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18.10.2023 | Elektromobilität | Im Fokus | Online-Artikel

Ein Index gegen die Ladeangst

verfasst von: Andreas Burkert

3:30 Min. Lesedauer

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Das unerwartete Ende des Ladevorgangs verdirbt vielen die Lust an der Elektromobilität. Schätzungen zufolge scheitert jeder fünfte Ladeversuch. Diese Maßnahmen sollen die Fehlerquote minimieren.

Das Vertrauen in die Elektromobilität steigt mit der Sorglosigkeit, sie im Alltag zu nutzen. Wenn allerdings jeder fünfte Ladeversuch scheitert, so wie es die Analysten von J.D. Power in ihrer aktuellen Studie herausgefunden haben, so leidet die Akzeptanz: Löst nunmehr die Furcht vor einem Scheitern beim Laden langsam die Reichweitenangst ab? So zumindest glaubt es Jim Farley, CEO des Automobilkonzerns Ford. Nach einer Testreise mit einem Elektroautomobil zeigt er sich enttäuscht ob der vielen technischen Probleme beim Laden.

Damit es künftig nicht beim Gefühl bleibt, hat das in München ansässige Unternehmen EcoG einen Index für die Ladezuverlässigkeit von Elektrofahrzeugen entwickelt. Dieser Charging Reliability Index (EcoG CRI)  basiert auf dem Ladestandard CCS und soll den Herstellern aufzeigen, an welchen Stellschrauben bei der Umsetzung der Ladeschnittstelle am Fahrzeug Verbesserungen durchgeführt werden müssen, um die Verlässlichkeit von Ladevorgängen zu steigern. Laut EcoG ist der Index das Ergebnis von 13 verschiedenen Tests, die in drei Kategorien eingeteilt wurden. Konkret konnten EcoG einen Durchschnittsindex von nur 68 % ermitteln.

Testkriterien für die Ladezuverlässigkeit

So wurden der Ladebeginn, der Ladevorgang und die Benutzerkommunikation und Fehlervermeidung analysiert, um insbesondere die Ladeschnittstellen elektrischer Fahrzeuge zu testen. Konkret ging es um die Qualität des Steuerungssignals, die Robustheit der Ladestromsteuerung sowie die Fehlerinformationen bei der Verriegelung des Ladekabels. Zehn international verfügbare Elektrofahrzeugmodelle wurden diesen Tests unterworfen. Dabei zeigte sich, dass vor allem die Steckerverriegelung wie auch die Signalqualität der Steuerung zu den häufigsten Ursachen zählen, wenn ein Ladevorgang scheitert.

Dass dabei nur jedes zweite Fahrzeugmodell eine fehlerhafte Verbindung zwischen dem Ladestecker und dem Fahrzeug anzeigt, ist besonders ärgerlich. Immerhin sei dies eines der häufigsten Probleme, welches das Starten eines Ladevorgangs verhindert, wie der Ladenetzwerkbetreiber Ionity erklärt. Hinzu kommt noch, dass bei einigen Fahrzeugmodellen die Signalqualität der Steuerung unter dem Schwellenwert von 25 ermittelt wurde. Das bedeutet, dass diese Fahrzeuge eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, Ladevorgänge zu unterbrechen, da das vom Fahrzeug gesendete oder empfangene Steuersignal zu schwach oder gestört ist.

Komplexes Ökosystem Laden

Ob der Zuverlässigkeitsindex künftig das Laden zu 100 % zuverlässig macht, wie es EcoG sich wünscht, bleibt abzuwarten. Denn es muss das gesamte Ökosystem betrachtet werden, und dieses setzt sich aus etlichen Schnittstellen zusammen. Der Ladevorgang ist nämlich nur ein Aspekt. Es fängt etwa mit dem Aufsuchen einer Ladesäule via App an, geht über die Fernwartung der Ladestation und endet mit dem Bezahlvorgang. So definierte es vor etwa zwei Jahren das Projekt "Wirkkette Laden".

Ein erstes Ergebnis offenbart: In 44 % der Fehlerfälle konnte das technische Problem im "Ökosystem Laden" an der Ladestation selbst verortet werden. Wohlwissend der Defizite haben die Projektpartner, unter der Verantwortung der Now GmbH, einen verbindlichen Maßnahmenkatalog erstellt. In dem Papier "12 Gestaltungsprämissen für öffentliche Ladestationen" wurden dazu sechs "obligatorische" und sechs "empfohlene" Prämissen aufgelistet.

Ladestation mit eigenem Identifikationscode

So fordern sie etwa für jede Ladestation einen einheitlichen, individuellen EVSE-Identifikationscode. Dieser Electric Vehicle Supply Equipment-Code soll laut der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur beim Masterplan Ladeinfrastruktur II berücksichtigt werden. Wie bedeutend die Zuverlässigkeit von Ladepunkten wie auch der kontinuierliche Datenaustausch ist, hat das Start-up Elvah gezeigt. Per App kann man mittlerweile Zugang zu über 300.000 Elektroautoladestationen erhalten. Neben festen Tarifen wird in Echtzeit angezeigt, welche Ladesäulen gut funktionieren und welche versagen.

Aus diesen Daten hat das Unternehmen eine Quote der defekten Ladesäulen ermittelt. Diese liegt hierzulande bei 8 bis 10 %. Das reicht in Europa nur für den sechsten Platz. Obschon Elvah mit seinem Angebot erfolgreich am Markt angenommen wurde, drohte die Insolvenz – als vor wenigen Monaten auch die letzte Finanzierungsrunde scheiterte. Dass nunmehr vor Kurzem E.on das Start-up übernommen hat, zeigt, wie fortschrittlich die Ideen des Unternehmens sind, die unter der Führung von Gowrynath Sivaganeshamoorthy entwickelt wurden. Eine Idee ist etwa, mittels einer KI-Plattform Elektrofahrzeuge als mobile Batteriespeicher zu nutzen. Für das bidirektionale Laden (Vehicle to Grid) ist allerdings eine hohe Zuverlässigkeit notwendig.

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