1. Einleitung

Das Kapitel beleuchtet die besondere Eigentümerstruktur österreichischer Privatstiftungen, die seit der Einführung des Privatstiftungsgesetzes im Jahr 1993 eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben spielen. Mit 1899 unternehmensverbundenen Stiftungen und einer Beteiligung an 3751 Stiftungsunternehmen, darunter sechs Konzerne im ersten Segment der Wiener Börse, sind Stiftungen ein mächtiger, aber oft als „Black Box“ wahrgenommener Akteur. Die eingeschränkten Publizitätspflichten führen zu Unsicherheiten in der Öffentlichkeit hinsichtlich ihrer Motive und Ziele. Die Forschung zu Stiftungsunternehmen hat sich bisher hauptsächlich auf die Performance im Vergleich zu Nicht-Stiftungsunternehmen konzentriert. Der vorliegende Beitrag geht einen Schritt weiter und untersucht erstmals die Wahrnehmungsintensität der Aufsichtsrollen von Stiftungsvorständen als entscheidenden Faktor für die Unternehmerorientierung, Innovation und Performance. Dazu wird das Konzept der unternehmerischen Orientierung (EO) herangezogen und die methodische Vorgehensweise kombiniert deduktive und induktive Elemente. Interviews mit Stiftungsexperten und eine Onlineumfrage mit Geschäftsführern von Stiftungsunternehmen liefern wertvolle Einblicke. Die Ergebnisse werden im Kontext der Familienfirmaforschung und Innovationsforschung diskutiert, wobei die besondere Eigentümerlosigkeit und die damit verbundenen Herausforderungen im Fokus stehen. Das Kapitel schließt mit praktischen Handlungsempfehlungen und einem Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen.