Die Klimabilanz von Elektroautos hängt wesentlich vom verwendeten Ladestrom ab. Je mehr Ökostrom, desto besser. Doch wie oft wird auf Ökostrom zurückgegriffen? Eine Untersuchung des Fraunhofer ISI gibt Aufschluss.
Welche Rolle spielt Ökostrom beim Laden von E-Autos?
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Ökostromverträge sind unter Nutzern von E-Fahrzeugen in Deutschland weit verbreitet, wie eine Analyse des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und der ESA² GmbH unter insgesamt 867 Nutzern von Elektrofahrzeugen in Deutschland ergeben hat. Befragt wurden die Nutzer zu deren bevorzugten Ladeorten sowie ob sie beim Laden auf Ökostrom zurückgreifen.
Hoher Ökostromanteil an allen drei Ladeorten
Demnach besäßen von den Elektrofahrzeug-Nutzern 84 % einen Ökostromvertrag (EU-Durchschnitt: 63 %), was deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Haushalte liege, von denen 2020 nur 30 % einen solchen Vertrag besaßen. Gründe für den hohen Anteil seien ein geäußertes hohes Umweltbewusstsein sowie die staatliche Förderung von Wallboxen, die 2021 an den Abschluss eines Ökostromvertrags geknüpft war. Die Ergebnisse zeigten, dass 59 % der Befragten in Deutschland ihre Elektrofahrzeuge bevorzugt Zuhause laden (EU: 64 %).
Aber auch das Laden am Arbeitsplatz, das auf 14 % (EU: 18 %) der Ladevorgänge zutreffe, sei der Befragung von Flottenmanagern zufolge ähnlich häufig an Ökostromverträge (D: 81 %; EU: 60 %) geknüpft. Dies gelte ebenfalls für öffentliche Ladepunkte: So liege der vertraglich vereinbarte Ökostromanteil an öffentlichen Normalladestationen in Deutschland bei mindestens 85 % (EU: 62 %) und bei öffentlichen Schnellladestationen bei mindestens 75 % (EU: 57 %). Der Anteil von Ökostromverträgen falle damit an allen drei Ladeorten in Deutschland sehr hoch aus, so die Untersuchung.
Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom
Wie hoch die ökologischen Ansprüche der Ökostromverträge allerdings sind, können die Forschenden nicht angeben, da viele der Befragten keine Angaben zu den Labels gemacht haben oder schlichtweg nichts darüber wussten. Dies könnte an den variierenden Anforderungen und der Vielzahl unterschiedlicher Labels liegen, vermuten die Wissenschaftler.
Professor Dr. Martin Wietschel, der am Fraunhofer ISI das Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme leitet, weist darauf hin, dass die Nutzer von Elektrofahrzeugen "zusätzlich zu Ökostromverträgen häufig eine eigene Photovoltaikanlage mit eigenem Stromspeicher beim Ladevorgang nutzen. Unter den Befragten gab mit 48 % fast die Hälfte an, auch eine PV-Anlage zu besitzen". 71 % der Befragten haben Wietschel zufolge auch einen konventionellen Pkw mit Verbrennungsmotor durch ein Elektrofahrzeug ersetzt.