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02.06.2017 | Elektromobilität | Nachricht | Online-Artikel

Mahle entwickelt 48-V-Konzeptfahrzeug

verfasst von: Alexander Heintzel

3:30 Min. Lesedauer

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Vor nicht allzu langer Zeit war E-Mobilität ein eher untergeordnetes Thema bei Mahle. Nun gibt einer der global führenden Zulieferer buchstäblich Vollgas. Das Unternehmen plant, zur IAA ein urbanes Demonstratorfahrzeug mit 48-V-Elektrifizierung vorzustellen.

Selbst radikale fundierte Elektrifizierungsszenarien gehen davon aus, dass der Verbrennungsmotor in den kommenden Jahrzehnten global noch seine Vormachtstellung im Markt behalten wird, da er auch in Hybridantrieben zum Einsatz kommt. Zudem sind – beispielsweise für die benötigten Schnelladestationen – noch grundlegende und investitionsintensive infrastrukturelle Maßnahmen notwendig, ehe E-Mobilität in der Fläche ausgerollt werden kann. Daher sind die weitere Optimierung des Verbrennungsmotors sowie die Einführung synthetischer Kraftstoffe neben einem schnellen Anlauf der Elektrifizierung unabdingbar, um die Klimaziele nicht krachend zu verfehlen. 

Hohe Investitionen in E-Mobilität

Mahle, dessen Produkte weltweit in Fahrzeugen verbaut sind, steht traditionell für die Weiterentwicklung verbrennungsmotorischer Antriebssysteme und noch vor zwei Jahren war aus Kreisen des Unternehmens zu vernehmen, die E-Mobilität hätte eher untergeordnete Priorität. Umso überraschender war nun das klare Bekenntnis zur E-Technologie auf der diesjährigen Technischen Pressekonferenz in Stuttgart. Für Mahle sei, postulierte Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO, Elektromobilität langfristig ein Schlüsselbaustein zur Erfüllung des Ziels eines CO2-neutralen Individualverkehrs. 

"Wir werden", so Scheider, "die verbrennungsmotorische Seite und die E-Mobilität mit gleicher Intensität entwickeln". Dafür will der Konzern rund 100 Millionen Euro zusätzlich für die Entwicklung der E-Mobilität investieren. Mit der Übernahme des ehemaligen Partners Nagares im Frühjahr, der nun als Mahle Electronics firmiert, habe man weitere Schlüsselkomponenten in der Leistungselektronik und bei Steuergeräten hinzugewonnen, ist sich der Mahle-Chef sicher: "Das ist der Einstieg in die Leistungselektronik für Elektrofahrzeuge. Damit können wir integrierte Systemlösungen für die Elektromobilität aus einer Hand anbieten."

Meet – Mahle Efficient Electric Transport

Auf der IAA wird Mahle erstmalig den Demonstrator eines leichten urbanen Fahrzeugs mit preisgünstiger Elektrifizierung auf Basis der 48-V-Technologie vorstellen. Das Herzstück, der Antrieb, wurde schon jetzt vorgestellt. Der Mahle IPM-Traktionsantrieb (Interior Permanent Magnet Synchronous Motor) stellt, so Otmar Scharrer, Leiter zentrale Forschung und Vorausentwicklung bei Mahle, "eine hocheffiziente Kombination aus einem Synchronmotor mit Permanentmagneten und integrierter 48-V-Elektronik dar". Das Meet genannte Konzeptfahrzeug wird von zwei 48-V-Motoren mit jeweils 14 kW mechanischer Dauerleistung und 36 Nm Drehmoment angetrieben, welche über ein einstufiges zentrales Getriebe mit zwei Kraftwegen die Hinterräder antreiben. Durch die getrennte Ansteuerung der Hinterräder kann Torque-Vectoring die Manövrierbarkeit verbessern. Das Fahrzeug hat nach Unternehmensangaben ein Gewicht von rund 700 kg und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Die Reichweite liege im WLTP bei 128 km und im Mahle-eigenen "Stuttgart-Zyklus" bei 168 km. 

Tests auf typischen Großstadtrouten unter verschiedenen Bedingungen und mit unterschiedlichen Fahrern hätte ergeben, dass eine Systemleistung von 28 kW für den urbanen Einsatz ausreichend sei, so Scharrer im Rahmen der Pressekonferenz. Dies erlaube den Einsatz eines 48-V-Systems, welches "circa ein Drittel günstiger ist, als ein vergleichbares Hochvoltkonzept". Der Meet sei ideal geeignet für ein urbanes  automatisiertes Fahren. "Die E-Mobilität wird neue Fahrzeugformen herbeiführen", ist sich Mahle-CEO Scheider sicher. Es bestehen allerdings offenbar keine Pläne nun auch in die Sensorik und Umfelderkennung zu investieren. Man werde hier, so das Unternehmen, wie beim Getriebe mit Partnern zusammenarbeiten und auch zukünftig der Spezialist für Antrieb und Thermodynamik bleiben. 

Well-to-wheel-Betrachtung angemahnt

Mahle sieht sich aktuell als Technologietreiber beim Verbrennungsmotor und in der Elektromobilität. Diese wirke sich aber erst dann über eine lokale Emissionsfreiheit hinaus positiv auf die Klimaziele aus, wenn Strom überwiegend aus nachhaltigen Quellen gewonnen werde. "Die Stromerzeugung", so Scheider, "ist ein zentraler Aspekt, da sie die CO2-Bilanz von Elektrofahrzeugen maßgeblich beeinträchtigt. Nur eine umfassende Well-to-wheel-Betrachtung kann Basis einer technologisch fundierten Bewertung sein." Die Einführung synthetischer Kraftstoffe, zur Erreichung der Klimaziele unabdingbar, könnte die E-Mobilität hier beträchtlich unter Druck setzen. 

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