2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung
Erschienen in: Der Bologna-Prozess als Politiknetzwerk
Verlag: DUV
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Parma 1065, Bologna 1088, Oxford 1170, die Gründungsdaten dieser altehrwürdigen Universitäten gemahnen an die lange Tradition des europäischen Hochschulwesens, das in Piatons sagenumwobener Akademie seinen Anfang nahm und im ausgehenden Mittelalter aufblühte. Dabei waren eine paneuropäische Gelehrtenkultur und die Einzigartigkeit und lokale Verwobenheit der Universitäten durchaus keine Widersprüche. In den letzten Jahren hat sich nun, weitgehend unbemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit, ein Strukturwandel im Bereich der höheren Bildung vollzogen, der angesichts dieser Vorgeschichte nur als gewaltig bezeichnet werden kann: Der so genannte Bologna-Prozess für einen Europäischen Hochschulraum, der 1998 anlässlich der 800-Jahr-Feier der Sorbonne initiiert wurde, führt zwar die Namen der Altvorderen im Wappen, ist aber auf eine radikale Veränderung der nationalen Hochschulsysteme gerichtet: „Mobilität durch Kompatibilität“ soll hergestellt, die elitäre kosmopolitische Gelehrtenkultur durch akademische Massenmobilisierung ersetzt werden. Im Hintergrund steht das wuchtige Primat der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Europa soll zum „dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ werden, dazu braucht es Akademiker, die permanent Innovationen „herstellen“, um den Abstand zu den internationalen Konkurrenten aufrecht zu erhalten. Und so beschäftigt der Bologna-Prozess dieser Tage Hochschulpolitiker und Hochschullehrer gleichermaßen. Die einen sollen die allgemeinen Vorgaben des Prozesses (zweizyklisches Studiensystem, Qualitätssicherung, Modularisierung) in der Bildungspolitik von Bund und Ländern manifestieren, die anderen die inhaltliche Ausgestaltung auf der Ebene der Hochschulen besorgen.