Was bringt die Kaufprämie für Elektroautos?
Dieter B. / panthermedia.net
Die nach langer Diskussion von der Bundesregierung verabschiedete Kaufprämie für Elektroautos ist weiter umstritten. Der Kauf eines reinen Elektroautos wird mit 4000 Euro gefördert, Plug-in-Hybride mit 3000 Euro. Betroffen von der Kaufprämie sind allerdings nicht alle Stromer in Deutschland: Sie gilt nur für Autos mit einem Basispreis unter 60.000 Euro und sofern sich der Hersteller verpflichtet, die Hälfte der Prämie zu zahlen. Die beschlossene Förderung reicht jedoch laut Experten der Managementberatung Horváth & Partners nicht aus, um der Elektromobilität in Deutschland kurzfristig zum Durchbruch zu verhelfen. "Die Elektromobilität in Deutschland kann jede Unterstützung gebrauchen“, ist Oliver Greiner, Partner bei Horváth & Partners und Leiter der Studie Fakten-Check Mobilität 3.0, sicher. "Allerdings wird die Kaufprämie allein noch keinen Durchbruch bringen."
Insbesondere zwei Gründe sprächen dagegen. Zum einen sei der Anreiz nicht hoch genug, um die Mehrkosten von Elektroautos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu kompensieren. "Erst ab einer Preisdifferenz unter 10 Prozent zwischen Stromer und Verbrenner erwarten wir, dass der höhere Preis bei der Wahl eines Elektroautos keine entscheidende Rolle mehr spielt", gibt Co-Autor Heiko Fink zu bedenken. Das gelte aber aktuell noch für zu wenige Fahrzeugmodelle.
Exklusive Mobilitätsdienste wirken stärker als der Preis
In eine ähnliche Richtung argumentiert eine im Journal of Business Economics veröffentlichte Studie der WHU - Otto Beisheim School of Management und der TU Darmstadt. Oliver Hinz, Christian Schlereth und Wenyan Zhou schreiben dazu in ihrem Artikel Fostering the adoption of electric vehicles by providing complementary mobility services: a two-step approach using Best - Worst Scaling and Dual Response aus der Fachzeitschrift Journal of Business Economics 8-2015: "Kaufanreize über exklusive Mobilitätsdienste wirken deutlich stärker als Kaufanreize über den Preis."
Die Studie prognostiziert die Wirkung von Anreizen wie Preissenkungen auf den Absatz. So steigert die beschlossene Kaufprämie die Nachfrage nach Elektroautos um höchstens 10.000 bis 50.000 Einheiten pro Jahr, also nur um etwa 1 Prozent der prognostizierten 3,2 Millionen Neuzulassungen. Autor Professor Christian Schlereth von der WHU erklärt: "Im Gegensatz zur Umwelt- beziehungsweise Abwrackprämie aus dem Jahr 2009 ist die neue Kaufprämie beschränkt auf Elektroautos, die allesamt eher im Premiumsegment angeboten werden und nur für Kunden interessant sind, die sich einen Zweitwagen für kürzere Distanzen vorstellen können. Bei dieser Kundengruppe ist die Preissensitivität deutlich geringer, das heißt, der Preis ist nicht das entscheidende Kaufargument."
Mit der Kaufprämie alleine ist es nicht getan
Das sehen auch die Autoren des aktuellen GfK Global Green Index so. Jeder siebte Verbraucher in Deutschland zieht bei seiner nächsten Pkw-Anschaffung demnach den Kauf eines Elektroautos in Betracht. Für 54 Prozent dieser Interessenten seien Kaufprämien und steuerliche Vergünstigungen jedoch kein Grund für die Wahl eines Elektroautos. Entscheidend seien vielmehr Umweltaspekte und geringere Unterhaltskosten im Vergleich zu Pkw mit Benzin- oder Dieselmotoren.
Sicher ist: Mit der Kaufprämie alleine wird es nicht getan sein. Professor Christof Wetter, Leiter des E-Mobilitätszentrums der FH Münster, sieht in der Kaufprämie eine sinnvolle Ergänzung der übrigen Maßnahmen des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität, wie zum Beispiel dem neuen E-Nummernschild. Gleichzeitig dürfen andere Aktivitäten nicht vernachlässigt werden. "Um Elektromobilität erfolgreich einzuführen, müssen Politiker laut Ansicht der Experten vor allem die Koordination aller beteiligten Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft übernehmen“, erinnert Regina Langer im Kapitel Anwendung des Innovationslobbying-Konzepts auf die Elektromobilität aus dem Fachbuch Innovationslobbying. Weitere Handlungsempfehlungen (Lobbyingziele) in diesem Zusammenhang seien der Aufbau der öffentlichen Infrastruktur für Elektrofahrzeuge, staatliche Subventionen von Forschung und Entwicklung oder auch die Schaffung von rechtlichen Standards und Normen, beispielsweise für Abrechnungssysteme oder Steckereinrichtungen.