenennung in FARC-EP erfolgte im Zuge der siebten Guerilla-Konferenz der FARC im Jahr 1982, auf der eine strategische Neuausrichtung beschlossen wurde, die neben der Guerilla-Kriegsführung nun auch großangelegte militärische Offensiven beinhalten sollte. Die Bezeichnung der Organisation soll im Folgenden gemäß ihrer Benennung in der jeweiligen Konfliktepoche erfolgen.
 
3
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet; in der Regel wird die männliche Schreibweise verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten grundsätzlich für beiderlei Geschlecht.
 
4
Wenn im Folgenden von Identität die Rede ist, soll damit generell von kollektiver Identität ausgegangen werden. Grundsätzlich stellt Identität das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft dar. Nach George Herbert Mead (1973) wird die Identität eines Individuums durch die Interaktion mit anderen Individuen konstituiert, was letztlich zur Herausbildung einer Gesellschaft führt. Eine bei Individuen ähnlich ausgeprägte Identität soll demgemäß als kollektive Identität verstanden werden, also als eine Form des Selbstverständnisses oder der Selbstbeschreibung von sozialen Gruppen. Dabei nimmt die Kommunikation die grundsätzliche identitätsbildende Funktion ein, die nicht nur an andere, sondern an das Subjekt selbst gerichtet ist. Danach übernimmt ein Individuum die Identitätsstrukturen einer Gruppe, wenn es sich über einen längeren Zeitraum mit dieser umgibt und infolgedessen durch den unmittelbaren Umgang mit ihr geprägt wird. Laut Giesen (1999) erwachsen Konstruktionen kollektiver Identitäten aus dem Angebot einer Sinndeutung und bewusst wählbarer Zugehörigkeit als auch aus ursprünglichen Gemeinschaften, die ihre Identität aus Ritualen schöpfen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll von politisch gesteuerter Identitätsstiftung ausgegangen werden; die Konfliktakteure als Gruppengemeinschaften sind durch ein spezifisches Identitätsbewusstsein geprägt, welches nicht zuletzt durch gemeinsame signifikante Symbole und gemeinsames Handeln entsteht.
 
5
Nachfolgend soll unter Kultur das tradierte Wissen und Verhalten eines sozialen Kollektivs verstanden werden, welches sich in der Haltung einer ganzen Bevölkerung oder spezieller Untergruppen (Sub- und Randkulturen, Stadt- und Organisationskulturen etc.) widerspiegelt. Die sozial geteilten gedanklichen Modelle und Symbolisierungen verhalten sich nicht statisch, sondern zeigen sich durch wechselseitige Beeinflussungen und Überschneidungen mit anderen Kulturen wandelbar. Kulturelle Muster werden individuell erlernt, überindividuell weitergegeben und entfalten ihre Wirkung und Reproduktion über Prozesse der Institutionalisierung, Internalisierung und Interpretation (vgl. Esser 2002).
 
Metadaten
Titel
Einleitung
verfasst von
Josua Schneider
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40294-5_1