2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung
verfasst von : Khaled Bagban
Erschienen in: Kombination und Wechselwirkung der Steuerung
Verlag: Gabler
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Die Bündelung wirtschaftlich und rechtlich eigenständiger Unternehmen zu Konzernen wird sowohl in der Organisationsforschung als auch in der Unternehmenspraxis häufig mit der Schaffung von
Mehrwert
begründet (z.B. Goold/Campbell/Alexander 1994; Ringlstetter 1995; Rodermann 1999; von Pierer 2003; Rosenkranz 2008; Frost/Morner 2010a). Wären keine Mehrwertpotenziale vorhanden, so die Grundannahme, könnten Konzerne in ihre Teileinheiten zerschlagen werden, und die dann zu bewertenden Einzelunternehmen würden in der Summe einen höheren Wert darstellen als im Verbund. Erst das kollektive Handeln versetzt sie in die Lage, mehr zu erwirtschaften als es ihnen als unabhängig am Markt agierende Unternehmen möglich wäre. Durch den koordinierten Einsatz komplementärer Ressourcen und Aktivitäten lassen sich einzigartige und schwer imitierbare Mehrwertpotenziale erschließen, die den Unternehmenswert des Konzerns steigern und nachhaltig verteidigungsfähige Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern erzeugen. Mehrwertschaffung wird damit zu einem
Gestaltungsproblem der Konzernorganisation
: Zur Erzielung eines „
Corporate Advantage
“ muss die Konzernführung den optimalen (De-) Zentralisationsgrad von Aufgaben- und Entscheidungskompetenzen im Unternehmen bestimmen. Trotz zahlreicher betriebswirtschaftlicher Konzepte, die zumeist für eine stärkere Dezentralisation plädieren, stellt die Gratwanderung zwischen Flexibilität und bereichsübergreifender Mehrwertschaffung für viele Konzerne nach wie vor ein ungelöstes Problem dar (z.B. Baum et al. 1994; Van Helden/Van der Meer-Kooistra/Scapens 2001; Frost/Morner 2010a: 33-53). Einerseits ermöglicht ein hoher Dezentralisationsgrad den Konzerneinheiten eine größere Marktnähe, kürzere Entscheidungsprozesse und eine stärkere Kundenorientierung, andererseits werden dadurch die Realisierung kollektiver Mehrwertpotenziale sowie die einheitliche Ausrichtung der Teileinheiten auf die übergeordneten Ziele des Konzerns gefährdet (Hungenberg 1995; Bassen 1998; St. John/Harrison 1999; Abernethy/Bouwens/van Lent 2004). Werden schlanke Strukturen mit autonomen Einheiten etabliert, so kann ferner vielfach der Kundenwunsch nach übergreifenden Lösungen, die eine Bündelung verteilter Kompetenzen und Ressourcen aus verschiedenen Geschäftsbereichen und damit Kooperation und Wissensaustausch zwischen ihren Mitarbeitern voraussetzen, nicht erfüllt werden. Zahlreiche Studien belegen die geringe Realisierungsquote vorhandener Mehrwertpotenziale in Konzernen (z.B. Porter 1987a; Goold/Campbell/Alexander 1994; Foss/Iversen 1997; Goold/Campbell 1998; St. John/Harrison 1999; Eisenhardt/Galunic 2000; Martin 2002), die für sie zu einem „
Conglomerate Discount
“ führen kann, welcher am Kapitalmarkt indiziert, dass das Gesamt unternehmen weniger wert ist als die Summe seiner Teile (z.B. Berger/Ofek 1995; Burch/Nanda 2003). Einer Untersuchung von Rodermann zufolge sind die wesentlichen Gründe für die unbefriedigende Mehrwerterschließung auf Unzulänglichkeiten innerhalb der Konzernsteuerung zurückzuführen. Als Hauptursachen identifiziert er die mangelhafte Koordination teileinheitenübergreifender Zusammenarbeit, die geringe Kooperationsbereitschaft zwischen ihren Organisationsmitgliedern sowie die vorrangige Verfolgung von bereichsindividuellen gegenüber kollektiven Zielen (Rodermann 1999: 177).